Referate Testbericht

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Erfahrungsbericht von aroza

Referat: Planspiele für Jugendgruppen, Schule und politische Basisgruppen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Vorbemerkung

Politik soll Spaß machen, Spielen macht Spaß! Politik und gesellschaftliche Verhältnisse und Zusammenhänge funktionieren wie ein großes Spiel, mit mehr oder weniger festen Spielregeln.
Die Regeln der Politik sind recht einfach. Zur Durchsetzung der eigenen und fremder Interessen ist alles erlaubt, was nicht durch Spielregeln, also durch Gesetze verboten ist. Diese Tatsache weckt die Phantasie und den Spielbetrieb eines jeden guten Politikers, und von jedem, der es werden will.
Darum liegt es nahe, Politik spielerisch zu entdecken. Planspiele sind ein geeignetes Mittel hierfür. Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen soll mit Hilfe von eigenem Erleben und Durchspielen die Möglichkeit gegeben werden, Politik kennen zu lernen. Auch der Spaß kommt hierbei nicht zu kurz.

Einleitung

Die Idee ist nicht neu: bereits im 16. Jahrhundert verwendete der Franziskanermönch Thomas Murner Spielkarten, um seinen Schülern die Inhalte von Recht und Logik zu vermitteln. In seiner \"Didacta magna\" von 1632 beschreibt Johann Amos Comenius die besonderen Vorteile von erlebnis- und handlungsorientiertem Lernen. Das Planspiel lehrt durch Erleben, durch selber durchgestandene Abenteuer, getreu dem Motto: \"learning by doing\". Es hat eine handlungsbetonte Form, um politische Strukturen anhand simulierte Konfliktfälle kennen zu lernen. Spielerisch wird die Umwelt entdeckt. Die Unterscheidung zwischen Spielen und Lernen wird aufgebrochen. In einem Planspiel wird jeder einzelne zum handelnden Subjekt und erobert sich die Welt selbst. Dabei hat das Spiel, im Gegensatz zur Wirklichkeit einen entscheidenden Vorteil: die Fehler, die bleiben folgenlos und es ist ja bekannt: aus Fehlern wird man klug. Außerdem darf im Planspiel jeder das tun, was ihm in der Wirklichkeit niemand zutraut. Das steigert die Neugier auf die eigene Leistungsfähigkeit, auf die Hintergründe des Spiels, auf die Wirklichkeit, die dieses Spiel simuliert. Und Neugier ist eine der größten Antriebskräfte für das Lernen.

Was ist das Planspiel?

Ursprünglich wurden Planspiele für die Aus- und Fortbildung im militärischen und betriebswirtschaftlichen Bereich entwickelt. In der politischen Bildung fanden sie zunächst wenig Anwendung, da sie als zu aufwendig und kompliziert galten und es wurde kritisiert, dass sie die Realität in einer nicht zu verantwortenden Art und Weise verzerren und vereinfachen. Zwischenzeitlich wurden allerdings eine ganze Reihe von Planspielen entwickelt, die sich den Gegebenheiten der schulischen und außerschulischen politischen Bildung auf geeignete Weise anpassen.
Im Planspiel soll am Modell die Welt der Politik entdeckt werden. Gruppen mit unterschiedlichen Interessen treffen aufeinander und müssen Konflikte lösen. Politisches Selbstbewusstsein soll hierdurch entwickelt werden. Die Fähigkeit, sich selbst politisch zu engagieren wird geübt.

Ziel des Planspiels

Das oberste Gesetz für Planspiele lautet: \"Spaß haben\"! In einer fiktiven, aber möglichst realitätsnahen Situation soll ein Konflikt gelöst werden. Durch das \"Durchspielen\" in dem Modell mit festgelegten Rollen werden Kenntnisse und Fähigkeiten erlernt und angewendet. Das Planspiel wird zu einer sehr realen Situation und fordert daher nicht nur Sachwissen, sondern auch dessen Anwendung (Transfer). Dabei kann ein Einblick in die Mechanismen der alltäglichen politischen Vorgänge gewonnen werden. Gleichzeitig sollen durch diese Übungsfelder politischen Verhaltens eigene Handlungsfelder und Grenzen aufgrund von ungleich verteilten politischen Chancen für die Mitspieler deutlich und erfahrbar werden (Prämisse, die hinterfragt werden könnte). Im Planspiel können politische Handlungsweisen und Strategien ausprobiert und reflektiert werden: An welchen Stellen können wir als Gruppe ansetzten, um politischen Druck auszuüben? Wo ist der \"Gegner\" am empfindlichsten? Was sind die Pro- und Contra-Argumente in diesem konkreten Fall? Wie kann man Kommunikationsschwierigkeiten überbrücken?
Das Planspiel übt:
1. Konkurrenz- und Konfliktfähigkeit
2. Solidarität
3. die Durchsetzung der eigenen Interessen in Großgruppen
4. Kooperation zwischen Gruppen

