Ritter aus Leidenschaft (DVD) Testbericht

D
Ritter-aus-leidenschaft-dvd-abenteuerfilm
ab 2,66
Auf yopi.de gelistet seit 06/2006

5 Sterne
(10)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(2)
2 Sterne
(1)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von mima007

Rock and Roll im Kettenhemd

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Der traute Burghof als begeistertes Superbowl-Stadion? Auf der Kampfbahn dröhnen die Pferde, klirren die Rüstungen, krachen die Lanzen aufeinander! So dynamisch hat man Ritterfilme schon lange nicht mehr gesehen - eigentlich nicht mehr seit "Ivanhoe, der schwarze Ritter" anno Asbach.

Doch Regisseur Brian Helgeland verblüfft den Zuschauer zunächst mit einer ausgelassenen Sportstadionstimmung im Innern einer französischen Burg des 14. jahrhundert: Nicht nur die niederen Klassen klatschen eifrig zu Queens "We will rock you" den Takt., sondern auch die vornehmen Burgfräuleins in Samt und Seide - sozusagen in Medieval Chic à la francaise.

Die Story

Seiner niederen Herkunft zum Trotz träumt William Thatcher (Heath Ledger), der Sohn eines Dachdeckers, davon, einmal an einem großen Ritterturnier teilnehmen zu können. Leichter gesagt als getan, denn im 14. Jahrhundert ist es nur Männern von edlem Geblüt gestattet, den vornehmsten aller Wettkämpfe zu bestreiten. Schließlich hat er alles, was den Kern eines kühnen Ritter ausmacht: Edel- und Übermut, schnelle Reflexe, eine gewisse Technik (an der er noch ein wenig feilt...), ein gutes Herz und (tatsächlich!) einen wachen Verstand. Natürlich sieht er auch blendend aus.

Doch als William eines Tages durch den Tod seines Brotherrn, eines Ritters alten Schlages, unverhofft in den Besitz einer strahlenden Rüstung gelangt, fordert er sein Schicksal heraus. Natürlich gehört dazu erst einmal Public Relations. Und die bekommt er von einem gestandenen Dichter, nämlich keinem Geringeren als Geoffrey Chaucer (lustvoll gespielt von Paul Bettany). Doch vorerst hat Geoff das kleine Problem , keinen einzigen Faden am Leib zu tragen, denn seine Gegner im Glücksspiel haben ihn wahrlich bis aufs Hemd ausgezogen...

Unter dem feschen falschen Namen "Sir Ulrich von Lichtenstein" legt William auf dem Turnier-Parcours eine aufsehenerregende Siegesserie im Tjosten (Lanzenkampf) hin und avanciert zu einem Superstar seiner Zeit, der nicht nur das Herz der noblen Lady Jocelyn (Shannyn Sossamon) erobert, sondern auch die Massen begeistert.

Geoffrey Chaucer dient ihm sozusagen als erster Stadionsprecher und Animateur der Geschichte. Im Laufe des Films kann man schmunzelnd mitverfolgen, wie er dem steifen Herold von Sir Ulrichs Gegenspieler (Rufus Sewell) noch so einige Tricks beibringt.

Dennoch weiß der brave William, dass es im Grunde nur eine Frage der Zeit sein kann, bis seine Lüge über die eigene Herkunft (Chaucer hat sogar höchst ausgefeilte Stammtafeln angefertigt - wozu ein Poet nicht alles gut ist!) auffliegen muss. Doch wird ihn die edle Jocelyn dann noch lieben, wenn er nur noch ein Bauernbursch ist, der nicht mal aufs Turnier darf?

Doch als William im Kerker schmachtet und am Pranger mit Tomaten beworfen wird, naht Rettung aus unverhoffter Ecke... keine Angst: Alles wird gut, schließlich ist das hier eine romantische Komödie. Und bei den Weltmeisterschaften in London darf er nicht nur seinen alten blinden Paps in die Arme schließen.

Infos zum Film:

Darsteller: Heath Ledger, Rufus Sewell, Paul Bettany (Geoffrey Chaucer), Shannyn Sossamon, Mark Addy
Regie: Brian Helgeland (OSCAR für sein Drehbuch zu 'L.A. Confidential')
Musik: Carter Burwell
Genre: Ritterkomödie
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

Mein Eindruck

Mit sichtlichem Vergnügen und hörbarem Theaterdonner krachen die reitenden Ritter aufeinander. Diese mitunter in Zeitlupe gehaltenen Aufnahmen sind sozusagen der dynamische Kern des Streifens - so wie in "Tage des Donners" die Wagenrennen das Beste fürs Auge sind. Denn die Menschen, wenn sie sich zwischen Dorfhäusern oder Zelten verlieren, sehen nicht sonderlich eindrucksvoll aus. In diesen Szenen hilft ihnen nur der Humor aus der Patsche.

