Robben Island Cape Town Testbericht

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ab 12,79
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Erfahrungsbericht von Hylobates

Sentenced to lifetime imprisonment

Pro:

sehr interessante Reise in die südafrikanische Vergangenheit

Kontra:

schnell ausgebucht

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich mich einem eher dunklen Kapitel der südafrikanischen Geschichte widmen. Kein anderer Ort in Südafrika ist wohl so sehr mit der Geschichte des Landes verbunden wie Robben Island, die ehemalige Gefängnisinsel im Atlantik vor Kapstadt. Seit Anfang des Jahres 1997 ist die Insel als Nationale Gedenkstätte für den Touristenverkehr freigegeben. Im Jahr 1999 wurde sie sogar zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt.


Geographie
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Das westlich des Bloubergstrand und 11 Kilometer nördlich vom Kap der Guten Hoffnung in der Table Bay gelegene Eiland umfasst eine Fläche von 547 Hektar. Der kalte Benguela-Strom aus dem Südatlantik fließt hier vorbei und sorgt für gemäßigte Temperaturen des umgebenden Landes. Außerdem ließ dies am Meeresgrund und der Steilküste eine bunte Kaltwasser-Flora entstehen. Das Eiland auf 34° südlicher Breite misst 4,5 x 1,5 km und ist ein natürlicher Lebensraum für Antilopen, Springböcke, Robben und Pinguine. Überdies hat die hier die größte Möwenkolonie der südlichen Hemisphäre ihr Zuhause.


Geschichte
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In der langen Geschichte seit der erstmaligen Besiedlung Südafrikas durch weiße Siedler hat die Insel dem Menschen schon zu vielen Zwecken gedient. Die verschiedenen Verwendungen wird dieses Kapitel näher beleuchten.
Bereits im Jahre 1488 fanden die ersten Expeditionen auf die Insel statt. Sie standen unter der Leitung von Bartholomeu Diaz, der für die Portugiesische Krone das Land am Kap erkundete. Ab dem 16. Jahrhunderts diente Robben Island schließlich Gefangeneninsel. Noch heute erinnert ein Steinbruch am Uferrand an Zeiten in denen Häftlinge ihre eigenen Kerker aus dem Fels hauen mussten. Der Abraum wurde übrigens für den Bau des "Castle of Good Hope" verwendet. Nur unweit von diesem Steinbruch befand sich einst die Badestelle für die Leprakranken, die man von 1846 - 1931 hierhin abschob. Heute zeugen nur noch der Friedhof und eine halb zerfallene Kirche von den Leidenden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts legten hier außerdem Walfänger an.
Auf dem höchsten Punkt der Insel, 30 Meter über dem Meeresspiegel, liegt der 1865 errichtete Leuchtturm, der Rotlicht ausstrahlt: eine besondere Warnung vor dem Walriff-Seegebirge, das schon manchem Dampfer beim Einfahren nach Kapstadt zum Verhängnis wurde. Vor dem Zweiten Weltkrieg errichteten die Engländer auf der Insel eine Militärbasis. Die Touristen werden heute an einem zwischen Büschen und Bäumen fast versteckt liegenden B1-Geschütz der Artillerie vorbei geführt, 42 Tonnen schwer, mit 48 Kilometer Reichweite. Das sollte als Abschreckung gegen die Japaner dienen, doch sie kamen nie nach Kapstadt. 1961 wurde Robben Island zum Hochsicherheitsgefängnis für die politischen Gefangenen der Apartheid.
Ab 1964 sind hier Nelson Mandela und andere Führungspersonen des ANC (African National Congress) inhaftiert. Während ihrer Zeit auf der Insel sorgen sie für Bildungsangebote sowohl für die Häftlinge als auch für die Wärter (daher zeitweise der Name Mandela University). 1982 werden sie in ein Gefängnis auf dem Festland verlegt um sie von diesen Aktivitäten im Gefängnis abzuhalten. Erst im Mai 1991 bekamen die letzten Freiheitskämpfer ihre Freiheit zurück. Die letzten "normalen" Gefangenen verließen die Insel 1996. Daraufhin wurde die Insel von der Regierung zur Nationalen und Naturgedenkstätte ernannt und 1999 sogar ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen.


Der Besuch
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Reservierungen werden angenommen unter:

Telefon: ++(021) 419-1300

Fax: ++(021) 419-1057

E-Mail: [email protected]
[email protected]

Eintrittspreise:

Ich habe im November 2003 noch 150 Rand (ungefähr 20 Euro) bezahlt, Kinder zahlen die Hälfte. Im Preis inbegriffen sind die Hin- und Rückfahrt sowie die Führung auf der Insel. Für Behinderte oder Gruppen gibt es auf Nachfrage Rabatte.
Seine Karten sollte man möglichst frühzeitig, am besten schon ein, zwei Tage vorher kaufen. Die Überfahrten sind andernfalls häufig ausverkauft.


