Der Vorleser (Taschenbuch) / Bernhard Schlink Testbericht

ab 3,37
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Erfahrungsbericht von Lady_Punk_88

Der Junge und die Alte

Pro:

gut geschrieben

Kontra:

zu kurz

Empfehlung:

Ja

Klassenarbeit Deutsch 8.6.06 Marianne Schnurr

Bernhard Schlink: Der Vorleser
Eine dramatische Liebesgeschichte zum (Vor)lesen!
Das Buch „ Der Vorleser“ von Bernhard Schlink handelt von einer Liebesbeziehung zwischen dem 15- jährigen Michael und der 18 Jahre älteren Hanna.
Sie lernen sich auf eine amüsante Art und Weise kennen und lieben. Alles läuft gut, bis Hanna plötzlich verschwindet und sie sich einige Zeit später, bei einem Prozess, wieder treffen. Hanna als Angeklagte und Michael als Jurastudent. Nach einem langen Prozess bekommt Hanna eine Freiheitsstrafe und für Michael beginnt ein schwieriger Teil seines Lebens, den er zu meistern versucht.

Dieses Buch war eine Pflichtlektüre der 11. Klasse. Schnell wurde klar, dass es gar nicht so einfach ist, über dieses Buch zu diskutieren. Dennoch wurde auch diese Hürde übersprungen.

Die Frage, wie Bernhard Schlink dazu kommt, so ein Buch zu schreiben, bleibt offen. In vielen Dialogen mit Reportern geht er nicht darauf ein, ob er diese Geschichte selbst erlebt hat. Doch man kann sich gut vorstellen, dass er schon mal etwas in dieser Art durchgemacht hat.
Das Buch von Bernhard Schlink ist fesselnd geschrieben. Es fällt schwer, das Buch zur Seite zu legen. Man brennt darauf zu erfahren, wie der Prozess ausgeht.

Was in diesem Buch vielen Personen klar wird, ist der Analphabetismus. Hanna ist ein Fall von vielen. Sie kann nicht lesen und schreiben. Viele können sich gar nicht vorstellen, wie das ist. Für Hanna ist es noch schwerer, denn sie will nicht, dass irgendjemand mitbekommt, dass sie Analphabetistin ist. Sie versucht ihr Leben mit dieser doch gravierenden Einschränkung zu leben. Zum Beispiel lehnt sie die Beförderung bei Siemens ab und zieht ständig um. Selbst während des Prozesses schweigt sie. Keiner kann wissen, dass sie die Anklageschrift nie gelesen hat. Einer der Anklagepunkte lautete zum Beispiel, sie habe einen Bericht, über gefangene jüdische Frauen und Kinder, geschrieben, die in einer Kirche verbrannt sind, in dem Hanna sich selbst schuldig spricht. Kann aber nicht sein, denn Hanna kann weder lesen noch schreiben.
In diesem Buch erfährt man viel über Taktiken von Analphabeten. Wie sie sich verstecken oder weglaufen.
Erst während des Prozesses merkt Michael, dass Hanna weder lesen noch schreiben kann. Doch er sagt nichts. Er traut sich nicht nach so langer Zeit Hanna darauf anzusprechen. Den Mut, direkt zum Richter zu gehen, hat er auch nicht. Also sitzt er im Gerichtsaal, verfolgt interessiert die Verhandlung und schaut zu, wie seine vergangene Affäre zu Unrecht verurteilt wird. Es kommt die Frage auf, warum er das tut. Warum traut er sich nicht? Wovor hat er Angst?
Wieso geht Hanna lieber ins Gefängnis als zuzugeben, dass sie eine der vielen Analphabeten ist? Warum nehmen Menschen eine riesige Last auf sich, um eine „Kleinigkeit“ verbergen zu können?

Was noch ein wichtiger Aspekt dieser Geschichte ist, ist der 2. Weltkrieg. Nachdem Hanna plötzlich bei Siemens gekündigt hat, ging sie als Aufseherin zu SS. Als solche wird sie im Prozess auch verurteilt. Michael, der auch erst während des Prozesses davon erfährt, ermittelt. Er fährt zu einem Konzentrationslager und fragt sich, wie ein Mensch zu so einer Sache fähig sein kann.
Michaels Vorstellungskraft ist groß, was die Fantasie des Lesers wachsen lässt. Man kann sich gut in die verschiedenen Rollen reinversetzen. Eine Stärke von Bernhard Schlink. Er selbst hat zu Zeit des Krieges gelebt und die Vorstellungen von Michael und die Erinnerungen von Hanna sehr glaubwürdig dargestellt. Eine Schwäche von Herrn Schlink ist, dass er ein paar Dinge zu genau beschreibt. Bei diesem Punkt nimmt er den Lesern geringfügig die Fantasie.

Jemandem das Buch zu empfehlen ist schwer. Bei mir war es, wie auch schon erwähnt, eine Pflichtlektüre meiner Klasse. Ich war eine der Schnellen und hatte das Buch schon fertig, als einige noch gar nicht angefangen hatten. Zu diesem Zeitpunkt fand ich es langweilig. „Es ist halt eine Geschichte“. „Aja, nix besonderes“. Das waren meine Gedanken. Doch richtig interessant wurde es, als wir das Buch gemeinsam besprachen. Das nötige Hintergrundwissen wurde gesammelt und man stellte Vermutungen auf. Man bekam die verschiedenen Standpunkte der Leser zu Gesicht, was sehr interessant war.
Für diejenigen, die das Buch lesen und danach nie wieder anrühren oder sich Gedanken darüber machen, brauchen die 7,95 Euro gar nicht erst ausgeben. Für Menschen, die viel und schnell lesen, ist das Buch meiner Meinung nach auch nichts. Wenn man die erste Seite aufgeschlagen hat, ist man ein paar Stunden später auch schon bei der letzten. Denn das Buch fasst gerade mal 207 Seiten. Um auch zum Schluss zu kommen. Schulklassen oder andere Gruppen kann ich das Buch sehr empfehlen. Ich denke auch, dass gerade junge Leute mit diesem Buch Spaß haben können. Vorausgesetzt sie beschäftigen sich damit.

Mit freundlichen Grüßen Lady_Punk_88

20 Bewertungen, 10 Kommentare

  • hope1

    02.12.2007, 01:55 Uhr von hope1
    Bewertung: sehr hilfreich

    naja, also das Schlink waehrend des krieges gelebt hat ist wohl wahr, aber viel mitbekommen hat er vermutlich nicht, als 1-Jaehriger!!!

  • Kerith

    11.09.2006, 22:21 Uhr von Kerith
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich habe gerade einige Zeit darüber nachgedacht, ob ich nun SH oder nur H werten soll... Ich fände es wünschenswert, wenn du noch eine genauere Struktur einbringen würdest, dann wäre mein SH jetzt gerechtfertigt. ^^"

  • superlativ

    27.06.2006, 15:07 Uhr von superlativ
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe grüße!

  • Binich

    27.06.2006, 02:14 Uhr von Binich
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh und einen Gruß Toni

  • Sommergirl

    26.06.2006, 19:29 Uhr von Sommergirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Infos zu Autor? Wie ist das Buch denn so aufgemacht?

  • chatts

    26.06.2006, 19:03 Uhr von chatts
    Bewertung: sehr hilfreich

    Mein hilfreich bezieht sich darauf, dass Du in Deinem Bericht Details der Geschichte vorweg nimmst, die sich dem Leser erst nach und nach bei der Lektüre erschließen. Diese Zusammenhänge gehören in die Dramaturgie der Geschichte und Du nimmst denjenigen, d

  • kyrilia

    26.06.2006, 18:30 Uhr von kyrilia
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich liebe das buch.sh

  • topfmops

    26.06.2006, 18:28 Uhr von topfmops
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das kommentier' ich lieber nicht.

  • Zhao_Yun

    26.06.2006, 18:14 Uhr von Zhao_Yun
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :)

  • Estha

    26.06.2006, 18:10 Uhr von Estha
    Bewertung: sehr hilfreich

    ☼☼☼ ... lg susi ... ☼☼☼