Tod und Teufel (gebundene Ausgabe) / Frank Schätzing Testbericht

ab 19,42
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  sehr gering
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von Arti25

Teufel in Menschengestalt

Pro:

Spannend, kurzweiliger Stil, Figuren sind Sympathieträger

Kontra:

Nichts

Empfehlung:

Ja

Kaufgrund
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Von einer Bekannten hatte ich zum Geburtstag einen Gutschein für eine kleine Buchhandlung in der Nachbarstadt geschenkt bekommen. Normalerweise kaufe ich ganz gerne in den großen Buchhandlungen ein oder bestelle Bücher im Internet. Diese kleine Buchhandlung betrete ich nur selten, da sie eigentlich nie etwas hat, was mich interessiert. Da ich den Gutschein aber schon einmal hatte, musste ich ihn auch einlösen. Nachdem man mir mitgeteilt hatte, dass sie das Kunstbuch-Sortiment sämtlichst gestrichen hatten, schaute ich mich bei den historischen Romanen um. Viele Titel versprachen spannende Romane, doch das Lesen der Klappentexte war vielfach ernüchternd. Ich wollte einfach keinen Roman haben, in dem eine Katze einen Mord im Beichtstuhl aufklärt, oder ähnlich spannende Dinge. Schließlich wurde ich doch noch fündig. Titel und Klappentext sagten mir zu, und so tauschte ich meinen Gutschein gegen folgendes Werk:

Frank Schätzing: Tod und Teufel


Wichtige Fakten
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ISBN: 3-442-45531-6
Verlag: Goldmann Verlag
Seitenzahl: 507 Seiten
Preis: 8,90 Euro
Auflage: 13. Auflage, Taschenbuchausgabe Juli 2003


Klappentext
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Köln im Jahr 1260: Jacop der Fuchs, ein liebenswerter Dieb und Herumtreiber, wird unfreiwillig Zeuge eines Mordes. Er sieht, wie eine düstere Gestalt den Kölner Dombaumeister vom Gerüst in den Tod stößt. Aber er selbst muss auch gesehen worden sein. Denn jeder, dem Jacop diese Geschichte erzählt, ist kurze Zeit später tot. Dem jungen Mann wird schnell klar, dass er nur eine Chance hat, seine Haut zu retten. Er muss den Täter entlarven, bevor auch er zu seinem Opfer wird...


Cover
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Das Cover ist gut gewählt. Passend zum mittelalterlichen Thema ist auch das Bild nicht modern, sondern gleicht eher einem alten Ölgemälde. Und Autorenname und Titel findet sich noch ein Zitat aus der zum Buch gehörenden Kritik des Kölner Stadt-Anzeigers. Darunter 2 sieht man zwei Personen, die miteinander tuscheln, einer trägt eine Mönchskutte, der andere die rote Kutte eines Kardinals. Im Hintergrund erkennt man den Rheinhafen des Mittelalters und den Domchor, das einzige, was zu dieser Zeit vom Dom schon steht (genau genommen wurde der Chor erst 1320 geweiht, 1260 dürfte er noch gar nicht so weit gestanden haben. Aber das sei dem Illustrator hier einmal verziehen).


Autor
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Frank Schätzing, Jahrgang 1957, lebt gleich mehrere Leben: als Kreativchef einer Werbeagentur, Musiker und Musikproduzent, begeisterter Hobbykoch und Schriftsteller. Seit dem Erscheinen seines Bestsellers „Der Schwarm“ zählt Frank Schätzing zu den erfolgreichsten deutschen Spannungsautoren. Er lebt und arbeitet in Köln. Mehr über den Autor und seine Bücher unter www.frank-schaetzing.com.

