Element Of Crime Romantik Testbericht

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ab 6,32
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Erfahrungsbericht von Sven79

Romantik

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Romantik! Es gibt wohl keinen Titel, der besser für ein Element of Crime Album geeignet wäre als dieser. Denn wenn die Berliner Jungs um Sven Regener irgendwas sind, dann Romantiker. Zu diesem Schluß kommt man, wenn man die Texte von Regener liest, denn seine Themen sind die Liebe, die unerwiderte zumeist, das Verlassen werden, die Kneipen und das Trinken. Die Texte sind meist etwas holprig, rätselhaft, aber doch poetisch, beinahe lyrisch und fließen doch zu einem harmonischen Ganzen zusammen, und das obwohl oder gerade weil Sven Regener die Texte immer mehr herauspresst als singt. Perfekt zu den Texten passt auch die Musik: „Irgendwo zwischen Rock, Chanson und Zirkusmusik“ schrieb einst das Ciao-Mitglied Greena. Ich würde sagen das triffts. Wenn irgendwer Seemannsmusik in den Raum schmeißt, würde ich auch nicht widersprechen. Romantisch ist sie halt die Musik, vor allem wenn Regener sie mit seiner Trompete veredelt.

Element of Crime, das sind Sven Regener (Gesang, Gitarre und Trompete), Jakob Ilja (Gitarre), Christian Hartje (Bass) und Richard Pappik (Schlagzeug). Bisweilen gesellen sich auch ein Keyboard und Streicher dazu.

Romantik ist ein Album ohne Füller, ich würde sagen, die perfekte Element of Crime Platte.

Das Meisterwerk startet mit „Die Hoffnung, die Du bringst“. Regener liebt sie halt, die Songs über unglückliche Liebe. „Liebling sag mir morgen früh noch mal, dass wir glücklich sind, wer zu lange in die Sonne sieht wird blind.“

„Narzissen und Kakteen“ behandelt das Ende einer Liebe. Und was braucht man da? Genau: Streicher. „Wir haben viel zu lang geschlafen und ich erwache zögernd nur, aus einem viel zu dunklem Raum“.

„Seit der Himmel“ ist der erste Höhepunkt, unter lauter Volltreffern. Hier wird ein ganzes Orchester aufgefahren. Wenn man verliebt ist, hängt der Himmel halt voller Geigen. „Bei mir geht überhaupt nichts mehr seit der Himmel jeden Morgen Deine Augenfarbe trägt.“

„Warte auf mich“ mit Akkordeon ist einer dieser rätselhaften EoC Songs bei der man keine Ahnung hat, um was es überhaupt geht. Man kann alles aber auch gar nichts hinein interpretieren. „Warte auf mich, draußen ist es zu kalt für einen allein.“

Der absolute Höhepunkt ist für mich dann „Alle vier Minuten“, weil ausgestattet mit klasse Melodie und skurrilem Text. Über was man so alles nach grübelt mit bierseligem Kopf: „Es ist gefährlich wenn etwas U-Bahn heißt, das über unseren Köpfen rattert, denn schließlich steht das U für Untergrund. Wer übrigens mehr solcher wahnwitzigen Gedankengänge sucht, sollte „Herr Lehmann“ Sven Regeners ersten Roman lesen.

„Fallende Blätter“, wieder mit Orchester ist wunderbar schwelgend. Und tief traurig, wenn einer der gerade verlassen wurde feststellen muss, dass die vermeintliche Kneipe nur eine steriles Möbelfachgeschäft ist, „kühl wie das Glas der Scheibe an die meine Stirn sich schmiegt.“

Was macht Regener, um eine gescheiterte Beziehung zu vergessen? Er sagt seinen Freunden: „Bring den Vorschlaghammer mit“. Und dann wird alles kurz und klein gehauen, auch wenn für die Bücherwand „ein halber Wald einmal starb.“ Da will man doch wirklich dabei sein, wenn „der ganze alte Schrott raus muss und neuer Schrott rein muss.“

In „Gelohnt hat es sich nicht“ trifft Regener seinen Vater, den vorher nie kennen gelernt hat, er war für ihn bisher „nur ein Rauschen in den Bäumen und ein Bild auf dem er lacht“. Doch dann muss er erkennen wie kümmerlich die Wirklichkeit ist, sein Held vom Bild, ist der Mann, den er da vor sich hat, nun wirklich nicht.

„Es regnet“ und man wartet auf die Liebste, doch sie will einfach nicht zurückkommen. Und man fragt sich „Wann kommt der Wind“ und vertreibt die Erinnerung? Das sind die beiden letzten Songs, vor allem der letzte ist noch mal große Element of Crime Kunst: Trompete und Chor veredeln ein Kunstwerk.

„Romantik“ ist sie also wieder: die Herbstplatte, aber auch die Liebeskummerplatte oder auch wie für mich: Die romantische Platte überhaupt, die eigentlich traurig macht, aber irgendwie doch ein gutes Gefühl hinterlässt. Und die nach zehn Songs und 44 Minuten nur eine Aktion zulässt: das Drücken der Repeattaste.

12 Bewertungen, 1 Kommentar

  • julialeini

    03.01.2004, 00:24 Uhr von julialeini
    Bewertung: sehr hilfreich

    genau :-))