Redbreast 12 Jahre Testbericht

Redbreast-12-jahre
ab 37,27
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Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Für Liebhaber irischen Whiskeys eine Offenbarung

5
  • Geschmack:  sehr gut
  • Geruch:  sehr gut
  • Wirkungsgrad:  durchschnittlich
  • Nachwirkungen:  sehr stark
  • Kaufanreiz:  Preis

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Es gibt auf dieser Welt zwei Arten von Menschen: die einen mögen Whiskey. Die anderen trinken Jim Beam mit Cola. Und dann gibt es da noch die Whiskytrinker. Die distanzieren sich entschieden von Leuten, die Jim Beam (ob mit oder ohne Cola) trinken und trinken ihren Whisky nicht nur grundsätzlich ohne Eis, sondern auch ohne „e“. Meist handelt es sich bei solchen Menschen um Schotten, und die hegen zu ihrem örtlichen Lebenswasser natürlich eine besonders innige Beziehung: Mit irischem Destillat braucht man denen dann gar nicht erst kommen.

Ansonsten hält man es mit vielen Dingen ähnlich gelassen wie die Iren, und nicht umsonst bezeichnet man einander wechselseitig auch ganz wohlwollend als „celtic cousins“. Warum auch lange darüber zanken, wer denn nun das Lebenswasser, das „uisce beatha“, erfunden hat? Die Iren haben den Whiskey erfunden, die Schotten den Whisky – basta. Und beide Provenienzen, soviel steht fest, werden aus gemälzter Gerste destilliert. Und nicht etwa aus Mais oder Reis, wie es in den Staaten und in Japan Sitte bzw. Unsitte ist.

Trotzdem gibt es zwischen schottischen und irischen Destillaten natürlich Unterschiede. Das fängt damit an, dass irischer Whiskey in der Regel dreifach destilliert wird, während man sich drüben in High- und Lowlands sowie in der Speyside und auf den Inseln mit zwei Durchgängen zufrieden gibt. Und im Gegensatz insbesondere zu den schottischen Insel-Whiskys sind die irischen Vettern in aller Regel ungetorft. Auch hier gibt es zwar mittlerweile Ausnahmen, aber wer behauptet, irische Whiskeys seien traditionell nicht getorft, sagt mit Sicherheit nichts Verkehrtes.

Womit wir auch schon mittenmang in den Dingen sind, wie der Lateiner zu sagen pflegt, denn gerade an der Torfnote scheiden sich gemeinhin die Geister. Je ausgeprägter die ist, desto eher versteigen sich gerade unvoreingenommene Verkoster zu teils abenteuerlichen Vergleichen. Da fallen Begriffe wie „Moorleiche“, „Teerwagen“ und „Desinfektionsmittel“; kürzlich erst attestierte ein Bekannter von mir einem Whisky aus der schottischen Destillerie Ardbeg, er schmecke so, wie seinerzeit die „Anmalstifte für Playmobil-Männchen“ gerochen hätten. Alle Vergleiche finde ich sehr bildhaft und allemal treffender als die Feststellung, ein Whisky schmecke „rauchig“ und „irgendwie nach Holz“, die eine reichlich unbelehrbare Dame aus meinem Bekanntenkreis mit fast schon ärgerlicher Beharrlichkeit zu treffen pflegt, wann immer die Rede auf Whisky kommt. Dass ein Whisky „rauchig“ und „nach Holz“ schmecke, muss keine unrichtige Behauptung sein, aber eine Binse ist es allemal. Die gemälzte Gerste, die beim Whisky den Grundstoff für die alkoholische Gärung bildet, wird traditionell entweder über Holz oder über Torf geräuchert – da bleibt es nicht aus, dass das fertige Erzeugnis auch im Geschmack den Rauch verrät. Gelagert wird der Brand im Fass (das hoffentlich aus Holz ist – und nicht eines aus Stahl, in das man Holzscheite geworfen hat), denn erst die Lagerung verleiht dem jungen, ungestümen Sprit Reife, Geschmack und Farbe (obwohl kaum noch ein Brenner auf die Zugabe von Zukcrekulör verzichten mag). Man könnte auch sagen: Erst der Aufenthalt im Fass verleiht dem Brand Charakter. Einen Whisky als „rauchig“ und/oder „holzig“ zu bezeichnen ist also nicht falsch, aber eben auch in etwa so aussagekräftig, als bezeichnete man Schokolade als ein Lebensmittel, das nach Kakao schmeckt.

Als einem typisch irischen Whiskey fehlt dem Redbreast jede Torfigkeit. Und wem zu Whisky nur die Vokabel „Rauch“ einfällt, dem wird zu diesem Whiskey wahrscheinlich nichts einfallen.

