Robbie Williams Testbericht

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Erfahrungsbericht von Anonym114

Robbie Williams: Escapology - Die Kunst des Entkommens

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Zu Take-That-Zeiten mochte ich ihn ja nicht besonders, diesen Robbie Williams. Und auch heute weiß ich nicht so ganz, was ich von ihm als Person halten soll. Als Künstler hat Robbie Williams auf alle Fälle mal wieder ein tolles Album vorgelegt mit Escapology (auf Deutsch soviel wie Die Kunst des Entkommens).

FEEL:
So heißt die aktuelle Single von Robbie Williams und genau die hat mich dazu bewegt, auch mal die ganze CD durchzuhören und sie letztendlich zu kaufen. Doch eins nach dem anderen ...

ESCAPALOGY:
Erstmal ein paar kurze Angaben zum Album insgesamt: Darauf sind 14 Titel, die (laut CD-Spieler) eine Gesamtlänge von fast 74 Minuten haben sollen. Doch das stimmt nicht ganz. Rechnet man nämlich die Zeiten der 14 Lieder zusammen, kommt man auf rund eine Stunde Robbie-Williams. Des Rätsels Lösung liegt (wie schon vorher z.B. bei seiner Swing-CD) in einer Zugabe. Auch dazu dann am Ende mehr. Escapology ist erschienen bei: The In Good Company Co Ltd.

COVER UND BOOKLET:
Passend zum Titel Escapology befindet sich Robbie auf dem Titelbild im freien Fall, nämlich beim Bungee-Jumping vor einer Hochhauskulisse, getaucht in gelblich-rötliches Licht. Im Booklet findet sich dann mehr dazu: Robbie auf einem Riesentrampolin, ebenfalls vor orangefarbenem Rauch, Robbie eingehüllt in Lichtringe (die wie eine Mischung aus Heiligenschein und dem Beamen aus den Raumschiff-Enterprise-Folgen wirken) und Robbie beim Bungee-Jumping sowie Robbie, eingetaucht in einen wie ein übergroßes Kölsch-Glas aussehenden Wasserbehälter). Für alle, die am Mitsingen interessiert sind: Auch sämtliche Texte finden sich im kleinen Begleitheftchen.

VORWARNUNG:
Ich selber bin unmusikalisch, habe nie in einer Band gespielt und kann daher musikalische Feinheiten nicht beschreiben, sondern beurteile die Lieder nach meinem persönlichen (ganz subjektiven) Gefühl. Während der eine besonders auf die Melodie, die verwendeten Instrumente und die Stimmlage achtet, fällt mir meist der Text als erstes ins Ohr und trägt ein Stück dazu bei, wie der Titel auf mich wirkt.

DIE TITEL:
1. HOW PECULIAR:
Zum Auftakt ist das mein unliebstes Lied der ganzen CD. Das mag daran liegen, dass die Stimme von Robbie Williams verzerrt, sein (Sprech-) Gesang eher stakatohaft klingt. Dabei ist das Lied vom Tempo ruhig bis mittelschnell. Nachdem ich es mehrmals angehört hatte, war für mich klar, dass ich die CD immer erst ab Titel Nr. 2 einschalte.

2. FEEL:
Die erste Single des neuen Albums gehört zu den besten der CD, was aber nicht heißen soll, dass der Rest wesentlich schlechter ist. Die Veröffnetlichung vor Weihnachten war sicher nicht ohne Absicht, denn das Lied paßt zu einer kuscheligen, romantischen Vorweihnachtsstimmung. Feel beginnt ganz ruhig, wirkt melancholisch-träumerisch, zeigt den manchmal chaotischen, z.T. auch undurchschaubaren Robbie Williams von einer verletztlichen Seite. Feel heißt auf Deutsch Gefühl bzw. fühlen und entsprechend singt er über eine Sehnsucht vieler, über die Sehnsucht nach wirklicher Liebe und zugleich über die Angst, durch die eigenen Gefühle verletztlich zu werden.

3. SOMETHING BEAUTIFUL:
Von etwas Schönem (Something Beautiful) handelt Lied Nr. 3. Hier scheint die Romantik wieder ein Stück weit verflogen, Robbie ist etwas weg von den persönlichen Gefühlen und wirkt statt dessen auf mich eher wie ein distanzierter Erzähler, der den Zuhöhrer anspricht, von den negativen Seiten, die passieren können (wenn man verloren, verletzt und einsam ist) singt. Doch das würde natürlich nicht so ganz zum Titel passen. Und so hat das Lied im Endeffekt doch eine positive Botschaft: Auch wenn man sich ganz am Boden zerstört fühlt, kann einem plötzlich und unerwartet etwas schönes passieren. Dieser Song gefällt mir nicht ganz so wie Feel, ist aber insgesamt schon ziemlich schön – auch und gerade wegen der Botschaft.

