Rom Testbericht

Rom
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Erfahrungsbericht von der_Baer

Römische Impressionen - Der erste Tag

Pro:

Sehenswürdigkeiten ohne Ende

Kontra:

bis zum Umfallen

Empfehlung:

Ja

„Du wirst diese Stadt lieben, Graubärchen!“ sagte sie. „Ich würde ja so gerne mit dir kommen und dir das Flair dieser Stadt und die malerischen Ecken näher bringen. Rom! Ach wie ich es liebe“

„Bär, du hast auf vier Kontinenten Frauen geliebt, Kneipen gesehen, Menschen beobachtet und doch wird Rom eine völlig neue Erfahrung für dich werden.“ Sagte er, der Italienkenner. „Eine Stadt, in der Geschichte und Gegenwart lebendig sind, in der die Menschen völlig offen aufeinander zugehen und über allem liegt ein Hauch von Lebenslust und Genuss.“

„Eine Anreise mit dem Flugzeug kannst du vergessen. Du musst dich Rom langsam nähern, musst die langsam wechselnde Landschaft in dich aufsaugen. Die Felder, die Berge, Orte, die an den Hängen kleben, Burgen, die auf einem Felsen thronen und darunter die Kronen der Olivenbäume um die ringsum Schafe weiden. Einfach malerisch schön und erst dann betrittst du sie, die göttliche Stadt auf den sieben Hügeln.“

Und in meinem Reiseführer fanden sich unzählige Zettel, gefüllt mit Geheimtipps für günstige Einkäufe, hervorragende und billige Restaurants, Weinlokale, versteckte Kleinode der Kunst etc.

Erste Begegnung mit Italien war der Kaffee, den der italienische Schaffner anbot. Das Wort Capuccino für die Kloake aus löslichem Pulveraufguss und weniger löslichem Kaffeeweißer zu verwenden, war die reinste Blasphemie, aber ich entschuldigte es mit den ungünstigen Umständen.

Roma Termini: Bereits die Einfahrt in die Stadt ist durch die bildnerische Geisel der Gegenwart verschandelt. Jede Ecke mit einer Schmierage aus der Farbdose besudelt, aber keineswegs so kunstvoll, dass man es als Graffiti bezeichnen könnte, sondern einfach eine Ansammlung von geschmacklos hingestreuten Obszönitäten, wie sie fast jeder Bahnhof heutzutage zu ertragen hat. Der Bahnhof selbst kein Kunstwerk, sondern eine praktische Konstruktion aus Beton, Glas und Stahl, gefüllt mit überteuerten Shops und minderbemittelten Kreaturen, austauschbar, identitätslos, enttäuschend.

Der Weg ins Hotel, nur wenige hundert Meter entfernt, ist bereits von der ersten Attacke bettelnder Kinder geprägt, die an Koffer und Kleidern zerren, bis eine erhobene Hand dem Spuk ein Ende setzt. Das Hotel selbst, Hotel Petit in der Via Torino 122, liegt im 4. Stock eines Hauses, schräg hinter der Oper. Früher einmal war das Hotel die Wohnung des römischen Bürgermeisters. Heute sind die elf Zimmer topp renoviert, picobello sauber, mit für italienischen Verhältnissen nicht üblichem, täglichen Zimmerservice und blitzendem Bad mit Toilette. Wen es interessiert: € 160 für ein Dreibettzimmer inkl. Frühstück, das leider italienischen Standard hat, also bis auf den Kaffee komplett zu vergessen ist. Mann an der Rezeption spricht englisch, das reicht. Und freundlich und zuvorkommend ist der Mann allemal, für diese Preisklasse weit mehr, als unsereins erwartet hatte. Erster Pluspunkt für Rom vom Bären.

