Referate Testbericht

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Erfahrungsbericht von Muelli

Was ist Globalisierung?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Hi Leute - vielleicht kann ja jemand von euch mal dieses Referat brauchen (habe es erst vor einem Monat verfasst)

Was ist Globalisierung? Warum geht Globalisierung jeden an?

Vorwort:

Dieser vorliegende Text beschäftigt sich mit dem von Ulrich Beck verfassten Buch „Was ist Globalisierung?“. Ich habe die wichtigsten Aspekte herausgegriffen und versucht, diese in leicht verständlicher Form wiederzugeben. In Österreich fand vor kurzem ein Sozialstaatsvolksbegehren statt. Gerade einmal 717.000 Personen wünschen sich eine verfassungsrechtliche Verankerung des Sozialstaates. Unwissenheit und politische Beschwichtigung waren wahrscheinlich der Grund, warum noch immer nicht erkannt wurde, dass die Globalisierungsverlierer in Zukunft alles bezahlen werden müssen. Warum die Globalisierungsgewinner Traumgewinne erzielen können und wie sie sich ihrer Verantwortung entziehen, behandle ich kurz im ersten Teil meiner Arbeit. Der Schwerpunkt liegt aber in den verschiedenen Perspektiven, welche die Globalisierung aufwirft. Warum zur Globalisierung auch immer eine Lokalisierung dazu gehört, soll genau so behandelt werden wie die Irrtümer des Globalismus. Wer sich über die Grundzüge hinaus für die Machenschaften der globalen Unternehmen in der heutigen Zeit interessiert, dem empfehle ich “Schwarzbuch Markenfirmen“ von Klaus Werner und Hans Weiss sowie “No Logo“ von Naomi Klein.


1. Virtuelle Steuerzahler

Beck stellt eine sehr gewagte Behauptung auf: „Wer nun das Wirtschaftswachstum anheizt, erzeugt am Ende Arbeitslosigkeit.“ (Beck 1997, 15) Warum wir die Überzeugung teilen, lässt sich anhand von drei Punkten erklären.

 Arbeitsplätze können dahin exportiert werden, wo die Lohnkosten, Lohnnebenkosten und die Auflagen am niedrigsten sind. Es gilt auch, dass immer weniger gut ausgebildete, global austauschbare Menschen immer mehr Leistungen und Dienste erbringen können.

 Global tätige Unternehmen können Produkte und Dienstleistungen so zerlegen, dass sie arbeitsteilig an verschiedenen Orten überall auf der Welt hergestellt werden können.

 Nationalstaaten und einzelne Produktionsorte werden gegenseitig ausgespielt, indem man als globales Unternehmen wählen kann, wo der Investitionsort, Produktionsort, Steuerort oder der Wohnort liegen soll.

„Unternehmen können in einem Land produzieren, in einem anderen die Steuern bezahlen, in einem dritten staatliche Ausgaben in Form von Infrastrukturmaßnahmen verlangen.“ (ebd., 18)
Auch in Österreich gibt es unzählige Beispiele, wie die Politik ausgespielt wird. General Motors z.B. hat für die Errichtung ihres Werkes in Graz 700 ha kostenlosen Grund sowie Euro 8,5 Mio. zinsenlosen Kredit bekommen.

2. Zwischen Weltwirtschaft und Individualisierung verliert der Nationalstaat seine Souveränität: Was tun?

Es wird die Diagnose gestellt, dass Kapitalismus arbeitslos macht und Modernisierung schlussendlich zum Tod führt. Damit wir diesen Verfall stoppen können, müssen die starren Formen der Ersten Moderne1 überwunden werden, um einen Aufbruch in die Zweite Moderne2 zu erreichen. Die Vorstellung von einem mächtigen Weltmarkt, der in den Köpfen der Menschen regiert, muss zerstört werden. Damit dies gelingen kann, muss zwischen Globalismus einerseits, Globalität und Globalisierung andererseits unterschieden werden. Unter Globalismus versteht man die Auflösung des Verhältnisses zwischen Wirtschaft und Politik aus der Ersten Moderne. Begründet kann dies damit werden, dass die Wirtschaft darauf drängt, den Staat wie ein Unternehmen führen zu wollen. Globalität bedeutet, dass wir längst schon in einer Weltgesellschaft leben. Kein Land und keine Gruppe kann sich gegeneinander abschließen. Globalisierung stellt einen Prozess dar, indem die Nationalstaaten und ihre Souveränität durch globale Unternehmen unterlaufen werden. Durch die starken Netzwerke der globalen Unternehmen kann diese auch nicht mehr revidiert werden. Technische Entwicklungen tragen ebenfalls dazu bei.

3. Der Globalisierungsschock: Eine verspätete Diskussion

Das Grundproblem liegt im wirtschaftlichen Selbstverständnis der einzelnen Staaten. Sie sehen sich durch eine “angeblich“ von außen kommende Globalisierung besonders betroffen und gefährdet. Die Grundfesten des nationalen Raumes drohen einzustürzen. Österreich wird wie andere Sozialstaaten zu den Globalisierungsverlierern gehören. Die globalen Unternehmen entziehen sich der nationalstaatlichen Kontrolle. Die sozialen
Folgen wie Arbeitslosigkeit, Armut, Migration muss der Staat alleine bewältigen. Globalisierungsgewinner nützen den Sozialstaat für ihre Bedürfnisse aus, indem sie öffentliche Einrichtungen in Anspruch nehmen.

4. Die Eröffnung des Welthorizonts: Zur Soziologie der Globalisierung

Viele nationale Industrien wurden und werden noch heute von neuer Industrie verdrängt, deren Einführung eine Überlebensfrage für die westlichen Nationen ist. Die Nationen sind voneinander abhängig. Deshalb werden geistige Erzeugnisse der einzelnen Nationen zum Gemeingut.
Beck bezeichnet die nationalstaatlich eingestellte Soziologie als die Container -Theorie der Gesellschaft. Darunter versteht er, dass die Macht und die Gewalt der Autorität des Nationalstaates folgten. „Dies drückt sich darin aus, daß Gesellschaften Staaten (definitorisch) untergeordnet werden.“ (ebd., 49) Es wurden soziale Indikatoren entwickelt, die es ermöglichen, die Erfolge der Modernisierung messbar und damit für nationalstaatliche Akteure kontrollierbar und gestaltbar zu machen. Dieses Gesellschaftsmodell wird aber heute durch Globalität und Globalisierung erschüttert. Als ersten Schritt, der zum Aufbrechen der Container-Theorie führt, sieht Beck die Theorie des transnationalen sozialen Raumes.

4.1. Transnationale soziale Räume an zwei Beispielen
Afrika ist nach dieser Theorie keine feste geografische Größe, sondern eine transnationale Idee. Ihre Inszenierung erfolgt an vielen Orten der Welt. Dieses inszenierte Afrika hat nichts mit dem Kontinent Afrika zu tun. Der größte Teil des historischen Afrikas wurde versklavt und über die Welt verstreut. Die Kultur wurde zerstört und aufgelöst. Das hier “Entdeckte“, tatsächlich aber Erfundene, widerspricht oft dem, was als “Afrika“ in den Köpfen der kontinentsfernen Afrikaner herumschwirrt. Die Gründe liegen in dem Mix verschiedener Kulturen, in denen diese aufgewachsen sind.
Auch am Beispiel Amerika sehen wir deutlich, dass transnationale soziale Räume die Ortsbindung der Gemeinschaft aufheben. Dadurch kann etwas Neues, etwas Drittes entstehen. Die mexikanische Politik bindet amerikanische Mexikaner in ihre Pläne ein, weil sie ein bedeutendes Potenzial an Kapital und Humanressourcen für die wirtschaftliche Entwicklung zur Verfügung stellen. Durch die Migranten entwickeln sich Netzwerke zwischen den Auswanderungsorten und Ankunftsorten.

4.2. Folgen der Globalisierung aus unterschiedlichen Perspektiven
Beck unterscheidet zwischen der ökonomischen Globalisierung, der politischen Globalisierung, der ökologischen Globalisierung und der kulturellen Globalisierung.
Wallerstein sieht eine Entwicklung der verschiedenen Gesellschaften zu einer Gesamtgesellschaft. Das Hauptkennzeichen ist die Entwicklung einer umfassenden internationalen Arbeitsteilung bei gleichzeitiger Existenz unabhängiger Nationalstaaten. Er bezeichnet dies als kapitalistische Weltökonomie, die an drei zentrale Elemente gebunden ist:

 nur noch ein Markt, der vom Prinzip der Gewinnmaximierung beherrscht wird

 staatliche Strukturen werden geschaffen, um den Unternehmen Kapital zu entziehen

 Aneignung von Mehrarbeit in einem Ausbeutungsverhältnis

„Er glaubt, am Ende droht, steht der Zusammenbruch des Weltsystems.“ (ebd., 66)
Rosenau, Gilpin und Held glauben, dass die Maxime, global zu denken und global zu handeln, zunehmend Wirklichkeit wird. Es gibt aber auch negative Auswirkungen, die in weltweiten Menschenrechtsverletzungen enden. Für Rosenau ist ein Zeitalter angebrochen, in dem nationalstaatliche Akteure die Macht mit internationalen Organisationen teilen müssen. Rosenau glaubt nicht an ein Weltsystem, in dem Kapital oder nationalstaatliche Regierungen das alleinige Sagen haben, sondern alle, mit der Einschränkung von unterschiedlichen Machtchancen. Er nennt diese Politik die polyzentrische Weltpolitik. Diese entsteht durch:

 transnationale Organisationen: Weltbank, Mafia, Kirche

 transnationale Probleme: Drogen, Aids, Klimaveränderung

 transnationale Ereignisse: Golfkrieg, Weltmeisterschaften

 transnationale Gemeinschaften: Religion, Wissen, Verwandtschaft

 transnationale Strukturen: Arbeitsproduktion, Banken

Nach Beck besteht eine Diskrepanz zwischen Sprache und Wirklichkeit, die er ‘Weltrisikogesellschaft‘ nennt. Er weist auf die Gefahren der ökologischen Globalisierung hin. Alle Eingriffe in die Natur und die daraus resultierenden Gefahren sind das Resultat menschlicher Entscheidungen. Wir leben in einer Weltrisikogesellschaft. „Es ist nicht länger möglich, die Nebenfolgen und Gefahren hochentwickelter Industriegesellschaften zu externalisieren.“ (ebd., 75) Beck sieht drei Arten von globalen Gefahren:

 “bads“: z.B. Ozonloch, unkalkulierbare Folgen der Gentechnik

 Umweltzerstörungen: Personen aus ärmeren Ländern beuten die Umwelt solange wie möglich zu Überlebenszwecken aus, z.B. Abholzen des Regenwaldes.

 Massenvernichtungswaffen: Waren früher an den Krieg zwischen Staaten gebunden, heute geht die Gefahr vom “privaten“ Terrorismus aus.
All diese Schäden können keinem Verantwortlichen mehr zugeordnet werden, sie sind global.
Nach Robins setzt sich immer mehr eine Vereinheitlichung von Lebensstilen und kulturellen Symbolen durch. Die Menschen konsumieren das Gleiche, egal wo auf der Welt sie sich befinden. Neben der Globalisierung kommt es aber auch zu einer Lokalisierung. Um global produzierte Produkte vermarkten zu können, müssen lokale Bedingungen entwickelt werden. Lokalismus lautet die Unternehmensstrategie, welche Teil der jeweiligen Kultur werden will. Deshalb kann die These der McDonaldisierung der Welt nicht stimmen, weil sich kein globaler Konzern erlauben kann, sich über die lokalen Bedürfnisse hinwegzusetzen. Atomic-Ski produzierte Ski für den japanischen Markt ohne das Design zu verändern – aber erst als das Design auf japanische Verhältnisse abgestimmt wurde, konnte man den Marktanteil steigern.
Robertson ersetzt die kulturelle Globalisierung durch Glokalisierung – einer Wortbindung von Globalisierung und Lokalisierung. Ein Folgeproblem der Glokalisierung sieht er in der Veränderung der Verhandlungsbasis, was dazu führt, dass Arme und Reiche nicht länger an dem gemeinsamen Tisch des Nationalstaates sitzen können.
Arjun Appadurai bemerkt, dass durch die Bewegung der Menschen Unruhe entsteht, welche zu wesentlichen Veränderungen der Politik innerhalb und zwischen den Nationen führen kann. Er unterscheidet fünf verschiedene Bewegungsmerkmale:

 Ethnoscape: „Landschaften von Personen“ (ebd., 97), Touristen, Immigranten

 Technoscapes: durch die neuen Technologien entstehen grenzüberschreitende Bewegungen

 Financescapes: Börsengeschäfte setzen Geld in Bewegung

 Mediascapes: die Ausstrahlung von elektronischen Bildern

 Ideoscapes: Verkettung von Bildern

All diese “Dinge“ werden weltweit von Menschen mit unterschiedlichen Bedeutungen versehen, ausgetauscht und gelebt. Die entstehenden glokalen Kulturen sind an keinen Ort und an keine Zeit mehr gebunden.
Zygmunt Bauman behauptet, dass früher die Reichen von den Armen abhängig waren – man musste die Armen ausbeuten, um reich zu werden. Die Armen hätten heute auf Grund der Globalisierung keinen Nutzen mehr. Denn diese spalte die Weltbevölkerung auf in globalisierte Reiche, die den Raum überwinden und keine Zeit haben, und in lokalisierte Arme, die an den Raum gefesselt sind und mit ihrer Zeit nichts anfangen können.
Beck sieht einen Kapitalismus ohne Arbeit, in dem Produktivitätssteigerungen heute mit immer weniger Arbeitskräften erreicht werden können. Deshalb ist die Vollbeschäftigung akut gefährdet. Selbst eine Ausweitung des Dienstleistungssektors wird diese Entwicklung nicht bremsen können, weil es auch dort zu Automatisierungen kommt. Durch eine Arbeitskostensenkung erhöht man nur die Gewinnspanne der globalen Unternehmen, denn diese zahlen ihre Abgaben und Steuern dort, wo es für sie am günstigsten ist.

5. Transnationale Zivilgesellschaft: Wie entsteht ein kosmopolitischer Blick?

5.1. Zwischenbilanz: Der „methodologische Nationalismus“ und seine Widerlegung
Unter methodologischem Nationalismus versteht A.D. Smith die Beherrschung des Raumes (= Erste Moderne). „Der Territorialstaat wird zum Container der Gesellschaft.“ (ebd., 115) Mit staatlicher Macht wird versucht, Kontrolle auszuüben und damit die Gesellschaft zu formen. Die Gesellschaft ist “unter sich“, weshalb etwas andersartiges als Grenzfall und Ausnahme betrachtet wird (z.B. spanische Deutsche). Diese Art des Denkens zerbricht im Zuge der Globalisierung, weil Gesellschaften aufgebrochen und durcheinandergewirbelt werden (= Zweite Moderne). Dies entsteht wenn transnationale Unternehmen Nationalstaaten gegeneinander ausspielen, weil sie sich nicht mehr an nationalstaatliche Spielregeln halten müssen (z.B. zahlen sie Steuern dort, wo es für sie am günstigsten ist). Beck spricht von einer Meta-Politik, einer die Regeln verändernden Politik.
Weiters sind die Träume der Menschen nicht mehr an den nationalen Raum und seine kulturelle Identität gebunden, sondern gehen über die Grenzen hinaus. Man spricht auch von einer kulturellen Globalisierung und unterscheidet folgende Kulturbegriffe:

 Kultur I: Hier wird davon ausgegangen, dass Kultur das Ergebnis lokaler Lernprozesse sei. Jede soziale Gruppe besitze eine eigene, von den anderen abgrenzbare Kultur.

 Kultur II: Beck spricht von einer allgemein menschlichen Software. Diese Art von Kultur ist zwar nicht ortlos, aber sie begreift den Ort als nach außen offen.

5.2. Symbolisch inszenierter Massenboykott: Weltbürgerinitiativen und globale Subpolitik
Am Beispiel Greenpeace kann gezeigt werden, dass heute nicht-autorisierte Akteure der Zweiten Moderne das Geschehen vielfach in die Hand nehmen. Trotzdem wird verkannt, dass nicht Greenpeace den Ölmulti Shell in die Knie gezwungen hat, sondern der massenhafte Boykott der Bürger über die inszenierte weltweite TV-Anklage. Dadurch entstehen auch Bündnisse der eigentlich “Nicht-Bündnisfähigen“. Die Politik unterstützt z.B. Greenpeace, um sich nicht gegen “die gute Sache“ zu stellen. Das Handeln von Weltkonzernen und nationalen Regierungen gerät deshalb oft unter Druck einer Weltöffentlichkeit. Die Bürger entdecken den Kaufakt als direkten Stimmzettel, den sie immer anwenden können. „Nike, wir haben dich gemacht. Und wir können dich auch vernichten.“ (Klein 2001, 384)

5.3. Ortspolygamie: Mit mehreren Orten verheiratet zu sein ist das Einfallstor der Globalisierung im eigenen Leben
Der Übergang von Smiths Erster Moderne in die Zweite Moderne ist auch der Übergang von der Ortsmonogamie zur Ortspolygamie der Lebensformen. Es findet eine Globalisierung der eigenen Biografie statt. „Wir alle leben glokal“ (Beck 1997, 129) Unser Leben ist kein ortsgebundenes mehr, es ist ein Leben “auf Reisen“. Die Technologien dienen als Zeit- und Raumüberbrückung. Durch die Vielörtlichkeit kommt es zu einer Aushöhlung der Souveränität des Nationalstaates. Die Transnationalisierung erstellt neue Verbindungen zwischen Kulturen, Menschen und Orten und ändert damit unsere tägliche Umgebung. Dadurch werden aber auch unsere Erwartungen umgekehrt und unsere Normalitätsbilder in Frage gestellt.

5.4. Wie ist interkulturelle Kritik möglich?
Aufgrund von gescheiterten interkulturellen Dialogen entstehen Konflikte. Nietzsche spricht von einer Individualisierung der Ideale. Der Einzelne wird zum Gesetzgeber seiner selbst. Selbstgesetzgebung ohne Selbstinfragestellung führt zu Intoleranz und macht kritik- und konfliktfähig.

