Rolling Stone Testbericht

Rolling-stone
ab 25,94
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Erfahrungsbericht von northstar

Musikalisch gelesene Qualität

Pro:

Anders; unterhaltsame und fundierte Stories; eigene Meinung und Identität der Zeitschrift...

Kontra:

Wenn der Mainstream zu sehr Einzug hält, wird auch der RS schlechter...

Empfehlung:

Ja

Musik hört man normalerweise. Wenn man will sieht man sie auch, im Konzert oder im allgegenwärtigen Musikfernsehen, 24 Stunden, jeden Tag. Aber über Musik kann man auch lesen. Regelmässig. Monatlich. Wie ich finde, am besten im Rolling Stone.

Diese Musikzeitschrift möchte ich heute vorstellen, dabei Vor- und Nachteile aufzeigen und vor allem klarstellen, was den Rolling Stone über den Rest der Musikfachpresse meiner Meinung nach erhebt. Dabei orientiere ich mich bei dieser Besprechung an der aktuellen Ausgabe für den Juli 2003.


First Impressions

Schon am Cover merkt man normalerweise das dies keine 0815 Musikzeitschrift ist. Namhafte Fotographen wie etwa Anton Corbijn arbeiten für den RS und liefern erstklassige, ja andere Bilder der Stars ab. Man denke nur mal an diverse Radiohead Cover der letzten Jahre. Diesen Monat zieren R.E.M. das Cover, für mich direkt ein Grund mehr den RS zu kaufen. Über das Cover verteilt findet man nun Hints auf die Bands, über die in dieser Ausgabe berichtet wird, etwa Tindersticks, White Stripes oder Metallica. Sicher, das soll Leser locken, aber wenigstens mit Stil. Unauffällig weist man ebenso auch noch auf die beiliegende Rare Trax CD hin. Für mich ein ausgewogenes, ja, hübsch anzusehendes Cover.


Lasting Impressions

Nach dem Inhaltsüberblick, der wunderbar geordnet schon erste Eindrücke des Hefts vorverspricht, folgt eine Leserbriefseite. Leider nur eine. Die Auswahl reicht von Lob bis Beleidigung, manchmal erlaubt sich die Redaktion ein Wort, doch selten eins zuviel. Lesbar, amüsant bis aufklärend.

Mit den sogenannten Randnotizen folgt ein Newsflash aus der Rock- und Popwelt. Was hat Bob Dylan nun verbrochen, wie lief die Beerdigung von Johnny Cashs Frau? Hier erfährt man den Klatsch, den man vielleicht nicht wissen will, aber das ist schon ok so...

Anschließend folgt die Openerstory, zumeist 2, 3 Seiten lang. Diesmal müssen die Rolling Stones dafür herhalten. Alte Opas auf großer Fahrt, nicht meine Musik, das überlese ich
erstmal.

Anschließend kommt eine Reihe Shortstories, Kurzartikel zu aktuell im Trend liegenden Künstlern und Bands. Da werden die Dandy Warhols gelobt, was man ja nicht genug tun kann, die Stereophonics ausgegraben, was man auch hätte lassen können, Mars Volta angepriesen um später dann doch in den Plattenkritiken unter zu gehen. Hmm, kennen wir alle nicht, die Bands? Oh, das ist schlecht, aber dazu ist der RS auch da – musikalische Bildung jenseits der Charts und Castingshowverseuchten deutschen Lande...

Q & A ist dagegen nun eine weitere Rubrik im RS. Stars stellen sich den Fragen und antworten direkt und aufrichtig. Wer nun wissen will was Lars Ulrich über Napster noch zu sagen hat oder warum Metallica wieder so „hart“ sind, bitte lesen.

Ebenso regelmässig: der Typewriter. Zu einem aktuellen Thema, etwa Raubkopien oder Internetpiraterie, lässt sich ein Autor des RS in ironisch amüsanter Weise aus. Bisweilen etwas zahm, manchmal aber mit Biss. Leider selten mit Folgen...

Performance ist der Konzertrückblick im RS. Die subjektiven Highlights der Redaktion werden besprochen. Lou Reed oder die White Stripes, was lohnte denn mehr? Dazu Tourtipps der nächsten Wochen.

Dann stößt man auch schon auf die CD Beilage. Rare Trax im Wechsel mit den New Voices. Erstere ist diesmal drin und nennt sich nun „Blow your mind 2“*. Inhalt: 60er Jahre Style Musik, bestens für die hauseigene Kifferparty geeignet. Als bei mir ein Regalanstauber. Rare Trax sind eben immer so eine Sache: ein musikalisches Thema, entweder man mag’s oder eben nicht. New N- / Voices dagegen sind immer recht ergiebig: das neuste des Monats als Ausschnitt der Plattenhighlights auf CD gepresst. Immer etwas dabei & so manches mal der Grund, doch mal auf eine Band genauer zu hören und diese vielleicht lieben zu lernen...