Also, dann, auf und hinein ins römische Leben. Auf dem Plan steht die Skulpturensammlung im Palazzo Massimo al Terme. Praktisch gleich um die Ecke und für Kunstliebhaber ein absolutes Muss. Den Eingang des leicht verfallenen, römischen Nationalmuseums konnte man schon erkennen, allerdings war der Kordon an Carabiniere gar nicht gewillt, uns dorthin zu lassen. Einer, mit vielen bunten Streifen auf der Uniform, bedauerte: „Staatsbesuch, keine Öffentlichkeit!“

Na ja, es steht doch noch so viel Anderes für heute auf dem Programm. Das Museo Nazionale delle Paste Alimentare, auch Nudelmuseum genannt, soll ein wenig Auflockerung von den schönen Künsten bieten. Aber Donnerstag ist Schultag und gerade heute haben eine Unzahl Schulklassen ihr Erscheinen angemeldet. Also, „Scusi“, vielleicht morgen?

Nur gut, dass der Fontana di Trevi gleich um die Ecke ist. Die Massen drängeln sich auf den Stufen, rundum Stände, besetzt von Indern, Chinesen, Vietnamesen und sonstigen Asiaten, die von Seifenblasen bis zur beleuchteten Brunnenattrappe made in Hong Kong alles anbieten, was kitschig ist und Touristen neppt. Der Brunnen selbst in perfektem Weiß erstrahlend, als hätte man ihn erst gestern mit dem Sandstrahlgebläse gereinigt. Vom gegenüberliegenden Portal der Kirche wird das ein tadelloses Erinnerungsfoto, deshalb wieder ein Pluspunkt für Rom.

Es ist heiß. Rom hat uns mit strahlendem Sonnenschein empfangen. Welche Wohltat nach den verregneten Eisheiligen in Wien. Der Durst ist groß und in einer Seitengasse lockt ein Schanigarten, also nichts wie hin. Das Euroglas Bier um lächerliche € 5,50 lässt unseren Durst allerdings nach dem dritten Glas schnell schwinden.

Auf zur Spanischen Treppe. Komisch, auf den Fotos sieht sie immer wesentlich größer aus. Auch der Blumenschmuck, der die Stufen auf dem Bild in meinem Reiseführer verziert, dürfte dem kommunalen Geldmangel gewichen sein. Der Ausblick von oben zeigt uns aber erstmals einen Funken von der kulturellen Vielfalt dieser Stadt. Hier ein Turm, dort eine Kuppel, dazwischen eigenartige Zypressenhaine auf den Hügeln der Stadt.

Weiter geht es in die prachtvollen Parks der Villa Borghese. Hier muss kurz zuvor ein Sturm getobt haben, denn anstatt uns mit dem Anblick gepflegter Gartenanlagen zu erfreuen, bietet uns der Rasen nur ein Sammelsurium an Plastiktüten und –flaschen, gepaart mit sonstigem Wohlstandsmüll der Großstadt. Augen zu und durch, die Galleria Borghese wartet. Leider wartet sie noch heute, denn auf der Galopprennbahn ist Renntag und der Zugang für Rennunlustige gesperrt.

So viel Enttäuschung nach so viel Laufarbeit macht durstig. Ein kleines Cafe lädt zum Verweilen ein. 0,33 l Heineken zu müden € 6 bringen uns aber alsbald wieder ins Laufen.

Der Abend bringt auch Hunger mit sich. Schnell in den Geheimtipps gekramt und eines der billigen und guten Weinlokale besucht. „Bestell dir immer den Hauswein, der ist am besten und am günstigsten!“ So lautete die Empfehlung einer Ortskundigen. Ich fand zwar € 11 für einen Liter weißen Hausweins nicht gerade ein Schnäppchen, als dieser jedoch mit Zimmertemperatur serviert wurde, regte sich in mir ein leiser Widerspruch. „Kühlschrank kaputt!“ war die lapidare Antwort. Die Speisekarte bestand aus zwei tagesfrischen Gerichten, die mit Kreide an die Wand gemalt waren. „Gnocchi al pomodore“ und „Bruscetta con pomodore” zum Spotteinheitspreis von € 7.

