Rover 414 Testbericht

Rover-414
Abbildung beispielhaft
ab 78,34
Auf yopi.de gelistet seit 08/2003

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Erfahrungsbericht von bidone

Mein Rover 414

Pro:

gutes und bequemes Auto mit viel Ausstattung

Kontra:

die Ersatzteilpreise sind erschreckend

Empfehlung:

Nein

Als ich vor drei Jahren beschloss, meinen Citroen XM nicht mehr in Eis und Schnee zu fahren, musste ein Winterauto her. Zuerst kaufte ich mir einen Citroen ZX, der allerdings eines Nachts, vor meinen Haus, zu Schrott gefahren wurde – natürlich ohne das sich der Unfallverursacher meldete.
Wohl oder übel musste wieder ein Auto her. Also bin ich, 14 Tage lang jedes Wochenende mit Bleistift und Papier von einem Autohändler zum anderen gefahren und habe mir die besten Angebote notiert.
Zum Schluss blieb ein Rover 414 SLX auf dem Zettel stehen, der zwar äußerlich mit stumpfen Lack und ausgeblichenen Kunststoff dastand, dafür aber mit einer guten Komfortausstattung glänzte.

Fakten beim Kauf:
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-Rover 414 SLX,
-Baujahr 1994
-92 TKm

Durch die schlechte Lackqualität war der Preis zur damaligen Zeit (2001) mit knapp 5000DM sehr günstig, da das Auto ja mit einer guten Ausstattung glänzte und der Lack sich ja selbst aufbereiten ließ.
Also habe ich ihn probegefahren und dann gekauft. Zum Glück hat der Händler meinen schrottigen ZX in Zahlung genommen, so dass ich hier die Entsorgungskosten gespart habe.
Nach einer gründlichen Lackpolitur mit Rot-Weiß Polierpaste und einer anschließenden Versiegelung mit Wellpro-Super sah der Rover aus wie neu, die ausgeblichenen Kunststoffteile ließen sich mit Boss-Gloss wieder in den Neuzustand bringen. Damit hatte ich an einem Vormittag das Auto wieder in einen guten Zustand gebracht und damit sicher manche Mark gespart, die der Händler sonst mehr verlangt hätte.

Ausstattung:
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Einer der wichtigsten Kaufkriterien war für mich eine Klimaanlage, es gibt im Sommer nichts besseres als im wohltemperierten Auto zu fahren. Man fährt viel entspannter und der Sicherheitsgewinn ist enorm. Der Rover hat eine manuelle Klimaanlage.
Für den Winter ist er auch gerüstet, denn er verfügt über eine Webasto Thermo Top Standheizung. An der Standheizung kann man eine Startzeit einstellen, dann beginnt die Heizung den Motor und den Innenraum anzuwärmen. Im Winter sehr hilfreich, da man dann keine Scheibe mehr kratzen muss und auch der Motor schon vorgewärmt ist.
Ansonsten verfügt der Rover noch über Zentralverriegelung, leider ohne Fernbedienung, vier elektrische Fensterheber, elektrisch verstellbare Außenspiegel und Servolenkung.
Diverser Chromzierrat an Kühlergrill und im Innenraum, so wie die Edelstahl-Einstiegsleisten verströmen etwas britische Noblesse.
Für die Sicherheit sorgt eine Alarmanlage.
Damit ist er für ein 9 Jahre altes Auto gut ausgestattet.

Innenraum:
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Der Innenraum ist very british. Um dem Auto eine etwas nobleres Aussehen zu geben, hat Rover am Armaturenbrett ein Edelholzfurnier verarbeitet. Während es dort noch ein echtes Furnier ist, hat man in den Türen ein Holzimitat eingelassen, das nicht so besonders aussieht, na ja was soll’s.
Die Sitze sind sehr bequem und der Fahrersitz ist auch in der Höhe verstellbar. Das Lenkrad ist in der Höhe, nicht aber in der Tiefe verstellbar.
Der Sitzbezug ist aus sehr schönen grauen Velours hergestellt, der sich sehr angenehm anfasst und mir besser als der normale Stoff gefällt.
Auf der Rücksitzbank findet man eine schöne breite Mittelarmlehne, auf die sich die Mitfahrer bequem lümmeln können.
Für den Fahrer gibt es die üblichen Instrumente wie Tacho, Drehzahlmesser, Wassertemperatur und Tankanzeige.
Ein Lämpchen informiert über einen offenen Kofferraum, allerdings gibt es keine Anzeige für eine offene Tür, da kann man nur zur Innenraumbeleuchtung schauen, ob die auch aus geht. Das macht sie übrigens nicht ruckartig sondern schön gedimmt.

