Risiko Fehlgeburt Testbericht

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Erfahrungsbericht von Coppedia

Fehlgeburt - ich bin nicht mehr Schwanger!

Pro:

Es gibt kein Pro

Kontra:

Es ist schwer und traurig!

Empfehlung:

Nein

Lieber Leser, lieber Leserin!

Kurz vorab – da dieser Bericht sehr persönlich ist und ich nicht sicher bin, ob ich ihn in der korrekten Kategorie einordnen kann – bitte ich um qualitative und konstruktive Kritik!

Vor genau 6 Wochen hatte ich eine Fehlgeburt. Ich verlor das Kind in der 8. Woche und war unendlich traurig!

Mein Mann und ich hatten über 2 Jahre versucht Nachwuchs zu zeugen, aber es passierte gar nichts. Ich brach mein Studium ab um in „geordneten“ Verhältnissen wieder ins Gleichgewicht zu kommen und ein wenig Geld zu verdienen.

Nach 3 Monaten war der neue Job bereits gegen einen zweiten neuen Job eingetauscht und ich hatte endlich die Zukunftsperspektiven die ich mir wünschte. 4 Wochen nach Dienstbeginn erfuhr ich von meiner Schwangerschaft! Helle Aufregung! Ich gehe nicht näher darauf ein, dass sowohl eine missmutige Stimmung als auch eine mehr oder weniger abzusehende Kündigung im Raum standen. Die Situation wurde durch das Amt für Arbeitsschutz entschärft. Von dort aus wurde mein Arbeitverbot wegen „gefährlicher Arbeit mit Giften“ (o.ä.) erklärt und ich durfte bei vollem Gehalt zu Hause bleiben. Also alles komisch und neu und blöd gelaufen für alle Beteiligten.

Wir freuten uns furchtbar. Hatte doch endlich alles geklappt mit der Familiengründung. Die Welt sah auf einmal ganz hell und lieb aus. Mein Mann und ich träumten vom neuen Kinderzimmer und Familienwagen und tauschten endlich die Zimmer so, dass ein ordentlich großes Zimmer fürs Kind zur Verfügung stand. An dem Wochenende, an dem wir das Schlafzimmer streichen wollten ging es los!

Es war ein Samstag und ich bekam leichte Blutungen, die langsam stärker wurden. Ich bekam Angst und wir riefen den Notarzt an. Dieser sagte, es könne schon einmal vorkommen, ich solle mich auf die Couch legen und mich ausruhen! Mein Mann hat gestrichen und ich lag auf der Couch und habe darauf gewartet, dass es aufhören würde zu bluten. Es hörte aber nicht auf! Am nächsten Morgen rief ich wieder die Notärztin an, wir fuhren vorbei und ich wurde untersucht. Das Baby war an der richtigen Stelle, keine Probleme, dem Kind gehe es gut! Ich soll Magnesium nehmen und nicht allzu besorgt sein. Viele Frauen haben Blutungen!

Auf den Rat der Notärztin fuhren mein Mann und ich am nächsten Morgen zu meiner Gynäkologin. Ich war natürlich immer noch beunruhigt, ruhig sein war nicht mehr so einfach! Ich fühlte mich einfach komisch. Die Arzthelferinnen baten mich beim nächsten Mal einen Termin auszumachen, damit die anderen Patienten und man selber nicht so lange warten müssten. Heute frage ich mich ob schwere Blutungen nicht doch zu Notfällen in der Schwangerschaft zählen, damals habe ich mich nur entschuldigt und gesagt, dass ich das gerne täte und gewiss beim nächsten Mal nicht so rücksichtslos bin!

Nach einer Stunde warten durfte ich dann endlich zu Frau Doktor. Dem Baby geht es gut, es sei noch am richtigen Platz, eine Blutung passiere schon mal, sie selber hätte das auch gehabt, ich solle ganz ruhig sein und am Freitag wieder kommen. Nett! Ich war beruhigter, ein wenig, ok nicht wirklich viel! Zum Abschied bat mich die Ärztin ich solle den Termin am Freitag absagen, wenn ich doch ins Krankenhaus gehen sollte, schließlich, weiß man nie wie es ausgeht. Deshalb hat sie den Entbindungstermin auch nicht in meinen Mutterpass eingetragen, man weiß ja nicht, ob es denn da bleibt!

Am nächsten Tag wurden die Blutungen stärker, am Abend rief ich den Notarzt an. Er sagte, alles ok, bis sie keine wehenartigen Schmerzen haben, dann sollte ich wohl für eine Ausschabung ins Krankenhaus fahren! – Wir fuhren ins Krankenhaus als die wehenartigen Schmerzen eintraten!

Der erste Arzt sagte mir erst nach 20 min Ultraschall, das es wohl überhaupt nicht da gewesen ist, er fragte, ob ich sicher sei jemals Schwanger gewesen zu sein. Ein Blick auf meinen Mutterpass ließ ihn verstummen. Die Tränen die mir über die Wangen liefen waren nicht sehr hilfreich für ihn und das erbleichte Gesicht meines Mannes half ihm wohl auch nicht weiter. Nach 30 min. teilte er uns mit er würde den Chef holen, weil „wir wohl operieren müssen“, ich könne froh sein, wenn meine Eierstöcke erhalten bleiben, einer müsse wohl raus, weil es einer Eileiterschwangerschaft sei und bei dem anderen und der Gebärmutter müssen wir mal abwarten! Nett!