6. Konturen der Weltgesellschaft: Konkurrierende Perspektiven

Um den Begriff Weltgesellschaft genau zu definieren, nimmt der Autor hier (wie bereits in den Anfangskapiteln dieses Buches) die Differenzierung in Globalität, Globalisierung und Globalismus vor. Globalität meint letztlich Weltgesellschaft. Diese ist unrevidierbar und muss multidimensional, polyzentrisch, kontingent und politisch begriffen werden. Die These der Unrevidierbarkeit der Weltgesellschaft wird genauer erläutert und zwar indem „sechs konkurrierende, teils sich ergänzende weltgesellschaftliche Perspektiven, knapp skizziert, gegenübergestellt werden.“ (ebd., 152)

6.1. Dritte Kulturen oder globale Zivilgesellschaft
Dieses Kapitel befasst sich – wie schon der Name sagt – mit der globalen Zivilgesellschaft oder besser mit der Frage, wie sie entstehen könnte, oder teilweise bereits entstanden ist. Die Grundlage einer globalen Zivilgesellschaft sollte so etwas wie eine globale Kultur sein, die es höchstens ansatzweise bereits gibt. Dass viele von uns schon in einer multikulturellen Gesellschaft leben ist unbestritten, jedoch gibt es eine eigene Identität oder vielleicht sogar eine eigene Kultur derselben nur ansatzweise, z.B. dann, wenn Ereignisse viele in einer Gesellschaft Lebende betreffen, wie z.B. Kriege, Hungersnöte.

6.2. Kosmopolitische Demokratie
Die kosmopolitische Demokratie, die es natürlich nur im Modell gibt, steht auf der Basis der transnational geltenden Grundrechte, die für jeden gelten sollen. Wohl bemerkt, gelten sollten, denn die Durchsetzung derselben obliegt paradoxerweise dem Nationalstaat. Jedoch gibt es mehrere Institutionen, die sich um die Durchsetzung der Grundrechte bemühen. Sei es die UNO, diverse NGO`s einzelner Staaten oder Zusammenschlüsse von Staaten.

6.3. Kapitalistische Weltgesellschaft
Die kapitalistische Weltgesellschaft ist wohl das Modell, das bereits am ehesten als verwirklicht bezeichnet werden kann. Denn kaum eine „Interessensgruppe“ ist so schnell bei der Durchsetzung ihrer Ziele wie die Wirtschaft. Oftmals hinken ihr die Nationalstaaten mit ihrer Gesetzgebung hinterher oder dulden einfach, was gefordert wird. Die Vereinnahmung der Welt durch den Kapitalismus lässt sich in einigen ausgewählten Punkten skizzieren:

 Der Weltmarkt „erobert“ immer mehr Flecken auf der Landkarte und dadurch werden lokale und nationale Selbstversorgungs- und Wirtschaftsräume aufgelöst. Beck spricht hier von der so genannten „Gleichzeitigkeit der transnationalen Integration und der nationalen Desintegration.“ (ebd., 164)

 Wirtschaftlich starke Staaten oder Staatenverbindungen wie die EU, welche die Macht hätten, dem puren Kapitalismus mit verstärkter Sozialgesetzgebung entgegen zu treten, zeigten bisher wenig Interesse.

 Während die Wirtschaftsunternehmen bereits international agieren und sich somit der Kontrolle der einzelnen Nationalstaaten immer mehr entziehen, geraten diese in eine Abwärtsspirale, müssen sie doch die sozialen Folgen der Internationalisierung der Wirtschaft auffangen. Diese produziert nur noch dort, wo es am billigsten ist, und hinterlässt somit viele Arbeitslose, die der Staat auffangen muss – wohl gemerkt, mit verminderten Steuereinnahmen.

 Die Anforderungen, die für die gesellschaftliche Integration gelten, verschärfen sich. Menschen mit musischen oder motorischen Fähigkeiten drohen auf die schiefe Bahn zu geraten; ganz einfach deswegen, weil sie nicht mehr gebraucht werden.

6.4. Weltrisikogesellschaft: Der Käfig der Moderne öffnet sich
Charakteristisch für die Weltrisikogesellschaft ist, dass Themen, die bisher der Öffentlichkeit nicht zugänglich waren (wie z.B. ökonomische Investitionsentscheidungen, chemische Zusammensetzung von Produkten, die Entwicklung neuer Technologien etc.), von der breiten Masse diskutiert und auch mitentschieden werden. Niemand kann mehr ein Produkt auf den Markt bringen, ohne sich für etwaige Folgen bereits im Voraus in der Öffentlichkeit gerechtfertigt zu haben.

6.5. Weltgesellschaft als nicht demokratisch legitimierte Politik
„Weltgesellschaft meint nicht Weltstaatsgesellschaft oder Weltwirtschaftsgesellschaft, sondern eine nicht-staatliche Gesellschaft, d.h. einen Aggregatzustand von Gesellschaft, für den territorialstaatliche Ordnungsgarantien, aber auch die Regeln öffentlich legitimierter Politik ihre Verbindlichkeiten verlieren“. (ebd., 174)
Im Klartext heißt das, dass sich die Weltgesellschaft über Staat und Politik hinwegsetzt. Sie handelt grenzübergreifend, das Terretorialprinzip des Nationalstaates ist aufgehoben.

6.6. Ausblick: Transnationalstaat
Der Transnationalstaat muss ein starker Staat sein, und zwar so stark, dass er (nationalstaats-)grenzüberschreitende Prozesse regeln und notfalls wirksam ahnden kann. Seine politische Gestaltungsmacht erwächst aus den kooperativen Antworten auf die Globalisierung. Real können Transnationalstaaten allerdings erst werden, wenn in der Weltbevölkerung ein Bewusstsein dafür entstanden ist. Dies ist jedoch erst möglich, wenn breite Bevölkerungsteile erkannt haben, dass Transnationalstaaten mit Regelungskompetenz die einzig mögliche Antwort auf die Folgen der Globalisierung sind und dies ist, betrachtet man die Integrationsschwierigkeiten, die viele heute noch mit der EU haben, derzeit kaum vorstellbar.

7. Irrtümer des Globalismus

Globalismus ist, wie bereits erwähnt, die alles durchdringende, alles verändernde Weltmarktherrschaft. Im Folgenden sollen einige Irrtümer des Globalismus aufgezeigt werden, denen anschließend Antworten auf Globalisierung gegenübergestellt werden.

 Globalismus reduziert die Globalisierung auf die wirtschaftliche Komponente. Soziale und kulturelle Aspekte letzterer bleiben hier ausgeklammert. Beck spricht von der Suche oder der Sucht nach Einfachheit, um sich in einer immer komplexer werdenden Welt zurechtzufinden. In der BRD z.B. war die Rentenpolitik 1999 noch fest in staatlicher Hand, in den USA und Großbritannien hingegen längst teilweise privatisiert. Beck spricht hier wörtlich von „einem Stück Antikapitalismus im sozialdemokratischen Herz des deutschen Kapitalismus“ (ebd., 197) Diese Sätze sind mittlerweile überholt, da nun auch in der BRD das Rentensystem auf eine halbprivate Basis gestellt wurde.

 Gobalisierungsbefürworter (vornehmlich aus den Reihen der Wirtschaft) behaupten stets, die globalisierte Wirtschaft sei am besten geeignet, den Wohlstand auf der Welt anzuheben und soziale Missstände anzubauen. Diese Aussage stimmt so sicher nicht, denn was die einen reich macht, macht viele andere allzu oft arm und dies nicht nur in materieller sondern auch in arbeitsrechtlicher Hinsicht.

 Mit dem Gerede über die Globalisierung und ihre Folgen (beispielsweise die Auslagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer) und der Behauptung, Schlimmeres verhindern zu wollen, soll bei den Betroffenen (z.B. Gewerkschaften) eine gewisse Bereitschaft zum Abbau sozialer und gewerkschaftlicher Institutionen erzielt werden.

 Unter Politiklosigkeit als Revolution versteht man, dass dem Primat des Ökonomischen alle und alles – Politik, Wissenschaft und Kultur unterworfen werden. Die Akteure dieses Prozesses, WTO, Weltbank usw., verhindern mit subtiler Gewalt alle politischen Interventionen, falls diese überhaupt erfolgen.

 Linearität in der Globalisierung gibt es nicht. Die einzelnen regionalen Kulturen werden von der Kulturdominanz der Ökonomie, von McDonald‘s bis MTV und McIntosh, unterdrückt. Lokalität ist neu zu definieren, weil es sie, zumindest so wie bisher, nicht mehr gibt. (ebd., 205f)

 Wir haben heute im Prinzip alles erreicht, was sich viele Gesellschaften vor uns immer gewünscht haben. Nämlich vom Joch der Arbeit befreit zu sein, indem mehr Reichtum weniger Arbeit verlangt, denn Vollbeschäftigung wird es wohl nie wieder geben. Wir stehen nun vor dieser Situation und wissen nicht mit ihr umzugehen.

 Der Autor zeigt auf, dass alte Denkmuster wie links oder rechts, wie rot, schwarz oder grün, völlig überholt sind und in einer internationalisierten Welt einfach nicht mehr greifen. Das Traurige ist, dass die politisch Verantwortlichen, die ja oftmals kluge Köpfe sind, das noch nicht begriffen haben und sich engstirnig auf ihre (veralteten) Ideologien versteifen.