Die Überfahrt nach Robben Island startet am Mandela-Gateway direkt an der Victoria & Alfred Waterfront. Da man aber immer schon eine Weile vor der Abfahrt am Gate sein soll, kann man sich die Wartezeit dort noch ein wenig überbrücken. Vor einiger Zeit wurde eine kleine Ausstellung mit Bildern aus der Hand von Nelson Mandela ins Leben gerufen. Ich fand die Bilder teilweise künstlerisch sehr ansprechend. Wer Interesse und das nötige Kleingeld hat kann die Bilder auch käuflich erwerben und sich einen echten Mandela ins Zimmer hängen.
Als Fähre diente ein flottes Tragflächenboot, welches allein die Überfahrt schon zu einem kleinen Abenteuer macht. Wer einen empfindlichen Magen hat sollte sich lieber einen Platz nah an der Reling sichern, die See kann hier mitunter recht wild sein.
Hat man die Insel dann unbeschadet überstanden, steigt man in einen alten Bus um der einen dann über die Insel kutschiert. Auf dieser Rundfahrt kommt man vorbei an den alten Wohngebäuden der Belegschaft, an heute verwaisten Sportanlagen, und natürlich verschiedenen Gefangenentrakten. Außerdem passiert man die schon erwähnten Militäranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg, ein Kramat (ein islamisches Grabmahl) oder auch hier wild lebende Pinguine. Wie überhaupt die Artenvielfalt auf der doch eher kleinen Insel beträchtlich ist. 75 Vogelarten, Springböcke, Strauße und Landschildkröten prägen die Fauna auf dem Eiland.
Der erste Halt des Busses ist der Steinbruch in dem die Gefangenen während ihres Aufenthaltes täglich arbeiten mussten. Einziger Zweck dieser Arbeit war es den Willen der Gefangenen zu brechen, sie zu drangsalieren. Die Folge für die Gefangenen, neben der Erschöpfung durch die harte Arbeit, war eine fortschreitende Erblindung. Da der Steinbruch hauptsächlich aus hellem Kalkstein bestand wurde das Sonnenlicht stark reflektiert, was eine Schädigung der Augen zu Folge hatte.
Die Fahrt geht weiter über die Insel bis an einem ehemaligen Wärtercasino Halt gemacht wird. Von hier aus hat man einen wundervollen Blick zurück nach Kapstadt und auf den Tafelberg (siehe hierzu mein Bericht unter: www.ciao.de/Tafelberg_Kapstadt__Test_2948429) im Hintergrund.
Letzter Stopp der Tour ist schließlich der Hochsicherheitstrakt in dem politische Häftlinge untergebracht waren. Als Guide fungiert hier ein ehemaliger Häftling von Robben Island, der einige Geschichten, auch aus eigener Erfahrung, auf Lager hat. In einem langen Gang mit 6 m2 großen (oder kleinen) Zellen auf beiden Seiten passiert man unter Anderem Zelle Nummer 5, in der Nelson Mandela 18 seiner insgesamt 27 Jahre in Haft verbracht hat. Als Bett dient nur eine dünne Strohmatte, als Bettdecke nur ein dünnes Leintuch. Kissen? - Fehlanzeige! Ein Blecheimer, den die Häftlinge täglich selbst leeren und reinigen mussten, fungierte als Toilette.
Einen kurzen stillen Moment erleben die Besucher in einer Massenzelle. Außer Bänken entlang der Wände ist der kahle Raum absolut leer. Der Guide verlässt die Gruppe hier für einen Moment mit der Aufforderung in absoluter Stille über seine eigenen Gefühle in diesem Raum nachzudenken. Während man dann so dasitzt und sinniert tut es plötzlich einen ohrenbetäubenden Knall und die Metalltür fliegt zu. Eingesperrt! Aber natürlich geht die Tür sofort wieder auf und der Guide steht in der Tür und fährt mit seinen Erzählungen über die unmenschlichen Haftbedingungen fort. Eigentlich kann er nur von Missständen berichten: zu kleine Essensrationen, nicht genug Matten für alle Gefangene, weshalb einige der Häftlinge auf dem nackten Boden schlafen mussten, schwere Arbeitsbedingungen etc.
Abschließend führt der Rundgang noch über den Gefängnishof und das restliche Außengelände des Traktes. Der wartende Bus bringt die Gruppe schließlich zurück zum Hafen, wo die Fähre schon wartet.


Fazit
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Robben Island gehört auf jeden Fall zum Pflichtprogramm eines jeden Kapstadtbesuchers. Wohl nirgends sonst kommt man so hautnah mit der jüngeren Geschichte des Landes in Berührung. Was mir hier zum ersten Mal richtig aufgefallen ist, war außerdem welchen Stellenwert, welches Ansehen Nelson Mandela hier genießt. Die junge Dame die uns auf der Fahrt im Bus als Guide begleitet hat, hat ihn z. B. stets mit seinem vollen Namen Dr. Nelson Rohlihlahla Mandela erwähnt. Ein kleiner Minuspunkt ist vielleicht erwähnenswert. Aus Gesprächen mit Freunden und Bekannten hab ich gehört, dass sie gewisse Stellen der Insel bei ihrem Besuch nicht gesehen haben. Speziell bei der Führung durch den Hochsicherheitstrakt. Es ist also scheinbar Glückssache ob man einen Guide bekommt, der einem den vollen Trakt zeigt oder nicht. Schade eigentlich.
Alles in Allem ist ein Besuch auf Robben Island trotzdem immer empfehlenswert, und man wird die Insel auf jeden Fall mit einem ganz anderen Verständnis für das Land und seine Menschen verlassen. Abraten würde ich allerdings vom Besuch mit kleinen Kindern, da sie das ganze wohl noch nicht verstehen würden.

32 Bewertungen, 1 Kommentar

  • anonym

    14.06.2005, 22:40 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    super, echt, gartuliere dir zu diesem echt guten und aller erste Testbericht, weiter so!