Tod und Teufel (gebundene Ausgabe) / Frank Schätzing Testbericht

ab 19,42
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  sehr gering
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von Prisca

War es der Teufel?

Pro:

interessante Grundstory - Urquhart

Kontra:

etwas langwierige historische und politische Fakten

Empfehlung:

Ja

Endlich möchte ich euch mal wieder ein Buch vorstellen, das ich letzte Woche zu Ende gelesen habe. Es war mein dritter Roman von


*** FRANK SCHÄTZING - TOD UND TEUFEL ***


Was mich an Frank Schätzing fasziniert, ist die Tatsache, das seine Bücher aus völlig verschiedenen Genres kommen. Mein erster von ihm war "Der Schwarm" - ein aktueller Umweltthriller - spannend, wissenschaftlich ziemlich ausgefeilt - mit ein wenig "Zukunftsmusik" vermischt. Mein zweiter Roman war: Die dunkele Seite - ein "Kölnkrimi" der aber gar nicht unbedingt nur in Köln spielt, sondern sich mit der aktuellen Nah-Ost-Problematik auseinandersetzt.

Und nun "Tod und Teufel". Wieder ein Buch, das in Köln spielt, allerdings im Köln des 13. Jahrhunderts.


*** INHALT ***


Jacob ist ein "kleiner Dieb" - nicht böswillig, sondern eher aus Notwendigkeit, denn eine andere Möglichkeit gibt es für ihn nicht, zu überleben. Es gelingt ihm immer wieder geschickt, der Justiz zu entgehen, bis einer Tages das Schicksal zuschlägt.

Er sitzt auf dem Apfelbaum des Erzbischofs und versucht, ein paar Äpfel für das Abendbrot zu organisieren. Dabei muss er den Mord an dem Dombaumeister (der Kölner Dom befand sich damals gerade im Bau) mit ansehen, der von einem geheimnisvollen Schatten in die Tiefe gestürzt wird. Unglücklicher weise bricht in diesem Moment der Ast, auf dem er sich versteckt hält und er fällt dem Ermordeten fast vor die Füße. Dabei wird er von dem Mörder entdeckt.

Jacob kann fliehen, schließlich lebt er in den Strassen von Köln und ist immer auf der Flucht vor den Häschern. Aber das Erlebte macht ihm zu schaffen, denn er weiß nicht recht, wie er es deuten soll. Was ist wirklich auf dem Dom geschehen? War der Schatten niemand anders als der Teufel persönlich?

Jacob vertraut sich einem Freund und einer bekannten Hure an, bei der er sich schon des öfteren aufgehalten hatte. Das er damit das Todesurteil der beiden spricht, kann er nicht ahnen!

Erst als die beiden Leichen entdeckt werden geht Jacob auf, das er mit seinem feuerroten Haar in Lebensgefahr ist - der Mörder hat ihn gesehen und wird auchihn jagen und töten. Zunächst weiß Jacob nicht wo hin, doch dann stößt er auf Richmodis, eine junge Frau, die sofort bereit ist, ihm zu helfen. Zusammen mit ihrem Vater und ihrem Onkel beginnt für Jacob ein Wettlauf gegen die Zeit ... Wird es ihnen gelingen, den/die Mörder zu entlarven? Und warum musste der Dombaumeister überhaupt sterben?

So, mehr möchte ich euch über den Inhalt nicht mehr verraten, aber wir immer folgen jetzt die


*** GEDANKEN ***


die ich mir beim lesen gemacht habe. Mal sehen, ob ich sie sortiert kriege und euch mitteilen kann. Ich muss nämlich zugeben, das es bei mir ein bisschen durcheinander ging.

Der Einstieg in den Roman ist mir schwer gefallen. Dabei fängt er eigentlich durchaus spannend an - kurz wird Jacob vorgestellt und dann folgt schon recht bald der Mord an dem Dombaumeister. Von dem Augenblick an ist Jacobs Leben in Gefahr und er befindet sich ständig auf der Flucht ...

Allerdings fand ich den Schreibstil von Schätzing nicht so sonderlich spannend. Er ist ziemlich erzählerisch und langatmig, geht sehr genau auf die damalige Zeit in Köln ein. Für den geschichtlich interessierten Leser vielleicht ganz interessant - wenn man allerdings erwartet (so wie ich) hier einen Krimi mit historischen Hintergrund vor zu finden, dann ist man anfangs eventuell ein wenig enttäuscht.

Der Roman wird nicht nur aus der Sicht von Jacob geschrieben, sondern auch aus der Sicht der Verschwörer, die den Mörder des Dombaumeisters angeheuert haben. Das ist allerdings gut gemacht - hier verrät Schätzing genug, um den Leser neugierig zu machen - aber nicht zu viel. Man bekommt als Leser sehr schnell mit, das hinter dem Tod des Dombaumeisters mehr steckt als ein "einfacher Mord" - ein Verrat, eine Intrige scheint hier im Gang zu sein. Aber Schätzing verrät lange Zeit nicht, worum es sich hier genau handelt, macht imer wieder nur Andeutungen. Ich als Leser war bis zum letzten Drittel des Buches im Unklaren, was hier genau vor sich ging - und selbst dann hat es noch längere Zeit gedauert, bis Schätzing mir meinen Verdacht endlich bestätigt hat.