Verarbeitungsqualität:
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Der Rover ist ja nun neun Jahre alt und hat sein ganzes Autoleben auf unseren mehr oder weniger gut erhaltenen ostdeutschen Straßen verbracht.
Mit über einhunderttausend Kilometern auf dem Buckel hat er ja so manches Schlagloch mitgenommen und so erstaunt es mich, das es beim Fahren immer noch nicht quietscht und klappert. Als einziges klappert manchmal die Beifahrerkopfstütze im Standgas sonst ist alles Tipp Top. Als ich noch Toyota fuhr, hatte ich da andere Erfahrungen gemacht, da fiel schon mal nach 50000 Km eine Verkleidung ab und knistern und klappern gehörte zum Handwerk.
Fensterheber, Zentralverriegelung, die Instrumente – alles funktioniert seit zwei Jahren (seit ich ihn fahre) problemlos und ohne Ausfälle.
Alles in allem bin ich mit der Verarbeitungsqualität zufrieden bzw. war angenehm überrascht.

Motor:
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Unter der Motorhaube versteckt sich ein 1396 ccm kleiner, wassergekühlter Vierzylinder. Er erreicht mit zwei obenliegenden Nockenwellen und serienmäßigem Fächerkrümmer eine Leistung von 76KW = 103 PS bei 6000 Umdrehungen pro Minute.
Wie die Daten schon erwarten lassen, ist der Motor kein Wunder an Durchzugskraft, er lebt von der Drehzahl.
Dabei ist er auch sehr drehfreudig und bringt das Fahrzeug mit kernigem Geräusch in Schwung. Wenn es sein muss kann er das Auto in ca. 12 Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigen und erreicht bei 182 Km/h seine Leistungsgrenze.
Allerdings wird man diese Geschwindigkeit kaum ausnutzen, da es ab 130 Stundenkilometer doch sehr laut wir. Während ich mich im XM noch bequem und leise unterhalten kann, muss man im Rover schon die Stimme erheben und das mag ich nicht.
Ansonsten kann man aber auch schon bequem mit 50 Km/h im 5.Gang fahren. Bei Bedarf beschleunigt der Rover dann problemlos und ruckelfrei aus dieser Geschwindigkeit.
An der Zapfpistole gibt er sich mit 6-8 Liter Superbenzin zufrieden. Im Jahresdurchschnitt komme ich auf etwas über 7 Liter.

Fahrverhalten:
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Das Fahrverhalten ist meiner Ansicht nach in Ordnung, er ist relativ straff gefedert, so das er schön satt auf der Straße liegt und auch noch einen guten Komfort bietet.
Auch bei der Kurvenfahrt ist das Fahrzeug leicht auf der Straße zu halten, da es ein sehr neutrales Fahrverhalten an den Tag legt.
Falls man allerdings den Kofferraum sehr voll gepackt hat, dann sollte man es in den Kurven etwas ruhiger angehen lassen, da er sonst im Grenzbereich schon mal mit dem Heck ausbrechen kann. Aber kein Vergleich zum Carina II oder Citroen ZX, die gern mal einen krassen Heckschwenk produziert haben.
Die Servolenkung arbeitet sehr weich und feinfühlig und vermittelt einen sehr guten Fahrbahnkontakt.
Die Federung ist, wie bereits angesprochen, angenehm straff und bietet guten Komfort. Auf glatten Straßen (gibt’s leider selten) fährt es sich sehr angenehm.
Bei tieferen Schlaglöchern ist dann die Federung etwas überfordert und man wir etwas gebeutelt.
Alles in allem ein gut beherrschbares Auto ohne Fahrhilfen wie ABS, ASR & Co. Will heißen: hier muss man noch selbst fahren und Fahrfehler werden bestraft.

Karosserie:
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Auf einer Gesamtlänge von 4,22 Metern bietet der Rover 414 eine klassische Stufenhecklimousine, die notfalls Platz für fünf Personen bietet. Über lange Strecken würde ich aber mit maximal vier Personen reisen, da es sonst zu eng wird.
Der Kofferraum bietet mit ca. 352 Litern Platz genug. Man kann problemlos 6-7 Getränkekisten darin verstauen. Allerdings ragen die Scharniere des Kofferraumdeckels in den Kofferraum hinein, so dass man etwas aufpassen muss. Wenn man die Wahl zwischen Vier- und Fünftürer hat, würde ich den Fünftürer empfehlen, da man dann auch sperrige Gegenstände transportieren kann.
Mein Rover ist in klassisches „british-racing-green“ gehüllt, was einen dunkelgrünen Metallicfarbton entspricht. Die Farbe ist sehr ansprechend, allerdings sieht man auf dem dunklen Ton jedes Staubkorn.
Auf jeden Fall sollte man den Lack regelmäßig auf Steinschläge kontrollieren, da die Karosserie nicht verzinkt ist. Will heißen: ein Steinschlag rostet sehr schnell. Als ich ihn gekauft habe, waren einige Steinschläge vorhanden, die auch unter dem Lack gerostet haben. Also, schön ausschleifen und mit einem Lackstift ausbessern.
Die Radkästen sollte man auch ab und an man in Augenschein nehmen, da sie über keinen Kunststoff-Radkastenschutz verfügen. Bei der Fahrt spritzen also Wasser und Steine direkt an den Bitumen-Unterbodenschutz des Radhauses. Hier könnte es auch Rostprobleme geben.
Bei mir war allerdings alles ok.