Begriffserklärungen:
Großgruppe: Alle Mitspieler, die an dem Planspiel teilnehmen.
Rolle: Jede teilnehmende Figur bildet eine Rolle (z.B. Bürgermeister, Papst).
Rollenteam: 3-6 Mitspieler, die zusammen eine Rolle im Planspiel einnehmen.
Planspielleiterteam: Die Leiter des Planspiels

Methode des Planspiels

Jeder hat schon einmal die Erfahrung gemacht: je unmittelbarer eine Situation erlebt wird, desto fester prägt sie sich im Gedächtnis ein. Diese Funktion erfüllt auch das Planspiel. Es reduziert komplexe Zusammenhänge auf einen überschaubaren Kern. Der intensive und abwechslungsreiche Erarbeitungsprozess trägt dazu bei, dass die erlernten Arbeitsmethoden und Inhalte sich relativ stark im Gedächtnis verankern. Die durch die erlebnisorientierte Spielsituation entstehen bei den Teilnehmern Eindrücke und Bilder im Kopf, die ebenfalls zu einer verbesserten Verankerung im Gedächtnis beitragen und zu einer verbesserten Reproduzierbarkeit der Inhalte führen.

Behaltenswert vermittelter Information nach F. Köhler, Medien im Lehr- und Lernprozess, 1976 (S.33) :
Man behält von dem,
was man liest etwa 10 %
was man hört etwa 20 %
was man sieht etwa 30 %
was man sieht und hört etwa 50 %
was man selbst vorträgt etwa 70 %
was man selbst ausführt etwa 90 %
Im Vordergrund des Planspiels steht das Anwenden von Wissen, nicht das Erlernen von neuem Stoff, auch wenn dies ein positiver Nebeneffekt sein kann.

Was Planspiele leisten können

Der ausschweifende Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen hat deren Informationsbedürfnis weitgehend gedeckt, auch wenn es sich hierbei um Halb- oder oberflächliches Wissen handelt. Der auf den Lehrer konzentrierte Informationsunterricht hat an Attraktivität und Wirksamkeit verloren. Dadurch, dass Planspiele
1. einen lebensnahen Umgang mit den Problemen ermöglichen,
2. Bedürfnisse wie Aktion, Selbständigkeit, Kreativität, Spaß und Erfolgserlebnisse befriedigen,
3. Kommunikation und sonstige soziale Kontakte fördern,
4. Lernen in einer vertrauenerweckenden Atmosphäre ermöglichen,
können sie Motivationsreserven aktivieren und den Unterricht wirksamer werden lassen.

Planspiele ermöglichen das Lernen auf verschiedenen Ebenen:
1. Durch umfangreiche Informtionszeitungen, das gezielte Nachschlagen in Fachbüchern und Lexika durch die Teilnehmer wird inhaltlich-fachliches Lernen gefördert. Die Rollenverteilung führt allerdings zu einer gewissen Spezialisierung, so dass die Teilnehmer am Ende nicht unbedingt über einen einheitlichen Kenntnisstand verfügen. Dieser Mangel kann jedoch durch Ergänzungen und Erklärungen in der Nachbereitung des Planspiels kompensiert werden.
2. In methodischer Hinsicht wird der zielbewusste Umgang mit Medien und Informationsmaterialien geübt. Kreativität, Selbständigkeit und das Denken in Alternativen werden gefördert.
3. Kooperation und Kommunikation im Team fördern in sozial-kommunikativer Hinsicht soziale und verbale Interaktionstechniken wie Gespräch, Debatte, Vortrag und aktives Zuhören. Spontanität, Aktivität und Kreativität können sich entfalten.
Zusammenfassung der Ziele und Methoden des Planspieles.
1. Entdecken einer neuen Welt - neugierig machen
2. Ganzheitliches Lernen (Gefühle, Wissen, Probieren)
3. Lernen, Entscheidungen zu treffen
4. Strategien und Taktik entwickeln und erproben
5. Spielerische Zugänge zum Bereich der Politik
6. Strukturen anonymer Institutionen werden durchsichtig
7. Eigene Grenzen und Chancen erfahren
8. Teamarbeit und eindeutiges Artikulieren von Interessen
9. Lernen ohne \"Lehren\"
10. Auf praktisches Handeln angelegtes Projekt.

