S.C.I.E.N.C.E. - Incubus Testbericht

S-c-i-e-n-c-e-incubus
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  durchschnittlich
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Artatius

S.C.I.E.N.C.E. !

4
  • Cover-Design:  durchschnittlich
  • Klangqualität:  sehr gut

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

"Southern California`s Incubus Enters Nirvana`s Can Equipment", kurz "S.C.I.E.N.C.E." ist nach der 6-Track-EP "Enjoy Incubus" das erste komplette Album der Kalifornier Incubus, auf die ich erst als sie mich mit ihrem Song "Pardon Me" von ihrem Zweitling "Make Yourself" zu Begeisterungsstürmen hingerissen haben aufmerksam wurde.
Da ich noch vage in Erinnerung hatte, den Namen im Zusammenhang einer Tour von Korn gehört zu haben, die Incubus supportet haben, erwartete ich natürlich stilistisch vor allem New Metal, durfte aber recht schnell feststellen, daß zwar Anleihen an diesem mittlerweile nicht mehr ganz so neuen Genre vorhanden sind, sich die Musik von Incubus jedoch deutlich an einem großen Vorbild festmachen läßt: Faith No More. Bei manchen Songs schon überdeutlich, bei anderen ein wenig hintergründiger. Großen Anteil daran hat sicher das dem von Mike Patton sehr ähnliche Stimmorgan von Incubus-Sänger Cornelius, aber auch die teilweise leider zu plagiatbefleckte Instrumentierung. So hat man mitunter zu sehr das Gefühl ein zweites "King For A Day..." vorliegen zu haben, gerade in der zweiten Hälfte des Albums.
Stilistisch bewegt sich Incubus somit im Crossover-Bereich, lassen neben Faith No More noch eine wenig Funk, Old-School-Hardcore sowie New Metal-Elemente in ihre Musik einfließen, sogar ein bißchen Drum & Bass (oder nennt man das Breakbeat ?? oder Trip Hop ??) findet in ihrer Musik Platz, womit schon überdeutlich wird, daß es "S.C.I.E.N.C.E." an Abwechslung und Ideenreichtum sicher nicht mangelt.

Mit "Redefine" wird diese Abwechslung schon überdeutlich. Von satten Riffs und dazu passendem Gescratche eingeleitet, zeigen sich Incubus in den Strophen nicht minder funky als die Red Hot Chili Peppers zu ihren besten Zeiten, dazu flüssiger, gut betonter Sprechgesang, welcher sich im wiederum an Härte gewinnenden, rifforientierten Refrain in klaren, kräftigen, melodischen Gesang wandelt. Ein funkiges Bass-Solo findet im Anschluß genauso Platz wie eine orientalisch angehauchte Gesangspassage. Ein sehr guter Opener.

"Vitamin" klingt vor allem aufgrund des arhythmisch wirkenden Refrains zunächst etwas befremdlich, da die Instrumente einen vollkommen untanzbaren Takt vorgeben, dem sich die Stimme nicht einmal gedenkt anzupassen, jedoch zieht dieser Song gerade daraus seinen Reiz. Stilistisch ist der Song schwer einzuordnen, in den Strophen wird der zurückhaltende, erzählerische Gesang von Rage Against The Machine-Gitarrentönen untermalt, im Refrain allerdings herrschen intensive Gitarrenriffs vor sowie der deutliche, sich dem Shouting zubewegende Gesang.

Mit "New Skin" wird zumindest gesanglich die Ähnlichkeit von Incubus zu Faith No More deutlich. Im Refrain erinnert die Stimme doch sehr angenehm an Mike Patton (mit klarer Stimme). Wiederum überzeugt auch dieser Song durch Abwechslung, der Gesang wechselt vom Sprechgesang über Hardcore-Shouting zu klarem Gesang im Refrain, das Schlagzeug mal ungestüm trommelnd, dann wieder den Rhythmus unterstützend, die Gitarren mal (wieder Ähnlichkeit zu RATM) fiepsend, dann wieder nach vorne preschend. Dazu noch genau zum richtigen Zeitpunkt eingesetzte Scratcheinlagen, und fertig ist ein toller Song, an dem kein einziges oben erwähntes Element auch nur ansatzweise fehlt am Platze wirkt.