Tomaten sind nicht gerade meine Leibspeise. Mit einer Pizza kann man doch in Italien nichts falsch machen, daher führte uns der Weg geradewegs in die nächste Pizzeria. Eine Pizza mit allem drauf sollte es sein, die Spezialität des Hauses. Der knochentrockene, steinharte Boden erinnerte mich ein wenig an die Versuche meiner Jüngsten, vor der Erstkommunion selbst Hostien zu backen. Alles drauf bestand aus den unweigerlichen Tomaten, einer Scheibe Schinken, einer Olive und einem hartgekochten Ei, das nachträglich kalt aufgelegt worden war. Würde mir mein Italiener in Wien diese Köstlichkeit servieren, könnte er mit einem Besuch des Marktamtes rechnen. So war zumindest für € 9 der Hunger gestillt. Zum Schlafen war es noch ein wenig zu früh, weswegen wir den Laden im Erdgeschoss des Hotels betraten.

Eine freundliche Japanern plapperte uns an einen Tisch in der Ecke, auf dem kaum drei Gläser Platz hatten. Diese waren aber 0,66 l Biergläser zu € 2 das Stück. Vielleicht war das Trinkgeld überraschend etwas zu reichlich, auf jeden Fall drängte uns die nette Dame noch ein Käsebrot auf, das den Ausdruck wirklich verdiente. Ein neuerlicher Pluspunkt für Rom, und was für einer zum Abschluss des ersten Tages.

(c) W. Weninger
www.baerenhoehle.tv

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-04 18:50:19 mit dem Titel Römische Impressionen - der zweite Tag

Was wäre eine Reise nach Rom ohne einen Besuch im Petersdom? Unser zweiter Tag war also den vatikanischen Gefilden und dem Besuch der Engelsburg vorbehalten. Schon im Reiseführer wurde dringend darauf hingewiesen, möglichst zeitig an der Eingangspforte zur Sixtinischen Kapelle zu erscheinen, da die Schlange der Interessenten stündlich zunimmt.

Eingedenk dieses Ratschlages verzichteten wir also auf das (karge) Frühstück und stürmten in Richtung U-Bahn, um die fünf Stationen vom Platz der Republik bis Ottaviano/San Pietro zu fahren. In der U-Bahn-Station steht ein Fahrkartenautomat neben dem anderen, aber keiner benützt die Dinger. Warum, sollten wir alsbald erfahren. In Italien gibt es keine Cent-Stücke. Ein Ticket mit der Geltungsdauer von 75 Minuten kostet 77 Cent und egal, was man einwirft, der Automat kann nicht herausgeben und verweigert somit die Fahrkartenausgabe. Ein kleines Hinweisschild, dass beim Zeitungshändler auf der Piazza della Repubblica Tickets zu erwerben sind, ist zwar nur auf Italienisch zu finden, kann aber doch entziffert werden. Also wieder hoch und an den Zeitungsstand. Auch dort gibt es natürlich keine Cent und großzügig rundet der Verkäufer die Ticketpreise auf 80 Cent auf, was uns dann letztendlich aber gleichgültig war. Hauptsache, wir hatten unsere Tickets und konnten den Entwerter bedienen. Der warf zwar unsere Tickets brav entwertet aus, das Drehkreuz rührte sich aber keinen Millimeter und so überkletterten wir unter den belustigten Blicken der Carabiniere die Sperre.

Die U-Bahn hätten wir beinahe nicht erkannt. Was hier einfuhr war ein Blechhaufen, der von oben bis unten außen und innen so vollgesprayt war, dass ein Blick hinaus auf die Stationstafeln praktisch unmöglich war. Die italienische Ansage war genauso unverständlich, wie sie es in unseren U-Bahnen ist, also blieb uns nur das Mitzählen der Haltestellen. Der stickigen Luft in der überfüllten Metro entronnen, joggten wir in Richtung des Eingangs der Sixtinischen Kapelle. Es war ziemlich genau eine Stunde bis zum Einlass und wir reihten uns gemütlich am Ende der Schlange ein, während die Morgensonne begann ihre Strahlen erbarmungslos an die Mauer neben uns zu werfen. Doch wir hielten tapfer durch. Nach einer Stunde begann das Frohlocken, dass es jetzt endlich ins Innere gehen sollte, doch das Frohlocken schlug in Schwitzen um, denn in der nächsten Stunde bewegten wir uns in etwa 10 Meter in Richtung Eingang. Ein uniformierter Aufpasser schlenderte mehrmals an uns vorbei und als ich ihn zaghaft fragte, wie lange es denn noch dauern könnte, murmelte er etwas von mindestens vier Stunden. Vielleicht sieht uns ja die Sixtinische Kapelle ein anderes Mal wieder.

