Recaro Start Testbericht

Wir besitzen den Start nun seit Sommer 2000 und er hat Vor(+)- und leider auch haufenweise Nachteile(-):

+ Er besteht nicht aus einer Kunststoffschale, belüftet den Rücken des kleinen Passagiers also besser und er/sie wird nicht so leicht schweißnass am Rücken bei längerer Fahrt. Dadurch wirkt er auch stabiler und "erweckt Vertrauen".

- Er ist schwer! Wenn man zu den Leuten gehört, die den Sitz öfter mal von hinten nach vorne oder von Erst- in Zweitwagen umziehen, macht sich das sehr negativ bemerkbar, zumal er sich auch nur sehr eingeschränkt zusammenklappen lässt, wenn er für Mitfahrer bis 1,10m Größe eingestellt ist. Und mit angebauter optionaler Fußstütze (s.u.) wird es dann ganz und gar unhandlich.

+ Er ist sehr vielseitig verstellbar: Tiefe des Sitzes (einfach anheben und rausziehen/reinschieben), Höhe der Schulterstütze (über zwei Raster an der Lehne)(bei kleinen Kindern dann allerdings nicht mehr zusammenzuklappen, da die Sitzfläche dann an die "Ohren", also die Schulterstützen stößt), Breite der Schulterstütze (in drei Stufen).

+ Er bietet eine Schlafposition.
- Diese lässt sich nicht während der fahrt einstellen und es ist fast unmöglich sie einzustellen, wenn das Kind auf dem Sitz sitzt. Die Recaro-Ingenieure haben wahrscheinlich nicht berücksichtigt, dass es vorkommen kann, dass ein Kind selbst bei benutzung der Sitzposition mal einschlafen kann ... ;->

Es gibt keinen Extragurt, sondern ind und Sitz werden mit dem vorhandenen Dreipunktgurt gesichert.
+ Wenn die Schulterstütze auf die Größe des Kindes abgestimmt ist, verläuft der Gurt optimal. Bei Kindern bis zu drei Jahren wird die Gurtführung geklemmt, dann sitzt der Gurt immer straff. Bei größeren Kindern wird er locker geführt und bemüht den Blockiermechanismus des Gurtaufrollers.
- Bei einem Frontalaufprall hängt nicht nur das Gewicht des Kindes im Gurt sondern der Sitz schiebt auch noch von hinten auf das Kind, da er nicht am Sitz befestigt ist (zumindest bei Autos ohne Isofix-Einrichtung. Da ich sowas ohnehin nicht habe, weiß ich auch nicht, ob es inzwischen Isofix-Halterungen für den Sitz gibt).

+ Die Bezüge sind schwer entflammbar
- das widerum beeinträchtigt den Komfort, es ist halt eine Kunstfaser

+ Die Bezüge sind gut zu reinigen/waschbar ...
- ... aber fummelig abzunehmen und fast unmöglich wieder anzubringen :-(((

+ Es gibt Zubehör (s.u.)
- Wieso ist das bei diesem Preis nicht von vorne herein mit drin?

Zum Zubehör: Meines Wissens gibt es drei Teile dazuzukaufen:

1. Eine Fußstütze, sie kostet ca. 80,- DM .
+ Diese ist im Prinzip sehr empfehlenswert, da die Beine der Kleinen dann nicht im leeren baumeln.

+ Sie wird mit dem Sitz verschraubt.
- Das macht den Sitz unhandlich, wenn man ihn raus nimmt (s.o.).

+ Die Fußraste lässt sich in einem großen Bereich verstellen.
- Allerdings nicht einfach per Druckknopf und rasten sondern sehr mühsam und unhandlich über ein Kunststoff-Handrad, welches sich zwischen dem Fußgestell und der Sitzbank befindet.

2. Eine zusätzliche seitliche Kopfstütze (ca. 60,- DM), ist ein Plastikteil mit seitlicher Polsterung, welches "einfach" von oben auf die Rückenlehne gestülpt wird.
- Das ganze funktioniert leidlich und macht einen sehr unprofessionellen Eindruck. Das ganze klemmt am Polster und unser Kurzer (drei Jahre) rutscht oft mit dem Kopf vor diese Stütze, wenn er im Sitz einschläft.

3. Komforteinlage, das sind drei zusätzliche Polster für das Sitzkissen und die Schulterteile um den Sitz für 9 - 18 Monate alte Kinder bequemer zu machen.

4. Neu sind zwei Teile für Kinder ab sieben, die den Sitz und das Rückenpolster besser unterstützen sollen.

5. und 6. sind Schlafrolle und Gurtpolster, die man nicht unbedingt von Recaro zu beziehen braucht.

Vor kurzem wollte ich die Fußraste vom Sitz trennen. Da die Rändelschraube sehr fest saß, musste ich sehr stark daran drehen. Bei dieser Gelegenheit brach die Aufnahmeplate am Sitz, welche aus Kunststoff ist!

Darauf hin schrieb ich an Recaro, wie das sein könne und bat um eine Stellungnahme und schlug zeitgleich vor, die Fußstütze mit einer Lochraste zu versehen zur vertikalen Anpassung an die Beinlänge des Kindes, damit die Stütze nicht immer abrutscht, was sie ja definitiv tut.

Kurze Antwort von Recaro: Dieses Problem sei nicht bekannt, ich solle mich gefälligst an meinen Händler wenden.

Ich unterstelle mal einen Konstruktionsmängel an Sitz und Fußstütze. Dieses an den Händler zu delegieren finde ich verfehlt, vor allem bei dem hohen Preis. Bei solch lapidaren Antworten von einem Hersteller kann ich nicht nur von dem Sitz sondern von Recaro allgemein abraten. Die vielbeschworene Servicementalität hat sich bis dort scheinbar noch nicht herumgesprochen :-(((

Fazit: Diesen Kindersitz kann ich niemandem empfehlen. Vor allem, wenn man sich den Service des Herstellers anschaut: Motto "Sell and forget". Einiges ließe sich noch verbessern, vor allem beim Zubehör, aber das scheint recaro auch nicht zu interessieren.