In den Szenen mit den Edlen der Gesellschaft nimmt sich denn auch der Bauernsohn und falsche Ritter recht hilflos aus. Bis ihm eine charmante Lady, die richtige Musik und sein eigener Verstand aus der Klemme helfen. Überhaupt: Musik ist das wichtigste Hintergrundelement im Film. Es gibt aber auch eine erstaunliche Szene, in der sich die Musik wandelt und desgleichen auch die Stimmung der Szene. William soll auf Veranlassung seines Widersachers (Sewell) einen Tanz aus seiner "edlen Heimat" vorführen. Zu seinen zaghaften Versuchen spielen mittelalterliche Lauten und Schalmeien auf, doch nach einer Weile beschleunigt sich das Tempo zu einem netten modernen Tanz, der den groovigen Rhythmen von David Bowies "Golden Years" gehorcht. (Der Audiokommentar hat dazu einiges Interessante zu sagen.)

Weitere gute Stücke bieten Thin Lizzy mit "The boys are back in town" und Sly & the Family Stone (die gab's schon zu Woodstocks Zeiten) "Want to take you higher". Vorm Abspann spielen AC/DC ihr fetziges "You shook me all night long" und schließlich als krönender Abschluss Queen das bekannte "We are the champions" (siehe auch das Musikvideo).

Von den Darstellern gefielen mir nicht so sehr der schöne Recke, sondern vielmehr sein PR-Manager Paul Bettany als Geoffrey Chaucer. Dem traue ich noch größere Rollen zu. Die Knappen Williams sind nur seine Sidekicks, die ihm das richtige Profil verleihen. Williams Widersacher ist ein finsterer Adeliger, der leider keinerlei schwache Momente hat (wurden geschnitten), so dass er wie ein Abziehbild des Schurken im Stück wirkt.

Die Damen machen nicht nur eine gute Figur, sondern tragen mit Herz und Köpfchen einiges zu Williams Erfolg bei - eine erfrischende Abwechslung zu den eingefahrenen Klischees von blondblöden Kleiderständern.

Aber allzu viel Tiefgang sollte man in einer Komödie von keiner der Figuren erwarten. Der Film soll Spaß machen, und diese Aufgabe erfüllt er fast immer während der zwei Stunden Länge.

Technische Infos zur DVD:

Laufzeit: ca. 127 Minuten
Bildformat(e): Widescreen (2.35:1 - anamorph)
Tonformat(e): Dolby Digital 5.1 in Deutsch
Dolby Digital 5.1 in Englisch
Untertitel: Englisch, Deutsch, Türkisch

Die Extras der DVD:
- Animierte Menüs: mit fetzigem Sound unterlegt
- Trailer: die übeliche Werbung
- The Making of...: recht gelungen - bringt alles Notwendige rüber
- Hinter den Kulissen: Der einzige, der bei den Stunts verletzt wurde, war der Regisseur - am letzten Drehtag...
- Entfallene Szenen: ganz schön viel Material - sollte man sich ansehen, denn es war mitunter schade drum;
- Mehr oder weniger witziges Musik-Video von Robin Williams & "Queen" (diese Jungs sahen aber nicht so aus!): "We are the champions"
- Filmkommentare: Regisseur, Paul Bettany ("Chaucer")
- Bildschirmschoner
- Web-Link
- Filmografien: Schauspieler, Regisseur

FAZIT

Ich fand mich jedenfalls gut unterhalten durch einen unverhofft dynamischen und nicht zu klischeehaften Streifen. Groovy Musik, rasante Actionszenen ob zu Pferd oder im Schwertkampf zu Fuß, romantische Szenen und etliche Seitenhiebe auf liebgewonnene Vorurteile. Warum müssen eigentlich gute Schmiede immer wie Obelix aussehen? William bekommt seine beste Rüstung von einer klugen jungen Frau verpasst, die schon bald fest zu seine, "Gefolge" gehört. Und auch Lady Jocelyn ist nicht auf den Kopf gefallen.

Übrigens sind Ritterfilme im Kommen. Michael Crichtons Bestseller "Timeline" enthält eine spannende Zeitreise ins französische Mittelalter und soll wohl nächstes Jahr in unsere Kinos kommen.

Michael Matzer (c) 2002ff

Info: A Knight's tale, USA 2001; 08. März 2002 [Kauf-DVD]

22 Bewertungen, 1 Kommentar

  • AngelikaR

    09.12.2008, 14:23 Uhr von AngelikaR
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein toller Film. Könnte ich immer wieder sehen. Kaum zu glauben, dass Heath Ledger tot ist. Er war ein toller Schauspieler und wie meine amerikanischen Freunde sagen würden: ein Eyecandy.