Wir umrundeten den Petersplatz. Die Säulenhallen rund um den Petersdom und den Obelisk in der Mitte, machen mächtig Eindruck. Wer den Petersplatz bereits im Fernsehen beim obligaten Segen „Urbi et orbi“ gesehen hat, wähnt zwar, dass der Platz größer ist, aber dennoch fühlt man sich ziemlich klein, wenn man sich auf den Weg zum Eintritt in den Petersdom macht. Einzeln vom Personal gescannt kommt man in den Vorraum, der bereits Zeugnis von der barocken Pracht im Inneren der Kirche ablegt. Jede kleine Figur ist ein perfektes Kunstwerk und mit Staunen steht man vor riesigen Skulpturen, Gemälden, Fresken und anderen kunstvollen Herrlichkeiten. Dass so nebenbei Busladungen von blitzwütigen Japanern im Eilzugstempo durch die heiligen Hallen streifen, stört zwar anfangs, aber der Gesamteindruck unter der riesigen Kuppel raubt mir den Atem.

Aber wir wollen uns die Kuppel von oben ansehen und auch auf die oberste Plattform steigen, um den Blick über Rom zu genießen. Am Aufzug zur Plattform sind überraschend keine Leute und gegen einen kleinen Obulus bringt uns der Lift zum Aufstieg in die Kuppel. Wenn man in die Kuppel einsteigt kommt wieder dieses Gefühl, so richtig klein zu sein. Wunderbare Fresken durchziehen den gesamten Oberbau und nur das Gitter rings um die Brüstung ist ein klein wenig störend, da man fast nicht fotografieren kann. Doch dann geht es so richtig in die Kuppel hinein. 320 Stufen drehen sich in der Kuppel bis zur obersten Plattform. Aus irgendeinem Grund zähle ich von Anfang an mit und so ungefähr bei 200 Stück geht mir die Puste aus. Jede gerauchte Zigarette kommt einzeln zur Geltung, aber es gibt kein Stehenbleiben. Mit Mühe schaffe ich es, die schmalen Stiegen zu bewältigen. Noch ein Kilo Fett mehr am Leib und ich wäre in den schrägen Gängen stecken geblieben. Wer hier strauchelt, der reißt im Dominoeffekt mindestens 100 Japaner mit sich, die zwar ob der Tortur kurzfristig das Reden eingestellt haben, aber unaufhörlich hinten nach drängeln.

Als der Aufstieg vollends geschafft war, wurden wir mit einem fulminanten Blick über Rom belohnt. Erst von hier oben sind die wahren Ausmaße des Petersplatz und der Umgebung ersichtlich. Der Blick in die (für die Öffentlichkeit verschlossenen) Gärten des Vatikans zeigt vom Reichtum des Heiligen Stuhls. Für diese Aussicht alleine lohnt sich eine Romreise.

Der Abstieg ging relativ locker von statten. Die Stiegen nach unten sind schon so platt gescheuert, dass man acht geben muss, nicht ins Rutschen zu kommen. Auf jeden Fall können Auf- und Abstieg für Gehbehinderte, Überdimensionierte und Herz-Kreislaufpatienten nicht empfohlen werden.