Grundzüge des Spielverlaufs eines Planspiels

Ein Interessenkonflikt ist die Grundlage eines Planspiels. Es geht darum, Koalitionen zu schließen und sich gegen die Kontrahenten durchzusetzen. Ziel ist es, eine Einigung im Interessenkonflikt zu erzielen.

Es gibt drei Formen von Planspielen:
Das Brettplanspiel (z.B. Monopoly, Schach): leicht ohne größere Vorbereitungen mit mehreren Personen zu spielen. Schwierig ist jedoch die Vorbereitung eines eigenen Brettplanspiels. Die Eingriffsmöglichkeiten der Spielleitung sind sehr gering. Fehler in der Vorbereitung sind nicht mehr rückgängig zu machen.
Das mündliche Planspiel (Konferenz-Methode): im großen Plenum wird mündlich die Lösung eines Problemfalls angestrebt. Es eignet sich gerade für jüngere Teilnehmer und zum Erlernen von Planspielen. Nachteilig wirkt es sich auf nicht wortgewandte Teilnehmer aus.
Das schriftliche Planspiel: Bis auf einige auf jeweils fünf Minuten beschränkte Konferenzen läuft dieses Planspiel durch schriftliche Kommunikation. Raum und Zeit können im schriftlichen Planspiel fast beliebig simuliert werden. Die Eingriffsmöglichkeiten des Leitungsteams sind wesentlich höher als im mündlichen Planspiel. Durch das Festhalten der Aussagen wird zum einen die Eindeutigkeit der Aussagen, zum anderen die Chance der Rekonstruktion des Spielverlaufs wesentlich größer. Daher ist diese Art des Planspiels auf jeden Fall zu bevorzugen, wenn eine möglichst realistische Simulation angestrebt wird.

Die Zehn Gebote des schriftlichen Planspieles

· Das Spiel soll Spaß machen
· Das Planspiel wird von dem \"allmächtigen Planspielleiterteam eröffnet und beendet. Das Planspiel wird schriftlich ausgetragen.
· Die Spielleitung ist über die Kontaktaufnahmen zwischen den Rollenteams zu informieren. So müssen alle Briefe mit mindestens 2 Durchschlägen geschrieben werden (1x an Spielleitung, 1x an Absender, 1x an Empfänger + nx (n= weitere Empfänger; z.B. bei Flugblättern/Zeitungsmeldungen). Dabei müssen die Briefe versehen werden mit: Absender, Empfänger, Uhrzeit und der laufenden Nummer.
· Die Briefe werden vom Planspieleiterteam abgeholt und zugestellt. Ein Exemplar behält dabei jeweils das Planspielleiterteam. Ein eigener Brieftransport durch die Rollenteams ist verboten.
· Bei Briefen, die unsinnige oder falsche Tatsachen behaupten, kann die Planspielleitung diese als solche kenntlich machen oder sie zurückweisen.
· Jedes Rollenteam darf bis zu 2 mündliche Konferenzen durchführen. Zu einer Konferenz muss mindestens 11 Minuten vorher schriftlich eingeladen werden. Die Einladung zur Konferenz muss von der Planspielleitung genehmigt werden. Die Konferenzen finden unter der Leitung der Spielleitung statt. Über den Verlauf der Konferenz muss von den Einladenden ein schriftliches Protokoll für alle Konferenzteilnehmer angefertigt werden.
· Alle Arten von Absprachen, Verträgen oder Kungeleien zwischen den teilnehmenden Parteien sind erlaubt, wenn sie nicht von der Spielleitung ausdrücklich verboten worden sind. Dabei darf die Ausganglage und Rollenanweisung nicht verändert werden.
· Die Planspielleitung simuliert in dem Spiel die gesellschaftliche Umwelt und kann neue, noch nicht ausgefüllte Rollen übernehmen.
· Alle Formen von tätlicher Gewaltanwendung gegen Menschen oder Sachen sind verboten.
· Die Spielleitung darf Spieler, die gegen diese Gebote verstoßen, sofort aus dem Spiel ausschließen.

