Reise, Reise - Rammstein Testbericht

Reise-reise-rammstein
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Erfahrungsbericht von BelgiumKing

Rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrroll das RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR...

4
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Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

RAMMSTEIN – Reise, Reise

Ei-ei-ei ...was lag denn da schönes diese Woche in meinem Briefkasten ? Nun, die neue Musik-CD von Rammstein namens „Reise, Reise“. Die Sommer 2004 erschienene CD ist mit elf Songs gepresst.


@@@ DIE BAND @@@

Die deutsche Gruppe „Rammstein“ besteht aus Sänger Till Lindemann (41), Gitaristen Paul Landers (39) und Richard Kruspe-Bernstein (37), Schlagzeuger Christoph Schneider (38), Bassist Oliver Riedel (33) und Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz (37).

Bereits bevor Rammstein Anfang der 90er Jahre gegründet wurde, waren die heutigen Leute von „Rammstein“ aktive Musiker. „Rammstein“ wurde lange mit rechtslastigem Gedankengut in Verbindung gebracht, ein Vorwurf, gegen den sich die Band immer vehement gewehrt hat. Den Sound definiert man angeblich als Industrialrock, wobei ich denke, dass die Begrifflichkeiten immer mehr verwischen.


@@@ TRACKLIST @@@

01. Reise, Reise
02. Mein Teil
03. Dalai Lama
04. Keine Lust
05. Los
06. Amerika
07. Moskau
08. Morgenstern
09. Stein Um Stein
10. Ohne Dich
11. Amour

Kaufinfo: RAMMSTEIN - REISE, REISE | Erscheinungsdatum 2004 | Preise: ab 15,99 Euro | 11 Tracks


@@@ EINE MUSIKALISCHE REISE DURCH 11 TRACKS @@@

Mit einem coolen und bald wieder abebbenden Trommelwirbel beginnt „Reise, Reise“ und wird von Wind- und Meeresrauschen eingeleitet. Endlich geht dann der typische harte Sound los, Gitarren und Drums schlagen zu. Amüsant ist, das Teile des Refrain an einen wahren Seemannchor erinnert. Tillmann rollt das „R“ wieder in bester Manier. Ein melancholisch-rockiger RAMMSTEIN-Track...

...der dann knallhart und psychopathisch von „Mein Teil“ abgelöst wird. Die Stimmlage von Lindemann nimmt auch schon einen leicht irren Touch an, wenn er uns mit „„Heute treff‘ ich einen Herrn, der hat mich zum fressen gern, weiche Teile und auch harte stehen auf der Speisekarte“ aufklärt. Der Song geht in harter Manier über den Kannibalen von Rotenburg, Sound, wie man es von Rammstein gewohnt ist. Mit brachialer Gewalt stößt Lindemann dieses zweideutige „Denn du bist was du isst“ aus und erinnert an die besten Zeiten der Band auf den Erstlingswerken.

„Dalai Lama“ startet recht ruhig und besonnen, leichte Erzählstimme von Lindemann, aber nach einer Minute, nimmt der Sound mehr Gestalt an und wird zum Gruselmärchen... Es geht um Vater und Sohn, die im Flugzeug sitzen, bis Gott und der Wind rufen, Gott wolle den Sohn zu sich holen. Dann ein lockendes „komm her, bleib hier, wir sind gut zu dir“... grauslich gut.

Mit Track 4 namens „Keine Lust“ resümiert Lindesmann in recht durchgeknallter Art „Ich hab keine Lust mich nicht zu hassen, hab keine Lust mich anzufassen, ich hätte Lust zu onanieren, hab keine Lust es zu probieren, ich hätte Lust mich auszuziehen, hab keine Lust mich Nackt zu sehn. Die Stimme ist souverän, aggressiv und dominant. Das gute alte „R“ rollt bestens durch die Ohrkanäle des Zuhörers. Harter, schneller Sound, aber der Track ist mittelprächtig.

Mit „Los“ stellt sich der fünfte Songs der CD „Reise, Reise“ vor, der mit einer Gitarre, und allmählich erhält sie Begleitung, während Rammstein einen Text präsentieren, der nicht ganz zu fassen ist. Es scheint ein Resumee über ihre eigene Musikkarriere zu sein, an Zeiten erinnernd, als die ersten bösen Stimmen gegen Rammstein aufkommen. Nenne wir es wirklich einen „Blick zurück“. Nicht schlecht, nicht sehr hart, aber von der Lindemann-Stimme vollkommen dominiert. Cool ist eine Harmonika zwischendurch.

„Amerika“ ist die zweite Singleauskoppelung aus der CD und besingt ironisch die Vormachtstellung der USA, deren politische Einmischung auf allen Kontinenten und das Rüberschwappen amerikanischer Lebensgewohnheiten. Der Sound ist harmlos-rockig und der Refrain „We all living in Amerika, Amerika ist Wunderbar. We all living in Amerika, Amerika“ ist so 08/15, dass er sich sogar bestens auf jedem Oktoberfest oder Volksfest mitgrölen läßt. Der Text ist eine sympathische Bissigkeit, aber der Sound ist schlapp.