Tatsächlich ist der Red Breast ein Brand, mit dem ich schon Cognac-Trinker an der Nase herumgeführt habe – und das in der Wendung wahrstem Sinne, denn gerade Zeitgenossen, die Scotch meinen, wenn sie Whisky sagen, werden den Redbreast im Zweifelsfalle nicht einmal als Whisky bzw. Whiskey identifizieren können. Das gilt für die so genannte Nase wie für den Gaumen. Will sagen: Sowohl der Duft wie der Geschmack des Redbreast können schnell zu der Annahme verleiten, im Destillat sei, wie es in einer deutschen Weinbrandwerbung einst hieß, „der Geist des Weines“. Dass der Redbreast geschmacklich weniger mit einem wuchtigen, torfigen Islay Malt gemein hat als mit einem Weinbrand, liegt zum Teil an seiner irischen Herkunft. Überdies aber handelt es sich beim Redbreast um einen so genannten Pot Still Whiskey. Und bei der Pot Still handelt es sich, der Name deutet es an, um eine speziell geformte Brennblase. Die findet nur in Irland Verwendung, und offensichtlich trägt die Form der Pot Still ebenfalls großen Anteil am Charakter des Whiskeys, den man in ihr destilliert.

Im Redbreast gelangt zur Vollendung, was bereits einen Bushmills Single Malt zum Genuss macht. Mit anderen Worten: Der Redbreast ist ein vollmundiger, weicher und geschmacklich überaus intensiver Whiskey, der mit einer geradezu likörhaften Süße überrascht. Verschiedentlich wurde und wird die Aromenvielfalt des Redbreast mit der eines Fruchtpuddings verglichen (ich halte das für eine irreführende Übersetzung – wahrscheinlich ist hiermit ursprünglich der traditionelle Weihnachts-Früchtekuchen „plum pudding“ gemeint); auch von „Karamell“, „Fudge“ oder „Toffee“ liest man im Zusammenhang mit dem Redbreast immer mal wieder. Ich kann das nur bestätigen: Der Redbreast ist gewissermaßen die Antithese aller wuchtigen Insel-Whiskys, die manchen Whisk(e)y-Neuling mit Torf, Salz und Jod verschrecken. Anders gesagt: Wer dem Redbreast nichts abgewinnen kann, ist entweder durch und durch ein Torf-Apologet – oder schlicht jemand, der für Whiskey ebenso wenig zu begeistern ist wie für Whisky.

Wer Gefallen an irischen Whiskeys findet, für den kann der Redbreast allerdings eine wahre Offenbarung sein. Übrigens stammt das Destillat aus der Midleton Distillery, die unter der Bezeichnung „Midleton Very Rare“ eine weitere Marke anbietet, die zwar legendär teuer ist, für meine Begriffe allerdings spätestens im Vergleich mit dem weitaus günstigeren Redbreast erheblich an Strahlkraft einbüßt. Der Redbreast spielt für meine Begriffe in der gleichen Liga wie eine spezielle Abfüllung des von mir ebenfalls sehr geschätzten „Jameson“ (die anlässlich des Jubiläums des Marconigraphen abgefüllte „Radio Edition“ fand ich perfekt), ist aber noch etwas intensiver im Geschmack: der Redbreast bleibt, so scheint es, ewig am Gaumen.




================= Bei Verschmelzung identischer Produkte angehängt: ==========================


"Redbreast" ist eine sehr traditionsreiche Marke. Allerdings gab es Whiskey der Marke „Readbreast“ lange Zeit nicht im Handel zu kaufen. Vor geraumer Zeit erwarb die Destillerie, aus der auch der famose „Jameson“ stammt, die Marke – seitdem gibt’s „Redbreast“ wieder zu kaufen.


Inwieweit der heutige Redbreast dem entspricht, was vor dem Dornröschenschlaf der Marke unter identischem Namen zu kaufen war, kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur, dass ich den „Redbreast“ vor der Revitalisierung der Marke genau zweimal gesehen habe. In beiden Fällen diente er lediglich zur Dekoration – die Wirtin des Pubs, auf dessen Schnapsregal die Flasche einen Ehrenplatz eingeräumt bekommen hatte, mochte ihn weder glas- weise noch flaschenweise an interessierte Gäste verkaufen. Auch der Inhaber des “Off Licence“, in dessen Auslage ich den Redbreast in der Folge noch einmal entdeckte, wehrte ab: No, Sir, ich bedauere – von der Flasche trenne ich mich nicht.

Mittlerweile sind die Beschaffungsprobleme seit Jahr und Tag aus der Welt, und die Flasche „Redbreast“, die bei mir im Regal steht, ist bereits die zweite ihrer Art. Allein das verrät natürlich schon, dass ich den „Redbreast“ mag – und das, obwohl ich von Hause aus eher ein Fan der getorften, stark phenolischen Whiskys der Provenienz Islay bin. Ja, mein Herz gehört in erster Linie den salzigen, rauchigen Insel-Whiskys. Trotzdem ist darin Platz für einen Whiskey, der gegensätzlicher nicht sein könnte. Ich schätze die Vielfalt, die das Getränk Whisk(e)y bietet, und deshalb haben mit der Zeit auch ganz verschiedene Vertreter den Weg in mein Spirituosenregal gefunden.

