Der Schwarm (gebundene Ausgabe) / Frank Schätzing Testbericht

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ab 9,36
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Erfahrungsbericht von ISchoenherr

Blaues Leuchten im Ozean

Pro:

Umweltschutz wird angeregt

Kontra:

langatmige wissenschaftliche Vorträge, die den Verlauf der Handlung stören

Empfehlung:

Ja

INHALT UND EINDRUCK
Nachdem ich immer was von diesem Buch gehört habe, habe ich es mir doch mal zugelegt, obwohl ich schon mehrere Bücher in die Richtung –die Natur spielt verrückt – habe. Der Anfang las sich eigentlich noch recht super. Rätselhafte unbekannte Würmer die zu Millionen auf Methanhängen auftauchen und sich dort hineinfressen, Wale die plötzlich Menschen angreifen und Schiffe versenken, tödliche Quallenschwärme und explodierende Hummer die eine gefährliche Krankheit verursachen. Seltsamer Schleim taucht auf und mehrfach wird ein blaues Leuchten beobachtet. Da die Geschehnisse an verschiedenen Orten stattfinden und sich die meisten Menschen nur für sich selbst interessieren bzw. wirtschaftliche oder politische Interessen zu Vertuschung führen, wird von den einzelnen Wissenschaftlern, die jeweils die Ereignisse untersuchen, erst zu spät ein Zusammenhang erkannt. Der erste der das auf wissenschaftlicher Ebene tut ist der Norweger Sigur Johanson und der entwickelt auch gleich eine außergewöhnliche Theorie. Wie andere Forscher wird er zu einer Gruppe berufen, die das Problem lösen soll. Geleitet wird das ganze von Judith Li, einem hohen Tier im amerikanischen Militär und natürlich spielt das mal wieder falsch, um ja nicht die amerikanische Vorherrschaft in Gefahr zu bringen. Fehlen darf dabei auch der CIA nicht, der mal wieder überall islamische Terroristen sieht, selbst in Quallenschwärmen. Natürlich kommt es zu zahlreichen Konfrontationen zwischen denen die eigentlich zusammenhalten sollen, um die Menschheit zu retten. Was genau dahinter steckt, verrate ich natürlich noch nicht.

Zum Eindruck des Buches. Abgesehen davon das die Idee, die Natur lehnt sich gegen den Verschmutzer Mensch auf, nicht neu ist, bedient der Autor sich vieler abgedroschener Klischees besonders bei den Charakteren. Diese bleiben teilweise auch sehr schwach in der Ausprägung. Immerhin lässt er auch durchaus Hauptcharaktere im Verlauf der Handlung sterben, so dass man nicht mit der Stimmung ans Lesen kann, egal was kommt, dem passiert schon nichts. Aber interessieren tut mich das nicht wirklich, da ich mit den Personen nicht mitempfinden kann, irgendwie bleibt der Beziehungsaufbau zu den Protagonisten auf der Strecke.

Was die Handlung selbst betrifft, verschenkt der Autor leider seine enormen Möglichkeiten. Er baut Spannung auf und zerstört sie wieder durch langatmige wissenschaftliche Abhandlungen, die nicht in die Handlung integriert sind. Bevor zum Beispiel ein Schiff von einem Tsunami getroffen wird, erfährt man erstmal was das ist, wie er aussehen kann und wovon seine Zerstörungskraft abhängt. Heh, wenn ich eine Vorlesung will, dann besuch ich sie oder ich informiere mich selbst zum Thema. Aber mitten in der Handlung, will ich so was nicht haben. Ist zwar schön und gut, dass sich der Autor über das Thema informiert, aber muss er unbedingt die Ergebnisse seiner Nachforschungen die in der Handlungen keinen Platz finden, einfach irgendwo reinhängen, nur um zu zeigen, dass er gut recherchiert hat oder um nicht das Gefühl zu haben, dass er umsonst Informationen gesammelt hat. Das stört nicht nur den roten Faden im Handlungsverlauf, sondern wie bereits gesagt auch die Spannungskurve und außerdem senkt es das Bedürfnis das Buch noch einmal zu lesen oder man lässt diese Teile beim Lesen dann aus, was auch nicht der Sinn sein kann. Genauso lästig die ganzen Fach- und Fremdwörter mit denen man sich bombardiert fühlt, da macht das Lesen nicht wirklich Spaß.