4. MONSOON
Titel Nr. 4 hat nun wieder (noch) mehr mit Robbie Williams persönlich zu tun. Er steht in dem Text zwischen Selbstbewußtsein und Selbstzweifeln. Und das wird dann auch an der Zeile It’s all too much for me (Es ist alles für mich zuviel) wieder. Wieviel davon tatsächlich der echte Robbie ist? Keine Ahnung. Auf alle Fälle ist das Tempo wieder ruhig und erzählerischer, Gitarre und Schlagzeug sorgen zwischendurch für Tempo und Akzente.

5. SEXED UP
Dies ist dann ein Lied voller Fragezeichen. Während Stimme und Melodie ruhig und sanft sind, ist die Botschaft eher traurig: Why don’t we break up? (Warum trennen wir uns nicht?) Robbie Williams singt von einer Beziehung, die keinen Sinn mehr macht. Und auch wenn ich an sich traurige Lieder nicht so mag, so ist dieses doch aufgrund des Gesangs und der Melodie sehr schön und eingängig.

6. LOVE SOMEBODY
Auch hier geht die ruhige, von Klavierspiel begleitete, romantische Singweise zum Beginn weiter, bevor das Tempo sich nach 40 Sekunden wieder steigert. Der Tenor ist ähnlich wie bei Feel, die Suche nach der Liebe (Love Somebody = Jemanden lieben). Nach dem Refrain wird es dann aber wieder etwas ruhiger. Love Somebody ist leidenschaftlich und zugleich sanft, ein schönes Lied!

7. REVOLUTION
Komisch eigentlich. Aber oft gefällt mir ein Lied Nr. 7 auf einer beliebigen CD besonders gut. So auch auf Escapology. Es ist der einzige Titel auf dem Album, in dem Robbie Williams im Duett singt, mit Rose Stone.
Die ganz alltäglichlichen Stolperer des Lebens werden hier mit Hoffnung verbunden, Hoffnung, Liebe und eine Lösung für mögliche Probleme zu finden. Und so können Schwierigkeiten oder scheinbar unüberwindbare Hindernisse dann doch gemeistert werden (walking a thousand miles with one step)Dieses Lied gehört (abgesehen von Feel) zu den für mich schönsten Titeln auf dieser CD. Und ich würde fest drauf wetten, dass es auch noch als Single ausgekoppelt wird.

8. HANDSOME MAN
Nach Robbie dem Mutmacher kommt Robbie, der (scheinbar) Selbstverliebte, der sich als atraktiven und tollen Kerl beschreibt, das aber durchaus mit einem selbstironischen Augenzwinkern. Das Lied hat einen guten Rhythmus, Robbie Williams spricht den Text fast mehr als das er ihn singt. Er beschreibt sich als unwiderstehlich (hard to resist) und als quasi Nachbarsjungen (the boy next door), das aber dann auch nur für Promis wie Roger Moore. Ist er nun wirklich verdammt eingebildet? Nicht nur, denn im umgekehrten ist ihm klar, dass er von anderen abhängt (if you drop me I fall in pieces = wenn Du mich fallenläßt, werde ich zerbrechen).

9. COME UNDONE
Und noch ein wunderschönes Lied! Wiedermal ist das Tempo ruhig, auch wenn er zwischendurch singt: Fuck you all! Und wieder ist es ein Titel über Gegensätze, Widersprüchlichkeiten und im Endeffekt Zerrissenheit. Der Unterton ist wieder einmal melancholisch, zumindest wirkt er so auf mich.

10. ME AND MY MONKEY:
Dieser längste Titel der CDs gehört nicht so unbedingt zu meinen Lieblingssongs. Dabei ähnelt er im Endeffekt in der ruhigen Art einigen anderen Liedern des Albums. Doch andererseits handelt es sich hier ein bißchen mehr als in den übrigen Stücken um eine Erzählung der Geschichten von My and My Monkey, einer Erzählung, in der Robbie oft direkte Rede wieder gibt.

11. SONG 3:
Beim normalen Durchhören ist mir dieses Lied meist gar nicht so sehr aufgefallen. Wahrscheinlich, weil es so ein bißchen für mich in eine Zwischenkategorie fällt, ich es weder besonders gut noch gar nicht leiden mag. Es wirkt schneller als die meisten der anderen Titel, beginnt mit einem Gitarrensolo und auch zwischendurch ist das Gitarrenspiel hier recht markant. Jetzt, beim bewußten Hinhören ist dieser Song nicht so ganz mein Fall.

12. HOT FUDGE
Das Tempo dieses Songs wirkt (genau wie der Text) frech. Hot Fudge handelt vom Thema L.A. (Los Angeles). Der amerikanische Markt war für Robbie Williams bislang noch nicht die große Frage. In einem Interview sagte er neulich dazu, dass das ja noch mehr Arbeit bedeuten würde, um auch den Markt und damit das Publikum dort zu erobern. Der Song überzeugt aber durch die Geschwindigkeit.

13. CURSED
Deftige Ausdrücke tauchen auf Escapology immer mal wieder auf. Und so ist cursed (verflucht) noch harmlos. Auch hier gibt es zum Auftakt ein schnelles, hartes Gitarrensolo, das auch dem Song eine freche, etwas härtere Richtung verleiht. Schaut man den Text an, so stellt man eine sehr merkwürdige Liebeserklärung fest: Cursed, since your birth dear (Verflucht seit Deiner Geburt, mein Liebes).

14. NAN’S SONG
Nach dem Tempo kehrt nun wieder eine melancholische Ruhe ein, eine Abschiedsstimmung. Denn das Lied handelt von einer toten Freundin, von der Trennung und davon, dass er sich von ihr beschützt fühlt. Dieser Song ist ein zwar trauriger, aber doch vom Hörgefühl her schöner Abschluss der offiziellen 14 Titel

ZUGABEN:
Was bei jedem Konzert nicht fehlen kann, das gibt es auch hier. Nur ein paar Sekunden nach Lied 14 beginnt zunächst instrumental die erste Zugabe. Hier ist, wie schon am Anfang, Robbie Williams Stimme verzerrt, er singt von Dingen, die komisch wurden. Das Lied ist rund zwei Minuten lang, also etwas zu kurz für einen normalen Titel und es gefällt mir auch nicht so besonders.
Auf Zugabe Nr. 2 muss man dann warten, bis Titel 14 auf 12.10 Minuten steht. Robbie Williams schlägt hier, begleitet von einer Gitarre, wieder einen ruhigen, melancholischen Ton an und ein Hauch Ironie schwingt mit. Schade eigentlich, dass dieses Lied so unvermutet versteckt ist. Denn wer läßt schon rund sechs Minuten eine CD stumm weiter laufen?

ROBBIE WILLIAMS:
Auch hier nochmal vorweg: Ich bin kein Fan, ich bin keine Expertin in Sachen Robbie Williams. Zu Take-That-Zeiten gehörte er nicht undbedingt zu meinen Favoriten. Und mit seinen zahlreichen Tatowierungen und seiner manchmal vorlauten Art ist er nicht unbedingt der Traum meiner schlaflosen Nächte. Doch auch wenn er sich hin und wieder feiert (wie z.T. bei Handsome Man), so schwingt doch immer wieder Zweifel und Selbstkritik mit, die dann auch ein wenig in Interviews durchschimmert.
Doch was für mich eigentlich zählt ist, dass er sein Handwerk zu beherrschwen scheint. Mit der Vorgänger-CD Swing when you are winnig ist er in die Fußstapfen von Leuten wie Frank Sinatra getreten. Mit dieser CD zeigt er sich auch vielseitig. Mehr dazu gleich im Fazit. Mehr zu Robbie Williams unter www.robbiewilliams.com

FAZIT:
Mich überzeugt nicht jeder Song von Escapology. Alles in allem finde ich die CD aber gelungen, auch wenn aus meiner Sicht die aktuelle Single Feel schon zu dem besten darauf gehört. Besonders gut gefallen mir die mal sehr romantischen, mal melancholischen Töne, die Robbie Williams auf dieser CD anschlägt. Die Kunst vom Endtkommen kann man so dann auch in mehrerlei Hinsicht verstehen. Zum einen bietet das Album Gelegenheit, in eine vielfältige Musikwelt des Robbie-Williams zu entfliehen. Zugleich stellt er aber mit seinen Titeln die Frage, in wie weit man sich selber entkommen kann. Und das ist nur ein Stück weit möglich, denn sowohl Stolz auf sich selbst als auch Angst, Ironie und Zweifel tauchen ebenso auf wie Hoffnung auf etwas schönes.
Ich würde tippen, dass Robbie Williams auch noch in mehreren Jahrzehnten zu den Künstlern gehören wird, von denen man redet, egal ob er dann noch selber aktiv ist oder ob man nur sagt, dass er in den 90ern und vor allem zu Beginn des 21. Jahrhunderts für jede Menge guter Musik gesorgt hat.

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