Dass der „Redbreast“ aus dem Hause „Jameson“ stammt, ist für Jameson-Kenner schon ein ganz guter Fingerzeig, denn die Familienähnlichkeit ist, so empfinde ich das, unbestreitbar. Der 12 Jahre alte Redbreast liegt geschmacklich zwischen seinem gleichaltrigen Bruder Jameson und dem ebenfalls vor Ort hergestellten „Midleton Very Rare“, der zu den teuersten und für mich auch den überteuerten Whiskeys der Grünen Insel zählt: Preislich wie geschmacklich empfinde ich den „Redbreast“ als die Alternative zum ungleich teureren Midleton Very Rare.

Eines haben sie alle gemeinsam: Im Unterschied zu den lediglich doppelt destillierten Scotch Whiskys werden die Erzeugnisse aus dem Hause Jameson, wie alle irischen Whiskeys, dreifach gebrannt. Im Unterschied zum Jameson – und, wenn ich mich recht erinnere, auch zum Midleton – ist der Redbreast ein so genannter Pot Still Whiskey. Der Begriff „Pot Still“ bezeichnet eine Brennblase, deren spezielle Form Einfluss auf den Geschmack des darin gebrannten Whiskeys ausübt: Pot Still Whiskeys sind für gewöhnlich noch duftiger und süßlicher als es die irischen Whiskeys ohnehin oft schon sind.

Der Redbreast setzt hier tatsächlich neue Maßstäbe, und das beginnt schon bei der so genannten Nase: der Redbreast mutet im Duft mehr wie ein Cognac an als wie ein Whisk(e)y – so manchen erwartungsvollen Verkoster habe ich mit einem Redbreast schon an der Nase herumgeführt. Es liegen wirklich mehr Welten zwischen manchem Gerstenbrand aus den Highlands, Lowlands oder der Speyside und einem Redbreast als zwischen einem Redbreast und einem Traubenbrand. Womit wir auch schon am Gaumen angelangt wären: Der Redbreast überrascht mit einer wirklich unglaublichen Fruchtigkeit. Zuweilen liest man Vergleiche mit dem englischen Traditions-Nachtisch „Christmas Pudding“, und die sind wirklich nicht von der Hand zu weisen. Der Redbreast ist gewissermaßen die Spätlese unter den Whiskeys – hier regiert eine ungeheure, vollmundige Süße. Der Abgang ist schlicht gewaltig: Ein Redbreast klingt am Gaumen eine halbe Ewigkeit nach – ich kenne keinen zweiten irischen Whiskey, der ein ähnlich intensives Geschmackserlebnis bietet.


R e s ü m e e

Ein einzigartiger Whiskey – quasi die Spätlese und der Fruchtpudding unter den Whiskeys. Für Sherry- und Cognactrinker kann der „Redbreast“ ein wahres Schlüsselerlebnis sein, das ihnen den Eintritt in die Welt der irischen Whiskeys eröffnet. Wer bereits andere Erzeugnisse aus der Destillerie „Jameson“ kennt und schätzt, für den empfiehlt sich die Bekanntschaft mit dem „Redbreast“ ebenfalls. Wen eine unverbrüchliche Liebe mit den stark getorften Insel-Whiskys verbindet, sollte aber wohl nicht gleich eine ganze Flasche kaufen, sondern lieber eine gutsortierte bar aufsuchen: Wie alle irischen Whiskeys (mal abgesehen vom Nischenprodukt „Connemara“) ist auch der Redbreast vollkommen ungetorft – wer sonst einen Laphroaig, einen Talisker, einen Higland Park oder einen anderen Insel-Whisky bevorzugt, dem wird ein Redbreast vorkommen wie ein Likör.

22 Bewertungen, 7 Kommentare

  • speedy13

    03.08.2007, 19:11 Uhr von speedy13
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ja, die Pot Stills sind meine Lieblinge.

  • hjid55

    07.01.2007, 15:44 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & lg Sarah

  • sindimindi

    19.01.2006, 03:20 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Du scheinst ja ein ausgewiesener Kenner von Whisk(e)y zu sein...ich steh' auch eher auf die irischen und schottischen Marken.Jim Beam ist wohl sowas wie der Chevrolet unter den Whiskey-Marken...*fg* <br/>In meinem Keller lagern noch viele Liter von de

  • Lotosblüte

    12.01.2006, 12:07 Uhr von Lotosblüte
    Bewertung: sehr hilfreich

    Muss ich echt nicht haben, aber vielleicht habe ich bloß noch keinen wirklich guten getrunken... <br/>lg

  • Nightmare

    11.01.2006, 09:45 Uhr von Nightmare
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schöner Bericht.LG Bernd

  • trine800

    11.01.2006, 08:25 Uhr von trine800
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh <br/>würde mich über Gegenlesungen freuen

  • Lidlefood

    10.01.2006, 22:11 Uhr von Lidlefood
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich