Schlaganfall Testbericht

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Erfahrungsbericht von Frankenmetal

Das Leben geht weiter?

Pro:

???????

Kontra:

Alles

Empfehlung:

Nein

Die ist kein Bericht über die medizinischen Aspekte des Schlaganfalles (Apoplex), sondern soll Euch einige Gedanken und Bemerkungen aus Sicht eines mitbetroffenen Partners näher bringen.

Meine Ehefrau erlitt im Mai 2003 einen Schlaganfall – die Vorgeschichte wird Euch hier erspart, die Anzeichen, bzw.
Krankheiten, die diese Erkrankung begünstigen sind in anderen Berichten zur Genüge dargestellt worden.

Erste Tage
*********

Das Leben bleibt stehen – ich und auch unser Sohn (damals 27 Jahre alt) waren zu keiner planvollen Handlung mehr fähig. Ich wartete auf und abgehend die halbe Nacht, bis ich früh wieder in die Klinik gehen konnte. Selbstzweifel, Selbstvorwürfe und die Angst um den Partner waren die vorherrschenden Gedanken. Arbeit, Haushalt usw. waren nicht existent – die Grundgedanken drehten sich um meine Frau und die Zukunft.
Warum sie, warum wir, warum jetzt??? Meine Frau war 49 Jahre alt, als es sie „traf“.

Rehabilitation
***********

Nach einer Woche konnte sie wieder etwas reden, reagierte wieder auf Ansprache und erkannte uns endlich wieder. Ihr war immer noch nicht klar, was eigentlich passiert war.
Glücklicherweise bekam sie innerhalb einer Woche einen Rehaplatz – sie freute sich und sah mit Elan und Zuversicht nach vorne.
Während der Reha machte sie langsam Fortschritte, konnte aber nicht lange einem Gespräch folgen. Diese Rehamaßnahme dauerte bis Oktober desselben Jahres, dann kam die Nachricht der AOK, die weitere Kostenübernahme wird aus finanziellen Gründen abgelehnt. Wir waren entsetzt.

Zuhause
*******
Zusammen mit unserem Sohn wurde das Haus umgestellt – da meine Frau keine Treppen steigen konnte/kann, musste das Schlafzimmer vom ersten Stock ins Parterre. Um die Toilette wurde mit Rohren ein Gestell gebastelt, um ihr den selbständigen Toilettengang zu ermöglichen. Ein Rollator und ein Toilettenstuhl für die Nacht sowie ein Duschstuhl waren schon geliefert worden.
Ich holte sie selbst in der Rehaklinik ab – es war wie ein Neuanfang.

Langsame Veränderungen
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In der ersten Zeit – bis Februar 2004 – ging meine Frau noch fünfmal die Woche in die Tagesklinik zur weiteren Behandlung: Gymnastik, psychologische Betreuung, Training der Feinmotorik, Entspannungsübungen. Diese Zeit über ging es meiner Partnerin eigentlich ganz gut – es wurde was gemacht! Das änderte sich mit dem Ende der Übernahme der Kosten durch die AOK.
Sie zog sich langsam in sich selbst zurück, weigerte sich, zu einer neuen Krankengymnastik zu gehen.
Ich bemerkte mit Verwunderung eine immer stärker werdende Veränderung im Wesen, in der Psyche meiner Frau – es gab keine feinen, abgestimmten Antworten oder Äußerungen mehr, sondern sie artikulierte ihre Stimmungen, Wünsche und Antworten immer unverschlüsselter, immer weniger zurückhaltend. Dies natürlich nicht nur uns gegenüber, sondern auch nach außen zu Bekannten und Verwandten.

Der Weg in die Isolation
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Bemerkten wir schon im Klinikum, dass die Besuche der ach so guten Freunde immer spärlicher wurden – hörten diese Besuche nun ganz auf. Ebenso wurden die Anrufe immer seltener. Meine Frau äußerte sich zwar nicht darüber – aber nach 30 Jahren zusammensein weiß ich schon was wann mit ihr los ist. Wenn dann Weihnachten und Neujahr sich keiner meldet, weiß man was man von solchen Freunden/Bekannten zu halten hat.
Inzwischen ist es sehr schwer, sie überhaupt zum verlassen des Hauses zu überreden – sie hat sich noch mehr in sich selbst zurückgezogen. Aber wir geben nicht auf!!!

Umstände, die das Leben nicht leichter machen
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In der Stadt – Blicke von Passanten, enge Gänge im Kaufhaus, zu eng für den Rollstuhl. Die Suche nach der Behindertentoilette. Die zu hohen Kassen. Die zu engen Umkleidekabinen. Die zugeparkten Behindertenparkplätze.