Umso genialer finde ich „Moskau“ mit schnellem Sound, schnellen Riffs und Backgroundstimmen mit russischen Botschaften. Diese stimmen sind recht hell, sinnen so schnell wie der ganze Track sowieso ist. Schrill kreischend ist der Beginn, als sei man in einem Stadion, bis die Musik und der Sänger einsetzen.. Lindemann besingt Moskau, als sei es eine nächtliche Schönheit, die sich tagsüber versteckt. Hierzu setzt er stimmlich eine gewisse Dramatugie ein... „Sie macht mich geil ich leide Qualen, sie tanzt für mich ich muss bezahlen, sie schläft mit mir doch nur für Geld, bleibtdoch die schönste Stadt der Welt ...“

Wer ist denn da häßlich in „Morgenstern“ ...? Leicht grimmig wie ein mißgelaunter Mensch, besingt Lindemann Häßchlichkeiten. Schön ist der chorale Anfang, ohne aber musikalisch eine echte Steigerung zu bringen. Durchschnitts-Rock, der nicht weh tut, aber auch nicht vermißt würde, wenn nicht präsent. Erinnert mich von der Stimmung mehr an „Mutter“ auf der vorherigen CD, zumindest vom Tempo und dem Stil her.

Mit „Stein um Stein“ erinnert Rammstein an ihr wahres Handwerk, leicht psychotisch zu rocken und zu schocken. In der Manier von „Mein Teil“ besingt Lindemann einen liebenswürdigen Zeitgenossen, der „dir“ ein Haus baut. Dein Problem ist nur... Er mauert „dich“ ein !!! Zitat... „Ich habe Pläne große Pläne. Ich baue dir ein Haus. Jeder Stein ist eine Träne. Und du ziehst nie wieder aus. Ja ich baue ein Häusschen dir.Hat keine Fenster keine Tür. Dringt überhaupt kein Licht hinein...“ Der Track ist so, wie man Sound vom Rammstein erwartet: etwas krass bis psychotisch, textlich absurd-schön, musikalisch in Anlehnung an die genialen Klassiker wie „Heirate mich“ oder „Spieluhr“.

„Ohne Dich“ ist eine Rammstein-Ballade. Ja, das können die Jungs auch, auch wenn ich zunächst staunte. Lindemann hat angeblich das Rauchen wegen dieser CD aufgehört, um seine Stimme zu verfeinern. Das scheint gelungen zu sein, und das melancholische Lied ist auch recht gelungen, aber trotzdem... „Till, bitte rauche weiter“. Wegen der harten Song. Aber „Ohne Dich“ ist ein Balladen-Gigant, eher sogar depressiv als melancholisch. Hat einen Suiziden Touch...

Direkt im Anschluß folgt „Amour“ und wirkt zwiespältig. Da schleimt eine Romantik durch, die einerseits erstaunt, anderseits für Rammstein-Fans in der Form ganz neu ist. Und dennoch: das Lied ist gut und paßt in die Reihe ruhiger Rammstein-Lieder wie „Wilder Wein“, auch wenn es textlich etwas banal herüber kommt...


@@@ MY MEINUNG @@@

Ich kenne mittlerweile viele Meinungen zu dieser CD, u.a. dass Rammstein sich sehr zum Nachteil verändert hätte. Das wage ich doppelt zu bestreiten, denn a) sie haben sich nicht verändert und b) die Novitäten passen zum alten Stil.

Lediglich „Amerika“ missfällt mir so richtig und aus ganzem Herzen. Ich empfinde diesen Track nicht nur extrem oberflächlich auf der musikalischen Ebene, sondern auch etwas zu einfach auf „böser Ami“ reduziert. Ich bin zwar auch ein sehr kritischer Mensch, kann aber über den Text nur bedingt schmunzeln. Schlimm ist nur der Kneipenrefrain dabei.

„Stein um Stein“ als auch „Mein Teil“ sind die feine Anlehnung an ältere Alben.

In der Gesamtbetrachtung finde ich das Album besser als vermutet und betrachte es als eine Steigerung von dem letzten Album, welches nur einzelne Tracks hörenwerte machte und als „Ganzes“ nervte.

Till Lindemann selbst hat seine eigenwillige Stimme wieder in bester Manier in Szene gesetzt. Zugegeben, ohne Till Lindemann gäbe es auch kein Rammstein, aber ich finde an dieser Band sehr sympathisch, dass jedes Bandmitglied sehr viel Ausstrahlung mit auf die Bühne bringt. Und musikalisch ist dieser „akustische Komplott“ nicht ohne Grund der bestverkaufte deutsche Sound-Export über viele Jahre gewesen.

Nach dieser CD freue ich mich, vierzig Jahre auf‘m Buckel hin oder her, extrem auf das nächste Rammstein-Konzert :o)

JL *** für yopi und ciao ***

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