Erfahrungsbericht von tweety3
Rockige Klänge und lahmende Ritter
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
Vielleicht hatte ich mir von diesem hochgelobten Film zuviel erwartet oder zumindest etwas anderes als das, was ich tatsächlich auf den Leinwand zu sehen bekam. Ich kann es nicht genau sagen, nur dass ich die hier vorherrschende positive Meinung zu diesem Machwerk von Oscar-Preisträger Brian Helgeland ("Payback") nicht teilen kann, ist gewiss.
Zu meinen persönlichen Eindrücken gibt es gegen Ende dieses Berichtes noch mehr zu lesen. An dieser Stelle seien erst mal ein paar Fakten zum Film selbst angesiedelt.
Inhalt
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Zurückversetzt in die gute alte Zeit der Ritter und der Knappen sieht sich der Zuschauer drei recht abgerissenen Gestalten gegenüber, die verzweifelt darum bemüht sind den Ritter, in dessen Dienst sie stehen, dazu zu bewegen das letzte Lanzenduell eines Turniers zu reiten und damit den Sieg nach Hause zu tragen.
Nur noch dieser eine Sieg trennt Junker William (HEATH LEDGER) und die beiden Knappen Roland (MARK ADDY) und Wat (ALAN TUDYK) von einem gefüllten Bauch, der sie das quälende Hungergefühl für eine Zeit vergessen lässt.
Schade nur, dass der noble Ritter da seine eigenen Pläne verfolgt und es vorzieht an einen Baum gelehnt das Zeitliche zu segnen statt sich bei einem weiteren Ritt in der Arena den Helm verbeulen zu lassen.
Der volle Magen scheint also auch an diesem Tag nur ein Wunschtraum zu bleiben wenn nicht William an dieser Stelle auf den Plan treten würde.
Er, der Sohn eines armen Dachdeckers, wittert seine Chance sich einen lang gehegten Kindheitstraum zu erfüllen und es all den edlen Rittern gleichzutun, die unter dem Jubel des Publikums und begleitet von rockigen Klängen tapfer in der Arena ihr Bestes geben.
Kurzer Hand streift er die Rüstung seines verstorbenen Meisters über und zieht in seinem Namen in das Duell, das sein Leben verändern wird. Mit mehr Glück als Verstand gelingt es ihm trotz eines heftigen Treffers tatsächlich im Sattel zu bleiben und die Siegprämie einzustreichen.
Mit viel Überredungskunst schafft es William seine Freunde davon zu überzeugen, dass sie von nun an immer genug zu essen haben könnten, wenn sie ihn nur unterstützen würden.
So beginnt also mit viel Tamtam die Geschichte von einem der auszog, ein Ritter zu sein.
Der Zuschauer darf William bei seinen Bemühungen die Technik des Tjostens (Lanzenduelle zu Pferd) zu erlernen über die Schulter blicken. Er verfolgt seine Fortschritte im Schwertkampf und tritt nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit des Trainings zusammen mit William und seinen Freunden den Weg zum nächsten Turnier an, auf dem sich zeigen soll, was all die Schufterei nun wirklich wert gewesen ist.
Auf diese Weise kommt der Zuschauer auch in den anfangs etwas zweifelhaften Genuss der Begegnung mit dem aufstrebenden und zugegebenermaßen etwas sonderbar wirkenden Dichters Geoff Chaucer (PAUL BETTANY). Dieser verhilft William zu einer neuen Identität und fortan treibt William als Sir Ullrich von Lichtenstein in den Arenen der mittelalterlichen Welt sein Unwesen.
Scheinbar mühelos fallen ihm sie Siege und auch die Herzen der Zuschauer zu. Das bleibt nicht ohne Folgen. Spätestens als Sir Ullrich die Aufmerksamkeit des Edelfräuleins Jocelyn (SHANNYN SOSSAMON) auf sich zieht, ruft das seinen schärfsten Konkurrenten auf den Plan.
William alias Sir Ullrich ist Count Adhemar (RUFUS SEWELL) ein Dorn im Auge, den es gilt zu beseitigen...
Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, damit zumindest die mäßige Spannung, die der Film zu bieten hat, erhalten bleibt.
Persönliche Ansichten
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Was will dieser Film sein?
Was ist er wirklich?
Fragen, die sich mir gestellt haben als ich im Kinosaal saß und enttäuscht feststellen musste, dass "Ritter aus Leidenschaft" nicht das hält, was ich mir davon versprochen hatte.
Die Antwort fällt mir auch jetzt noch nicht leicht, denn dieser Film ist von allem ein bisschen und genau das ist in meinen Augen sein großes Manko.
Um ein möglichst breites Publikum anzusprechen, wie es scheint, versucht Autor und Regisseur Brian Helgeland Komödie, Liebesfilm, Action, Abenteuer, Drama und Historie unter einen Hut zu bringen.
Diese Kombination mag durchaus im möglich sein, nur wurde sie leider in diesem Film vollkommen ungenügend umgesetzt. Eine Beschränkung auf ein oder vielleicht zwei Genre hätte "Ritter aus Leidenschaft" nach meinem Dafürhalten sehr gut getan.