Mittagszeit. Unser bis dahin sehr zuverlässiger und empfehlenswerter Reiseführer (Spirallo Falk, ISBN 3-8297-3209-0 € 9,90) verwies uns auf die nahegelegenen Gässchen des Borgho und einem konkreten Hinweis auf ein Lokal. Als wir nach wenigen Schritten dort eintrafen, öffnete ein Kellner gerade den Schuppen. Während ich mir die Speisekarte heraußen zu Gemüte führte, fragte er mich (auf Russisch) ob ich russisch spräche. Wahrheitsgemäß antwortete ich ihm in Russisch, worauf er einen Sidestep durch die Eingangstüre machte, die Tür verrammelte und das Schild „Ciuso“ vor die Scheibe hing. Ehrlich, ich habe mich am Abend im Spiegel betrachtet und konnte keine gravierenden Mängel meines Äußeren feststellen.

Zwei Häuser weiter zog uns aber der nächste Kellner schon in ein gemütliches Etablissement und die stöhnende Aufforderung „Birra“ war noch nicht ausgesprochen, als er das verlangte Getränk schon anschleppte. Ungefragt füllte er die Krüge ein zweites Mal, bevor er uns auf die Speisekarte hinwies. Diese war zwar nicht gerade reichhaltig, aber es war für jeden Geschmack etwas dabei und überraschend günstig. Keine Speise über € 8, und wir waren es angesichts der vortägigen Preise zufrieden. Leicht verwundert stellten wir allerdings fest, dass wir unser Mittagessen zwar auf Brokattischtüchern einnahmen, die Speisen jedoch auf Plastiktellern mit Einwegbesteck serviert wurden. Dies trübte allerdings den positiven Eindruck des Lokals überhaupt nicht. Das tat dann allerdings die Rechnung, auf der das Bier mit satten € 6,50 ausgewiesen war. Das war dann der Zeitpunkt, ab dem wir bei jedem Lokal wetteten, ob der Bierpreis über 5,50 oder darunter liegen werde. Ich nehme das Ergebnis vorweg, wir schafften es nur mehr zwei Mal darunter zu bleiben.

Aber wir waren gesättigt, erfrischt und bereit für neue Schandtaten. Die Toiletten des Lokals wollten wir zwar benützen, unterließen es aber mangels grundlegender hygienischer Anforderungen. Und dazu sei gleich bemerkt, dass mit Ausnahme unserer Hoteltoilette auch in den besten Restaurants und Cafes, die wir aufsuchten, der Toilettenstandard unterstes Niveau hatte, was bei mir heißt, die Klos waren zum Kotzen, auch dort, wo man dafür bezahlen mußte.

Nächste Anlaufstation war die Engelsburg. Schon von außen wirkt das Mausoleum des Hadrian beeindruckend. Auch hier wird der Platz rund um die Sehenswürdigkeit von fliegenden (schwarzafrikanischen) Händlern gesäumt, die lautstark Taschen, Sonnenbrillen und sonstige Touristenutensilien feil hielten. Die Engelsburg selbst wurde zwar betreten, aber die deutschsprechende Dame am Eingang klärte uns auf, dass man ohne Führung leider keinen Zutritt hätte und die nächste deutschsprachige Führung erst in 90 Minuten wäre. Ein Blick genügte und wir verzichteten auf weiteres Anstehen.

Da die Plattfüße ohnehin schon knapp vor dem Rauchen waren, wir aber den Heimweg ins Hotel unbedingt zu Fuß durchziehen wollten, machten wir auf unserem Rückweg in etlichen Bars Zwischenstation. Positiv fiel uns in allen Betrieben die Freundlichkeit des Personals auf. An die satten Preise hatten wir uns zwischenzeitlich ungern gewöhnt, aber bei einem Kaffee, einem Glas Wein oder einem kühlen Blonden die Passanten zu beobachten, birgt durchaus großen Unterhaltungswert. Das dabei der Blick des öfteren auf eine der hübschen Römerinnen fiel ist zwar nicht von großer Bedeutung, ist aber eine willkommene Abwechslung zu den ständig bettelnden Frauen und Kindern, die sich kaum vertreiben lassen und nur verschwinden, wenn der Kellner mit harschem Kommentar dem Tun Einhalt gebietet. Leider kümmern sich nicht alle darum.