Der Roman lässt den Leser nicht nur in die Geschichte Kölns zur damaligen zeit eintauchen, sondern er verrät auch viel über die Politik der damaligen Zeit. Teilweise ist das sehr geschickt gelöst, in dem der Onkel von Richmodis, der als Physikus und Mönch recht gebildet ist, Jacob ein wenig über die Politik aufklären möchte. Den einen oder anderen Leser mag das interessieren - ich könnte mir aber denken, das diese Stellen auf viele einfach nur sehr langatmig wirken - zumal man oft genug gar nicht weiß, was das nun mit der eigentlichen Story des Romans zu tun hat.

Für mich wichtig in einem Roman sind immer die handelnden Personen - wenn mir diese nicht sympathisch oder auch ruhig mal unsympathisch sein können, dann kann ich mich auch nicht wirklich auf ein Buch einlassen. Hier bin ich ein wenig zerrissen. Die positiven Hauptpersonen sind nicht unsympathisch - andererseits erreichen sie aber nur sehr langsam eine gewissen Tiefe, die sie interessant werden lässt. Wirklich ins Herz geschlossen habe ich eigentlich niemanden. Wer sehr gut geschildert ist, ist Urquhart, der Mörder des Dombaumeisters. Er ist eine sehr geheimnisvolle Figur - nicht positiv - aber sehr interessant. Leider bleibt auch er lange Zeit nur an der Oberfläche und erreicht erst kurz vor dem Ende dieTiefe, die dieser Charakter eigentlich verdient.

Alles in allem muss ich über diesen Roman sagen, das er mich ein wenig enttäuscht hat. Vielleicht liegt das ein wenig an meinen Erwartungen. Ich hatte mir einfach mehr Krimi gewünscht und nicht ganz so viel "politisches und geschichtliches Geschwafel" Natürlich gehört es zu einem historischen Roman ein gewisser historischer Hintergrund - nur sollte er nicht zu langatmig werden.

So habe ich mich mit dem Einstieg ziemlich schwer getan - etwa ab Mitte des Romans wurde es dann etwas spannender. Gelungen fand ich eigentlich die letzten 50 Seiten. Die sind wesentlich flotter geschrieben als der Rest des Romans. Hier kommt endlich so richtig "Leben in die Bude" - doch leider ist der Roman dann ja auch schon bald zu Ende.

Jetzt will ich aber noch ein paar Worte zu


*** FRANK SCHÄTZING ***


verlieren.

Frank Schätzing wurde 1957 in Köln geboren, wo er heute noch mit seiner Frau lebt.

Er ist ein vielseitig interessierter Mensch, studierte Kommunikationswissenschaften, ist Mitbegründer der Kölner Werbeagentur INTEVI und beschäftigte sich mit experimenteller Wissenschaft.

Das Schreiben war für ihn zunächst nur ein Hobby, genau wie Musik und Kochen. Doch 1995 erschien sein erstes Buch, eben Tod und Teufel". Schon ein Jahr später folgte "Mordshunger" ... Damit war seine Schriftstellerkarriere gestartet.

Aber auch die Musik kommt später noch zum Zuge, Schätzing ist Mitbegründer der Musikproduktionsfirma Sounds Fiction. Für das Hörbuch von Tod und teufel komponierte er den Soundtrack selbst und nahm große teile davon in seinem eigenen Studio selbst auf!

Andere Bücher von Frank Schätzing:

Mordshunger
Die dunkle Seite
Keine Angst
Lautlos
Der Schwarm


*** FAKTEN ZUM BUCH ***


Tod und Teufel
Taschenbuch:
507 Seiten
Goldmann Verlag
ISBN: 3442455316
8,90 Euro

Erwähnen möchte ich, das sich hinten im Buch ein Glossar für lateinische und mittelalterliche Begriffe befindet, was ich sehr schön finde. Ebenfalls eine gute Idee, die Karte vom alten Köln, die vorn im Buch abgedruckt ist. Nur leider ist diese Idee sehr schlecht umgesetzt, nämlich so klein und undeutlich gedruckt, das man nichts darauf zu erkennen vermag. Schade!

Es gibt zu dem Buch auch eine Hörbuch CD, die allerdings nur noch gebraucht zu bekommen ist!


*** MEIN FAZIT ***


Ein historischer Krimi, der großen Wert auf den historischen Hintergrund legt. Dafür bleibt allerdings manchmal die spannende Story auf der Strecke.

Schlecht ist der Roman sicher nicht und Freunden historischer Romane würde ich ein anschmökern auf jeden Fall mal empfehlen - nur sollte man sich nicht zu sehr auf Krimi einstellen!


@ Prisca - Januar 2005 - ich schreibe für Ciao und Yopi

17 Bewertungen, 7 Kommentare

  • anonym

    11.02.2006, 20:11 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, obwohl ich dem Buch mindestens 4 Sterne gegeben hätte =)

  • mausi4

    09.02.2006, 09:37 Uhr von mausi4
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG...freu mich über Gegenlesungen!

  • LucaDickmops

    08.02.2006, 21:39 Uhr von LucaDickmops
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich, viele Grüße Luca

  • Vicky

    07.02.2006, 08:58 Uhr von Vicky
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich - Vicky

  • Deianira

    06.02.2006, 15:18 Uhr von Deianira
    Bewertung: sehr hilfreich

    das klingt als wäre es ein Buch für mich, ich liebe historische Romane, da lass ich mir sogar einen Krimi eingehen =) *mfg*

  • WreckRin

    05.02.2006, 15:03 Uhr von WreckRin
    Bewertung: sehr hilfreich

    super Bericht, freu mich über Gegenlesungen <br/>LG Sandra

  • kakaue

    05.02.2006, 13:49 Uhr von kakaue
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh lg chris, gegenlesungen sind immer erwünscht :-))