Anschließend geht der RS in größere Artikel über. Da lässt man sich über den Musik-Mailorderversandt aus, äußerst aufschlussreich, oder gibt R.E.M. 16 Seiten Platz, noch immer zu wenig, aber besser als nichts, um über ihre Tour, die neue Platte und das kommende Best of Album zu reden. Sehr lesenswert.
Dann geht’s nach Liberia. Afrika, für den der es nicht weiß. Dort herrschen andere Sitten und sogar Kinder landen in der Armee, ein Unrecht sonder gleichen, weshalb man hier in einem Bericht dessen gewahr gemacht wird. Hier kommt dann der Anspruch des RS zur Geltung, mehr als nur Musik und Entertainment zu bringen. Man ist eben auch Journalist und das tuit dem RS gut, erhebt ihn über den Brei der anderen Zeitschriften. Vielleicht zu moralisch, vielleicht einen Tick zu kritisch. Aber der ansatz lohnt...
Es folgen die Tindersticks, Led Zeppelin & Quentin Tarantino. Pop und populäre Kultur.

Hi Tech Toys sagt uns dann was gerade hip im Wohnzimmer stehen müsste. Wenn man denn Geld hätte. Games schneidet Gott sei Dank nur kurz Computer und Konsolen Spiele an. Unnötig. Anschließend eine kleine Bücherecke, die Highlights des Lesemonats bringt, sowohl aus dem Musikbereich als auch aus dem jenseits der Popwelt. Anschließend der Blick auf die Leinwand, das Kino bzw. die DVD’s. Was lohnt, was nicht? Kritisch, hart, unterhaltsam, wie immer.

Plattenbesprechungen nehmen dann den Rest der Ausgabe ein. Zunächst die aktuellen Tonträger, allen voran das Highlight des Monats, hier Adam Green mit „Friends of Mine“. Nie gehört, sorry, aber es klingt hier schon gut. Denn wenn im RS etwas gefällt, dann die Offenheit aber auch Härte der Albenkritiken. Da wird nichts beschönt, da kann etwas schon mal heißen, die Platte wäre besser nach 10 Minuten zu Ende gewesen oder ähnliches, siehe Stereophonics in dieser Ausgabe. Nicht gut. Ist diese Kritik immer fair? Nein, aber immer unterhaltsam. Wortspiele und Schachtelsätze, der RS ist ganz nach meinem Geschmack, aber eben nicht jedermanns bevorzugte Lektüre für zwischendurch. Hierfür muss man sich Zeit nehmen. Und dann geniessen. Man hat ja auch 5 € bezahlt. Abgerundet wird die Plattenecke von Exkursen in diverse Genres bzw. Kurzbesprechungen unwichtigerer Werke. Ebenso enthält der RS hier einen Blick auf die Platten der nächsten Monate. Future-Pop. Past dagegn die Replays; was ist neu raus, was lohnt? Etwa die Best of der velvet Underground? Scheint nicht so...

Das Ende erreicht der RS in der Chartabteilung. Die Deutschland, Großbritaniens und der USA sieht man gedruckt und man denkt immer, man sei im falschen Land. Daneben die Kritiker- bzw. Lesercharts. Meist ähnlich, nur etwas zeitverzögert. Dazu die Fave Raves, ein mehr oder weniger bekannter Menshc gibt seine persönlichen Highlights an. Dann noch die eher lustigen Voten des Monats, wo auf amüsante Weisse eine Hitliste zu einem Thema entsteht, hier zur aktuellen Stones Tour, die nicht überall gleich gut ankommt. Daneben dann die Hard Facts: Chartsplätze zu einem Thema, einem Künstler über den Lauf der Jahre. Interessant.


Fazit

Der RS ist anders. Politisch. Politisch unkorrekt bisweilen auch. Gerne doch. Denn man will ja eigentlich auch Meinungen lesen, nicht konforme Beweiräucherungen, denn Musik ist immer auch eins, persönlicher Geschmack. Man mag den Künstler und dafür die Band eben nicht, weil die da sund das über dne gesagt hat und hier ließt man darüber. Alles vielleicht nicht, aber mehr als sonst wo. Und ich glaube dem Gelesenen. Was auch wichtig ist. Dies ist Journalismus, nicht „make up your own stories“. Man nimmt die Musik ernst, man nimmt sich ernst, aber man weiß auch, man will unterhalten, also kann’s zu ernst nie werden. Gott sei Dank. Der RS zaubert nämlich ab und an ein Lächeln auf mein Gesicht, ein Grinsen, ein Lachen, da ein Satz wieder genau traf, genau wie ich ihn gerne selbst geschrieben hätte. Dafür danke. Danke RS, großartig. Lesenwert. Kaufenswert. Allerdings wohl dann nicht für jedermann. Denn man muss einen Draht für Musik haben, richtige Musik, wie ich sie nennen mag. Auch wenn es die BSB oder Britney hier schon hinein geschafft haben, das war eine unrühnliche Ausnahme (daher aber schon mal einen ersten und einzigen Minuspunkt). Qualität statt mülliger Mainstream. Wenn Mainstream, dann Qualität. Nur den Titel mag ich nicht. Hmm. Rolling Stone als Hommage an die Stones, aber die Zeiten sind doch wohl mal vorbei...

Kurz: Wer den Rolling Stone nicht ließt, der ließt nicht über Musik. Sehr Schade. Und eine Schande...


------------------- by Northstar 03 ------------------


Stats

Rolling Stone
Zeitschrift + beigelegte CD
Erscheint Monatlich
5,00 €


Linktipp

www.rollingstone.de -> Ergänzt die Zeitschrift mit einem Webangebot wie Links, Tipps, Daten oder einem Messageboard. Unbedingt ansehen!


Anmerkung

* = Zu deren Inhalt werde ich mich nicht auslassen, das ist bei gut 14, 15 Tracks etwas viel verlangt und hier auch fehl am Platze.

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