Der Vorleser (Taschenbuch) / Bernhard Schlink Testbericht

ab 3,37
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Erfahrungsbericht von JustOliver

Ein ganz großes Buch!!!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ausgelöst durch einen positiven Bericht einer meiner Vertrauten wurde ich auf das hier vorgestellte Buch aufmerksam. Kurzerhand ersteigerte ich das Buch bei Ebay und nun habe ich es auch verschlungen. Um das Fazit dieses Berichts vorwegzunehmen: Danke Niko!

DAS BUCH
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Erzählt wird das Buch aus der Perspektive des Michael Berg. Im Alter von 15 Jahren erleidet er auf der Strasse einen ersten Anfall von Gelbsucht. Ein Frau eilt ihm zu Hilfe, indem sie ihn stützt und auch bei der Beseitigung des Erbrochenen hilft. Nach überstandener Krankheit wird er von seiner Mutter mit einem Blumenstrauß zu dieser Frau, namens Hanna geschickt, um sich bei ihr zu bedanken. Hierbei kann er erste erotische Momente einheimsen, als er sie zufällig beim Umziehen betrachtet. Dieser Anblick lässt ihn nicht mehr los und schließlich besucht er Hanna erneut. Hier beginnt eine erotische Beziehung, denn auch Hanna, obwohl deutlich älter, lässt sich auf Michael ein. Die Beziehung läuft in Form eines Rituals ab, bei dem Michael Hanna aus literarischen Werken vorliest, sie Michael dann badet und sich die beiden anschließend lieben. Hierbei ist die ganze Beziehung dennoch durch eine gewisse Anonymität gekennzeichnet, denn viel erfahren die beiden „Liebenden“ nicht voneinander. Dieses Spiel geht eine ganze zeitlang so weiter, bis Hanna irgendwann ohne Ankündigung verschwindet.
Erst nach Jahren trifft Michael Hanna wieder. Und zwar ist er als Jurastudent Zuschauer eines Verfahrens gegen Aufseherinnen eines Außenlagers von Auschwitz. Neben der Durchführung von Selektionen von 60 Frauen wöchentlich, die zurück nach Auschwitz müssen, wird ihnen vorgeworfen, zugesehen zu haben wie eine Gruppe von Frauen, die sie zuvor in einer Kirche eingesperrt hatten, eben in dieser Kirche bei einem Bombenangriff verbrennen. Eine der Angeklagten ist Hanna. In dem Prozess wundert sich Michael stets über das relativ unbefangene Auftreten Hannas, die sich durch freizügige Äußerungen in die Rolle der Haupttäterin manövriert und zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wird. In diesem Prozess wird ihm klar, dass Hanna Analphabetin ist und daher die Anklageschrift nicht recht interpretieren kann und auch deshalb früher immer Bücher vorgelesen bekommen wollte.
Wie die Geschichte weitergeht und endet muss der geneigte Leser dann schon selbst herausfinden....

EINDRUCK
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Die Eindrücke beim Lesen des Buchs waren äußerst vielfältig. Hinsichtlich des Erzählstils ist es zunächst einmal sehr faszinierend, wie sensibel Schlink die Geschichte beschreibt. Der Schreibstil ermöglicht es dem Leser sich wunderbar in die Rolle des kleinen Jungen hineinzuversetzen. Man spürt hierbei quasi die Zerbrechlichkeit der Beziehung, ist sie doch auf das strikte Einhalten bestimmter Regeln ausgerichtet. Diese Sensibilität der Erzählung setzt sich durch das gesamte Buch fort, so dass der Leser meiner Erachtens emotional sehr stark involviert ist.
Faszinierend generell ist auch die Thematik. So erscheint doch die Geschichte anfangs ein wenig abwegig und vor allem auch ein wenig platt. Sicherlich, Jugendschwärmereien für die ältere Nachbarin hat vielleicht einmal jeder Junge durchlebt. Daraus entstanden ist wohl bei den aller wenigsten etwas. So steht am Anfang eine recht unterhaltsame aber sicherlich nicht tiefgehende Geschichte. Alles ändert sich, als man in den Gerichtsprozess versetzt wird. Hier bekommt die Handlung auf einmal eine gewisse Tragweite. Erst die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Dann die Erkenntnis, dass Hanna Analphabetin ist, durch die die vorherige Liebschaft mit ihren festen Regeln eine ganz anderes Licht gerückt wird. Das hat in mir vielfältige Gedanken und Empfindungen ausgelöst, die nur schwer hier darzustellen sind. Und genau das ist es, was ich an Büchern liebe, wenn sie mich beschäftigen.
Aus diesem Grunde wurde das Buch auch innerhalb von zwei Tagen gelesen. Hierbei wirkt auch positiv, dass die einzelnen Kapitel mit im Schnitt 2-4 Seiten sehr kurz sind, so dass man immer wieder zwischendurch ein paar Seiten lesen kann.

ALLGEMEINE DATEN
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Taschenbuch:
ISBN: 3257229534
206 Seiten
7,90 Euro
Gebundene Ausgabe:
ISBN: 3257056087
10 Euro

FAZIT
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Nun, mich hat das Buch sehr tief angesprochen. Die verschiedenen Teile des Buches wecken die unterschiedlichsten Empfindungen und das ist etwas, was mir sehr gut gefallen hat. Schlink versteht es, den Leser mit auf eine Reise zu nehmen, eine Reise in seine Geschichte. Und das habe ich nur bei sehr wenigen Büchern vorher in dieser Form erlebt. Aufgrund der Kürze ist das Buch schnell zu lesen, so dass für denjenigen, der sich ein wenig für anspruchsvollere Literatur interessiert, eine schnelle Lektüre möglich ist. Auf jeden Fall: sehr empfehlenswert!!!

23 Bewertungen, 1 Kommentar

  • hjid55

    23.05.2007, 21:38 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh & lg Sarah