Raubkopien Testbericht

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Erfahrungsbericht von FloVi

Heulen und Zähneklappern

Pro:

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Kontra:

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Empfehlung:

Nein

Karl D. aus B. an der S. möchte sich ein Auto kaufen und sucht seinen örtlichen Daeyota-Händler auf. Tatsächlich wird er fündig und kann sogar seinen nagelneuen fahrbaren Untersatz gleicht mitnehmen. Voller Stolz fährt Karl mit seinem metallicblauen Straßenfloh vom Gelände des Autohauses. Auch dass die Ampel auf der nächsten großen Kreuzung auf Rot steht kann die Freude nicht trüben, Karl betätigt den Blinker, wechselt auf die leere Linksabbieger-Spur und möchte das Fahrzeug zum Stehen bringen. Doch irgendwas stimmt nicht! Die Bremsen reagieren nicht, und ohne einen nenneswerten Geschwindigkeitsverlust treibt es Karl auf die Kreuzung. Das von rechts kommende Auto hat keine Chance rechtzeitig zum Stehen zu kommen und brettert unserem Herrn D. in die Seite.

Als Karl im Krankenhaus aufwacht, strahlt ihn ein Gesicht an, das ihm vage bekannt vorkommt. Dann erkennt er den Verkäufer aus dem Autohaus, die Blumen in dessen Hand ziert ein Kärtchen mit dem Daeyozta-Logo.

*Herr D., das tut uns ja soooo leid, was ihnen da zugestoßen ist. Schade, dass sie es nicht bis nach Hause geschafft haben, denn auf unserer Internetseite hätten sie im Servicebereich nachlesen können, dass die unselige Sache mit dem Bremsversagen beim Linksabbiegen ein bekannter Fehler ist. Natülich arbeiten wir mit Hochsdruck daran, diesen Fehler auszumerzen. Doch Sie wissen sicher selbst, so ein Kfz ist ein sehr komplexes Stück Technik, und es ist trotz größter Sorgfalt einfach unmöglich ein fehlerloses Auto zu bauen. Deshalb können wir natürlich für solche Dinge nicht haften, aber das haben sie im Kleingedruckten ja selbst gelesen.*

Leider war Karl durch den Ganzkörper-Gips nicht in der Lage, angemessen zu reagieren und musste auch die weiteren Ausführungen des Herrn im grauen Einreiher über sich ergehen lassen.

*Ich habe aber auch eine gute Nachricht für Sie, Herr D. Wir stehen kurz vor der Veröffentlichung des Nachfolgemodells, dem Daeyota 3.0, und als registrierter Kunde haben Sie natürlich Anspruch auf einen Rabatt von 25%. Ist das nicht toll?*

Natürlich ist dieses Szenario frei erfunden und in Deutschland so vollkommen unmöglich. Jedenfalls bei Autos! Bei Software sieht die Sache schon anders aus, denn Lizenzverträge sind so (oder so ähnlich) aufgebaut. Bei entsprechenden Symposien zum Thema Raubkopien argumentiert die Software-Branche gern damit, dass sie so behandelt werden möchte wie andere Handwerker, nämlich dass der Kunde für die Leistungen bezahlt. Ein vollkommen legitimer Anspruch, sobald sie auch die gleiche Verantwortung für ihre Leistungen übernimmt, wie es jeder Handwerker heute tun muss.

Raubkopien sind illegal, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel, und im Grunde ist das auch richtig so. Wer erwischt wird muss mit Strafe rechnen, das Risiko ist bekannt und wird von den entsprechenden Anwendern in Kauf genommen. Wer dann lamentiert hat nicht begriffen worum es eigentlich geht, ich finde es auch irgendwie Scheiße, dass man BMWs nicht einfach kopieren kann, leisten könnte ich mir keinen neuen 7er, daran ändern auch die Einnahmen aus diesem Artikel nichts.

Die Argumentation der Branche ist allerdings haarsträubend, und damit meine ich nicht nur das eben genannte. Auch die Zahlen über die durch Raubkopien verursachten Schäden sind abstrus. Denn meines Wissens wird dabei nicht berücksichtigt, dass wohl die meisten privaten Nutzer einer Raubkopie das entsprechende Programm unter keinen Umständen kaufen würden.

Wozu auch, es gibt für fast alle Anwendungen billige, teils sogar kostenlose Alternativen zu den Produkten der Branchenriesen, ganze Office-Pakete kriegt man legal zu Spottpreisen, ohne große Einbußen in der Funktionsvielfalt hinnehmen zu müssen.

Auch die Beteuerung, man müsste die Lizenz-Bedingungen so halten, käme den Kunden aber entgegen entbehrt jeder praktischen Grundlage. Als eine Winword-Version die unangenehme Eigenschaft hatte bei sehr großen Dokumenten die Hälfte des Textes ab und an nicht zu speichern, weigerte sich Microsoft vehement gegen eine Rücknahme und Erstattung des Kaufpreises. Die Sache ging vor Gericht und der Software-Gigant unterlag.

Jeder, der auch nur einmal ein klitzekleines Progrämmchen geschrieben hat, weiß dass es eine Schweinearbeit ist. Den Programmierer um seinen gerechten Lohn zu bringen ist eine Sauerei, und ich finde es absolut mies, wenn z.B. kleinere Spiele-Label pleite gehen, weil die Games zwar von jedem gespielt aber nur von wenigen bezahlt werden.

Wenn jedoch die großen Hersteller von Anwendungssoftware das Heulen anfangen, will sich bei mir einfach kein Mitleid einstellen.

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