Unseren abschließenden Lokalbesuch führten wir in einer heruntergekommenen Birreria durch. So mickrig das Ambiente war, so toll war das Essen. Südtiroler Spezialitäten zu äußerst kulanten Preisen ließen unsere Lebensgeister kräftig steigen, auch wenn das Birra irische Lagerqualität hatte und italienische Höhen erreichte. Aber geschlaucht, wie wir waren, fielen wir in unsere äußerst komfortablen Betten und harrten dem Marathon, den wir uns für den dritten Tag vorgenommen hatten.

© W. Weninger
www.baerenhoehle.tv


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-05 13:20:26 mit dem Titel Römische Impressionen - der dritte Tag

Kaum hatten wir den Frühstückscafe in uns aufgesaugt, starteten wir den dritten Tag unseres Rombesuchs. Der Reiseführer bezeichnete den Spaziergang als Wanderung durch das Zentrum von Rom, die stöhnenden Geräusche meiner Weggefährten und die kritischen Äußerungen stellten unsere Sightseeing-Tour als Marathon dar.

Ausgangspunkt unseres Marsches war der Blumenmarkt „Campo dei Fiori“, den wir nach einem gewaltigen Umweg über das Monument des Vittorio Emanuelle, bei dem uns eine berittene Polizeistaffel den Weg versperrte, mit hängender Zunge erreichte. Unser Wahlspruch lautete bereits: „Koste es, was es wolle!“ und wir fielen in das erstbeste Cafe ein. Ich verrate jetzt erst gar nicht, was das Bier gekostet hat, aber in Köln kann ich um den Preis mindestens vier Kölsch, in Berlin drei Weiße mit Schuß und in Hamburg drei große Pils trinken.

Eigentlich sollte uns der Anblick hübscher Blumenstände erfreuen, aber jeder Hollandblumenmarkt in Wien hat ein wesentlich schöneres und vielfältigeres Angebot. Ein Blumenmarkt mit lediglich zwei Blumenständen ist darüber hinaus reichlich mager sortiert. Der Rest der Stände bestand aus Obst und Gemüse und die üblichen Fetzen- und Ramschware. Da kann ich jedermann nur empfehlen, in Wien einmal den Naschmarkt zu besuchen, dagegen ist der Campo ein Nichts.

Aber die Umgebung mit ihren zahlreichen Palazzi ist absolut sehenswert und stimmungsvoll. Sei es der Palazzo Farnese, in dem die französischen Botschaft untergebracht ist oder die Kirche Santa Maria dell´Orazione e Morte mit ihren hübschen Totenköpfen an der Fassade, hier kann man sich durch schattige kleine Gassen kämpfen, Auge in Auge mit den Mofafahrern, bis man endlich am Tiber anlangt. Der ist genauso grün, wie die Donau braun ist, aber wir wollen ja jetzt kein Bad nehmen, sondern das Trastevere besuchen, die Gegend auf der anderen Seite des Flusses, die als Wohnort des geringen Volkes gilt.

Originalzitat aus dem Reiseführer: In Trastevere sollten sie vor allem durch die Gassen zwischen der Via Garibaldi und dem Viale Trastevere schlendern.

Wie man auf diesem holprigen Kopfsteinpflaster schlendern soll und dabei die halb verfallenen Häuser als malerisch klassifiziert, ist reichlich gewöhnungsbedürftig. Kaum nähert man sich einer Kirche z. b. Santa Maria in Trastevere fliegen die Bettler, wie die Schmeißfliegen, auf den Besucher zu. Hier heißt es auch mal handgreiflich werden, wenn die fremden Händen versuchen in die eigenen Hosentaschen zu langen. Manchmal hilft nur die Flucht in eine der umliegenden Kneippen, die übrigens durchwegs gemütlich, einfach und relativ preiswert sind. Die engen Gassen sind zum Teil randvoll mit Fahrrädern und Mofas jeglichen Zustandes gefüllt, die nasse Wäsche hängt zwischen den Häusern und tropft auf den Passanten und dazwischen jammern herrenlose Katzen. Das Leben in diesen Gassen unterscheidet sich insofern von den Arbeitervierteln rund um den Bahnhof, als hier offensichtlich mehr Italiener wohnen und alles trotz des Verfalls freundlicher wirkt, durch Blumenkistchen und Blumenkübel, Gerüche aus der Pastaküche der diversen Mammas. Es riecht nach Leben und das nicht schlecht.

