Im Westen nichts Neues (gebundene Ausgabe) / Erich Maria Remarque Testbericht

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Erfahrungsbericht von axxit1

Nichts Neues im Westen??

Pro:

für alle Generationen geeignet, leichter eingängiger Sprachstil, dauerhafte Anklage gegen die Sinnlosigkeit des Krieges, zeitloses Thema

Kontra:

für zart besaitete nicht geeignet

Empfehlung:

Ja

Hallo an alle LeserInnen,

heute wage ich mich an eine, für mich, neue Kategorie heran.
Ich werde euch ein Buch vorstellen, was ich erst vor kurzem gelesen habe.
Dabei handelt es sich um ‚Im Westen nichts Neues’ von Erich Maria Remarque.


Gliederung des Berichtes

1) Wer war Erich Maria Remarque?
2) Allgemeines zum Buch
3) Inhalt und Kapitel
4) Schreibstil
5) Eigene Meinung
6) Textproben
7) Pro und Kontra
8) Fazit


*** Wer war Erich Maria Remarque? ***
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Am 22. Juni 1898 wurde Erich Maria Remarque (eigtl. Erich Paul Remark) als Sohn des katholischen Buchdruckers Peter Remark in Osnabrück geboren.

Nach 6 Monaten Ausbildung im Jahre 1916 wird er im Ersten Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger an der Westfront eingesetzt. Doch eine Verletzung ist Grund eines heimatlichen Lazarettaufenthalts, den er bis zum Kriegsende ausdehnen kann. Nach dem Ende des Krieges versucht sich Remarque in verschiedenen Berufen. Er ist als fliegender Händler, Agent für Grabsteine, Organist, Volksschullehrer und als Theater- und Konzertkritiker bei der "Osnabrücker Tageszeitung" tätig. In den nächsten Monaten veröffentlichte er Gedichte und Kurzprosa. Nach zahlreichen Reisen (u.a. Schweiz, Jugoslawien) veröffentlichte er 1929 seinen Welterfolg Im Westen nichts Neues, der erstmals das Tabu vom Heldentod der Soldaten bricht. Ein Jahr später kam es zur Verfilmung des Buches. Durch die Ereignisse im Dritten Reich kam es zur Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft und Emigrierung in die USA. Nach dem 2. Weltkrieg kam es zur Veröffentlichung eines weiteren weltweiten literarischen Erfolges (Arch of Triumph). Nach weiteren Romanen, die sich mit unterschiedlichen Etappen der deutschen Geschichte beschäftigen (Zeit zu leben und Zeit zu sterben, Der schwarze Obelisk) bekommt Remarque 1967 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Am 25.09.1970 stirbt Erich Maria Remarque.

*** Allgemeines zum Buch ***
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Das Taschenbuch von "Im Westen Nichts Neues" hat etwa 265 Seiten und kostet etwa 7 Euro.
Die ISBN ist 3-462-02303-9.
Auf komplett schwarz-grauen Untergrund ist der Name des Schriftstellers und des Buchtitels in roter Schrift abgedruckt. Im unteren Teil des Buches sieht man Soldaten, die im Nebel marschieren.
Das Buch war das sensationellste Erfolgsbuch der deutschen Literatur überhaupt. Es wurde in mehr als 45 Sprachen übersetzt und hatte bereits 4 Jahre nach Erscheinen eine Auflage von 1,5 Mio. erreicht. Nachdem es 1933 verboten wurde, erlebte es nach dem Ende des 2. Weltkrieges eine Renaissance.


*** Inhalt und Kapitel ***
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Das Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein.
Es soll nur den Versuch machen, über eine Generation zu berichten, die vom Kriege zerstört wurde – auch wenn sie seinen Granaten entkam.

Remarque erzählt von einer Schulklasse, die von ihrem Klassenlehrer überredet wird, sich freiwillig zum deutschen Herr als Frontsoldaten zu melden.
Ihre Ideale verlieren die Rekruten bereits bei der Grundausbildung durch den Unteroffizier Himmelstoß, einen bösartigen Schinder. Nach diesem Grunderlebnis des Drills erfahren sie gemeinsam die Schrecken des modernen Krieges, die äußerst realistisch geschildert werden.
Das deutsche Herr erleidet schwere Verluste. Aus dem Trommelfeuer, vor dem sich der zur Front abkommandierte Himmelstoß drücken will, kehren von 150 Mann 32 zurück.
Nach diesen grausigen Eindrücken wird das vergleichsweise erholsame Etappenleben hinter der Front geschildert. Paul Bäumer, der Ich-Erzähler der Romans, verliebt sich in eine junge Französin. Ein Heimaturlaub entlarvt die Vorstellungen eines großen Teils des deutschen Volkes.
Nach der Rückkehr zur Front trifft er überlebende Kameraden wieder. Auf Patrouille sucht er bei einem Angriff Schutz in einem Granattrichter. Dort verletzt er einen Franzosen so schwer, dass dieser Stunden später stirbt.
Nach diesem Ereignis wird Paul selbst verwundert. Nach der Genesung gelangt er wieder and die Front, wo er jedoch keine Kameraden mehr findet, alle sind im Kampf gefallen.
Von den sieben Schülern seiner Klasse ist er der einzig Überlebende.
Im letzten Kapitel wird ersichtlich welche Bedeutung der lapidare Satz Im Westen nichts Neues hat.

Das Buch ist in 12 Kapitel unterteilt.

1. Kapitel:
In diesem Kapitel werden die einzelnen Personen sehr kurz (Steckbriefähnlich) vorgestellt und ferner in den Kriegstalltag eingeführt.
Gleichzeitig erfolgt ein Rückblick auf die Schulzeit, die der Anlass war in den Krieg zu ziehen (Schüler wurden von den Lehrern angehalten in den Krieg zu ziehen).

2. Kapitel:
Neben dem Rückblick auf die Ausbildung des Rekruten wird Kemmerichs Leidensweg (Beinamputation, Tod) näher beleuchtet.

3. Kapitel:
In diesem 14 seitigem Kapitel wird das Überlebenstraining im Krieg, sowie die Abrechnung und Rache an Himmelsstoß beschrieben.

4. Kapitel:
In diesem Kapitel kommt es zum ersten Einsatz an der Front. Des Weiteren werden die Lebens- und Gefühlslage unter Feindbedingungen und grausame Todesarten beschrieben.

5. Kapitel:
Hier kommt deutlich heraus, dass die Männer sich Gedanken über das Leben nach dem Krieg machen, aber innerlich den Glaube an sich und den Frieden fast verloren haben.
Trotz allem kommen aber immer noch schöne Momente zum Vorschein, die das Leben an der Front erträglich machen (Gansbraterei).

6. Kapitel:
In diesem Kapitel erleben Paul und seine Kameraden den totalen Beschuss an der Front. Dabei erleitet die Kompanie starke Verluste. Von den ehemals 150 Männern sind nur 32 übrig geblieben.

7. Kapitel:
Nachdem Paul und seine Kameraden 3 Französinnen kennen- und lieben gelernt haben, darf Paul in den Heimaturlaub. Dort angekommen sieht er wie seine Mutter leidet (Krankheit).
In der Heimat wird er zwangläufig mit der Vergangenheit konfrontiert (Fremdheit und Unverständnis).
Ebenfalls besucht Paul Kemmerichs Mutter um ihr über den Tod ihres Sohnes hinwegzuhelfen.

8. Kapitel:
Durch die Erfahrungen in einem Lager kommt er erstmal direkt mit Feind in Berührung. Er empfindet dabei aber keinen Hass, sondern Mitgefühl und schließt daraus, dass der Feind nicht bekämpfenswert ist.

9. Kapitel:
Nachdem der Kaiser die Front besucht hat (in dem Paul das erste Mal Todesangst verspürt) diskutieren Paul und seine Kameraden über den Sinn des Krieges.
Noch in Gedanken kommt er in die Situation einen Franzosen zu töten.

10. Kapitel:
Paul und seine Kameraden bewachen ein Dorf, das sie als Paradies bezeichnen. (es gibt genug zu essen und trinken).
Nach einigen Tagen kommen Paul und seine Freunde wieder zurück ins Lager und erfahren das Alberts Bein amputiert wurde.
Nach weiteren Erfahrungen bekommt Paul Erholungsurlaub.

11. Kapitel
In diesem Kapitel kommen die Folgen des Krieges nochmals zu Tage. Alle Freunde von Paul sterben.
Paul macht sich daraufhin Gedanken über den Krieg und den Tod.
Nach weiteren Erfahrungen kommen nun aber erstmals Friedensgerüchte auf.

12. Kapitel:
In diesem kurzen Kapitel macht sich Paul Gedanken über sich selbst und die Aussicht auf Frieden.
In diesem Abschlusskapitel wird dann der Bogen zum Titel des Romans gespannt. Wie es ausgeht, werde ich natürlich nicht sagen (für die Leute die es noch lesen wollen).




*** Schreibstil ***
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Remarque benutzt in seinem Roman eine sehr detaillierte, bildhafte und leicht verständliche Sprache.
Durch die leichte, eingängige und einfache Satzbaukonstruktion wird dem Leser die Sinnlosigkeit des Krieges dargestellt. Teilweise verwendet Remarque militärische Begriffe, die so einen Überblick über die Gefahren und Folgen des Krieges wiedergeben (Massensterben und Giftgasanschlag).


*** Eigene Meinung ***
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Durch den einfach strukturierten bildhaften Schreibstil, erfährt der Leser alles über den Krieg.
Remarque hat es verstanden mich durch diesen Stil an das Buch zu fesseln, denn man kann es einfach nicht aus der Hand legen.
Die Sinnlosigkeit des Krieges wird herausragend wiedergegeben und obwohl es schon so alt ist, hat es nicht an Aktualität verloren, denn auch in unserer heutigen Zeit sind Kriege und die grausamen Folgen an der Tagesordnung.
Die Einzelschicksale sind heute ebenso wie damals nur eine Fußnote in der großen Presse wert.
Für Leute die vielleicht etwas zart besaitet sind, würde ich empfehlen die schlimmen Textszenen zu überblättern, obwohl es gerade die sind, die dieses Buch ausmachen.


*** Textproben ***
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Für die Neugierigen hier ein paar Textbsp.

Ich habe nur den einen zersprengenden Gedanken gehabt: Was tust du, wenn jemand in deinen Trichter springt? Jetzt zerre ich rasch den kleinen Dolch heraus, fasse ihn fest und verberge ihn mit der Hand wieder im Schlamm. Ich werde sofort losstechen, wenn jemand hereinspringt, hämmert es in meiner Stirn, sofort die Kehle durchstoßen, damit er nicht schreien kann, es geht nicht anders, er wird ebenso erschrocken sein wie ich, und schon vor Angst werden wir übereinander herfallen, da muß ich der erste sein.


Das Schreien dauert an. Es sind keine Menschen, sie können nicht so furchtbar schreien. Kat sagt: Verwundete Pferde.
… Wir sehen eine dunkle Gruppe Sanitäter mit Tragbahren und schwarze, größere Klumpen, die sich bewegen. Das sind die verwundeten Pferde. … Einem ist der Bauch aufgerissen, die Gedärme hängen heraus. Es verwickelt sich darin und stürzt, doch es steht wieder auf.


Wir sind keine Jugend mehr. Wir wollen die Welt nicht stürmen. Wir sind Flüchtende. Wir flüchten vor uns. Vor unserem Leben. Wir waren achtzehn Jahre und begannen die Welt und das Dasein zu lieben, wir mussten darauf schießen. Die erste Granate, die einschlug, traf in unser Herz. Wir sind abgeschlossen vom Tätigen, vom Streben, vom Fortschritt. Wir glauben nicht mehr daran, wir glauben an den Krieg.

*** Pro und Kontra ***
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+ für alle Generationen geeignet
+ leichter eingängiger Sprachstil
+ dauerhafte Anklage gegen die Sinnlosigkeit des Krieges
+ zeitloses Thema
- für zart besaitete nicht geeignet



*** Fazit ***
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Obwohl Remarque schreibt „Dieses Buch soll weder eine Anklage noch ein Bekenntnis sein“ zieht sich dennoch die Anklage gegen die Sinnlosigkeit des Krieges wie ein roter Faden durch das Buch.
Er versteht es durch seine einfache und bildhafte Satzkonstruktion den Leser in die Welt des Krieges einzuführen. Dem Leser wird auf diese Weise deutlich vor Augen geführt, wie brutal der Krieg ist und das das Einzelschicksal des Menschen im Vergleich zum Ganzen nichts zählt. Dies wird besonders im Schlusssatz deutlich.
Obwohl ich sonst nie oder selten Bücher lese, hat dieses seine Faszination.
Ich kann jedem (egal welches Alter) nur empfehlen dieses Buch mal zu lesen.

Ich bedanke mich wie immer fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren.

euer aXXit

24 Bewertungen, 2 Kommentare

  • modschegibbchen

    01.04.2005, 15:30 Uhr von modschegibbchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    beschrieben. klasse und lg heike

  • Travelwriter

    16.11.2004, 02:14 Uhr von Travelwriter
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gute Strukturierung des Berichtes, vor allem die Aufteilung zwischen Inhalt und Meinung, Kompliment! lg Andreas