Ähnlich abwechslungsreich zeigt sich "Idiot Box", Mind Funk (soll heißen, spärlich eingesetzte hallige Gitarrenklänge) in den Strophen meets Riffgewitter im Refrain, welcher erneut sehr melodiös und eingänig vorgetragen wird. Ein wenig plötzlich kommt ein Break, welcher eine Drum & Bass-Passage einleitet, dem sich ebenso plötzlich eine Hardcore-Attacke anschließt, um letztendlich zum Refrain zurückzukehren.

"Glass" und "Magic Medicine" müssen in einem Atemzuge genannt werden. Nicht nur, weil bei beiden dieselbe weibliche, gesamplete Stimme auftaucht, sondern vor allem aufgrund des deutliche Vorstoßes in Drum & Bass- Gefilde. Finden bei "Glass" noch eingängige, härtere Gitarrenpassagen Platz, fällt "Magic Medicine" vollkommen aus dem Rahmen. Drum & Bass pur. Gelegenheit für den Hörer sich ein wenig zurückzulehnen, bis man von "A Certain Shade of Green" wieder auf den harten Boden des Crossovers zurückgeholt wird.

Der erste Song, der in seiner Gesamtheit gar nicht mehr an einem Vergleich mit Faith No More vorbeikommt. Sowohl die Gitarrenriffs als auch der Gesang kommen einem mehr als bekannt vor, der allerdings nur an einer Stelle den Vorwurf einer Kopie nicht verleugnen kann. Insgesamt ein eigenständiger, interessanter Song, der hier und da allerdings zuviele Elemente gleichzeitig verbrät, und die instrumentalischen Spielereien ein wenig zu hoch dosiert wirken.

Auch "Favorite Things" kommt nicht um einen Vergleich mit FNM herum, erinnert der Song doch gerade gesanglich an "Star A.D.", und auch die langgezogenen Violinenklänge scheinen das Keyboard-Spiel von Roddy Bottum imitieren zu wollen. Intensives, unvergleichbares Gitarrenspiel sowie ein sehr eingängiger Refrain, der gegen Ende noch einmal eine deutliche Steigerung erfährt, machen "Favorite Things" aber zu einem guten Song.

Bei "Summer Romance (Anti-Gravity Song)" aber bleibt mir nichts anderes übrig, als die Mindestnote zu ziehen. Anleihen sind ja noch ganz ok, aber das Grundthema ist so deutlich von "Evidence" und "Caralho Voador" abgekupfert, daß man ihm zunächst jegliche Eigenständigkeit absprechen muß. Ein sehr ruhiger Song, mit durchgängigem Plattenknistern im Hintergrund, leicht schmalziger Gesang, filigranen, schwebenden Gitarrenharmonien, und jazzigem Trompeten-Solo am Ende des Songs.

Mit "Nebula" kann ich mich dann schon wieder etwas mehr anfreunden. Wieder treffen verschiedenste Stile aufeinander, Drum & Bass wird abgelöst von Old-School-Hardcore (wobei diese Passage allerdings wiederum (sorry!) an Songs wie "Ugly In The Morning" von FNM erinnert), schrubbende Metal-Riffs werden eingestreut um Industrial-Elementen Platz zu machen. In seiner Gesamtheit wahrlich nicht eingängig, aber eine gelungene Reise durch verschiedenste Musikstile.

Auch schon beim ersten Mal angenehm hörbar ist das funkige, im Großen und Ganzen sehr ruhige "Deep Inside". Nur zweimal wird die chillige Atmosphäre von brachialen, schnellen Hardcore-Auswüchsen mit Vorankündigung unterbrochen.

"Calgone" als letzter Song scheint das Album zunächst ruhig ausklingen lassen wollen, gewinnt aber recht bald durch ungestümen Hardcore an Lautstärke, um mit einem mit einem mächtigen Groove ausgestatten, intensiven Refrain den Hörer schließlich noch einmal richtig zu begeistern.

Fazit: Würde ich "King For A Day... Fool For A Lifetime" von Faith No More nicht kennen wäre "S.C.I.E.N.C.E." ein grandioses Debutalbum. Ein solches Ideenreichtum und solche wirksam eingesetzte Abwechslung an Klängen findet man auf den wenigsten Crossover-Alben.
Jedoch bleibt bei mir der euphoriebremsende Beigeschmack, daß Incubus sich teilweise zu sehr an einem der Urväter des Crossover nicht nur orientiert sondern vor allem bedient haben.
Aufgrund der mitunter deutlich hörbaren mangelnden Eigenständigkeit somit nur fünf Pünktchen von mir, auch wenn "S.C.I.E.N.C.E." für sich alleine durchaus sechs verdient hätte.

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