Werkstätten:
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Das ist der wunde Punkt bei Rover. Das Werkstättennetz ist sehr dünn. Ich kann jeden nur empfehlen – erst nach einer guten Werkstatt suchen und dann den Rover kaufen.
Mal schnell bei ATU & Co vorbeifahren ist nämlich nicht! Die können nur Standartteile liefern (Auspuff usw.) und wenn man mal etwas spezielles benötigt, in meinem Fall eine Lichtmaschine, wird man weggeschickt – nicht lieferbar!
Wenn man jetzt zu Rover fährt bekommt man deren extreme Ersatzteilpreise zu spüren. In meinem Fall sollte die Lichtmaschine 570€ ohne Mehrwertsteuer und Einbau kosten! Das ist schon extrem teuer. Das war sogar der Werkstatt peinlich und die haben mir angeboten die Lichtmaschine in einer Werkstatt neu wickeln und überholen zu lassen. Da hat mich der Spaß „nur“ noch 220€ komplett gekostet.
Und so ist es mit allen Ersatzteilen sehr teuer und schwer lieferbar. In der Werkstatt haben sie mir gesagt, das die Seitenscheibe eines neuen Rover 75, eine Lieferzeit von 6 MONATEN hat!
Das ist für mich völlig unvorstellbar und deswegen werde ich mir auch keinen Rover wieder kaufen.

Vorteile
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Der Rover hat ein gutes und sicheres Fahrverhalten, der Motor bietet einen ganz guten Durchzug und der Verbrauch ist annehmbar.
Die Karosserie ist verwindungssteif und verursacht auch nach über einhunderttausend Kilometern so gut wie keine Klappergeräusche.
Man hat viel Platz (für die Kompaktklasse) und der Kofferraum reicht auch für einen größeren Wocheneinkauf aus.
Die Ausstattung ist reichhaltig, von Klimaanlage (extra) über Zentralverriegelung, Servolenkung bis zur Standheizung (Nachrüstung) ist in meinem Exemplar alles vorhanden was die Fahrt angenehm macht.
Die eingebauten Lautsprecher bieten einen sehr guten Klang.
Ein weiterer Vorteil ist die sehr niedrige Haftpflichteinstufung des Rover. Zur Zeit befindet er sich in der Klasse 14. Das ist sehr niedrig und man spart da viele Euros.

Nachteile:
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Wo Licht ist ist auch Schatten, der Rover ist nach neun Jahren ein wenig pannenanfällig. Bei mir mussten schon Lichtmaschine und Anlasser getauscht werden. Letztens hat er gestreikt und verlangte nach einer neuen Verteilerkappe und das ausgerechnet auf dem Arbeitsweg und ohne Vorankündigung.
Bei der Karosserie muss man immer mal ein Auge auf den Rost haben, da sie nicht verzinkt ist und Steinschläge daher schnell rosten. Ich habe bei meinem sicherheitshalber noch eine Hohlraumversiegelung mit Fluid-Film durchgeführt.
Für die Sicherheit gibt es, bedingt durch das Alter des Autos, natürlich keine elektrischen Helferlein. Auch Airbags sucht man vergebens.
Größter und entscheidender Nachteil ist, das dünne Werkstattnetz und die Preispolitik von Rover. Das eine Lichtmaschine 570€+Mwst kostet kann einfach nicht sein es ist ja schließlich kein Bentley!

Fazit:
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Der Rover 414 ist ein gut ausgestattetes und für die Stadt bzw. zum einkaufen verwendbares Auto, für die längere Urlaubstour würde ich ihn nicht empfehlen, da er dafür etwas zu laut ist. Ich fahre gern mit dem Fahrzeug, da es relativ dynamisch ist und einen sehr drehfreudigen Motor hat. Dabei hält sich zum Glück er Spritverbrauch in Grenzen.
Die Ausstattung ist sehr gut und Komfort und Platz sind auch ausreichend.
Alles in allem überschatten die Werkstätten und die Ersatzteilpreise bzw. deren Verfügbarkeit das positive Gesamtbild des Autos.
Mein Fazit deshalb zum an und für sich guten Fahrzeug: bedingt empfehlenswert wegen zu teurer Ersatzteile.

Ich hoffe mein Bericht hat euch weitergeholfen und bedanke mich für das lesen, kommentieren oder wegklicken.

© 2003 bidone

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