Ämter

Es macht schon eine Menge Arbeit, alle Angelegenheiten
Im Zusammenhang mit der Behinderung bez. Ämter, Behörden, AOK usw. auf die Reihe zu kriegen, ich muß ja auch arbeiten gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in der Situation wie meine Frau die alles alleine bewerkstelligen soll. Alle Vergünstigungen(wenn man in dem Zusammenhang überhaupt von Vergünstigung sprechen kann) muß man sich mühsam erarbeiten – Informationen holen, Anträge anfordern, Anträge abgeben usw. geschenkt bekommt man nichts, auch wenn die allgemeine Meinung anders ist.


Finanzielles
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Wir zählten zwar nie zu den „Reichen“, hatten doch aber unser Auskommen. Mit der Bewilligung der Rente wegen vollständiger Erwerbsunfähigkeit müssen wir natürlich nicht unerhebliche Abstriche an unserem Lebensstandard machen.
Doch damit nicht Genug: Die Gesundheitsreform belastet uns mit ziemlich hohen Zuzahlungen für Medikamente und Krankengymnastik, ebenso die Kosten für notwendige Medikamente, die vollständig von uns gezahlt werden müssen. Durch die Erwerbsunfähigkeitsrente – die seit dem
Fünfzigsten Lebensjahr meiner Frau gezahlt wird- fällt ihre spätere Altersrente trotz über dreißigjährigem Berufsleben sehr spärlich aus. Die Rente bleibt auf dem Stand, der bis zum Zeitpunkt der EU-Rente erarbeitet wurde stehen.


Blick in die Zukunft
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Wir werden uns nicht von den hier vorgestellten Hindernissen zu sehr beeinflussen lassen. Wir werden unsere Zukunft in die Hand nehmen und gemeinsam unser weiteres Leben gestalten – weil wir es wollen, weil wir zusammen halten und weil wir es müssen.
Mit dem Tag des Schlaganfalles hat unser Leben von neuem begonnen. Wir mussten und müssen unser gemeinsames Leben unsere Ziele neu definieren und den Weg dahin suchen. Wir brauchen und wollen kein Mitleid –Verständnis? Ja!!


Ich hoffe, ich habe Euch ein paar Anregungen gegeben – dieses „Problem“ unvoreingenommen zu betrachten und vielleicht im Bekanntenkreis Verständnis für die Betroffenen zu entwickeln.



Orlando Walz Feb.2005

49 Bewertungen, 13 Kommentare

  • krullinchen

    16.06.2009, 22:34 Uhr von krullinchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Grüße.

  • ronald65

    19.05.2008, 10:38 Uhr von ronald65
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh

  • frankensteins

    18.05.2008, 20:09 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    es ist einfach schlimm, was hier so passiert, ich bin im März nach einem Sturz am Bein operiert worden, nun fehlen mir 7,3 cm am Bein und ich kann nicht mehr laufen, keiner ist schuld, Reha kann ich nicht gehen, da ich nicht selbständig laufen kann, toll

  • anonym

    05.10.2007, 17:43 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Damaris

  • morla

    02.12.2006, 23:40 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    habe ja auch schon 2 schlaganfälle hinter mir aber ich habe mich wider ganz gut gefangen warscheinlich weil ich erst 25 und 30 jahre alt war, sprechen konnte ich wieder normal nach einem jahr ohne reha. l. g. petra

  • ochsenfrosch43

    20.11.2006, 16:43 Uhr von ochsenfrosch43
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich wünsche euch ganz viel Kraft und Geduld.... mein Vater erlitt 2003 einen Schlaganfall, als unsere Drillinge gerade mal 2 Wochen auf der Welt waren. Das stellt eine ganze Familie auf den Kopf :-( Kopf hoch Orlando!

  • darras76

    19.11.2006, 05:34 Uhr von darras76
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute!

  • blackangel63

    13.06.2006, 00:26 Uhr von blackangel63
    Bewertung: sehr hilfreich

    (•¿•)›…..SH - LG Anja......‹(•¿•)› Ein Bericht der unter die Haut geht !

  • matahari66

    08.06.2006, 05:50 Uhr von matahari66
    Bewertung: sehr hilfreich

    * * S H * * Liebe Grüße matahari66 ;o)))

  • Flute

    04.05.2006, 22:51 Uhr von Flute
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das mit den "guten Freunden" kenne ich nur zugut. <br/>Wenn man nicht mehr so flexibel ist und Abstriche machen muss, <br/>ist man nicht mehr gefragt. Viele können mit Krankheiten nicht <br/>umgehen und machen sich rar, bis sie sich nicht meh

  • campimo

    06.12.2005, 09:06 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Die AOK ist echt ein mieser Haufen, und dann auch noch das Zerplatzen der Illusion von Freundschaft ... Ich wünsche euch das Beste, haltet die Ohren steif.

  • eddy1998

    05.06.2005, 21:18 Uhr von eddy1998
    Bewertung: sehr hilfreich

    mir geht echt mies

  • Fernsteuerung

    27.02.2005, 00:52 Uhr von Fernsteuerung
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... einem das Leben im Umfeld so schwer gemacht wird. Schön, wenn der Zusammenhalt da ist. Liebe Grüsse, Fernsteuerung.