Wie bereitet man das Planspiel vor?

Planspiele werden sowohl in der Jugendarbeit, als auch in der Erwachsenenbildung angewendet. Auch mit Kindern sind sie spielbar. Sind die ersten Hemmschwellen überwunden, wird das Spiel auch von Erwachsenen genossen. Gerade die Erwachsenen gehen dann mit einem großen Perfektionismus und Ehrgeiz an die Sache heran.

Die Gruppe sollte mindestens aus acht Personen und max. aus 35 Personen bestehen. Ideal scheint jedoch eine TN-Zahl von 20 zu sein. Auf keinen Fall sollten es zu wenig sein, weil nicht genug Gegenparteien aufzubauen sind. Die Rollenteams sollten jeweils aus mindestens drei Personen bestehen.

In eine einfache Seminar- oder Gruppenstunde von 90 Minuten ist ein Planspiel nur mühsam hineinzupressen. Auf jeden Fall muss je eine Seminar- oder Gruppenstunde vorher und nachher zur Vor- und Nachbereitung genutzt werden. Besser ist es, wenn man etwas mehr Zeit hat. Dabei bietet es sich besonders an, wenn die Gruppe an einem Wochenende auf Tour ist.

Bei der Erstellung eines Planspieles ist es wichtig, dass eine echter Interessenkonflikt vorliegt. Es darf nicht möglich sein, eine Lösung zu finden, bei der alle Beteiligten ihre Interessen durchsetzen können. Es geht nicht um das Finden von Alternativen, die niemandem wehtun, sondern um das Durchsetzen von Interessen. Jedes Rollenteam muss die Chance haben, den Konflikt für sich zu entscheiden. Die Konfliktlage darf also nicht zu drastisch sein und damit schon von Anfang an zugunsten einer Partei entscheiden. Zu Beginn eine Plan anfertigen, bei dem das zentrale Streitthema, sowie die Positionen aller beteiligter Rollenteams zu dem Streitpunkt aufgezeigt werden. Die Stellung jeder Rolle zu dem Konflikt ist deutliche zu beschreiben.


Beispiel:
Rockkonzert auf der Gemeindewiese
1. dafür 2. egal 3. dagegen
Sportverein Schulleiter Ordnungsamt
Kaufleute Journalist Pfarrer
Kneipenwirt ... Nachbarn

Auch die Stellung der einzelnen Rollen zueinander muss überlegt werden. Es gibt Oppositionen (Sportverein/Ordnungsamt), Koalitionen (Sportverein/Kaufleute) und Rollen, die zu überzeugen sind.

Anhand des Schemas können dann die Situationsbeschreibungen und die Positionspapiere ausgearbeitet werden. Bei den Rollenverteilungen ist darauf zu achten, dass
1. alle Rollen einigermaßen gleich von dem Konflikt betroffen sind und in das Spielgeschehen eingreifen können. Dass dabei immer Haupt- und Nebenrollen zu verteilen sind, soll nicht stören. Je nachdem ob starke oder schwache Spieler die Rolle besetzen, können auch Nebenrollen zu zentralen Rollen im Spielverlauf werden,
2. verschiedene Meinungen in dem Planspiel aufeinandertreffen,
3. der Konfliktfall nicht zu krass wird. Es darf nicht von vornherein feststehen, welche Meinung sich durchsetzen wird.
4. eine Logik im Gesamtablauf des Spieles vorhanden ist.

Ein Planspiel ist immer an einem bestimmten Thema orientiert und arbeitet sachbezogen. Dabei kann es sich um aktuelle Tagespolitik oder andere Ereignisse, die uns mit der Nase auf etwas stoßen, handeln, egal ob man sich eine eigene Strategie für das Vorgehen in einem konkreten eigenen Konfliktfall überlegen will, um ein Bewusstsein für die zentralen Punkte eines Konfliktes zu entwickeln oder um einfach nur einen Einblick in die Zusammenhänge zu bekommen, lohnt es sich, ein Planspiel auszudenken.