Quelle: Text „Über den Autor“ im Buch


Inhalt
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Das Buch beschreibt die Ereignisse, die sich im mittelalterlichen Köln im Jahr des Herrn 1260 abspielten. Und zwar vom 10. bis zum 14. September besagten Jahres. Wir lernen einige wichtige Hauptpersonen kennen, darunter Jacop, genannt der Fuchs, einen Dieb, der schlagartig zur Hauptfigur einer der größten Intrigen der Kölner Patrizier wird. Dabei wollte er doch bloß die Äpfel des Erzbischofs klauen. Doch von seinem Platz im Apfelbaum muss er mit ansehen, wie Gerhard Morart, seines Zeichens Dombaumeister zu Köln, von einer dunklen Gestalt vom Gerüst gestoßen wird. Der Sterbende hat gerade noch Zeit, Jacop seine letzten Worte zuzuhauchen. Dummerweise wird Jacop dabei vom Mörder beobachtet. Der erkennt immerhin Jacops feuerrote Haare, sein Markenzeichen, das ihm seinen tierischen Beinamen eingebracht hat. Auf seiner Flucht vor dem Mörder findet er Unterschlupf bei der Färberfamilie derer von Weiden. Tochter Richmodis rettete ihn einst vor der Stadtwache. Ihr Vater Goddert und ihr Onkel Jaspar Rodenkirchen, Dechant der kleinen Kappelle St. Maria und Magdalena sind die einzigen, die ihm glauben. Und somit ab sofort in Todesgefahr. Denn schon andere Freunde, denen Jacop von dem Mord erzählte wurden augenblicklich von dem unheimlichen Schatten getötet.
Der Schatten, den Jacop zunächst für den Teufel in Person hält, ist ein kühler, berechnender Logiker. Engagiert von den reichsten Kölner Patriziern, die ihn für seine Verbrechen bezahlen, arbeitet er systematisch an deren planungsgemäßer Ausführung. Auf einen Mord mehr oder weniger kommt es ihm dabei nicht an. Doch auch er hat Schwächen.
Stück für Stück bekommen Jacop und Jaspar Einblick in die Intrige, die in den höchsten Familien Kölns gesponnen wurde. Ihnen wird mehr und mehr bewusst, dass sie gefährlich leben. Man versucht, sie zu verleumden, zu verhaften, umzubringen. Doch der Bund, auf dem die Intrige gründete, beginnt zu wackeln. Eine Chance für Jacop und seine Verbündeten?


Mein persönlicher Eindruck
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Frank Schätzing ist es gelungen, echte Vergangenheit mit Fiktion zu mischen, ohne dabei auch nur einmal unglaubwürdig zu werden.
Er erzählt von Gerhard Morart, dem Dombaumeister, von den Patrizierfamilien Overstolz (Das Overstolzenhaus ist ja noch heute in Köln bekannt), Kone und Weise. Er erzählt von Erzbischöfen und Klöstern. Dabei hat er unglaublich viel Wert auf eine sichere Recherche gelegt. Zu seinen Quellen gehörten unter anderem die Schriften des Dombaumeisters Dr. Arnold Wolff.

Zur Sicherheit für seine Leser hat Schätzing seinem Buch noch einen Plan des mittelalterlichen Köln hinzugefügt. Hier können wir Jacops und Jaspars Wege nachvollziehen. Von der Severinstraße zur Bach, vom Neumarkt zum Berlich und vom Entenpfuhl nach St. Pantaleon.

Neben all diesen echten historischen Plätzen und Figuren lässt Schätzing seine erdachten Hauptfiguren agieren: Jacop, von Jaspar später liebevoll Füchschen genannt. Eine Figur, die man spätestens nach den ersten Kapiteln lieb gewinnt, weil er ein kleiner Pechvogel ist, in dem aber viel mehr steckt, wie man später noch erfährt. Überhaupt: Der Autor schafft es, seinen Lesern die Hauptfiguren sofort nach ihrem ersten Auftreten nahe zu bringen, aber dennoch nach und nach immer wieder Neuigkeiten ihrer Vergangenheit und ihres Charakters einfließen zu lassen. Er schafft es, seine Figuren schnell zu Sympathieträgern werden zu lassen, mit denen sich der Leser identifizieren kann. Richmodis zum Beispiel: Sie ist das perfekte Beispiel für eine moderne junge Frau, die so selbstständig und selbstbewusst ist, wie es im Mittelalter kaum sein könnte. Das macht sie zu etwas Besonderem. Oder aber Jaspar Rodenkirchen – ein intelligenter, gebildeter Mann, der sich dennoch von Jacop seine Fehler erklären lassen muss und sie auch eingesteht.

Genauso detailliert wie seine Helden gestaltet der Autor auch die Bösen der Geschichte. Neben den Mitgliedern des Bundes, deren Charakterzüge zwar im Groben beschrieben werden, verwendet Schätzing hier viel Mühe auf den Mörder Meister Gerhards. Hält man ihn anfangs einfach nur für einen kalten Mörder, so bekommt man im Laufe der Geschichte Informationen, die auch ihn menschlicher werden lassen – so dass man am Schluss fast noch Mitleid mit ihm hat.

Da Schätzing zwingend auch die politischen Ereignisse erklären muss, die damals das Leben in Köln beeinflussten, bestand meines Erachtens die Gefahr, dass langweilige „Erklärpassagen“ entstanden. Doch auch dafür hat Schätzing die ideale Lösung gefunden: Er lässt Jaspar die politischen Gegebenheiten erklären. Und zwar Jacop, der als „Taugenichts“ in den Tag hineingelebt hat, sich aber nicht für die Politik interessierte. So wird die Historie lebendig ins Buch eingebunden, ohne auch nur einmal langweilig zu werden.

