Robocop (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von Gemeinwesen
Beschnittener Film auf amputierter DVD
Pro:
Der Film bietet intelligentes Science Fiction-Kino.
Kontra:
Gegen das Produkt DVD spricht in diesem Falle einiges, zumal es sich bei der vorliegenden Schnittfassung um die "ab 16" freigegebene, gegenüber dem Director's Cut der Special Edition um knapp 10 Minuten kürzere Fassung des Films handelt.
Empfehlung:
Ja
- Audiokommentar von Paul Verhoeven, Ed Neumeier und John Davison
- Fleisch und Stahl: The Making of Robocop (ca. 36:54 min)
- Featurette 1987 (gesamt ca. 16:00 min)
- Nicht verwendete Szenen (gesamt ca. 13:51 min)
- diverse Trailer
- Storyboard-Vergleich mit Phil Tipett (ca. 6:01 min)
- diverse Galerien (musikalisch untermalt)
Das alles gibt’s nicht in dieser Edition, sondern nur in der von der FSK mit der Freigabe „ab 18“ versehenen Special Edition des Films. Dafür fehlen der Schnittfassung, die sich auf dieser DVD findet, aber knapp zehn Minuten im Vergleich mit dem 98 Minuten langen Director’s Cut.
Den gab es lange Zeit nur als “Unrated Director’s Cut“ zu kaufen, und wer den sehen wollte, musste auf die Import-Version aus den USA zurückgreifen, die zu allem Überdruss noch vom Label Criterion Collection stammt – das zwar durchaus renommiert, aber nicht unbedingt für Preiswürdigkeit bekannt ist. Paul Verhoevens unbewerteter (sprich: nicht mit einer Altersfreigabe versehener) Director’s Cut stand in Deutschland lange Zeit auf dem Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (die zwischenzeitlich umfirmierte zur Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien). Mit anderen Worten: Der Film hatte zwar die Altersfreigabe „ab 18“, durfte aber nicht öffentlich beworben werden. Und da Werbung für die Bundesprüfstelle mit der öffentlichen Zurschaustellung des DVD-Covers beginnt, war der 98 Minuten lange Schnitt zunächst nur im englischsprachigen Original und die deutsche Fassung vergleichsweise schwer zu bekommen.
Mittlerweile ist die Situation im Prinzip etwas weniger verzwickt, denn die Indizierung gehört mittlerweile der Vergangenheit an. In der Praxis ist der Director’s Cut dann allerdings doch wieder nicht so ganz einfach zu haben – denn die Special Edition ist in diesen Tagen vergriffen. Für die nahe Zukunft ist allerdings mit der Neuveröffentlichung des Films zu rechnen – die ist bereits angekündigt, nennt sich reichlich großspurig Cine3 Edition und wird dem Vernehmen nach auch das Bonusmaterial der aus dem Handel weitgehend verschwundenen Special Edition beinhalten. Wer weiß? Mit ein bisschen Glück handelt es sich bei der Filmversion, die ihren Weg auf die DVD findet, ja auch um die ungekürzte Fassung.
Mir ist das herzlich einerlei, denn ich habe mir vor Jahr und Tag die Ausgabe aus der Criterion Collection zugelegt. Wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, als die Veröffentlichung einer wie auch immer gearteten deutschen Fassung noch in den Sternen stand.
Deshalb kenne und schätze ich von jeher die Beigaben der US-Version; besonders die Erläuterungen, die von Dampfplauderer Verhoeven im Audiokommentar zu seinem Werk abgibt, finde ich erhellend und interessant.
Über Sinn und Berechtigung der an der deutschen Fassung mit Altersfreigabe „ab 16“ vorgenommenen Kürzungen lässt sich sicherlich trefflich streiten – es ist wie so oft bei Verhoevens Filmen: Wer keine Antenne für den satirischen, ja sardonischen zynischen Grundton von Werken wie „Starship Troopers“ und auch „Robocop“ hat, der wird Verhoevens Filme schnell für die Gewalt verherrlichenden, ultrabrutalen Action-Reißer halten, die sie an der Oberfläche auch sind.
Allerdings hätte Robocop sicherlich nicht die Weihen der Aufnahme in den Criterion-Katalog mit “important classic and contemporary films“ erfahren, wenn Robocop nicht mehr wäre als brutale Haudrauf-Action.