Das Thema sollte vorher mit der Gruppe abgesprochen werden, damit die Gruppe sich auch darauf einlässt. Günstig wirkt sich eigene Betroffenheit aus, die den Bezug zwischen TN und Planspiel herstellt. Die Vorbereitungen sollten streng geheim laufen.

Je mehr Informationen man zu Beginn eine Planspieles gibt, um so professioneller wird das Planspiel, aber der reine Spielcharakter geht dabei verloren. Die Informationen sind vorher also zu dosieren, wobei darauf zu achten ist, dass das Planspiel nichts Schulmäßiges bekommt. Das Thema muss konkret und der Konflikt deutlich sein. Dann sind die Planspielmaterialien herzustellen.

Was wird für ein Planspiel gebraucht?

Wichtig bei einem Planspiel ist, dass in der Gruppe ein gemeinsames Interesse an dem Thema vorhanden ist. Dann ist es egal, ob die Gruppe sich kennt oder nicht, wobei nicht außer Acht zu lassen ist, dass es von Vorteil sein kann, wenn die Gruppe sich bereits kennt, da die TN dann offener miteinander umgehen, und eher bereit sind, tiefer in die \"Trickkiste der Gemeinheiten\" zu greifen, was dem Spiel dann wieder mehr Würze verleiht.

Zu Beginn des Spiels werden die TN in Rollenteams (3-5 TN) eingeteilt. Jedes Team erhält einen eigenen Raum. Die Arbeitsaufteilung in den Rollenteams ist Sache des Teams selbst.

Das Planspielleiterteam sollte in der Gruppe über eine gewisse Autorität verfügen. Seine Aufgabe ist die sorgfältige Vorbereitung und Organisation des Spiels. Hierzu gehören:
1. Schaffung von guten Rahmenbedingungen für das Planspiel (Angefangen von der Dekoration, über das Spielmaterial, bis hin zur Einhaltung der Spielregeln)
2. Kontrolle des Spielverlaufs (Eingriff, wenn das Spiel zu realitätsfern wird, sich total verzettelt oder ein zu frühes oder zu spätes Ende findet. Dafür kann das Leitungsteam neue Daten aus der gesellschaftlichen Umwelt einfließen lassen)
3. Leitung des Spiels bis zu seinem Ende (inkl. Reflexionsphase)
Während des Spiels haben die Leiter die Funktion eines Briefträgers. So können keine Geheimabsprachen ohne Kenntnis des Leitungsteams getroffen werden. Das Leitungsteam muss parteilos sein und darf nur lenkend eingreifen, wenn sich das Spiel festfährt. Außerdem ist es Berater für die Rollenteams. Bei Verständnisschwierigkeiten oder Fachfragen (wichtig: inhaltliche Vorbereitung) ist das Leitungsteam zuständig.

Als Einstieg in das Planspiel müssen die Situation und das Problem genau vorgestellt werden. Diese Situationsbeschreibung sollte unbedingt jedem Rollenteam schriftlich (höchstens zwei Seiten) vorliegen. Neben der Problemschilderung gehört auch eine kurze Personenbeschreibung der Rollen zur Situationsbeschreibung. Dabei ist darauf zu achten, dass alle Rollen, zu denen man Kontakt aufnehmen kann, deutlich herausgestrichen sind. Die Rollenteams benötigen auch Informationen über ihre Umwelt und den sozialen Ort, in dem sie arbeiten (Gemeindegröße, Schulgröße, Mehrheitsverhältnisse u.s.w.), um entsprechend agieren zu können.
Inhalt der Situationsbeschreibung:
1. Vorgeschichte,
2. Aktueller Konflikt,
3. Beteiligte Personen,
4. Soziale Daten.
An dieser Stelle sind auch die Spielregeln abzudrucken (\"Die zehn Gebote\")

Das Positionspapier beschreibt den zu vertretenden Standpunkt der Person/ Rolle. Dieses Papier ist nur für das Team bestimmt, das die Rolle spielt. Hierin wird das Ziel der Rolle vorgegeben, und es ist geheim. Mit diesen Positionspapieren lässt sich das Planspiel lenken. Trotzdem muss immer noch genug Platz für die Aktionen der Spieler sein. Das Spiel insgesamt muss offen sein für viele verschiedene Lösungen. Der Spielleitung liegen die Positionspapiere vor, um den Verlauf des Spiels kontrollieren zu können.

