Reckoning - R.E.M. Testbericht

Reckoning-r-e-m
ab 5,85
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Erfahrungsbericht von northstar

Abrechnung

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Intro:

Da mein CD Regal zu ca. 1/20 aus R.E.M. Platten besteht, möchte ich nach und nach einmal jedes dieser Meisterwerke vorstellen. Nach meinem Bericht zur ersten CD Murmur folgt nun der zum Nachfolger – „Reckoning“.

Wer meinen Bericht zu Murmur kennt, der kennt auch das nun folgende & darf den Abschnitt auch ruhig überspringen (der Rest ließt bitte aber weiter!); hier also die (noch weiter gekürzte (man beschwerte sich ja bereits über die Länge des Abschnitts);-)) Bandhistorie:

R.E.M. sind 4 Leute aus Athens, Georgia, einer Kleinstadt im Süden der USA, die außer einer Uni und einer regen Künstlerszene wohl wirklich nicht viel zu bieten hatte.Die Band traf sich mehr zufällig, einer kannte den anderen, der kannte wieder rum den nächsten, etc..

R.E.M. sind:
(John) Michael Stipe, Sänger, Texteschreiber und charismatisches Aushängeschild der Band.
Peter Buck, wandelndes Musiklexikon und Gitarrist.
Mike Mills, Bass, mit einer zwischenzeitlichen Vorliebe für extrem hässliche Anzüge.
Bill Berry, bis „New Adventures in Hi-Fi“ aus dem Jahre 1996 Drumer der Band.

Angefangen hat wohl alles bei einem legendären Konzert der 4 zusammen in einer ehemaligen Kirche in der Oconee Street in Athens. Das zur WG umfunktionierte Gotteshaus bot prima Platz um Parties zu feiern, auf einer dieser dann R.E.M. zum ersten Mal zusammen spielten. Seitdem probte man immer weiter, nahm später die EP „Chronic Town“ auf. Die verkaufte sich verhältnismäßig gut, die Single „Radio Free Europe“ wurde ein College Radio Hit. 1983 erschien dann die erste Platte „Murmur“. Was folgte war in etwa das hier: alle 2 Jahre eine Platte, dann der Wechsel des Labels zu einem Giganten der Plattenindustrie, zu Warner Bros., wenig später der Hit mit „Losing My Religion“, dann der Bekanntheitsgrad einer Topband vergleichsweise mit Acts wie U2, dann weiter Platten, gute Verkaufszahlen, aber nie mehr ein Megahit, dafür aber weitere unzählige zeitlos schöne Songs bis heute.

Doch wenden wir uns dem 2. Wurf der heutigen Musikgrößen aus Georgia zu. 1984 veröffentlicht, ist „Reckoning“ das was alle Band fürchten: das verfluchte zweite Album. Vor allem wenn die Erstveröffentlichung wie im Falle von „Murmur“ so hoch gelobbt wurde. Das heißt dann in etwa: man muß sich steigern oder man wird von der Kritik zerrissen; einen Anspruch der Steigerung, dem „Reckoning“ aber gerecht wird, soviel sei schon einmal verraten.

Cover & Booklet:

Das Cover ziert ein Gemälde von Howard Finster, muß man nicht kennen denk ich (und ich studiere Kunstgeschichte, ok? ;-)), ist ein ortsansässiger Folk-Künstler aus Georgia. Darauf zu sehen eine bunte, zweiköpfige Schlange, auf deren Haut die Songtitel nieder geschrieben sind. Diese schlängelt sich auf einem schwarzen Untergrund bestehend aus in weiß hervor gehobenen Gesichtern, Häusern, Augen, Tiere, Pflanzen und was weiß ich nicht noch alles. Ebenfalls zu erkennen, ein R.E.M. Schriftzug, nur der Titel der LP ist weit und breit nirgends sichtbar. Das Booklet ist mit einigen wenigen Photos versehen, schon lustig, wie manch einer damals aus sah, btw.. Die Credits zur LP findet man sowohl in handschriftlicher als auch in gedruckter Form wieder.