8. Antworten auf Globalisierung

Ulrich Beck versucht, unter diesem Übertitel Lösungsansätze für die Globalisierungsprobleme, die in den vorangegangenen Teilen des Buches ausführlich erläutert wurden, aufzuzeigen. Er unterteilt seine Lösungsideen in ein 10-Punkte-Schema, auf das hier aus Platzgründen nur inhaltlich, nicht aber schematisch eingegangen wird.
Als ersten Lösungsansatz nennt er die internationale politische Zusammenarbeit. Diese muss ausgebaut werden, um dem Markt, der sich unkontrolliert ausbreitet und oftmals einzelne Staaten in so etwas wie einen Würgegriff nimmt, neue Regeln zu geben. Gemeinsam müssen die Nationalstaaten Regeln finden, um den Globalismus unter Kontrolle zu bringen und ihm Normen zu geben. Auch die Idee des Transnationalstaates wird in diesem Zusammenhang wieder aufgegriffen. Dieser müsste die Kompetenz haben, weltweit Gesetze zu erlassen, um so dem Imperialismus des Marktes Einhalt gebieten zu können. Denn eines ist klar, je mehr Staaten (mit verschiedenen Interessen) an der Lösung eines (vermeintlichen) Problems beteiligt sind, desto schwammiger (um nicht zu sagen fauler) ist der Kompromiss, der am Ende herauskommt. Grenzüberschreitende Normen sind der einzige Weg, um der Globalisierung Regeln zu geben. Ein Weltstaat mit einer allumfassenden Regelungskompetenz kann allerdings auch nicht die Lösung sein. Vielmehr sollte eine Institution geschaffen (oder eine bestehende ausgebaut) werden, an welche die einzelnen Nationalstaaten Kompetenzen abgeben. Weiters schlägt Beck Veränderungen in den Eigentumsverhältnissen beim Kapital vor. Konkret spricht er davon, dass man Arbeitnehmern, die bisher Löhne bezogen haben, in Zukunft Gewinn-, Umsatz-, oder Eigentumsbeteiligungen anbieten sollte. Um die Arbeitslosenzahlen zu senken sollte man nach Ansicht des Autors die „Bürgerarbeit“ einführen. Die Idee, Arbeitslose im immer größer werdenden Sozialbereich einzusetzen und ihnen dafür etwas zu bezahlen, ist nicht ganz neu, aber denkbar. Das Geld hierfür könnte aus verschiedenen Bereichen kommen, teilweise vom Staat, aber auch von Konzernen, die so ihr Image in der Öffentlichkeit etwas aufpolieren könnten.

8.1. Europa als Antwort auf Globalisierung
Ein Europa gibt es nicht, merkt der Autor gleich am Anfang dieses Kapitels an. Zumindest nicht ein Europa im Sinne eines einheitlichen Europas. Es gibt keine Vereinigten Staaten von Europa sowie die Vereinigten Staaten von Amerika, keine einheitliche Kultur, kein europäisches Fernsehprogramm. Doch es kann entstehen. Der beste Weg dahin ist die europäische Union mit ihren Institutionen. Derzeit ist das Bewusstsein der „Europäer“ für Europa bestenfalls ansatzweise und oft auch nur in politischen und intellektuellen Kreisen vorhanden, doch es wächst. Im Zuge der Euro-Einführung wurde erstmals in ganz Europa über ein Thema auf die gleiche Weise diskutiert und das ist gut so. Denn nur ein geeinigtes Europa kann den Anforderungen der Zukunft, sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf sozialer und gesellschaftlicher Weise, gerecht werden. Im Übrigen lässt der Autor eigentlich kein gutes Haar an Europa oder besser gesagt der EU. Er spricht sogar von einer „Brasilianisierung Europas“. (ebd., 266) Dennoch ist zu sagen, dass die EU als eine wirksame Waffe gegen die Internationalisierung der Märkte eingesetzt werden kann, auch wenn das bis dato kaum passiert.

9. Fazit

Ulrich Beck hat in diesem Buch die Thematik und die Problematik der Globalisierung auf verschiedenen Ebenen erklärt und analysiert. Er liefert einen weiten Überblick über Ursachen, Fakten und Auswirkungen der Globalisierung und belegt dies zum einen mit Beispielen und zum anderen mit anschaulichen Zahlenspielen. Versucht wird auch, Lösungsansätze für die zahlreichen Probleme, die uns dieser Prozess beschert, zu finden und aufzuzeigen. Ob diese in der Realität umsetzbar sind, bleibt allerdings unbeantwortet. Die Thematik Globalisierung wird in mehrere Einzelaspekte zerlegt und genau analysiert. Dies geschieht oftmals auf eine, unserer Meinung nach, zu „verwissenschaftlichte“ Art und Weise, was es teilweise schwierig macht, das Buch zu lesen. Aus Sicht der Kommunikationswissenschaft ist das Buch dennoch sehr zu empfehlen, da es auf die Vielschichtigkeit der Globalisierung hinweist und aufzeigt, dass letztere, nach der wirtschaftlichen Dimension, vor allem in der interkulturellen Kommunikation umgesetzt ist. Alles in allem ein sehr interessantes Buch, das sowohl Aspekte behandelt, die in anderen Werken bereits erläutert wurden, als auch neue aufzeigt.



Literaturverzeichnis:

Beck, Ulrich (1997³). Was ist Globalisierung? Irrtümer des Globalismus – Antworten auf Globalisierung. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Beck, Ulrich (2001). Das Schweigen der Wörter und die politische Dynamik in der Weltrisikogesellschaft. Vortrag. Moskau: November 2001.

Klein, Naomi (2001). No Logo! Der Kampf der Global Players um Markenmacht. München: Bertelsmann Verlag.


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-10 01:06:21 mit dem Titel Tourismus - die negativen Seiten

Hallo Leute - anbei ein Referat (Essay) mit Schwerpunkt \"Auswirkungen auf den Tourismus\";

Standardliteratur: (die dafür gelesene Literatur)

Luger: Kommunikation im Tourismus, in: Medien Journal 4/1994
Luger/Inmann: Verreiste Berge – Kultur und Tourismus im Hochgebirge, Innsbruck 1995 (Beiträge von Luger, Rest, Schaaf)
Hennig: Reiselust, Frankfurt 1997
Dreyer: Kulturtourismus, München 1996
Wippermann: Das Parlament, Trier 2001 (Beiträge von Vester, Luger/Herdin, Bachleitner, Thiem, Suchanek, Wöhler)


Vorwort:

Nach dem Lesen der Pflichtliteratur und dem damit verbunden Ausflug auf den Kapuzinerberg, beschloss ich, den Schwerpunkt dieses Essays auf die Umweltthematik zu legen. Neben der Umwelt soll aber der Kulturtourismus nicht zu kurz kommen. Gerade auch deshalb, weil ich selber gerne mal mit dem Zug nach Wien reise, um mir ein Musical zu gönnen. Auf die restlichen Themen, die nicht minder wichtig und interessant sind, habe ich aber verzichtet.
Das hier vorliegende Essay versucht, mit der Anlehnung an die Pflichtliteratur die Gewinnmaximierung der Tourismusunternehmen und die damit verbundene Umweltzerstörung aufzuzeigen. Obwohl ich bekennender Umweltschützer bin, denke ich, dass ich die Lage objektiv wiedergegeben habe. In mancher Situation lässt sich aber die eine oder andere Emotion nicht vermeiden. Am Ende des Essay habe ich einen kleinen Ausflug in Richtung Sextourismus unternommen. Diesen Exkurs habe ich deshalb in meine Arbeit mit hinein genommen, obwohl hier keine Umweltzerstörung stattfindet, doch sehr wohl aber eine Zerstörung und Demütigung von Menschenleben.



Allgemeiner Teil:

Der Tourismus hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. Zuerst war Reisen undenkbar, dann ein Ausnahmezustand, der vorwiegend reichen Menschen vorbehalten war. „Im 15. und 16. Jahrhundert entwickelte sich in Europa eine rege Reisetätigkeit.“ (Herdin/Luger, 2001, 7) Junge Adelige und Gelehrte begannen, zwecks Erweiterung ihres Horizonts sich auf Studienreisen zu begeben. Danach gab es die fahrenden Handwerker und später, im 18. Jahrhundert begann das Bürgertum mit Entdeckungsfahrten. Von da an bis zum heutigen Massentourismus hat sich viel getan. Zahlreiche Faktoren, wie z.B. der Ausbau von Verkehrsverbindungen, die Veränderung von Arbeitszeit und Freizeit und die Steigerung der Einkommen, führten zu einer immer höher werdenden Mobilität der Menschen. Heute gehört die Freizeitmobilität zum Lebensstil, ja sie prägt diesen sogar. Immer wieder ist die Rede von der Freizeitgesellschaft. Genuss und Erleben stehen im Vordergrund, die Freizeit nimmt einen wichtigen Platz im Leben der Menschen ein. Tourismus wird von vielen Menschen schon als fest eingeplantes Element ihrer Freizeit angesehen, was ihm eine nicht zu unterschätzende Rolle im Verständnis der heutigen Gesellschaften westlicher Industrieländer verleiht.
Im 20. Jahrhundert hat der Tourismus stark an ökonomischer und auch kultureller Bedeutung gewonnen. In der Tourismusbranche werden mehr Umsätze erzielt als in der Pharmaindustrie und dennoch gibt es im wissenschaftlichen Diskurs um den Tourismus noch immer viele unerforschte Gebiete.

