Renault Clio Testbericht

Heute hatte ich mal wieder das relativ zweifelhafte Vergnügen mich in meiner Kfz-Werkstatt mit einem Renault Clio befassen zu müssen. Neben den schief ziehenden hinteren Bremsen (normaler Verschleiß) und einem gesprungen Außenspiegel war es leider - mal wieder - der Motor, respektive die Abgasuntersuchung, die Probleme machte: Der Lambda-Wert war zu niedrig (ca. 0,95) und damit das Gemisch zu fett. Da per Motordiagnose kein Fehler feststellbar war, muss ich davon ausgehen, dass ich es mal wieder mit einem Renaultypischen Falschluftproblem zu tun habe: Leider werden bei den Clios (aber auch immer wieder gerne beim R5 und R19) die Abgaskrümmerdichtungen undicht, was dazu führt, dass die Lambdasonde einen zu hohen Restsauerstoffgehalt an das Steuergerät meldet. Dieses verlängert entsprechend die Einspritzzeit, verändert damit unzulässig die Gemisch- bzw. Abgaszusammensetzung und letztendlich auch den Kraftstoffverbrauch. Häufig \'sägt\' der Motor zudem im Leerlauf. Das Auffinden und Beseitigen dieser Undichtigkeiten ist in der Regel ziemlich zeit- und damit lohnintensiv. Bisweilen liegen solche Probleme auch an undichten Abgasrückführungsventilen (da muss man erst mal drauf kommen!)

Ansonsten sind die Motoren relativ unproblematisch. Weshalb allerdings für das Öffnen der 6 Schrauben der Zahnriemenabdeckung drei verschiedene Torx- bzw. Schlüsselweiten notwendig sein müssen, wird wohl das Geheimnis der Renault-Ingenieure bleiben.

Ein weiterer Schwachpunkt der (älteren) Clios ist das Fahrwerk. Über die Qualität der Fahreigenschaften will ich gar nicht meckern. Die sind den Konkurrenten Fiesta oder Corsa m. E. überlegen. Beanstanden muss ich die Qualität der verwendeten Bauteile. Es kann doch nicht normal sein, dass sehr häufig schon nach 60.000 bis 80.000 km die vorderen Radlager die Ohren umlegen! Auch die Qualität der (bei Renault übrigens sündhaft teuren) Traggelenke und Spurstangenköpfe ist nicht zufrieden stellend. Und das einzige Auto, bei dem die Lenkmanschetten noch häufiger kaputt sind, ist der Opel Kadett.

Neben den schon genannten Undichtigkeiten im vorderen Verdauungstrakt muss auch die Qualität der restlichen Abgasanlage mit \'dürftig\' eingestuft werden. Nach spätestens drei Jahren ist i. d. R. der Endschalldämpfer fällig. Und der Wechsel gestaltet sich auch sehr lustig: Konstruktionsbedingt erinnert das Einfädeln des fest mit dem eigentlichen Endschalldämpfer verbundenen, davor liegenden Rohr an ein Geduldsspiel. (Aber es geht tatsächlich ohne die Hinterachse auszubauen...).

Der nächste Kritikpunkt ist der Ölverlust. Wohl dem, der nur die materialtechnisch lächerliche Pappventildeckeldichtung erneuern muss. Das Abdichten der gerne undichten Ölwanne ist richtig viel Arbeit.

Wenig Ärger, und damit komme ich zu den positiven Seiten des Clio, gibt es mit den Bremsen, den Stoßdämpfern, mit Rost oder Inneneinrichtung. Der 43kw-Motor arbeitet, sofern die vorgenannten Mängel nicht zum Tragen kommen, zuverlässig und unauffällig. Die Fahrleistungen sind ausreichend und stellen das Fahrwerk vor keine großen Probleme. Dank Heckklappe und umlegbarer Rückbank ist der Clio trotz der Wagengröße recht vielseitig nutzbar.

Acht bis zehn Jahre alte Clios sind oft schon für 1000 Euro zu haben. Wer ein solches Auto ins Auge gefasst hat, sollte sich das Fahrzeug insbesondere bezüglich der vorgenannten Mängelhäufungen, aber nicht nur, genau anschauen. Am besten mit jemandem, der sich einigermaßen auskennt. Denn mit einem Aspekt kann Renault generell nicht glänzen: Mit den teilweise horrenden Ersatzteilpreisen!