Über die Tiberinsel verlassen wir Trastevere. Leider ist gerade keine Besuch der dortigen Sehenswürdigkeiten möglich, da ein hoher Polizeibeamter in der Klosterkirche von San Bartolomeo gerade seinem Eheversprechen nachgeht und die Kollegen fürsorglich die Umgebung abgesperrt haben. So landen wir am Teatro di Marcello und finden am Porte d´Ottavia ein Gassenlokal mit einer hübschen Weinlaube und sehr ansprechender Speisekarte. Ein hervorragendes Saltimbocca alla Romana zu einem genauso hervorragenden Wein sprengt erstmals nicht den Geldbeutel, dafür bleiben pausenlos Menschen stehen und fotografieren uns beim Essen. Irgendwie wurde das schon richtig peinlich, aber der Wirt klärt uns nach Rückfrage auf, dass in unserem Rücken ein Relief in der Größe einer A4-Seite an der Wand ist, die als erste Darstellung der säugenden Wölfin aus der römischen Gründungssage gilt.

Weiter geht es. Palazzi um Palazzi wird umrundet, bis wir beim Pantheon eintreffen. Volksfeststimmung rundum, historisch gekleidete römische Legionäre animieren die Passanten, sich gegen klingende Münze mit ihnen fotografieren zu lassen. Uns reicht die Besichtigung der kolossalen Kuppel mit ihrem Loch, bei dem es an Regentagen durchgießt. Wir allerdings sind fast am Austrocknen, so heiß brennt die Sonne vom Himmel. Und als ich die Truppe zum nächsten Palazzo vergattern will, herrscht offene Meuterei und mir wird der Reiseführer entzogen.

Aufs gerade Wohl stapfen wir müden Schrittes durch die Stadt und am Palazzo Borghese strecken wir die Patschen und flößen uns solange Flüssigkeit in der Bar Borghese ein, bis die Sonne hinter den Gebäuden versinkt und sich der Hunger meldet.

Aber römische Lokale machen an einem Samstag nicht so zeitig auf, wie bei uns. Wieder werden es mehrere Kilometer, bis wir endlich ein offenes Restaurant finden. Erst im kühlen Inneren bemerken wir, dass irgendetwas nicht so ist, wie gewöhnt. Damaszenische Küche erwartet uns. Die Patronin zieht uns ob der Sprachschwierigkeiten (Speisekarte in Syrisch) an den PC und zeigt uns auf ihrer Homepage Fotos der Speisen. Wohl oder übel bestellen wir per Fingerzeig. Allerdings war die Skepsis unberechtigt. Nirgendwo in Rom haben wir besser gegessen und wurden auch so richtig schön satt. Es war ein würdiger Abschluss, denn es war unser letztes Abendmahl. Noch wartete ein Gang durch das antike Rom auf uns, aber dazwischen lag noch eine Nacht in unseren bequemen Hotelbetten.


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-06 09:30:26 mit dem Titel Römische Impressionen - der vierte und letzte Tag

Unser vierter und letzter Tag in Rom war für die antiken Sehenswürdigkeiten reserviert. Der Hotelmanager gestattete uns, das Gepäck bis in die Abendstunden im Hotel zu lassen, um ungehindert den größten Irrtum in Rom zu begehen, der ganz allein meine Schuld war.