Für mich war es besonders faszinierend, wie lebendig Frank Schätzing das mittelalterliche Leben beschrieben hat. Ich bin ein echter Mittelalter-Fan und sauge derartige Infos auf wie ein Schwamm und ich muss sagen, dass dem Autor hier genial plastische Erzählungen gelungen sind. Besonders das Treiben auf dem Fleisch- oder Fischmarkt, oder im Hurenviertel auf dem Berlich beschreibt der Autor, als hätte er zuvor eine Zeitreise gemacht um sich zu vergewissern. Einfach nur wundervoll lebendig.

Da ich in Köln studiert habe und somit viel Zeit in der Domstadt verbracht habe, übte das Buch natürlich eine besondere Faszination auf mich aus: Viele Gebäude- und Straßennamen waren mir vertraut. Die Kirchen, Klöster und Straßennamen existieren ja größtenteils heute noch. So fühlte ich mich in Schätzings Geschichte gleich „wie zuhause“ und habe das Lesen besonders genossen. Man merkt einfach, dass der Autor hier mit viel Liebe zu Werke gegangen ist und das es ihm nicht bloß darum ging, einen guten Krimi zu schreiben.


Leseprobe
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Jacop schloss die Augen und bündelte seine gesamte Konzentration auf die Stelle draußen vor der Tür. Er hatte über die Jahre lernen müssen, auf jedes Geräusch, jede Kleinigkeit zu achten.
Da war es wieder.
Scharren. Rascheln.
Dann etwas, das an der Hauswand entlangschabte. Schritte, leise und verhalten. Wieder ein Kratzen an der Wand, diesmal höher.
Goddert presste die Hände vor den Mund und starrte sie der Reihe nach mit aufgerissenen Augen an.
„Oh Gott“, sagte er mit erstickter Stimme.
Jacop fühlte sein Herz irgendwo direkt unterhalb der Kinnlade schlagen. Wieder hatte er das gleiche Gefühl, wie vor wenigen Tagen, als er sich in der kleinen Kirche versteckt und durch einen Spalt die schattenhafte Gestalt beobachtet hatte, die ihn suchte, ihn zu wittern schien, so dass er sich einem Impuls folgend den ganzen Schwall Weihwasser zugemutet hatte. Bilder geisterten ihm durch den Kopf, von Maria, Tilman, Rolof und – Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Die anderen sahen ihn erwartungsvoll an. In ihren Augen war ausnahmslos Angst.
„Ja“, sagte er. „Urquhart ist da draußen.“


Fazit
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Ein absolut genial geschriebener Roman, der bis zum letzten Kapitel spannend bleibt. Schätzing schafft es tatsächlich, das Buch über die gesamte Seitenzahl so zu gestalten, dass der Leser zwar immer eine Ahnung hat, was geschehen könnte, jedoch nie sicher sein kann. Oft genug gibt es überraschende Wendungen. Dabei hat der Autor stets darauf geachtet, seine Figuren in perfekt recherchierter Vergangenheit handeln zu lassen. Am interessantesten ist das Buch sicher für Mittelalter-Fans und diejenigen, die in der Umgebung Kölns wohnen und mit den Beschreibungen mehr anfangen können als andere Leser. Doch da Schätzing es mit dem Lokalkolorit nie übertreibt, wird auch jeder Krimi-Fan seine wahre Freude an diesem Buch haben. Ich vergebe die volle Punktzahl. Fünf Sterne und eine absolute Weiterempfehlung. Viel Spaß beim Lesen.

© Arti

22 Bewertungen, 7 Kommentare

  • crissy13

    18.01.2007, 09:34 Uhr von crissy13
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich, Gruß crissy13

  • crashtestdummie

    11.01.2007, 09:34 Uhr von crashtestdummie
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße!

  • bigmama

    18.09.2006, 21:15 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Anett

  • mural9

    18.09.2006, 18:37 Uhr von mural9
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Inna

  • krullinchen

    18.09.2006, 15:51 Uhr von krullinchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super ausführlicher Buchbericht! Klasse! LG Bine

  • Tweety30

    18.09.2006, 12:26 Uhr von Tweety30
    Bewertung: sehr hilfreich

    ►Sehr hilfreich. Es grüßt Tweety30! ◄

  • sun1979

    18.09.2006, 10:04 Uhr von sun1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht, sehr hilfreich! Lg sun1979