San Lorenzo Testbericht

No-product-image
ab 19,40
Auf yopi.de gelistet seit 03/2005

5 Sterne
(2)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Leena

Die Alte Sakristei von San Lorenzo. Einfach ein Ausflug wert!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Vor kurzer Zeit war ich in Florenz, um mir die Stadt, aber auch seine Sehenswürdigkeiten anzuschauen! Besonders gut gefallen hat mir hier die alte Sakristei von San Lorenzo, die ich hier jetzt etwas beschreiben möchte:

Mit der Loggia des Findelhauses ist die Alte Sakristei Brunelleschis frühestes architektonisches Werk
- Brunelleschi errichtete den Hauptraum über quadratischem Grundriß.
- Da die Höhe der Wände bis zum Kuppelansatz in etwa der Seitenlänge dieses Grundrissquadrates entspricht, entsteht der Eindruck eines Würfels mit oben abgeschrägten Ecken (à den Pendentifs, die vom Quadrat in die Kreisform der Kuppel überleiten ).
- Da der Radius der Kuppel konsequenterweise der halben Wandhöhe entspricht, bildet die Wölbung die Hälfte der Kugel, die sich dem Würfel der Umfassungsmauern einbeschreiben ließe.
- Die Grundform des Raumes ist also aus einfachen geometrischen Formen von Quadrat und Kreis, von Würfel und Kugel zusammengesetzt
- Da Brunelleschi hier im Gegensatz zum Kirchenbau von San Lorenzo frei von Vorgaben war, demonstrierte er die Verknüpfung der Einzelheiten untereinander und mit dem Ganzen in strenger Konsequenz.
- Das kräftig profilierte, durch eine Folge von Tondi (kreisrundes Relief oder Bild in der ital. Renaissance)mit Cherubium ( Engel mit vier Flügeln, die mit Augen besetzt sind)akzentuierte Gesims zwischen unterem Wandabschnitt und Schildbogen teilt die Gesamthöhe der Wand im Verhältnis 1:1.
- Die Chorwand variiert das Triumphbogenmotiv: der höher und breiter geführten Öffnung zum Chorraum sind die rundbogig geschlossenen Blendarkaden über den Sakristeitüren zugeordnet.
- Und ebenso, wie einerseits die Rundbogenfenster oberhalb des Gebälks das Motiv dieser Blendarkanden in den Fußpunkt der Wölbung hinaufziehen, Wand und oberen Raumabschluss miteinander verbindend, wird andereseits das Rund des Kuppelgrundrisses und der Tambourfenster von den Tondi in den Scheiteln der Wandlünetten ( Bekrönung in Form eines Halbkreises )und in die senkrecht aufsteigenden und die sphärisch geschwungenen Elemente der Raumhülle unmittelbar miteinander in Verbindung treten.
- In Brunelleschis Alter Sakristei wird der Sinn dieser neuartigen Architekturkonzeption exemplarisch deutlich: Die Einzelheiten erscheinen wie die Glieder eines klar artikulierten Körpers – gerade hier, im Bereich der nicht-gegenständlichen Architektur, erweist sich, wie stark die Architektur der Frührenaissance auf den Menschen bezogen ist.
- Dem Hauptraum schliesst sich im Süden ein kleiner Altarraum an, der in Grundform und Gliederung wie das Echo des Hauptraumes erscheint.
- Bemerkenswert ist die Ausnischung der Wände, die auf die zunehmend plastische Modellierung der Wände in Brunelleschis späteren Werken vorausweist.
- Links und rechts des Chores liegen kleine Nebenräume
- Die Schirmkuppel, die durch stark ausgearbeitete Stege in 12 Kompartimente geteil wird, steht in der Nachfolge der byzantinischen Faltkuppel.
- Der Gesamteindruck der Alten Sakristei wird im Wesentlichen mitbestimmt durch eine einheitliche Ausstattung, die 1437 – 1443 Donatello schuf: er fügte in die Blendnischen oberhalb der Türen neben dem Chor farbige Terracotta-Reliefs mit den Heilligen Stephanus und Laurentius ( links), Cosmas und Damian ( rechts) ein.
- Die Tondi im Zentrum der Scheidbögennahmen 4 Evangelisten auf, wobei Johannes der Ehrenplatzoberhalb des Chores zukam.
- Ihm sind auch die Szenen in den Tondi der Pendentifs gewidmet ( „Auferweckung der Drusiana“,“Johannes auf Patmos“, „Martyrium“, „Himmelfahrt“).
- Schließlich stammen von Donatello auch die Flügel der Bronzetüren, welche die Nebenräume der Chorwand verschließen:sie zeigen in jeweils 2x5 quadratischen Reliefs disputierende Märtyrer (links) und Apostel und Kirchenväter (rechts).
- Die plastisch kräftig hervortretenden Tabernakel ( baldachinartiger Aufbau aus Säulen und Dach ), mit denen Donatello die Türen rahmte, sollen den Unwillen Brunelleschis hervorgerufen haben, da sie das Maß der übrigen Architekturgliederung sprengen.
- In den Reliefs aus dem leben des Johannes schuf Donatello kühne Raumkonzeptionen mit jäh in die Tiefe vorstoßenden Architekturen und mit vielfältigen Überschneidungen der Figuren durch die Rahmen, die den Eindruck scheinbar zufälliger Bildausschnitte bewirken und der Erzählung ein hohes Maß an Spontaneität verleihen.
- In den Bronzetüren variiert Donatello in erstaunlicher Vielfalt das seit dem Mittelalter immer wieder aufgegriffene Thema paarweise einander zugeordneter Propheten und Heiliger: ekstatisch bewegte, von innerem Feuer durchglühte Figuren, die sich in kühnen Wendungen aus dem Reliefgrund herausdrehen oder umgekehrt in ihn eintauchen.

