Sachsen Testbericht

Sachsen
ab 23,74
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

5 Sterne
(5)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von supershine

Traumziel Oberlausitz in Sachsen

Pro:

Vergleichsweise günstig + Natur, Erholung und Historisches

Kontra:

teilweise Reparaturstau der Bausubstanz, Fabrikruinen

Empfehlung:

Ja

Traumziel, nicht nur weil mein Herzblatt aus der OL kommt, sondern weil ich bei mehreren Urlauben dort schon einiges kennenlernen durfte und ich wirklich Gefallen an dieser Region gefunden habe. Deshalb habe ich beschlossen, Euch meine Begeisterung für die OL kundzutun und von meinen Erfahrungen zu berichten.

*Vorgeschichte*

Hätte ich mein Herzblatt hier in Kiel nicht kennengelernt und mit ihr eine Familie gegründet, wäre ich wahrlich nicht auf die Idee gekommen, dort aus \"freien Stücken\" mal Urlaub zu machen. Aber es kam ja zum Glück anders.
Zugegeben, ich war schon ein wenig skeptisch, als ich zum ersten Mal eine Reise in den tiefsten Osten antrat, Dresden war mir ein Begriff, aber alles darüber hinaus war mir fremd.
Mein erstes Ziel war im letzen Winkel der OL im sogenannten Dreiländereck, nur einen Katzensprung nach Tschechien und Polen in der Gegend bei Zittau. In der DDR als das Tal der Ahnungslosen bezeichnet, weil man dort kein Westfernsehen empfangen konnte.
Na ja, das kann ja heiter werden, dachte ich mir.
Wir sind von Kiel aus über Berlin, dann bei Dresden auf die A4 und schon kurz danach bei Bautzen ab von der Autobahn in südlicher Richtung in mir unkanntes Terrain. Bis wir eine Stunde später in der Ortschaft ankamen, aus welcher mein Herzblatt stammt, und in die noch häufig wiederkehren werde. Großschönau, von wo aus wir seitdem schon viele Male Ausflüge zu den Sehenswürdigkeiten in die OL gemacht haben.

*Natur*

Etwas das mir als erstes aufgefallen ist, sind die Ortschaften, die auf weiter Strecke ineinander übergehen, aus einer Ortschaft raus, ist man sogleich in der nächsten. Fand ich ein bißchen merkwürdig, ich komme aus S-H, da ist zwischen den einzelnen Dörfern der Hund erfroren, und ich dachte, ja gibts denn hier überhaupt noch Natur und Wälder ?. Aber ich wurde schnell eines Besseren belehrt, es gibt dort Natur, und daß nicht zu knapp.
Die Region OL ist recht hügelig, wohl schon ein Mittel- oder auch Vorgebirge und großzügig bewaldet. Die daraus sich ergebende Möglichkeit zu ausgedehnten Wanderungen verstärkt sich noch, fährt man ersteinmal nach Tschechien rüber.
Für mich als Naturfreund und leidenschaftlicher Pilzsammler ein herrliches Revier. Jedoch gilt zu beachten, daß man nicht immer von der Haustür seiner Unterkunft in den Wald fällt, eine kurze Auto- oder Fahradfahrt ist zuweilen nötig. Die Oberlausitz ist altes Kulturland und schon lange von Menschenhand geprägt, aber sobald es ein bißchen bergauf geht, verlieren sich auch schnell die menschlichen Ansiedlungen und es wird \"grün\".
In diesem Teil der ehemaligen DDR wurde viel Tagebau betrieben, das heißt, es finden sich in der OL viele Tagebaugruben, sprich \"Löcher\" im Boden. Doch schon in den 60er Jahren war es \"Plan\", daß aus diesen Rissen in der geschlossen Landschaft eines Tages Naherholungsgebiete werden sollten. Ich konnte das in einem älteren Buch aus DDR-Zeiten nachlesen, und kann heute feststellen, daß es schon einige Badeseen gibt, und noch etliche folgen werden. So hat der geneigte Badefreund in der OL auch immer mehr die Gelegenheit zur Erholung am erfrischenden Naß. In den sogannten Konigshainer Bergen, wo bis Ende des vorletzten Jahrhundert Granit abgebaut wurde, finden sich sogar geflutete, kühle und klare \"Bergseen\", die eine erfrischende Abwechslung während einer Waldwanderung bieten. Die neuen, jetzt nach und nach gefluteten Tagebauseen befinden sich meist eher im offenen Land.

*Historisches*

Mein historisches Interesse sollte auch nicht zu kurz kommen, wie ich schnell feststellen konnte. Schon bei meiner ersten Anreise viel mir auf, daß viele auch kleinere Ortschaften über ein schmuckes Gotteshaus verfügen. Mich erfeuen schön anzusehende Kirchen, die auch noch häufig gut sichtbar über die anderen Gebäude herausragen, fast immer, und der Interessierte kann hier bestimmt herrliche Eindrücke sammeln.