Der Film beginnt temporeich und durchaus unterhaltsam. Entscheidende Passagen werden von mitreißender Musik untermalt und der Zuschauer wird von der Stimmung in der Arena mitgerissen.
Nach und nach lässt der Film allerdings sehr stark nach. Das Anfangsniveau wird leider an keinem Punkt der Handlung wieder erreicht und so vermochte es der "Ritter aus Leidenschaft" nicht, mich an meinen Kinosessel zu fesseln.
Die Handlung wird im Verlauf des Films recht eintönig und ist oftmals zu leicht vorhersehbar. Ein Duell mit der Lanze wird gefolgt vom nächsten. Ohne spektakuläre Zwischenfälle kommt der Zuschauer ganze 27-mal in den Genuss William, unter dem Deckmantel Sir Ullrichs, beim Tjosten beobachten zu können.
Die eingebundene Liebesgeschichte vermag nicht so recht zu überzeugen. Sie wirkt in meinen Augen ebenso aufgesetzt wie die Rückblicke in Williams Kindheit. Emotionen sollen beim Zuschauer geweckt werden, mit allen Mitteln. Zumindest bei mir gelang das nicht.
Zu rührselig wurde die Geschichte um William und seinen, im Alter erblindeten, Vater aufgezogen als dass sie mir glaubhaft erschien.
Zu unrealistisch auch der schnelle Aufstieg Williams unter einem falschen Namen zum Publikumsliebling und zum unbesiegbaren Helden seiner Zeit.
In diesem Film passt vieles nicht zusammen und wirkt seltsam erzwungen.
"Ritter aus Leidenschaft" kann nun wirklich nicht Anspruch darauf erheben, ein historisch korrekter Film zu sein. Dazu fehlt diesem Streifen der realistische Anstrich.
Weder die Kostüme noch die Reaktionen zum Beispiel des Publikums lassen sich in meinen Augen nachvollziehen.
Einige Lichtblicke gab es dennoch.
PAUL BETTANY als Chaucer, der aufstrebende Dichter, war einer von ihnen. Er konnte in seiner Rolle an der Seite Williams vollkommen überzeugen und vermochte es auch mich mit seinen einzigartigen Wortgefechten zu beeindrucken.
Ein weiterer positiver Aspekt an diesem Film war die Musik. Der Soundtrack ist gut gewählt und gefällig. Hier für Interessierte die Titel:
1. WE WILL ROCK YOU
2. LOW RIDER
3. TAKIN' CARE OF BUSINESS
4. GOLDEN YEARS
5. CRAZY On YOU
6. FURTHER ON UP THE ROAD
7. GET READY
8. I WANT TO TAKE YOU HIGHER
9. THE BOYS ARE BACK IN TOWN
10. ONE OF YOUR OWN
11. WE ARE THE CHAMPIONS
12. PIECES
13. BLIND EYE CONQUEROR
Fazit
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Ich empfinde die Kombination verschiedener Genres, die Regisseur Brian Helgeland in diesem Film gewagt hat, als nicht sehr gelungen.
Dieser Film will alles sein und ist doch nichts so richtig.
Die schauspielerischen Leistungen sind nicht überragend, die Story zu vorhersehbar.
Der Soundtrack rettet den Film noch ein wenig in meiner Bewertung nach oben aber in der Gesamtheit betrachtet, war dieser Film der schlechteste, den ich mir in diesem Jahr angeschaut habe.
Er konnte mich einfach nicht überzeugen.
In diesem Sinne grüßt euch
tweety3 alias Antje
56 Bewertungen, 6 Kommentare
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27.05.2002, 11:33 Uhr von Papaschlumpf_16
Bewertung: sehr hilfreich- ich weiß garnicht mehr ob ich den Film schon gesehen habe oder nicht, irgendiwe kommt er mir bekannt vor, aber ich kann mich icht daran erinneren das ich n nem Film war mit dem Titel
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08.05.2002, 11:45 Uhr von Gabri
Bewertung: sehr hilfreichHmm hätte nie gedacht das der so gut ist, muss ich mir mal ausleihen-danke Gabri
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30.04.2002, 13:02 Uhr von sidhe
Bewertung: sehr hilfreichEine andere Ansicht als meine, aber der Bericht ist gut! Fand den Film ok, man darf nur keinen Ritter-Film oder wirklich ernsthaften Kinomovie erwarten - er übertreibt und schwindelt, daß hat ihn für mich ausgezeichnet!
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27.03.2002, 13:52 Uhr von MichiHDS
Bewertung: weniger hilfreichIch hab den Film im Kino gesehen und würde ihm mindestens 4 Punkte geben
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25.03.2002, 15:03 Uhr von zettikonfetti
Bewertung: sehr hilfreichDer beste Ritterfilm....Lachmuskeln noch angespannt...der zettikonfetti
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19.03.2002, 21:25 Uhr von Nietzsche
Bewertung: sehr hilfreichich fand den auch ziemlich mies...
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