Geplant war, die Tour am Monumento Vittorio Emanuele II zu beginnen und über das Kapitol zum Forum Romanum zu wandern. Ein geistig gerade kräftig umnachteter Bär verwechselte auf dem Stadtplan allerdings das Monumento mit der Piazza Vittorio Emanuele und alsbald latschten wir statt in den Westen hinunter in den Süden Roms. Die Umnachtung hob sich erst, als am anderen Ende der Piazza nirgendwo eine antike Säule zu sehen war. Der kleine Umweg von mehreren Kilometern führte uns dann zuerst zum geplanten Endpunkt unserer Tagestour und flexibel, wie Touristen eben sind, drehten wir den Tourplan einfach um und besuchten als erstes Highlight San Giovanni in Laterano und den Lateranpalast.

Der Lateran ist der Sitz des römischen Bischofs (nicht des Papstes). Und er steht dem Petersdom in seiner Schönheit um nichts nach. Zwar sind die Ausmaße nicht so voluminös, dafür fühlt man sich in einer Kirche zu Besuch und nicht in einem Museum. Auch hier stellte ich allerdings mit Bedauern fest, dass die Besucher dieses wunderschönen Bauwerks offenbar aus einem Schweinestall kamen, denn die Grünanlagen strotzten nur so vom Dreck zahlreicher Autobusreisender. Darüber hinaus hätten die Italiener ihre Wahlplakate nicht unbedingt vor einem Gotteshaus postieren müssen, aber andere Länder, andere Sitten.

Auf jeden Fall war ich vom Lateran tief beeindruckt. In der Ferne konnte man bereits die Silhouette des Colosseums erkennen und wir stapften munter drauf los. Es sah allerdings nur so nahe aus. Zwischendurch erholten wir uns vor der Kirche San Clemente in der gleichnamigen Bar, die auch als Verpflegungspunkt ein heißer, weil preisgünstiger Tipp ist. Die Kirche selbst war nur für Betende geöffnet und wie in vielen römischen Kirchen ist das Fotografieren auch außerhalb der Gottesdienste verboten.

Das Colosseum empfing uns um 11 Uhr Vormittag mit einer Temperatur von 37 Grad im Schatten und nirgendwo ist ein Baum zu sehen. Der Eintritt ins Colosseum ist generell nur mit Führer gestattet. Zum Zeitpunkt unseres Eintreffens wurde an der Anmeldung eine Wartezeit von mindestens sechs Stunden angekündigt, da hätten wir leider unseren Zug verpasst. Wer aber die Treppen über der U-Bahnstation hoch klettert, hat einen herrlichen Blick über das Colosseum den Triumphbogen des Konstantin und Teile des Forum Romanums.

Das Forum Romanum gehört zu den beeindruckendsten Ausgrabungen, die ich je gesehen habe, obwohl natürlich nur kaputte Steine und Säulen zu sehen sind. Wer aber über die fürchterlichen Strassen geklettert ist, der bekommt Mitleid mit den armen, alten Römern, ihren Sklaven und Pferden. Das ist vielleicht eine Klettertour und damals war es wahrscheinlich auch genauso ätzend heiß. Die vorangegangenen Tage waren durchaus angenehm, weil immer eine frische Brise wehte. Aber an diesem Tag staute sich die Luft und die Hitze flirrte über dem Boden und uns verging jegliche Lust auf weitere Besichtigungen. Ein anderes Mal vielleicht.

Reichlich geschafft trabten wir im Schneckentempo ins Hotel, holten unser Gepäck und saßen die restliche Stunde bis zur Abfahrt im Bahnhof herum. Der Schock kam erst beim Einstieg in den Liegewagen. Angezeigte Temperatur im Inneren 12 Grad. Die Klimaanlage war defekt und ließ sich nicht mehr abdrehen und so lief sie ohne Unterlass, bis wir in Wien ankamen. Mein geschundener Bärenbody nahm sich darauf hin eine Auszeit, brütete eine Sommergrippe aus und fängt jetzt langsam an, wieder auf Touren zu kommen. Vielleicht schaffe ich es ja bis Ende nächster Woche auch die Fotos auf meine Homepage zu bringen, dann freue ich mich, euch auf www.baerenhoehle.tv begrüßen zu dürfen.

© W. Weninger
www.baerenhoehle.tv

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