Doch wenden wir uns jetzt der Musik zu. „Reckoning“ besticht durch 10 beeindruckende Stücke, die ich jetzt genauer betrachten möchte. Und zwar in der Reihenfolge in welcher man sie auf der „The I.R.S. Years Vintage 1984“ Ausgabe der CD hört, welche, betrachtet man das Booklet genau, nicht die Originalreihenfolge zu sein scheint. Noch etwas: die seltsame Schreibweise der Titel übernehme ich direkt der CD.

Hier aber nun endlich die Songs:

- HarborcOat – Der Opener, kraftvoll getrieben durch Berry’s Drums. Noch recht unverständlich im Text, aber man merkt auch erstmals deutlicher Mills Einsatz bei den Backgroundvocals, was den Songs eine weitere Schicht, eine weitere Tiefe verleiht.
- 7 chineSe bros. – Klingt fröhlich, verspielt, hat nen ulkigen Titel, aber es geht eigentlich wieder um Verlust, aber auch Hoffnung. Sie ist weg, kommt aber zurück, da ist man sich sicher: „She will return....“ endet das Lied.
- so. Central Rain – „Did you never call, I waited for your call, these rivers of suggestion are driving me away...“. Solche Sorgen hat scheinbar jeder einmal, die Person, deren Anruf man sehnlichst erwartet, meldet sich nicht. Einseitige Liebe nennt man das. Und dafür entschuldigt sich der Sänger hier auch noch: „I’m sorry“. Einer der besten R.E.M. Song ever für mich, vielleicht sogar wegen der Nachvollziehbarkeit.
- Pretty Persuasion – Mills und Stipe in perfekten Zusammenspiel. Worum’s im Song geht? Ich tippe auf Beziehungsstreß, sicher bin ich da wie so oft bei R.E.M. nicht.
- Time After Time (annElise) – Ruhiger Song, man versteht endlich etwas mehr vom Text; tolles Stück, sticht doch sehr heraus beim Hören.
- Second GuessinG – Uptemposong, geht’s hier vielleicht um Stipe’s Texte? „Are you trying to second-guess me? I am tired of second guessing“ deutet eindeutig darauf hin. Denn: Stipe hasst es seid eh und je auf wörtliche Bedeutungen seiner Texte festgelegt zu werden...
- Letter Never seNt – Hat wahrscheinlich jeder einmal gemacht: man schreibt einen Brief und schickt ihn dann doch nicht ab. Wiedermal ergänzen sich Mills und Stipe stimmlich genial, der Song gewinnt so an Eigendynamik, klasse Stück. Anmerkung am Rande: erster und einziger Song in dem Athens, GA namentlich erwähnt wird...
- camerA – Das emotionalste Stück der LP. Stipe ist klar und deutlich zu verstehen, ein Wunder beiden ersten R.E.M. Platten. Der Song & die Musik ist dermassen traurig und man kann den Schmerz in jeder Textzeile nachvollziehen. Ein Photo als Erinnerungan jemanden, reicht das, so die Frage des Liedes......
- (don’t Go back To) ROCKVILLE – Wieder einmal bevorstehender Verlust, den man noch abwenden möchte. Hier ist doch alles viel besser, so der Sänger, bleib doch, aber hört man darauf? Dann, nach der Aufzählung der negativen Aspekte, ein einfaches: „Don’t go back to Rockville and waste another year“, ein Apell, ein Flehen; danach ist sie doch weg, „and now I bring myself to sleep and waiting I don’t care that you’re not here with me“ & man hofft auf ihre Rückkehr.
- little america – „I can’t see myself at thirty“ leitet der Song ein, und das wo Michael Stipe damals gerade einmal 24 war. Aber die 30 hat er ja überlebt. Ohnehin: im Song geht’s um Zukunft und Richtungen, um dahin wo man wohl hin kommt, auch wenn man noch nicht weiß wo das ist. Energiegelanden, aber verlorren: „Jefferson, I think we’re lost“ (Jefferson ist der damalige Manager der Band gewesen).