1 Kulturtourismus:

Früher war das kulturelle Interesse von Bildungsmotiven bestimmt, hingegen liegt heute der Schwerpunkt auf Unterhaltung, Geselligkeit und Erlebnis. Traditionelle, insbesondere Minderheiten interessierende, aber für die kulturelle Vielfalt eines Landes unabdingbare Kultureinrichtungen bedürfen auch weiterhin der Subvention des Staates. Mit einer wachsenden Kulturnachfrage und der ständigen Professionalisierung der Angebote werden in Zukunft immer mehr Kulturanbieter wirtschaftlich arbeiten. Kulturangebote sind für die Städte ein bedeutender Standortfaktor geworden. Diese Besucherströme sorgen für tourismuswirtschaftliche Primär- und Sekundäreffekte.
Der Kulturtourismus kennt aber verschiedene Erscheinungsformen. Deshalb ist es natürlich von Bedeutung vorerst den Begriff zu definieren. Dreyer versteht darunter alle Reisen, denen als Reisemotiv schwerpunktmäßig kulturelle Aktivitäten zugrunde liegen. Tourismuswirtschaftlich gesehen werden alle Aktivitäten als kulturell bezeichnet, die der Reisende als solche empfindet. Das Interesse an Städtereisen ist stark gestiegen und liegt nur mehr knapp hinter dem Strand-/Bade-/Sonnenurlaub.
Aufgrund der Wichtigkeit der Kulturreisenden wurden Untersuchungen durchgeführt, um die Zielgruppe definieren zu können. Zu den potentiellen Kulturreisenden gehören vor allem Personen mit Matura und einem Haushaltseinkommen von über Euro 2.500.- . Erstaunlicherweise sind die 20-29jährigen überproportional an kulturellen Reisen interessiert. Kulturreisen werden in verschiedene Segmente unterteilt:

1.1 Städtereisen:

Städtereisen sind im Normalfall Standortreisen, bei denen eine Stadt den Anlass zum Verreisen bietet. Eine Stadt ist u.a. dann attraktiv, wenn sie kulturelle Angebote und Events sowie ein schönes Stadtbild bieten kann. Wie bereits aus dem Text ersichtlich war, sind junge Leute überproportional bei kulturellen Reisen vertreten, aber für die Veranstalter dürften sie weniger interessant sein, da sich hinter dieser Zahl ein hohes Maß an Individualreisenden verbirgt.

1.2 Studienreisen:

Eine Studienreise ist an bestimmte Merkmale geknüpft. Es wird vorwiegend eine Gruppenreise mit einer begrenzten Teilnehmerzahl durch eine fachlich qualifizierte Reiseleitung geführt. Das Thema sowie der Reiseverlauf sind schon vor Reisebeginn festgelegt. Mit einem breiten Spektrum an Angeboten wird versucht, eine möglichst große Zielgruppe zu gewinnen. Dabei darf aber das Ursprungsprodukt mit seinem qualitativen Anspruch nicht verloren gehen. An der Anzahl der Buchungen kann man erkennen, dass es sich bei Studienreisen um eine Marktnische handelt, welcher jedoch zur Kundenbindung nicht unterschätzt werden darf. Die positive Marktentwicklung muss aber mit realem Auge betrachtet werden, weil ein großer Teil des Marktpotentials durch Individualreisen abgedeckt wird. Den Horizont erweitern und neue Länder kennenlernen sind die primären Ziele für den Antritt einer Studien- oder Kulturreise.



1.3 Themenreisen:

Walt Disney hat diesen Begriff wahrscheinlich als erstes geprägt. Disneyland war der erste Themenpark der Welt. Konstitutives Merkmal dieses und anderer Vergnügungs- und Freizeitparks ist die thematische Geschlossenheit. Deren Vorteil liegt darin, dass Reisen besser den Zielgruppen angepasst werden können. Als Beispiel: Die Schlösser an der Loire, Weinreise an der Mosel, .....

1.4 Kulturelle Veranstaltungen:

Um als kulturelle Destination interessant zu sein, werden Veranstaltungen vermarktet. Dreyer unterteilt kulturelle Events in vier verschiedene Anlässe:

*Musik-, Theater-, Literatur-, Film-Events (z.B. Linzer Klangwolke)
*Religiöse und traditionsbezogene Events (z.B. Papst-Audienz)
*Massenmedien-Events (z.B. Oscar-Verleihung)
*Wissenschafts-Events (z.B. Wirtschaftsgipfel in Salzburg)

Diese Entwicklung führte aber zu einer Kommerzialisierung, worunter die kulturelle Qualität gelitten hat. Im Vordergrund stehen die primären Ziele, die Verbesserung des Images und die Steigerung des Bekanntheitsgrades.


2 Die ökologischen Risiken des Tourismus:

Die Unterschiede des modernen Tourismus gegenüber dem Reisen von gestern, sieht Norbert Suchanek darin, dass immer mehr Menschen immer schneller, immer öfter und immer weiter unterwegs sind. Nach den Daten des Weltwährungsfonds IWF hat 1998 der Tourismus mit 504 Milliarden Dollar die Automobilbranche als größte Exportindustrie der Welt abgelöst. Von den drei Milliarden Touristen machen etwa 2,3 Milliarden im eigenen Land Urlaub, der Rest verbringt ihn grenzenüberschreitend. Nach den Schätzungen der WTO belaufen sich die Gesammteinnahmen der Tourismusbranche auf 1,7 Billionen Dollar jährlich. Hennig sieht darin ein ambivalentes Verhältnis von Tourismus und Natur. Durch den gesteigerten Tourismus kommt es zu einem höheren Energieverbrauch durch Auto- und Flugverkehr. Die Umwelt bildet einen neuen Qualitätsmaßstab, wobei meist zu kostengünstigen Umweltschutzmaßnahmen gegriffen wird. Die Natur dient heute vielfach als Projektionsfläche für Phantasien und Bedürfnisse. Der neuzeitliche Naturbezug, so glaubt Hennig, schafft die Natur als Sehnsuchtslandschaft für Ästhetik und Authentizität. Die ökologischen Wirkungen des Tourismus verdeutlichen jedoch die ambivalente Beziehung zur Natur. Hennig zählt vier große Bereiche der Umweltschädigungen auf:

*Umweltverschmutzung
*Verbrauch von natürlichen Ressourcen
*Zerstörung von Naturräumen
*Ästhetische Wirkungen

Zur Umweltverschmutzung gehören die Abfallmengen, das Abwasser, Öl und Schadstoffe aus Motoren, Düngemittel, Algenwachstum und die Luftverschmutzung durch den Reiseverkehr. Die Problematik des Verbrauchs natürlicher Ressourcen ist die Frage, ob die Ressourcen schneller abgebaut werden, als sie sich erneuern können. Dies betrifft u.a. Energieressourcen, die durch Klimaanlagen und Schwimmbäder in Hotels in den Dritten Welt Ländern verbraucht wird. Dadurch kommt es zu einer Senkung des Grundwasserspiegels. Kostbares Wasser wird ohne Rücksicht auf die Bevölkerung für den Tourismus in großen Massen verwendet.
Durch diese Zerstörung von Naturräumen geht eine Zerstörung von Biotopen und Ökosystemen einher. Den Pflanzen und den Tieren wird die Lebensgrundlage weggenommen. Errichtung von Ferienanlagen, Präparierung von Skipisten und Erosionsprozesse und Schädigung der Vegetation durch Frequention von Wanderwerwegen sind naturzerstörende Faktoren. Nach Hennig stehen sich die Schäden und die positiven Wirkungen gegenüber, das massenhafte Reisen wird aber auf absehbare Zeit ökologisch negative Wirkungen mit sich bringen. Auch wenn durch den Tourismus Geld eingenommen wird, sollten wir es nicht zulassen, dass unsere Umwelt irreparabel zerstört wird. Kein Geld der Welt kann solche Zerstörungen wieder Rückgängig machen. Deshalb ist ein derartiger Schluss unzulässig, dass man den Schaden mit den Einnahmen aufrechnet.