Büronamensschilder vorher verteilen, erleichtert das Auffinden der entsprechenden Räumlichkeiten.

Jedes Rollenteam erhält eigene Briefbögen (mindestens 100 vorgedruckte, 100 Blatt Schreibmaschinenpapier) und mehrere Bögen Kohlepapier für die Durchschläge. Die Briefe müssen nummeriert und mit der Uhrzeit versehen werden (siehe Beispiele: Fürstenberg, Planspiele, S. 27f.). Jeder Brief muss mindestens in dreifacher Ausfertigung geschrieben werden.

Als letztes Blatt ist ein Papier mit 3-5 Reflexionsfragen schriftlich vorzubereiten. Da die Reflexion des Planspiels zwar notwendig ist, aber unterschiedlich intensiv geführt werden kann, gibt es kein Patentfragebogen. Eingeleitet wird die Reflexion mit einer stichwortartigen Rekapitulation des Spielverlaufes. Folgende Fragen sind z.B. möglich:

Sammlung von Reflexionsfragen:
1. Feedbackfragen
- Wie habe ich mich in meiner Rolle gefühlt?
- Bin ich mit dem Ergebnis, so wie es beschlossen worden ist, zufrieden?
- Was hätte im Spiel anders laufen sollen?
- Was würde ich anders machen, wenn ich noch einmal spielen könnte?
- Welche Eindrücke möchte ich mitnehmen, welche möchte ich möglichst schnell vergessen?

2. Spielverlauf
- An welchen Stellen sind im Planspiel Entscheidungen gefallen?
- Was war die Taktik unseres Rollenteams?
- Welches Rollenteam hat am \"schlausten\" gespielt?
- Welches Rollenteam hatte die dominierende Rolle im Planspiel?
- Wo wären auch ganz andere Entscheidungen denkbar gewesen?
- Warum ist die Entscheidung so und nicht anders gefallen?

3. Realitätsgehalt des Planspiels
- Wie wären die Entscheidungen in der Wirklichkeit getroffen worden?
- Wer saß am längeren Hebel und konnte den anderen seine Meinung aufzwingen und warum war diese Übermacht gegeben?
- Würde ich im wirklichen Leben auch so agieren?

4. Eigene Perspektiven / Konsequenzen- und Handlungsmöglichkeiten
- Welche Rolle nehmen wir als Gruppe im wirklichen Leben ein?
- Können wir als Gruppe in der Realität genauso handeln?
- Welchen Rollen im Spiel stehen wir als Gruppe nahe und wie heißen unsere Bündnispartner?
- Was sind konkrete Schritte für unsere weitere Arbeit?

5. Fragen zum Gruppenprozess
- Statistik des Briefwechsels verlesen
- Berichte von den Beobachtern der Rollenteams
- Anhörung von \"Experten\" aus dem Planspielleiterteam

Materialliste (Planspiel von ca. 5 Std., mit 25 TN):
Für das Planspielleitungsteam:
- Locher
- 1x Situationsbeschreibung
- 1x von allen Rollenteams gesammelte geheime Positionspapiere
- 1x Spielregeln
- 100 Blatt Schreibmaschinenpapier
- 10 Blatt Kohlepapier
- Kugelschreiber
- 25x Fragen für die Reflexion
- 10 Ablagekörbe (falls vorhanden)
Für die einzelnen Rollenteams jeweils:
- 1x Situationsbeschreibung
- 1x Positionspapier
- 1x Spielregeln
- 100 Briefformulare
- 200 Blatt Schreibmaschinenpapier
- 10 Blatt Kohlepapier
- Plakatkarton für das Büronamensschild
- Kugelschreiber
- 2 Ablagekörbe (falls vorhanden)
Eventuell noch dazu:
- Video- oder Tonbandanlage für die Konferenzen
- eine Schreibmaschine für die Planspielleitung für \"hochoffizielle Schreiben\" sowie ein eigener farbiger Briefbogen
- Kopiergerät
- je nach Planspiel noch entsprechende Materialien, die in die \"Büros\" gelegt werden können:
Fachbücher, Gesetzestexte, Bibel, Lexika, Zeitungen oder weitere Materialien.
- um das Planspiel schön zu gestalten, damit die TN Spaß an der Sache gewinnen, lohnt es sich, die Materialien für die Rollenteams in eine ansprechende Mappe zu verpacken und darin zu übergeben.