Auch vom Ende war ich enttäuscht. Nachdem es noch mal etwas actionreicher wird, versackt dies plötzlich in einer halbphilosophischen Aneinanderreihung von Gedankengängen und alles verschwimmt zu einem einzigen Wischiwaschi. Als ob der Autor versucht die lobenswerte Botschaft seines Buches, die Natur zu schützen und zu achten, zum wiederholten Male in den Leser hineinzuprügeln. Dabei ist diese Grundstimmung des Buches schon längst angekommen, es ist unnötig den Leser damit noch mal so extrem damit zu martern, denn damit erreicht er vielleicht sogar das Gegenteil, das der Leser so entnervt ist, das er das Wort Umweltschutz nicht mehr hören kann.

Wenn dieses Buch als Thriller des Jahres bezeichnet wird, dann möchte ich die restlichen Bücher gar nicht erst kennen lernen.

LESEPROBE
Das Meer war voller Ungeheuer.
Seit Menschengedenken bot es Raum für Mythen, Metaphern und Urängste. Odysseus`Gefährten fielen der sechsköpfigen Scylla zum Opfer. Poseidon schuf aus Ärger über Cassiopeias Hochmut das Ungeheuer Cetus und schickte Laokoon aus Rache für den Verrat an Troja eine riesige Seeschlange auf den Hals. Den Sirenen ließ sich nur mit Wachs in den Ohren beikommen. Nixen, Meeressaurier und Riesenkraken machten die Phantasie unsicher. Vampyrotheutis infernalis schließlich wurden zum Antipoden aller menschlichen Werte. Selbst das gehörnte Tier aus der Bibel war dem Meer entstiegen. Und ausgerechnet die Wissenschaft, ihrem wesen nach der Skepsis verschrieben, predigte neuerdings den wahren Kern aller Legenden und atemlosen Berichte, seit man den Quastenflosser wieder gefunden und die Existenz des Riesenkalmars bewiesen hatte. Nachdem die Menschen jahrtausendlang Furcht empfunden hatten vor den Bewohnern der Abyssale, heftete man sich nun begeistert an ihre Fersen. Dem aufgeklärten war nichts heilig, nicht einmal mehr die Angst. Die Ungeheuer waren zu besseren Spielkameraden geworden, die echten ebenso wie die eingebildeten, Plüschtiere der Forschung.

AUTOR
Frank Schätzing wurde 1957 geboren. Er ist Musiker, Musikproduzent, Kreativchef einer Werbeagentur und Hobbykoch. Er wohnt zur Zeit in Köln.
Andere Bücher: „Tod und Teufel“, „Lautlos“

ALLGEMEIN
Ich habe eine Taschenbuchausgabe. Deren Bindung sieht sauber aus und hält auch. Das verwendete Papier ist dünner als gewohnt, lässt sich aber gut blättern und die Qualität ist zufrieden stellend. Auch die Druckqualität ist in Ordnung.

Das Cover ist schwarz, mit der Abbildung von etwas, dass wie eine blaue runde Iris aussieht. Sieht nett aus, reißt mich aber nicht besonders vom Hocker.

Seitenzahl: 988
Preis: 9,95 Euro
ISBN-13: 978-3-596-16453-0
ISBN-10: 3-596-16453-0

S. Fischer Verlag GmbH
Frankfurt am Main
www.fischerverlage.de

43 Bewertungen, 13 Kommentare

  • morla

    22.04.2006, 15:53 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • anonym

    22.04.2006, 15:11 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • sindimindi

    13.04.2006, 21:15 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Warum dieses Buch so hochgelobt wurde und schließlich auf der Bestseller-Liste landete, ist mir schleierhaft!;-) <br/>Guter, entlarvender Bericht! <br/>LG, Roland

  • Venezianerin_2005

    13.04.2006, 21:10 Uhr von Venezianerin_2005
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & lg :o) Ina

  • luna1011

    13.04.2006, 17:01 Uhr von luna1011
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Fluetie

    15.12.2005, 22:23 Uhr von Fluetie
    Bewertung: sehr hilfreich

    :-) lg Dirk

  • Flute

    15.12.2005, 16:05 Uhr von Flute
    Bewertung: sehr hilfreich

    Lg. Dunja

  • fast_help

    15.12.2005, 12:03 Uhr von fast_help
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Andy

  • MasterT86

    15.12.2005, 11:35 Uhr von MasterT86
    Bewertung: sehr hilfreich

    gute Buchkritik. Lg

  • Lidlefood

    14.12.2005, 23:14 Uhr von Lidlefood
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • mausi4

    14.12.2005, 21:15 Uhr von mausi4
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg...gegenlesen macht freude

  • Diva24

    14.12.2005, 20:00 Uhr von Diva24
    Bewertung: sehr hilfreich

    Na dann erspar ich mir dieses Buch doch einfach. Danke für diesen guten Bericht.

  • flowerdoro

    14.12.2005, 19:52 Uhr von flowerdoro
    Bewertung: sehr hilfreich

    prima bericht!