Der 2. Arzt kam und sagte, die Notoperation würde sofort eingeleitet!
Der 3. Arzt kam und erklärte mir die Narkose

Den Rest der vermummten Gestalten im OP kann ich nicht mehr wiedergeben, aber ich erinnere mich an eine wirklich nette Krankenschwester, die meine Hand getätschelt hat, bevor sie mir die Spritze in den Arm stach und mir sagte alles würde besser, gleich würde ich schlafen. Ich war dankbar für diese Worte, schließlich wusste ich nun seit einiger Zeit, dass ich mein Baby verloren hatte, es nicht wiederkommen würde und mir gleich der Bauch aufgeschnitten würde um mich eventuell für immer zu sterilisieren. Ich wollte nur noch weg sein und dank der Narkose war ich bald nicht mehr geistig anwesend.

Die nächsten Tage mag ich kaum beschreiben. Sie waren geprägt von Schwangerschaftshormonen, die mir vorgaukelten ich sei immer noch Schwanger und von Familienangehören und Freunden, die versuchten auf ihre Art zu helfen. Mit dem nur mäßigem Erfolg der leichten Ablenkung.
Es war schwer. Mein Mann und ich waren unglaublich enttäuscht. Von uns, unseren Körpern und der Welt. Ein Traum ist geplatzt, nach so langem Warten und nur knapp 4 Wochen Freude!

Abgesehen von meinem Mann hielt mich nur eines hoch. Die Mädchen und Frauen aus dem Raucherzimmer des Krankenhauses. Ich ging hin und erfuhr, dass nicht wenige auch eine oder mehrere Fehlgeburten hatten. Sie waren nun im Krankenhaus um ihre gesunden Kinder zur Welt zu bringen, zum Teil sogar das erste! Sie verstanden es, dass man manchmal mitten im Satz Tränen in den Augen hatte oder in manchen Dingen krass drauf war. Sie waren da und wussten Bescheid!!!

Aber auch die Krankenhausseelsorgerin war da und half. Sie kam bat ihre Hilfe an und hörte mir zu. Sie erklärte mir, ich habe das Recht traurig zu sein, klar war es früh, aber schließlich habe ich es lieb gehabt, oder?
Das Krankenhaus habe seit kurzem eine Möglichkeit zu früh geborene Kinder unter 500g zu beerdigen, es sei kostenlos und konfessionsunabhängig, die Stadt habe ein Stück auf dem Friedhof freigestellt, es gebe eine allgemeine Trauerfeier, aber man hätte so einen Ort zum Trauern. Ich fand die Idee sehr gut und wusste nun, dass meine Trauer kein dummes, sensibles, durch Schwangerschaftshormone eingestelltes Gefühl, sondern wirklich meine Einstellung und meine Gefühlswelt darstellte!

Die Zeit zu Hause hat sich auch geändert. Freunde und Familie waren unsicher, die wenigen die anriefen wollte man oft nicht sprechen, weil man wusste was sie sagen würden. Die Worte die man selber gesagt hätte, wir sollen nicht alles so schlimm sehen, eine neue Chance wäre da und vieles liebes mehr. Ich wollte gerne angehört werden. Das es schlimm ist und dass ich traurig bin, aber wer wollte das hören. Von einer Trauer zu sprechen die nicht so greifbar für andere ist, ist schwer. Schließlich war unser Kind noch nicht auf der Welt und niemand hat es je gesehen oder angefasst. Wie trauert man um ein Kind ohne es zu kennen, man nicht kennt, so richtig noch gar nicht da ist. Die Antwort ist: Außer ganz wenigen Menschen sind das in der Regel nur die Mutter und manchmal der Vater! Und in meinem speziellen Fall bin ich glücklich mit meinem Mann gemeinsam durch diese Zeit gegangen zu sein. Auch er hat ein Kind verloren und darunter gelitten und wir haben es geschafft, trotz des Verlustes unsere Liebe zu erhalten und zu vertiefen. Dafür bin ich dankbar und damit bin ich glücklich!

Fazit:

Sein Baby zu verlieren ist schwer und je länger man es im Bauch hatte, desto schwer wird es werden. Es ist schön Menschen um sich zu haben, die einfach ihre Ohren anbieten und uns ausreden lassen und unsere Meinung hinterfragen! Sicherlich hat auch Trauer ihre Grenze, aber diese Grenze beginnt nicht bei dem Verlust selber sondern zumindest einige Tage später, also lasst bitte alle Frauen ihre Trauer ein wenig ausleben und gebt uns einige Tage um den Verlust zu verkraften und die Hormone wieder abzubauen bevor ihr uns mit Hoffnungs-Mache oder Ihr-habt-noch-Zeit-Sprüchen keine Ruhe zum Denken und Verkraften gönnt.

Es gibt viele Bücher, die sich mit der Tragödie auseinandersetzen. Ich habe ein gutes gekauft. Ich kann es noch nicht richtig lesen. Wenn ich es aber tue, muss ich weinen, denn ich lese meine Gefühle und damit habe ich das Gefühl nie alleine zu trauern!

Eure Coppedia

21 Bewertungen, 2 Kommentare

  • lassie222

    12.03.2008, 20:47 Uhr von lassie222
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich hatte auch 2 Fehlgeburten und nun eine Eileiterschwangerschaft. Sowas ist immer furchtbar! MfG lassie222!

  • mcsuttner

    02.04.2006, 00:57 Uhr von mcsuttner
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich habe meine babys in der 20 und 23 ssw verloren und weiß genau wovon du sprichst! danke für diesen offenen bericht! schau doch auch mal unter www.gyn.portal.net, dort habe ich hilfe gefunden!