Atmosphäre schaffen für das Planspiel

Um den TN den Wechsel von der Realität in ihre Rolle zu erleichtern, sind gut vorbereitete Verkleidungsgegenstände und Requisiten dienlich. Der Wechsel von der Person zur Rolle muss deutlich gemacht werden. Die Personen werden während des Spiels mit ihren Rollennamen angesprochen und es wird auch nicht mehr vom Planspiel, sondern von der \"Weltkonferenz\" oder der \"Bürgerversammlung\" gesprochen. Auch die entsprechenden Papiere sollten so gestaltet werden. Gleiches gilt für die Ausstattung der Büroräume mit Requisiten. \"Durch diese Hilfen können die Spieler sich in die Situation hineinversetzen, die dazustellende Person mit Leben füllen und ihrer Phantasie freien Lauf lassen.\"

Spielverlauf

Der Einstieg
Die Vorbereitung des Planspiels ist für dessen Verlauf von besonderer Bedeutung. In einer Aufwärmphase sollten die Beteiligten miteinander vertraut gemacht werden. Hierzu können verschiedene Kennenlernspiele herangezogen werden. Dann kann es losgehen. Im Plenum wird die Spielidee vorgestellt und die Spielregeln werden erläutert. Dann wird die allgemeine Situationsbeschreibung bekannt gegeben. Um dies spannender zu gestalten kann sie in Form eines Augenzeugenberichts vorgetragen werden oder ein „Journalist“ berichtet über die entsprechende Situation. Die allgemeine Situationsbeschreibung muss alle für den Spielverlauf relevanten Tatsachen, das eigentliche Problem und alle handelnden Akteure enthalten.

Gruppeneinteilung
Die Rollenverteilung kann auf freiwilliger Einteilung basieren oder durch Los bzw. ein Aufteilungsspiel entschieden werden. Jede Rolle sollte von mindestens drei SpielerInnen besetzt werden. Jeder „Rolle“ erhält nun die allgemeine Situationsbeschreibung und ein speziell für sie zutreffende Positionspapier ausgehändigt. Dann wird ihnen jeweils ein eigener Raum zugewiesen, von dem aus sie agieren kann. Jetzt ist es wichtig, dass sich jedes Rollenteam seiner Situation bewusst wird und das Vorgehen im Spiel gemeinsam plant. Hierbei kann es hilfreich sein, wenn die Spielleitung noch einmal alle Teams aufsucht, um eventuelle Unklarheiten zu beseitigen.

Spielphase
Die Rollenteams kennen nur die allgemeine Situationsbeschreibung und ihr eigenes Positionspapier. Deshalb müssen sie nun herausbekommen, worin die Aufgabe der anderen Rollenteams besteht. Dies geschieht über die Kontaktaufnahme mittels Briefen, die sie dem entsprechenden Empfänger über die Spielleitung zukommen lassen oder durch Konferenzen. Es ist auch zulässig, Massenpublikationen wie Flugblätter oder eine Zeitung herauszubringen. Es kommt darauf an, Bündnispartner zu finden und mit Taktik und Phantasie die noch unentschiedenen Rollenteams auf seine Seite zu ziehen. Dabei kann es ziemlich turbulent zu gehen und die „Briefträger“ (Spielleitung) können ganz schön ins Schwitzen geraten. „Bei einem guten Planspiel, bei dem alle Teilnehmer so richtig ´mitgehen´, gibt es immer ein großes Chaos. Ein ruhiges Planspiel kann kaum ein gutes Planspiel sein.“

Ende
Sollte eine Lösung des Problems zu früh oder zu spät gefunden werden, kann die Spielleitung in Form von Rundbriefen regulierend eingreifen. Sollten alle Rollenteams zu dem Eindruck gelangt sein, alle Argumente ausgetauscht zu haben, kann das Planspiel mit einer gemeinsamen Abschlusskonferenz zum Ende gebracht werden. Die Festlegung des Endes liegt letztendlich im Ermessen der Spielleitung. In der Abschlusskonferenz werden alle Positionen noch einmal zusammengefasst und ein Ergebnis wird festgehalten. Jetzt obliegt es der Spielleitung mit einem versöhnlichen Schlusswort ein offizielles Ende zu setzen.