- Im Zentrum der Alten Sakristei befindet sich ein großer Marmortisch, der den Marmorsarkophag für die Eltern Cosimos des Älteren, Giovanni d’Averardo de’ Medici und seine Frau Piccarda bedeckt.

- Ein weiteres Grabmal befindet sich auch an der linken Seitenwand – das Grabmal von Piero ( 1416-1469) und Giovanni de’ Medici ( 1421-1463 ), die Söhne von Cosimos des Älteren.

- Beide Grabmäler sind schlicht und verzichten komplett auf figürliche Darstellungen.

- Verrocchio ( Bildhauer ) verbindet hier verschiedene Materialen zu einer schönen Farbkomposition: das Rot des Porphyrs, das Weiß des Marmors, das Grün des Serpentins und der Farbton der Bronze heben sich gegen die Schattenzone des Raumdurchbruchs ab.

- Die Öffnung einer Familienkapelle zum anschließenden Kirchenraum ( zum linken Querarm von San Lorenzo ) steht in Tradition des Trecento.

- Unvergleichlich aber ist, wie Verrocchio der Gefahr ein „Loch“ entstehen zu lassen, entgeht, indem er die tiefenlinien in Rahmung, Sockel und Sarkophag ausgleicht und mit Hilfe des Ornamentes sowie des Gitters optisch die Einbindung in eine einzige reliefschicht erreicht.

- Das Weihwasserbecken an der Verbindungstür zwischen Querhaus und Alter Sakristei soll auf einen Entwurf Donatellos zurückgehen.

- Daneben eine Terracotta-Büste, die wahrscheinlich den heiligen Laurentius darstellen soll, welcher als Kardinal von Portugal in Florenz starb.

- Der Altar im Chor ( 1432) zeigt Verwandtschaft zum Chor des Baptisteriums; in seinem befand sich einst Brunelleschis Relief mit der Opferung Isaaks, das 1401 als Konkurrenzrelief im Wettbewerb um die zweite Bronzetür des Baptisteriums geschaffen wurde.

Für jeden Kunst- und Italienliebhaber ein Muß! Es lohnt sich wirklich, sich dieses Bauwer einmal näher anzuschauen!

26 Bewertungen