Rosenstolz Testbericht

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Erfahrungsbericht von aragorn2000

Mit dem Rücken zur Wand...

Pro:

Jemanden der die Musik mag, wird es gefallen

Kontra:

Ich mag die Musik nicht

Empfehlung:

Nein

... so lautete meine Antwort, als mich meine Freundin fragte, ob ich denn mit aufs Konzert von Rosenstolz käme, wenn sie Pressekarten bekommen würde. Nun ja, sie bekam die Pressekarten, und da ich ja schon zugesagt hatte, konnte ich mich nicht mehr dagegen wehren. Eigentlich sind Rosenstolz ja ganz und gar nicht mein Fall, das einzige Stück, was mir wirklich gefällt, ist „Amo Vitam“ - und zugleich auch das einzige nicht Deutschsprachige.

Obwohl es sich bei der Tour 2003 ja eigentlich um eine Open-Air-Tour handelt, fand das Konzert in München in einem Zelt statt. Damit stellt es eine Ausnahme dar, denn bei allen anderen handelt es sich tatsächlich auch um Open-Air Konzerte. Hintergrund war ganz einfach der, dass das Konzert als Opener für das Tollwood diesen Sommer in München herhalten sollte. Wer das Tollwood nicht kennt, wird sich vermutlich über die Gestalten die dort wandeln sehr wundern, doch dies ist eine andere Geschichte.

Wie bereits erwähnt, fand das Konzert auf dem Tollwood statt, und so war es etwas schwer einzuordnen, welche dieser skurrilen Gestalten sich dort überhaupt in das Konzert begeben würde. Von Anfang an war mir klar, dass ein Konzert überwiegend von Homosexuellen besucht sein würde. Nicht das ich gegen diese Menschen etwas hätte, nein, ganz und gar nicht, doch trotzdem war mir etwas unwohl bei dem Gedanken, sich als Minderheit unter einer Minderheit zu befinden. Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass es mir bis auf einige Ausnahmen gar nicht aufgefallen ist, dass sich dort viele Schwule, Lesben befanden haben. Von einigen Ausnahmen mal abgesehen - wobei ich mich bei einigen schon fragte, ob sie denn nun schwul oder lesbisch waren, da ihr Geschlecht nicht klar zu erkennen war ...

Da wir etwa eine Stunde vor Beginn schon dort waren, konnten wir uns noch einen Platz in den vorderen Reihen sichern. Mein Vorschlag, dass es doch im hinteren Bereich auf den Stühlen viel bequemer wäre, wurde abgelehnt. Glücklicherweise traf dann noch eine Bekannte mit ihrem Freund ein, der auch etwas widerwillig dorthin ging. So hatte ich nun zumindest einen Sympathisanten. Da standen wir also, umringt von Fans aller Geschlechter - und wir zwei Spaßbremsen mittendrin.

Weil wohl der Veranstalter auf ein rechtzeitiges Ende drängte, wurde der Auftritt etwas nach vorne verschoben. So ging es dann auch nicht wie ursprünglich geplant um acht Uhr los, sondern bereits zehn Minuten früher. Und wie es los ging, das Schlagzeug dröhnte aus allen Rohren, von dem Schalldruck vibrierte der Boden und die Hosen flatterten. Erste Hoffnungen keimten in mir auf, dass es ja vielleicht doch ein richtig gutes Konzert werden könnte. Zu meinem Bedauern dauerte dieser Zustand nicht lange und wurde gleich erstickt, als Peter und Anna die Bühne betraten. Sogleich musste mein anfänglicher Enthusiasmus dem bitteren Ernst weichen, mit dem die beiden auf der Bühne ihren zugegebenermaßen begeisterten Fans einheizten. Fortan spielte die übrigens siebenköpfige Band um das Duo nur noch eine Nebenrolle.

Zwar tobten die Fans rings um uns herum, doch wir (Christof und ich) konnten uns einfach nicht davon mitreißen lassen. Zu bizarr war mir die Kombination aus Annas teilweise recht aggressiv klingender Stimme mit den Instrumenten. Zwar erklangen immer wieder richtig gute Ansätze von Gitarrenriffs, um dann aber im Einheitsbrei von Rosenstolz wieder jämmerlich zu versinken. Des öfteren fragte ich mich, ob denn ein einfacher Drumcomputer zusammen mit einem der beiden Korg-Keyboards nicht auch ausgereicht hätte. Zumal eines der beiden Keyboards ohnehin nur zu dekorativen Zwecken aufgestellt war, weil Peter dort von Zeit zu Zeit mal eine der Tasten drücken wollte.

So fügte ich mich meinem Schicksal und war zuversichtlich, nach der ersten Stunde auch noch die Nächste zu überstehen. Überrascht war ich dann, als „Sternraketen“ in einer etwas abgewandelten Form gespielt wurde. Die Radio-Version des Songs mochte ich ja so überhaupt gar nicht, doch hier ging es endlich mal so richtig zur Sache. Eigentlich war es ganz simpel, einfach das Tempo etwas erhöht, und schon war auch ich begeistert. Leider war es das dann auch schon, zwar fragte Peter auch im nächsten Stück „Die Zigarette danach“ beim Schlagzeuger, ob er dies denn auch mit etwas mehr Arsch spielen könnte und ich muss zugeben, dass ich auch davon noch recht angetan war, doch das war es dann auch schon. Danach konnte Peter noch ein Zeichen setzte, indem er sich sein T-Shirt auszog und so bei den Fans Begeisterungsstürme auslöste, doch dann war musikalisch wieder der übliche Einheitsbrei angesagt. Teilweise wirkten die eingesetzen Instrumente hoffnungslos überfordert, eine einzelne Geige kommt nun mal nicht gegen ein Schlagzeug und Gitarre an. Lediglich die Ballade „Die Schlampen sind müde“ konnte mich durch Annas hierzu hervorragend passender Stimme, zusammen mit der Violine, noch überzeugen. In solch einem ruhigeren Stück wirkt es dann auch zusammen und klingt nicht hoffnungslos verzwungen.

Zwar hat Rosenstolz es sehr gut geschafft, ihre Fans mit alt Bewährtem zu befriedigen, denn neben ihren Liedern von der neuen CD und solchen, die bisher noch gar nicht erscheinen sind, haben sie sich vor allem ihrer Klassiker bedient. Ich persönlich finde jedoch, sie sollten ihrer Band etwas mehr Freiraum lassen, denn die Ansätze waren da und ein Gitarrensolo oder ein Donnerhall mit dem Schlagzeug würden auch bei mir Freude aufkommen lassen. Annas klare Stimme hingegen könnte ruhig noch das eine oder andere Stück a capella vertragen.

Für mich wird es vermutlich das letzte Live-Konzert von Rosenstolz gewesen sein, denn anstatt dort gequält rumzustehen überlasse ich den Platz lieber jemandem, dem ihre Musik wirklich gefällt und sich auch mitreißen lässt.

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