Beindruckend waren dann auch die Städte des Sechsstädtebundes, die wir besucht haben. Allen voran natürlich Görlitz und Bautzen. Görlitz mit dem wirklich sehenswürdigen, historischem Stadtbild. Eine Stadt, die sich anschickt, die Kulturhauptstadt Europas zu werden, und wie ich finde, auch die Vorraussetzungen dafür hat. Und Bautzen, das die meisten wahrscheinlich nur wegen des Gefängnisses zu DDR-Zeiten vom Namen her kennen, bietet historische Substanz, die wirlich einen Besuch lohnt. Doch auch Zittau bietet eine interessante Innenstadt, und lädt den Urlauber ein.

Auf den \"Bergen\" in der OL finden sich nicht selten Aussichtstürme, die einen weitläufigen Blick bieten. Eine Wanderung, die als Höhepukt einen herrlich Ausblick bietet, sollte sich keiner entgehen lassen. Genausowenig wie die historischen Umgebindehäuser aus der Zeit, als noch in jedem Haushalt gewebt wurde. Man kann auch in solchen schmucken Kleinoden übernachten, allerdings würde ich mir mit meinen 193cm gerne mal den Kopf am Türrahmen stoßen.
Die OL ist eine alte Weber-Region, besonders die Damastweberei hat dort Blütezeiten erlebt und eine lange Zeit für Wohlstand in dieser Region gesorgt. Das kann man auch den vielen herrschaftliche Häusern, die es dort allerorten vielfach gibt, nachvollziehen. Schade ist halt nur, daß während des SED-Regimes viel wertvolle Bausubstanz gelitten hat, und auch jetzt, 15 Jahre nach der Einheit, noch viel Arbeit anliegt, bis die OL flächendeckend ihr strahlendes Bild abgibt. Besonders die Fabrikruinen, die es noch mehrfach gibt, stören das Bild, aber die meisten schmucken Häuser glänzen schon wieder und wer sich dort noch ein Liebhaberhäuschen anschaffen will, der muß sich wahrlich sputen.

*Allgemeines*

In der OL findet sich ein gut ausgebautes Fremdenverkehrsnetz, verständlicherweise, denn es gibt viel zu entdecken, und wer würde damit schon hinterm Zaun halten. Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort zu finden ist nicht schwer, es gibt viele private Fremdenzimmer, aber auch Hotels mit einem gewissen Standart. Da sollte für jedes Budget das richtige dabei sein, und meiner Erfahrung nach mit wirklich fairen Preisen. Zu empfehlen ist eine detaillierte Karte, wenn man mit dem Auto anreist, weil man dann häufig schneller ans Ziel kommt, als wenn man den Beschilderungen folgt. Ich habe festgestellt, daß es immer mindesten zwei Wege gibt, zu einem Ort zu gelangen, und den kürzeren muß der Urlauber auch gerne mal selbst herausfinden.
Anfangs erwähnt habe ich die Nähe zu Polen und Tschechien. Ein weiteres Plus für die OL, den dort gibt es auch viel zu entdecken, und man kann dort sehr günstig einkaufen und Essen gehen.
Apropos Essen. Die Oberlausitzer Küche ist ebenfalls zu empfehlen, ich habe jedenfalls nach einer Woche Urlaub dort immer zugenommen.
Zu Polen noch einen Hinweis, man kann dort günstig Tanken, z.Z. Benzin 24 Cent billiger, aber man sollte darauf achten, eine Tanke anzusteuern, wo sich viele Deutsche aus der Region sehen lassen, denn zuweilen ist der Sprit gepanscht.

*Mein Fazit*

Eigentlich könnte ich noch mehr schreiben, aber ich will nicht alle Einzelheiten verraten, sondern Euch mit gutem Gewissen die OL schmackhaft machen, denn Urlaub machen kann man dort prima. Ich jedenfalls bin begeistert und werde noch viele Male dort das Leben genießen.
Ganz besonders Naturfreunden und historisch Interessierten bietet die OL eine herrliche Gegend, die es zu entdecken gilt. Denn entdeckt ist diese Region erst von Wenigen, man hat also keinesfalls das Problem, daß man sich dort gegenseitig auf die Füße tritt.
Aber auch der Erholungssuchende ist gut mit der OL beraten, wir waren schon stundenlang wandern, häufig auch nach Tschechien rüber, und sind keiner Menschenseele begegnet. Wo hat man das noch?
Selbst der Kletterfreund findet dort Gleichgesinnte und ein Revier, das es zu erkunden gilt.

Es ist einfach für jeden etwas dabei, zu fairen Preisen, und ein freundlicher Menschenschlag erwartet einen. Das hier und da noch Reparaturstau ist, fällt einem ganz schnell kaum noch auf, so sehr überwiegen die guten und Interessanten Seiten, die diese Ecke Sachsens und Deutschlands zu bieten hat.
Schnell stößt man auch auf die Geschichten, welche die OL zu erzählen hat, z.B. die vom Räuberhauptmann Karasek und seiner Bande.
Davon kann ich auf jeden Fall nicht genug bekommen.

*Ende*

Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen, und vieleicht steht Ihr ja auch mal auf dem Oybin und seid fasziniert.

© supershine für ciao.com | yopi.de 2005

24 Bewertungen, 1 Kommentar

  • April

    10.08.2005, 17:11 Uhr von April
    Bewertung: sehr hilfreich

    wirklich wunderschöne Gegend! Klasse Bericht! LG April