RWE AG (WKN703712) Testbericht

Rwe-ag-wkn703712
ab 12,92
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Erfahrungsbericht von helmut.agnesson

Es war einmal eine sichere Dividendenaktie

Pro:

Im DAX gelistet

Kontra:

Mehrfacher Dividendenausfall

Empfehlung:

Nein

Einleitung

Ich habe mir die RWE Aktie vor langer Zeit gekauft. Der Grund war schlicht derjenige, dass ich in einem Callcenter im RWE Projekt arbeitete und mein Projektleiter oftmals nervig war. Mein Gedanke war, dass ich mir in derartigen Fällen sagen konnte, dass er schließlich wie alle anderen für meine Dividende arbeitete. Ich besitze meine RWE Aktien bereits seit mehr als fünfzehn Jahren. Die Kursentwicklung ging zwischendurch mal nach oben und zwar deutlich, zeitweise war jede Aktien mal mehr als 53 Euro wert. Inzwischen ist der Kurs wieder rasant gesunken und liegt heutigentags bei 14,80 Euro. Mein Kaufkurs lag oberhalb dieses Betrages, so dass ich sogar einen Wertverlust erhalten habe. Da ich grundsätzlich auf die Dividende achte, ist die Kursentwicklung für mich nicht wesentlich, sondern betrifft eher meine späteren ErbInnen. Ich selbst interessiere mich bei Aktien für die Dividende und da hatte ich jahrelang ein gutes Ergebnis erzielt. Meistens lag die Dividende bei mehr als einem Euro, in einem Jahr gab es sogar eine hohe Sonderdividende. RWE galt als zuverlässiger Zahler einer Erfolgsprämie. Das war für uns private AnlegerInnen angenehm, für die Kommunen, welchjene die Stromversorgung bereits vor langer Zeit an die RWE übertragen hatten, hingegen unverzichtbar. Nicht wenige Städte an Rhein und Ruhr berücksichtigten die zu erwartenden und früher einmal zuverlässig fließenden Dividenden bei der Erstellung ihres Haushaltes.

Weitere Erfahrungen & Fazit

Dieses Jahr ist das zweite Jahr in Folge, in dem die RWE ihren Stammaktionären keine Dividende auszahlt. Für das folgende Geschäftsjahr ist eine Ausschüttung wieder angekündigt, allerdings in geringer Höhe. Aber immerhin wird es wieder eine solche geben.

Für mich als Privataktionär mit wenigen Aktien stellt der Ausfall der RWE Dividende keinen extremen Einschnitt dar. Für die Kommunen, die unzählige RWE Aktien halten, ist das hingegen fatal. Besonders die ohnehin schon durch den Strukturwandel gebeutelten Ruhrgebietsstädte können den Ausfall der früher einmal sicheren Einnahmen aufgrund der Dividendenausschüttung von RWE nicht ohne einschneidende Einsparungen auffangen und verlieren dadurch zusätzlich an Attraktivität für BürgerInnen und Unternehmen.

Der jetzt zweimalige Ausfall der Dividendenzahlung seitens RWE beruht selbstverständlich nicht auf Willkür, sondern folgt dem ausbleibenden Gewinn des Konzerns. Dieser Effekt ist durch eine frühere katastrophale Geschäftspolitik verursacht worden. Neben einem Hin und Her bei den Stromtarifen, die zunächst für teures Geld eingeführte und später fallengelassene Marke Avanza stellt ein Beispiel für gröbsten Marketing-Unfug dar, leistete sich RWE vor allem in der Stromerzeugung einen Fauxpas nach dem anderen. Als so gut wie jedeR bereits erkannt hatte, dass die Kernenergie nicht risikofrei handhabbar ist, plante RWE allen Ernstes noch den weiteren Bau von Atomkraftwerken. Zeitweise hatte RWE sogar einen Stromtarif mit einem Strommix aus fünfzig Prozent Ökostrom und fünfzig Prozent Kernenergie als ökologisch beworben. Dass diese Strategie nur Kopfschütteln bei den KundInnen auslöste, überraschte außer der abgehobenen Konzernleitung niemanden. Die inzwischen erfolgte Abspaltung von Innogy verringert die Aussichten für eine dauerhafte Verbesserung der RWE Aktie zusätzlich.

Ich kann keine Empfehlung für die RWE Aktie ausgeben, da die weitere Entwicklung fraglich erscheint. Mit einer großen Portion Optimismus auf demnächst wieder annehmbare Dividendenzahlungen ist ein Kauf angesichts des niedrigen Kurses dennoch vertretbar. Für diejenigen, die weniger auf eine Gewinnbeteiligung als auf eine Kurssteigerung hoffen, sehe ich hingegen bei RWE keine nennenswerten Erfolgsaussichten.