Auswertung
Zur Vorbereitung der Reflexion sollte zwischen dem Ende des Spiels und der Auswertung eine Pause liegen. In dieser Pause kann sich die Spielleitung den Briefwechsel noch einmal etwas genauer anschauen und gegebenenfalls eine Art Statistik der Kontaktaufnahme erstellen, die als Impuls für das Auswertungsgespräch dienen kann. Dann wird der Spielverlauf noch einmal zusammengefasst und die MitspielerInnen erhalten die Gelegenheit, sich zum Spiel zu äußern. Fragen nach den Handlungsmöglichkeiten sollten bei der Auswertung im Vordergrund stehen, um den handlungsorientierten Charakter zu wahren. Die Auswertungsfragen können sich auf die Ausgangssituation, auf die Wirklichkeitsbezogenheit und den Verlauf des Spiels oder das Endergebnis beziehen. Auch Fragen nach persönlichen Befindlichkeiten bei der Umsetzung einer Rolle können ein guter Einstieg sein. Wichtig ist, dass der Bogen vom Spiel zur Realität geschlagen wird.

Mögliche Probleme

Für den Verlauf des Planspiels ist es von außerordentlicher Bedeutung, dass sich alle Beteiligten an die Spielregeln halten. Sollte es zu Regelverstößen kommen, muss die Spielleitung ein Gespräch mit dem Regelbrecher führen.

Da die Planspielleitung über eine „natürliche“ Autorität verfügt, muss sie sich schon grobe Fehler erlauben, bevor es zu einem „Aufstand“ der SpielerInnen gegen sie kommt. Zu diesen Situationen kann es kommen, wenn sich z.B. ein Rollenteam ungerecht behandelt fühlt, oder wenn die Planspielleitung einen Brief oder falsche Tatsachen zurückweist. Sollte es also zu einer Meuterei kommen, ist eine nachdrückliche Konferenz mit den Betroffenen ratsam, notfalls auch eine Vollversammlung, in der das weitere Vorgehen besprochen wird.

Des Weiteren ist darauf zu achten, dass die Gruppen in fachlicher, inhaltlicher Hinsicht nicht überfordert werden. Auch muss darauf geachtet werden, dass die Kompetenz der TeilnehmerInnen in Bezug auf das Thema nicht überschätzt wird.

Das Heranziehen von falschen oder nicht überprüfbaren Tatsachen und Fakten zur Beeinflussung der anderen Gruppen ist nur bis zu einem gewissen Grad erlaubt. Wenn das Planspiel aber durch eine solche Vorgehensweise durch eine Gruppe zu sehr dominiert wird, muss die Planspielleitung eingreifen. In diesem Fall sind die entsprechenden Briefe zurückzuweisen oder mit einem Vermerk, dass es sich bei den geschilderten Tatsachen um eine reine Behauptung handelt, zuzustellen. Beim Abgleiten ins irreale oder in die Welt der Phantasie müssen die Teilnehmer durch heftige Briefe der Planspielleitung auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Notfalls muss eine Gesamtkonferenz einberufen werden, um die weitere Vorgehensweise zu beschließen. Sollte während des Planspiels deutlich werden, dass ein Fehler in der Vorbereitung aufgetreten ist und die Gruppen eine Lösung finden, bei der alle beteiligten ihre Interessen durchsetzen können, ist dieser Fehler mittels eines Briefs der Planspielleitung auszumerzen. Sollte der Fall eintreten, dass die Teilnehmerinnen keine Lust mehr haben, kann eine gemeinsame Konferenz das Planspiel beenden oder durch neue Fakten bzw. Provokationen neue Impulse gesetzt werden. Hierbei muss die Planspielleitung großes Einfühlungsvermögen walten lassen.

Quellen

Fürstenberg, Gregor von, Planspiele: für Jugendgruppen, Schule und politische Basisgruppen, Mainz 1993
Gericke, Fritz E., Knör, Alena, Erlebnisorientiertes Lernen und Lehren am Beispiel des Rollen- und Planspiels \"Kybernetien - das Parlament entscheidet\", in: Bundeszentrale für politische Bildung, Methoden der politischen Bildung - Handlungsorientierung, Schriftenreihe, Band 304, Bonn 1991
Klippert, Heinz, Planspiele in der politischen Bildung. Anregungen für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit, in: Bundeszentrale für politische Bildung, Erfahrungsorientierte Methoden der politischen Bildung, Schriftenreihe, Band 258, Bonn 1988

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