Alle Songs sind geschrieben von Berry, Buck, Mills & Stipe; bald Stammproduzenten: Mitch Easter und Don Dixon.

Kauf man die CD hier in Deutschland, dann ersteht man “Reckoning”, ebenso wie alle anderen I.R.S. Platten der Band, mit dem überschrieben Titel „The I.R.S. Years Vintage 1984“. Darauf findet man zusätzlich 5 andere Stücke, die dann wären:

- WinD ouT (with friends) – Wild, sich überschlagend, taumelnd, ausgelassen, diese Wörter treffen den Charakter des Tracks am besten. Einfach nur ausspannen, sich ab reagieren, um mehr geht’s da wohl nicht denk ich.
- Pretty Persuasion (live in studio) – Live klingt der Song noch viel intensiver, aber ist dennoch recht nah an der LP Fassung und man merkt eines: R.E.M. können ihr Handwerk, da ist nichts gefaket, nichts überflüssig...
- White torNado (live in studio) – Berry darf auf seinen Drums loslegen, so möchte man den Song betiteln. Dazu Bucks Gitarren Riffs, kein Text, aber den braucht der Track auch nicht...
- TiGthen Up – Swingend, ausgelassen, eigentlich auch wieder so ein Stück, das mehr aus Spaß aufgenommen wurde, so scheint es, aber trotzdem interessant zu hören.
- moon river – Ich wette das ist ein Cover, irgendwo her kenn ich den Song. Elvis? Mag sein. Hier zeigt sich deutlich wie sehr Stipes Stimme ein Lied tragen kann & wie viel Gefühl er in sie hinein legen kann, dazu fast nur Mills Pianospiel, mehr braucht es auch nicht...

Fazit:

Mißglückte Beziehungen, Schmerz, Trauer, Zukunftangst; all das hat „Reckoning“ in sich. Aber man muß eben keine melancholische LP erwarten, R.E.M. legen hier stellenweise richtig los, von wegen, nur Balladen oder so, Irrtum. Kraftvolle und ruhige Tracks geben sich Hand in Hand. Und sorry, falls ich in meiner Beschreibung oben zu sehr die Texte deuten will, ich weiß R.E.M. Sänger Micheal Stipe würde mich dafür killen. ;-)

Eine gute 2. Platte also, die der ersten in nichts nach steht. R.E.M. haben eine solide Basis gelegt mit den beiden Alben, auf denen sich zukünftiger Erfolg aufbauen läßt. Nicht nur für Kompletsammler geeignet.

Abermals ein Tipp für alle R.E.M. Fans:

„R.E.M. – Rolling Stone – Fakten – Artikel – Interviews“ erschienen 1995 im Hannibal Verlag, ISBN 3-85445-107-5-00114. Das Buch trägt alle Artikel, Berichte, Interviews über und mit der Band aus dem renomierten amerikanischen Musikmagazin „Rolling Stone“ zusammen. Von „Murmur“ bis zum Datum der Veröffentlichnug des Buches aktuellen „Monster“.

Und ebenso nochmals:

tretet dem offiziellen Fanclub bei: 12 $ im Jahr zahlen & dafür den Newsletter frei Haus und zu Weihnachten das Weihnachtspaket der Band, mit exklusiven (soll heißen: bald richtig teuer und sonst nirgendwo zu bekommen) CD’s, Postern, etc.. Infos auf der Website der Band unter: www.remhq.com ! Lohnt sich wirklich!!! (Nein, der Fanclub bezahlt mich nicht für so viel Reklame! *lol* )

15 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Bettina-l

    15.04.2002, 12:51 Uhr von Bettina-l
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht braucht man nimmer viel zu sagen!