2.1 Kulturreisen:

Nach Dreyer gehören Städtereisen in erster Linie zu den Kurzreisen, weil sie meist nur von einer Dauer von bis zu vier Tagen sind. Sie induzieren aber ein hohes Maß an Verkehr. Wir setzen uns ins Flugzeug oder steigen schnell mal ins Auto um an das gewünschte Ziel zu kommen. Für eine Städtereise reicht schon ein verlängertes Wochenende. Wenn man die Verkehrsmeldungen an verlängerten Wochenenden mit verfolgt, merkt man den Trend hin zur zusätzlichen Kurzreise. Mit dem Auto ist man in kürzester Zeit im benachbarten Ausland oder in der nächst größeren Stadt.
Dreyer glaubt das Problem darin zu erkennen, dass Mobilität in unserer heutigen Zeit vielfach zu preiswert angeboten wird. Es werden die ökologischen Folgeschäden oft nicht berücksichtigt. Auf lange Sicht gesehen muss deshalb versucht werden, die Reisemöglichkeiten zu reduzieren und die Reisenden einzuschränken. Wie dies aber erreicht werden sollte, darauf weiß im Moment keiner eine geeignete und zielführende Antwort. In Österreich forderten die Grünen vor einigen Jahren, dass der Staat durch die Erhöhung der Benzinpreise lenkend eingreifen sollte. Das Resultat war eine Wahlniederlage. Damit eine derartige Idee in einem westlichen Land überhaupt auf Zustimmung stoßen kann, bedürfte es eines Umdenken in der Bevölkerung. Ob man aber durch Benzinpreiserhöhungen dieses Umdenken erreichen kann, muss bezweifelt werden. Untersuchungen zeigen oft ganz deutlich, dass Autofahrer bei einem Benzinpreis von Euro 0,75 pro Liter nicht mehr fahren als bei einem Preis von Euro 0,85 pro Liter. Preiserhöhungen werden murrend zur Kenntnis genommen, ein Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel erfolgt aber deswegen nicht.
Warum wir uns nicht einschränken begründet Dreyer damit, dass Menschen zuerst ihre individuellen Ziele verwirklichen wollen und Reisen steht nun einmal an erster Stelle. Ob man die Menschen zur Einsicht bringen kann, darf bezweifelt werden – für die Umwelt könnte es deshalb bald zu spät sein.

2.2 Fernreisen:

Das Aufsuchen eines Reisebüros ist Routine geworden – Fernreisen sind auch bald nichts außergewöhnliches mehr. Immer mehr Touristen nützen die zahlreichen Billigangebote von TUI und anderen Tourismusfirmen. Der Kohlendioxidausstoß oder der naturzerstörerische Verbrauch von wichtigen Rohstoffen wie Aluminium für den Flugzeugbau, spielen praktisch keine Rolle mehr. Rohstoffpreiserhöhungen sind im Flugpreis für den einzelnen Reisenden kaum spürbar. Die Masse macht eben den Preis. Im Jahr 1996 unternahmen 3,5 Prozent der Weltbevölkerung eine Fernreise. Experten zufolge werden es 2020 mehr als 7 Prozent sein.
Nach Suchanek ist eine Grenze dieses Fernflug Wachstums nicht in Sicht. Heute beträgt der Beitrag des internationalen Luftverkehrs zum von Menschen verursachten Klimaeffekt etwa 4 Prozent. Dieser Wert wird sich in den nächsten Jahren stark erhöhen. Daran wird auch der 11. September nicht viel ändern. Terroranschläge und die damit verbundene Angst vorm Fliegen, können diesen Trend nicht aufhalten. Das Intergovernmental Panel on Climate Change rechnet mit einer jährlichen Steigerung der Flugverkehrabgase von drei Prozent. Die Terroranschläge legten zwar zeitweise den Flugverkehr lahm und bescherrten vielen Fluglinien hohe Umsatzeinbußen, doch das Schadstoffausmaß wurde durch den Militäreinsatz kompensiert. Wenn man nun von den prognostizierten jährlichen drei Prozent ausgeht, dann verdoppelt sich der Schadstoffausstoß alle 23 Jahre. Die Fluglinien sehen dies naturgemäß etwas anders. Die deutsche Lufthansa hält den Ferntourismus für notwendig, damit Naturregionen innerhalb Deutschland entlasten werden können. Aus deren Umweltbericht 1997/1998 geht hervor: „Die Alternativen Schwarzwald statt Seychellen oder Rügen statt Mallorca stellen sich nur in der grauen Theorie. Denn schon heute ist in vielen klassischen Urlaubsregionen wie dem Wattenmeer, den Alpen oder in den Naherholungsgebieten der Ballungsräume die Belastungsgrenze der Natur sichtbar. Wenn Millionen Fernreisende dorthin umgeleitet würden, könnte die Natur dies kaum verkraften.“
Wenn man diesem Bericht Glauben schenkt, dann müssten wir die Fluglinien als Retter unserer heimischen Umwelt feiern. Bei den derzeitigen Wachtumsraten ist es aber nur mehr eine Frage der Zeit, wann auch das letzte Fleckchen Natur in der entferntesten Region am Tourismus erstickt. Viele Inseln werden an dem vom Menschen künstlich erhöhten Treibhauseffekt irreparable Schäden davon tragen. Je mehr Urlauber per Flugzeug in die Urlaubsparadiese fliegen, desto schneller werden unsere beliebten Reiseziele Opfer des Treibhauseffektes. Genau betrachtet töten wir genau das, was wir lieben.

2.3 All – Inclusive – Reise:

Der All - Inclusive Urlaub rangiert mittlerweile an der zweiten Stelle im Wachstumsmarkt. Finanziell gesehen bringt diese Art von Urlaub den Tourismuskonzernen die höchste Gewinnspanne. Die Einheimischen werden von den Gewinnen aus dem Tourismus weitgehend ausgeschlossen, da oft selbst die Nahrungsmittel aus den Industriestaaten eingeflogen werden. Auffallend ist, dass viele Urlauber diese abgeschlossenen Urlaubsghettos kaum verlassen, um das Land kennen zu lernen. Fast alle Aktivitäten der All – Inclusive Gäste die außerhalb der abgeschlossenen Hotelanlagen stattfinden, sehen unter der Kontrolle des jeweiligen Reiseveranstalter.
Die Urlauber nutzen immer weniger Einrichtungen und Service Angebote der Einheimischen. Ein Mitgrund dürfte das Mißtrauen gegenüber diesen sein, welches von den Reiseveranstaltern geschürt wird. Den Einheimischen bleibt in diesem Fall nur der Abfall der Hotelanlagen und geringe Steuereinnahmen. Das einzig positive daran, ist die Schaffung von Arbeitsplätzen. Aber wie könnte es anders sein, auch hier werden die Menschen nur ausgebeutet. Für die bereisten Länder können All – Inclusive Resorts deshalb sogar ein Verlustgeschäft sein.

2.4 Kreuzfahrttourismus:

Der größtmögliche Gewinn für ein Reiseunternehmen läßt sich bei einer Kreuzfahrt erzielen. Hier wird die Gewinnmaximierung auf die Spitze getrieben. Daran können auch Fernsehsendungen wie das Taumschiff nichts ändern. Die vorgespielte Idylle trügt, denn den angesteuerten Küsten und Trauminseln bleiben in der Regel nur Almosen und der ins Meer gekippte Müll. Der größte Teil der Ausgaben des Touristen gehen in Transport, Verpflegung und Übernachtung auf. Suchanek berichtet, dass den Passagieren auf den Schiffen von der Nutzung lokaler Taxis und lokaler Reiseunternehmen abgeraten wird. Somit geht auch die letzte mögliche Einnahme Quelle der Einheimischen verloren.
Der Globalisierungsgegner Ulrich Beck berichtet uns, dass gerade Reiche die staatllichen Einrichtungen nützen ohne dafür einen entsprechenden Beitrag zu leisten. Auch auf die Kreuzfahrtindustrie trifft dies zu, weil sie lokale Infrastrukturen nützen, ohne aber der lokalen Wirtschaft etwas zurück zu geben. Die einzige Einnahmequelle der angesteuerten Länder und Inseln war die Eintrittsgebühr in ihre Hoheitsgewässer.
Heute ist aber auch diese Einnahmequelle kaum mehr von Relevanz, weil Kreuzfahrunternehmen es kaum mehr nötig haben, Inseln anderer Länder anzusteuern. Sie nutzen ihre eigenen Trauminseln. Tourismusunternehmen schlossen sich beim Kauf von Inseln zusammen. So wurde zum Beispiel eine bei den Bahamas gelegene Privatinsel namens Salt Cay von drei Unternehmen gemeinsam gekauft. Die jeweiligen Kreuzfahrtlinien laufen die Inseln an verschiedenen Wochentagen an, wobei sie der Insel jeweils einen anderen Namen geben haben.
Zum Zwecke der Gewinnmaximierung ist den Unternehmen anscheinend nichts zu blöde. So ist es auch nicht verwunderlich, dass auch die Einstellung der Schiffsbesatzung nach vorher festgelegten Regeln erfolgt. Die bis zu 1000-köpfige Besatzung eines Luxusliners beschäftigt Arbeitskräfte aus mehr als 40 verschiedenen Ländern. Der Grund ist ganz simpel. Weil aufgrund dieser Sprachenvielfalt an Bord keine effektive gewerkschaftliche Arbeitnehmervertretung möglich sei, ließen sich niedrige Löhne bei gleichzeitig sehr langen Arbeitszeiten und fragwürdigen Lebensbedingungen an Bord problemlos durchsetzen.

2.5 Golftourismus:

Um diesen elitären Sport noch attraktiver zu gestalten und um noch mehr Exklusivität zu erzielen, haben viele Tourismusgebiete Golfplätze errichtet. Golfspielen im Nachbarort ist vielen nicht mehr exklusiv genug, daher zieht es viele Golfer in wärmere Gebiete. Von Salzburg startet zweimal die Woche eine Chartermaschiene Richtung Malaga, dem Mekka der Salzburger Golfspieler.
Um Platz für Golfanlagen zu schaffen, wurden und werden rund um den Globus Kleinbauern vertrieben, Wälder abgeholzt, das Trinkwasser der lokalen Bevölkerung wird verbraucht und die Umwelt mit Pestiziden verseucht. Das der Golftourismus im Trend liegt, zeigen Erkenntnisse von Experten, die mit einer Steigerung von über zehn Prozent jährlich rechnen. Die Gewinne, welche diese Anlagen abwerfen, kommen nicht dem Staat zugute, weil diese Anlagen im Besitz von ausländischen Investoren sind.
Den Tourismusregionen bleiben die Umweltzerstörungen und die Verluste der Landschaftsgebiete. Da handelt es sich um die landschaftlich schönsten und ökologisch wertvollsten Plätze in der Nähe von Stränden, Wäldern und Hügeln. Der Bau von neuen Golftourismus-Resorts wurde zur wichtigsten Ursache von Landraub berichtet Suchanek.