Tatsächlich zählt die Geschichte, die der Film erzählt, zu den besseren, denkwürdigeren Hervorbringungen des Science Fiction-Kinos der letzten Jahrzehnte: Robocop ist eine negative Utopie, für die sich auch ein Philip K. Dick sicher nicht geschämt hätte – für mich spielt Robocop in der gleichen Liga wie „Blade Runner“, „Total Recall“ und „THX 1138“.
Robocop ist eine intelligente Fiktion, die 20 Jahre nach ihrer Leinwandpremiere nichts von ihrer Faszination und schon gar nichts von ihrer Aktualität verloren hat – schon allein deswegen, weil Robocop die Frage stellt, in welchem Maße ehemals öffentliche, aus Steueraufkommen finanzierte Aufgaben privatisiert werden dürfen. In Robocop geht es eben nicht um öffentliche Verkehrsmittel wie die Deutsche Bahn, sondern um Polizeidienste – man muss sicher nicht erst gen Irak schielen, um zu erkennen, wie brandaktuell die Frage ist, wann, wo und unter welchen Umständen der Staat Aufgaben an privatwirtschaftliche „contractors“ delegieren darf.
Heda, holla – hört sich das alles schon zu verkopft an? Macht ja nichts, denn das Schöne an Verhoevens Film ist ja, dass er seine Denkanstöße in einen unterhaltsamen Film packt, der im Gewand eines brachialen B-Movies daherkommt.
Über manche Darstellung von Gewalt in Verhoevens Film lässt sich, wie gesagt, trefflich streiten. Aber eine Auseinandersetzung über das, was Kunst darf und was nicht, ist das Schlechteste ja auch nicht. Verhoeven gibt zu, dass ihn filmische Gewalt fasziniere, und er unterscheidet ganz klar zwischen Realität und Fiktion – wem diese Unterscheidung genauso wenig Probleme bereitet wie Verhoeven, dem kann ich Robocop bedenkenlos empfehlen. Zartbesaiteten Kinogängern reicht aber sicher auch die gekürzte Version, die auf einige allzu drastische Szenen verzichtet – Verhoevens Aussage lässt sich aus jeder Schnittfassung herauslesen.
Wenn ich vom Kauf dieser DVD abrate, dann auch weniger, weil die enthaltene Schnittfassung „nur“ die „ab 16“ ist. Sondern vor allem, weil auch das umfangreiche und interessante Bonusmaterial der Special Edition der Schere zum Opfer gefallen ist. Bild und Ton sind, auch das sei nicht verschwiegen, manierlich - mehr aber auch nicht.
44 Bewertungen, 14 Kommentare
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11.01.2009, 14:46 Uhr von Gemini_
Bewertung: sehr hilfreichHast du super geschrieben! LG
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29.12.2008, 13:02 Uhr von Iris1979
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht. LG Iris
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04.11.2008, 19:15 Uhr von KSE
Bewertung: besonders wertvollEin Besonders Wertvoll von mir. mfg
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24.10.2008, 00:49 Uhr von Tut_Ench_Amun
Bewertung: besonders wertvollUphold the Law. Protect the Innocent. Buy the Century hoch Drei Edition - die ist nämlich Uncut und reichhaltig bebonust. Greets from Robo-Pharao
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20.10.2008, 21:10 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich. LG Just86
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19.10.2008, 04:11 Uhr von frankensteins
Bewertung: sehr hilfreichliebe Grüße Werner
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19.10.2008, 00:33 Uhr von bea1502
Bewertung: besonders wertvollsuper... bw und lg bea
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18.10.2008, 23:01 Uhr von bigmama
Bewertung: sehr hilfreichLG Anett
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18.10.2008, 22:40 Uhr von racheane
Bewertung: sehr hilfreich***Liebe Grüsse, Anne***
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18.10.2008, 19:52 Uhr von tk7722
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr interessanter Bericht, liebe Grüße
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18.10.2008, 19:34 Uhr von hjid55
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich und liebe Grüße Sarah
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18.10.2008, 18:20 Uhr von Bunny84
Bewertung: besonders wertvollEinen schönen Samstag und einen lieben Gruß sendet dir Anja
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18.10.2008, 16:38 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreich...supi dupi, gut wie immer, Saludos Negerle
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18.10.2008, 15:31 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: besonders wertvoll,.,.,.,Sehr hilfreich und ein schönes Wochenende auch für dich.,.,..,
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