2.6 Ökotourismus:

Norbert Suchanek stellt sich die Frage, ob der Ökotourismus nicht eine Alternative zum aktuellen, umweltschädlichen und sozial bedenklichen Tourismus sein kann. Er beantwortete sich seine Frage mit einem klaren Nein gleich selbst. Die vorhandenen Strukturen und Machverhältnisse lassen dies nicht zu. Er wird von den großen Reiseunternehmen vielmehr als ein Zusatzgeschäft angesehen.
Der Ökotourist der nach Brasilien reist, um den Regenwald zu erkunden, setzt sich nicht in ein Segelschiff, sondern steigt in ein Flugzeug. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, ist der gegenwärtige Natur- oder Ökotourismus nur eine zusätzliche Gefahr für die biologische und kulturelle Vielfalt unserer Erde. Nach Suchanek könnte echter von Einheimischen kontrollierter Öko- und Fair-Trade-Tourismus eine tatsächliche Chance zum Schutz der Biodiversität bringen. Doch nur wenn er die bestehenden Tourismusformen ersetzt und nicht wie bisher ergänzt. Suchanek gibt auch noch zu bedenken, dass bei den Wachstumsraten im Naturtourismus von Nachfragegruppen ausgegangen wird, die im Schutzgebiet lediglich außergewöhnliche Erlebnisse suchen.
Die internationalen Erfahrungen mit Naturtourismus in Schutzgebieten der Entwicklungsländer zeigen überwiegend eine planlose, ungelenkte Entwicklung, die in ihrer Dynamik viel eher von der Tourismuswirtschaft als von den Naturschutzbehörden bestimmt wird. Der australische Wissenschaftler Weaver sieht im Ökotourismus nur einen Vorbereiter des Massentourismus mit allen seinen negativen Folgen. Das Problem liegt darin, dass global agierende Tourismuskonzerne möglichst jedes Jahr mehr Profit machen wollen. Solange es irgendwo auf der Welt ein noch nicht entwickeltes Zielgebiet gibt, sind die Tourismuskonzerne nicht abhängig von den einzelnen Reiseländer. Ist ein Urlaubsziel kaputtentwickelt oder ist die Gewinnmaximierung gänzlich ausgeschöpft, zieht die Karawane der Tourismusentwickler in ein neues Zielgebiet weiter.

2.7 Nachhaltigkeit:

Nach Wöhler beinhaltet Nachhaltigkeit Kultur und Natur. Nachhaltigkeit soll zwischen Natur und Kultur vermitteln. Der Tourismus lebt von der Unterscheidung zwischen dem normalen Alltag und dem authentischen wirklichen Lebensraum Natur. Es würde keinen Tourismus geben, wenn es nicht möglich wäre, den Heimat- vom Fremdraum zu trennen. Durch diese Trennung wird der Fremdraum stets naturalisiert. Die Landschaft scheint natürlicher zu sein. Darüber hinaus wird dem Aufenthalt im touristischen Fremdraum die Fähigkeit zugeschrieben, dass die Besucher gesünder, glücklicher und ausgeglichener werden. Der ferne bzw. fremde Naturraum, wird als Ressource für Wohlbefinden und Glück instrumentalisiert und ausgebeutet.
Die Vergesellschaftung von Natur im Zuge der Touristifizierung der Welt bringt demnach immer neue Verschmelzungen von Natur und Gesellschaft hervor. Davon profitieren nicht nur die Touristen, sondern auch diejenigen, die im Ankunftsland touristische Angebote zur Verfügung stellen. Durch die Nachhaltigkeit werden faire Bedingungen im Tourismus geschaffen. Nachhaltigkeit stellt die Idee, die einen Idealtyp eines umwelt- und sozialverträglichen Tourismus umfasst, dar. Wie kann man als Tourist solche Gebiete und Regionen erkennen? Durch sichtbare Zeichen und Signale (z.B. Gütesiegel, Ökopunkte), die dem Fremden anzeigen, dass er es hier mit einem Nachhaltigen Tourismus zu tun hat. Für diese Reinigung, so Wöhler, erhofft man sich einen Marktsegen, sprich einen Wettbewerbsvorteil. Sowohl für Anbieter als auch für Touristen müssen Regeln aufgestellt werden. Man muss mit aller Gewalt versuchen, dass das einmal ökologisch Geweihte nicht erneut verunreinigt wird. Die soziale Reproduktion stärkt den Ort und die Region in vielerlei Hinsicht:

+Gewinnung einer eigenen Identität
+Erfolgreicher Widerstand gegen Globalisierung
+Selbstbezug auf eigene Entwicklungsmöglichkeiten
+Herbeiführung eines qualitativen bzw. nachhaltigen Wachstum

Nach Wöhler, ist also eine differenzierte Vorgehensweise, die das Ziel Gerechtigkeit vor das Ökosphärenschutzziel stellt, gefordert. Die Umsetzung einer nachhaltigen Tourismusentwicklung ist aber nicht überall möglich. In einem Massentourismusort läßt sich vielleicht der Enrgieverbrauch und der Abfall reduzieren, doch es dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein, einen reinen regionalen Selbstversorgungsgrad zu erreichen. Doch alleine die angesprochene Reduktionen sind der Umwelt schon sehr dienlich. Der Beitrag der Tourismusunternehmen muss auch das ausnützen der neuersten Technik sein. Durch die Entwicklung der technischen Möglichkeiten kann immer umweltfreundlicher gearbeitet werden. Neue Entsorgungssystem lassen auch den Müllberg kleiner werden. Im Namen des Umweltschutzes sollte man jene Unternehmen bestrafen, die trotz vorhandener Fähigkeiten nichts oder zu wenig gegen tourismusbedingte Umweltschäden unternehmen.

Viele Unternehmen betreiben einen produktorientierten Umwelttourismus. Bei diesem steht die Umwelt aber erst an zweiter Stelle. Zum Schutz der Unternehmen muss man aber fairer Weise eingestehen, dass es bei dieser Art von Umwelttourismus schon Aktivitäten der Unternehmen zur Erhaltung der Natur gibt. Beim kulturraumbezogenen Tourismus bekommen die Touristen nur das, was sie benötigen und das wird mit den gegebenen Mitteln sichergestellt. Um den Reichtum der ursprünglichen Natur zu erhalten, werden immer mehr Regionen als Naturschutzgebiete ausgewiesen.
Ein umweltverträglicher Tourismus muss es sich zur Aufgabe machen, die oft schon aus den Fugen geratene Umwelt wieder ins Lot zu bringen. Tourismusanbieter argumentieren zwar, dass ihnen das Absatzrisiko für nachhaltigen Tourismus zu hoch sei, weil die Nachfrage ihre Investitionen in Umweltmaßnahmen nicht preislich honoriere. Nach Wöhler kristallisiert sich aber bereits ein Potenzial heraus, dass bereit ist, dafür auch zu bezahlen. Durch die hohen Preise kann auch kein Massentourismus entstehen und der Öko-Tourist nimmt für Exklusivität, Ruhe und eine intakte Umwelt einen höheren Preis in Kauf.

2.8 Exkurs: Sex - Tourismus:

Wenn man Thailand hört, dann verbindet man es fast ausschließlich mit Sextourismus. Doch Thailand ist heute nur mehr ein Land von vielen, indem sich der Sextourismus ausgebreitet hat. Diese Entwicklung hat aber noch immer nicht halt gemacht, es verbreitet sich der scheinbar grenzenlose Sextourismus. Wenn die Aids Gefahr in einem Zielgebiet zu groß geworden ist, wird einfach das nächste Land angesteuert. Inzwischen suchen die europäischen Sexurlauber zunehmend die Karibik sowie Mittel- und Südamerika auf. Auch ehemalige Ostblockländer dürfen nicht vergessen werden.
In der Ukraine arbeiten 60 Prozent der Studentinnen als Prostituierte. Ganz davon abgesehen, dass viele davon zu uns verschleppt werden unter dem Vorwand, es würde ihnen eine Model Karriere bevorstehen. Das Geschäft mit dem Sex boomt, dennoch nimmt der auch der Kindersextourismus zu. Jüngsten Untersuchungen der Europäischen Kommission zufolge steigt die Zahl der Kinderprostituierten konstant an. Schätzungen zufolge, kommen jährlich eine Million Kinder hinzu, die Opfer von Sextourismus und organisierter Prostitution werden. In Österreich ist erst vor kurzer Zeit ein Kinderpornoring von der Exekutive ausgehoben worden. Das Bildmaterial stammt nicht selten von Kindern aus Ostblockstaaten. Darüber hinaus beginnen einige Staaten in Osteuropa damit, Sextouristen anzulocken und Kinderprostituierte in andere Länder zu exportieren.
Untersuchungen von UNICEF machten darüber hinaus aufmerksam, dass viele dieser Mädchen von den Sextouristen geschwängert werden. Eine Befragung von Prostituierten in einer dominikanischen Touristensiedlung ergab, dass dort 48 Prozent aller weiblichen Prostituierten zwischen 16 und 18 Jahren bereits ein oder zwei Kinder haben. Ein Folge des ungeschützten Geschlechtsverkehr mit Touristen. Leider werden diese Mädchen oft von ihrem eigenen Staat im Stich gelassen. Wenn es den Dritten Weltstaaten gelingen würde, eine einheitliche Rechtsordnung im Bereich des Kindschaftsrechts zu erzielen, könnten die geschwängerten Mädchen zumindest finanziell leichter über die Runden kommen.
Das IPR (Internationale Privatrecht) sieht vor, dass das Recht anzuwenden ist, wo (in unserem Fall dort, wo der Sex stattgefunden hat) die “Tat“ begangen wurde. Es kommt also bei einer geschwängerten Russin, russisches Recht zur Anwendung. Damit die geschwängerten Frauen zu ihrem Unterhalt kommen, müsste der Vater festgestellt werden können. Ein Ding der Unmöglichkeit – vielleicht aber doch nicht. Wenn die besagten Länder zwei Dinge ändern würden, dann wäre es möglich:

* Ausweispflicht,
* die Beweispflicht (in unserem Fall, dass der Beschuldigte nicht der Vater ist) soll beim Beschuldigten liegen;

Somit müsste der “angebliche“ Vater das Gegenteil beweisen oder den festgelegten Betrag an die Mutter überweisen. Solche Gehirnspinerein meinerseits haben aber wie gesagt nur dann Sinn, wenn alle dafür in Frage kommenden Länder diese Regelungen einführen. Sollte dies nämlich nicht der Fall sein, dann weichen die Touristen wahrscheinlich in Regionen aus, in denen sie auch weiterhin ohne Konsequenzen (außer eventuellen Krankheiten) Mädchen schwängern können.





----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-15 01:20:39 mit dem Titel Kulturtourismus

Der Markt für Kulturtourismus

1. Kultur im Aufwind:
Früher war das kulturelle Interesse von Bildungsmotiven bestimmt, hingegen liegt heute der Schwerpunkt auf Unterhaltung, Geselligkeit und Erlebnis. Traditionelle, insbesondere Minderheiten interessierende, aber für die kulturelle Vielfalt eines Landes unabdingbare Kultureinrichtungen bedürfen auch weiterhin der Subvention des Staates. Mit einer wachsenden Kulturnachfrage und der ständigen Professionalisierung der Angebote werden in Zukunft immer mehr Kulturanbieter wirtschaftlich arbeiten. Kulturangebote sind für die Städte ein bedeutender Standortfaktor geworden. Diese Besucherströme sorgen für tourismuswirtschaftliche Primär- und Sekundäreffekte. Der Kulturtourismus kennt aber verschiedene Erscheinungsformen. Deshalb ist es natürlich von Bedeutung vorerst den Begriff zu definieren. Dreyer versteht darunter alle Reisen, denen als Reisemotiv schwerpunktmäßig kulturelle Aktivitäten zugrunde liegen. Tourismuswirtschaftlich gesehen werden alle Aktivitäten als kulturell bezeichnet, die der Reisende als solche empfindet. Das Interesse an Städtereisen ist stark gestiegen und liegt nur mehr knapp hinter dem Strand-/Bade-/Sonnenurlaub.
Aufgrund der Wichtigkeit der Kulturreisenden wurden Untersuchungen durchgeführt, um die Zielgruppe definieren zu können. Zu den potentiellen Kulturreisenden gehören vor allem Personen mit Matura und einem Haushaltseinkommen von über Euro 2.500.- . Erstaunlicherweise sind die 20-29jährigen überproportional an kulturellen Reisen interessiert. Kulturreisen werden in verschiedene Segmente unterteilt:

a) Städtereisen:
Städtereisen sind im Normalfall Standortreisen, bei denen eine Stadt den Anlaß zum Verreisen bietet. Eine Stadt ist u.a. dann attraktiv, wenn sie kulturelle Angebote und Events sowie ein schönes Stadtbild bieten kann. Wie bereits aus dem Text ersichtlich war, sind junge Leute überproportional bei kulturellen Reisen vertreten, aber für die Veranstalter dürften sie weniger interessant sein, da sich hinter dieser Zahl ein hohes Maß an Individualreisenden verbirgt.

b) Studienreisen:
Eine Studienreise ist an bestimmte Merkmale geknüpft. Es wird vorwiegend eine Gruppenreise mit einer begrenzten Teilnehmerzahl durch eine fachlich qualifizierte Reiseleitung geführt. Das Thema sowie der Reiseverlauf sind schon vor Reisebeginn festgelegt. Mit einem breiten Spektrum an Angeboten wird versucht, eine möglichst große Zielgruppe zu gewinnen. Dabei darf aber das Ursprungsprodukt mit seinem qualitativen Anspruch nicht verloren gehen. An der Anzahl der Buchungen kann man aber erkennen, dass es sich bei Studienreisen um eine Marktnische handelt, welcher aber zur Kundenbindung nicht unterschätzt werden darf. Die positive Marktentwicklung muss aber mit realem Auge betrachtet werden, weil ein großer Teil des Marktpotentials durch Individualreisen abgedeckt wird. Den Horizont erweitern und neue Länder kennenlernen sind die primären Ziele für4 den Antritt einer Studien- oder Kulturreise.

c) Themenreisen:
Walt Disney hat diesen Begriff wahrscheinlich als erstes geprägt. Disneyland war der erste Themenpark der Welt. Konstitutives Merkamal dieses und anderer Vergnügungs- und Freizeitparks ist die thematische Geschlossenheit. Deren Vorteil liegt darin, dass Reisen besser den Zielgruppen angepasst werden können. Als Beispiel: Die Schlösser an der Loire, Weinreise an der Mosel, .....

2. Kulturelle Veranstaltungen:
Um als kulturelle Destination interessant zu sein, werden Veranstaltungen vermarktet. Dreyer unterteilt kulturelle Events in vier verschiedene Anlässe ein:
 Musik-, Theater-, Literatur-, Film-Events (z.B. Linzer Klangwolke)
 Religiöse und traditionsbezogene Events (z.B. Papst-Audienz)
 Massenmedien-Events (z.B. Oscar-Verleihung)
 Wissenschafts-Events (z.B. Wirtschaftsgipfel in Salzburg)
Diese Entwicklung führte aber zu einer Kommerzialisierung, worunter die kulturelle Qualität gelitten hat. Im Vordergrund stehen die primären Ziele, die Verbesserung des Images und die Steigerung des Bekanntheitsgrades.

3. Verträglichkeit des Kulturtourismus:
a) Kulturtourismus:
Unter Kultur versteht man die Entwicklung, Pflege und Veredelung menschlicher Fähigkeiten und was für Gemeinschaft in einer bestimmten Region typisch ist. Zwischen der Kultur der Quellregion und deren Ferienkultur besteht eine Wechselwirkung. Zu berücksichtigen ist, dass weniger entwickelte Kulturen eine stärkere Angleichung durchmachen als höher entwickelte.

b) Umweltverträglichkeit:
Städtereisen gehören in erster Linie zu den Kurzreisen, weil sie meist nur von einer Dauer von bis zu vier Tagen sind. Sie induzieren aber ein hohes Maß an Verkehr. Die Mobilität wird in unserer heutigen Zeit vielfach zu preiswert angeboten. Es werden die ökologischen Folgeschäden oft nicht berücksichtigt. Auf lange Sicht gesehen muss deshalb versucht werden, die Reisemöglichkeiten zu reduzieren und den die Reisenden einzuschränken. Wie dies erreicht werden kann, weiß im Moment keiner eine geeignete Anwort. Die Grünen forderten vor einigen Jahren, dass der Staat durch die Erhöhung der Benzinpreise lenkend eingreifen sollte. Das Resultat war eine Wahlniederlage. Das Problem liegt darin, dass Menschen zuerst ihre individuellen Ziele verwirklichen wollen und Reisen steht nun einmal an erster Stelle. Ob man die Menschen zur Einsicht bringen kann, darf bezweifelt werden – für die Umwelt könnte es deshalb bald zu spät sein.


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-06-15 04:22:04 mit dem Titel Hilfe die Briten kommen

hi yopi`s!
dieses referat beschäftigt sich mit der zeitungsentwicklung in österreich in der besatzungszone der briten (von 1945-1947); wenn ich mal zeit habe, dann kann ich auch über die entwicklung in deutschland etwas schreiben. viel spaß beim lesen:


1. Die Presse unter britischer Verwaltung:

1.1. Die Übernahme der Besatzungszone:
Die britischen Truppen marschierten am achten Mai in Kärnten ein. Die ihnen zugeteilte Besatzungszone Kärnten, Osttirol und die Steiermark außer dem Ausseerland, nahmen sie aber erst am 24. Juli ein. Die britische Besatzungszone wurde von der achten Armee unter dem Kommando von Feldmarschall Harold Alexander übernommen.

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