Schnittlauch Testbericht

Wenn ich es liebevoll – liebevoll zu mir – beschreibe habe ich eine rote Hand. Eine rote Hand? Na ja, meine Großmutter hatte eine grüne. Sie säte, schnitt Ableger ab, grub Zwiebeln ein aus alles blühte und gedieh, trug reiche Früchte, ganz nach Pflanzenart. Ich hingegen kaufe schönste Pflanzen, dünge und gieße sie ganz nach Vorschrift, wie ich meine, und rot und tot ist das beste, was herauskommt. Meistens jedoch braun und übelriechend. An Samen oder Blumenzwiebel, Ableger, die Wurzeln ziehen sollen darf ich gar nicht denken.

Nun entdeckte ich, und schon bin ich fast beim Thema, eine wunderschöne Pflanze und noch dazu essbar. Den Schnittlauch. Und als sollte es evolutionsgeschichtlich (ihr wisst dass mit dem Darwin, dem ich für die Überlassung dieses Begriffs herzlich danke) eine Übereinstimmung zwischen buhsi und Schnitti gegeben haben, wir vertragen uns. Es mag auch ein seinem Masochismus liegen oder an seiner brutalen Härte im Überlebenskampf (struggle or life auch Darwin), aber wir fanden auf den ersten Blick Vertrauen zueinander.

Ob in der Wohnung auf der Fensterbank, in großen oder kleinen Geschirren auf der Terrasse oder einfach auf etwas Brache im garten eingesetzt, der Schnittlauch gedeiht. Wenn ich an ihn denke, gieße ich ihn, sonst nicht. Wenn erblüht freue ich mich, die lila Blüten gefallen mir. Dann ist der Lauch zwar schon etwas hart und zähe, aber kurz abgeschnitten nachdem des Blühens genug und er treibt wieder wie neu. Der Schnittlauch übersteht Hitze und Kälte, Regen und Sonnenschein und vor allem – er übersteht mich. Er ist nicht heikel wie das Basilikum, der immer alleine stehen muß, er verdürrt nicht wie Majoran und Thymian, Schnitti ist super.


Also mein erster Rat. Wo immer ihr Schnittlauch seht, hingehen, kaufen, genießen.

Wie alles, was grün ist, ist Schnittlauch gesund. Aber, wie weniges, das grün ist, schmeckt er fast allen. Er ruft keine Spuck- du Schleuderorgien hervor wie der gemeine Spinat oder das edlere Mangold, er riecht und schmeckt nicht so penetrant wie Kohl und Kochsalat, er hat nicht die reine Geschmacklosigkeit des Glashausbroccoli und der Kohlsprossen und ist auch fern der exotischen Genüsse wie Zitronengras, Artischocke, Avocado u. ä., die auch in so manchem das unbestimmte Gefühl erwecken „was der Bauer nicht kennt, isst er nicht“. Der Schnittlauch verträgt sich fast mit allem und jedem.

Der Schnittlauchgenussmöglichkeiten sind etwa folgende (er schmeckt wie Schnittlauch, fein nach Zwiebel, fein nach Lauch):

Buhsis-Traum: gefüllter Schnittlauch garniert (der Schnittlauch ist hohl, es gibt dünne Injektionsnadeln und Mousse vom feinsten, warum macht es mir keiner?)

Abschneiden und mit etwas Salz auf ein Butterbrot.

mit Topfen (Quark),Salz, Pfeffer und eventuell anderen Kräutern zu einem Frühlingssaufstrich vermischen,

auf Paradeiser (Tomaten) oder sonstige Salate gestreut.

Auf Eier jeder Form – nicht so gut wie Trüffel aber an heißen Sommertagen ein willkommener Ersatz auf Spiegeleier, Eiaufläufen, Eierspeisen und Rühreiern.

Nicht zu vergessen in der klassischen Schnittlauchsauce zu gekochtem Rindfleisch, dem Tafelspitz, und diversen anderen Kochspeisen.

Für Italophile gehört er unbedingt in die Salsa Verde zum Bollito Misto oder zum Fisch.

Schnittlauch zwischen Finger klemmen und pfeifen.

Zum Verfeinern der Rindsuppe und kräftiger sonstiger Suppen.

Zum Unterspicken des Huhnes (unter die Haut schieben) zur Erhöhung des Geschmackes.

Zum gefälligen Verzieren jedes Tellerrandes.

Zum losen Binden der aufgeschriebenen Speisenfolge am wohl gedeckten Tisch.

Zum einfachen Binden des Spargels und der Rindsroulade.

Zum Bestreuen von Frischkäsen – unter besonderer Berücksichtigung von Ziege und Schaf – jeder Art.

Zum Verfeinern von Kartoffel (Erdäpfel-, Grumbirn-)gerichten


Und zur Gesundheit:
\"Schnittlauch ist reich an Vitamin B2 und C, Carotin und den Mineralien Natrium, Calcium, Kalium, Phosphor und Eisen. Wegen des Vitamin C-Gehaltes galt er als Skorbut-Heilmittel. Ferner wirkt er blutdrucksenkend und appetitanregend.\" Das verriet mir www.wuerzkraut.de

\"Schnittlauch ist appetitanregend und stimulierend. Er wirkt keimtötend, schleimlösend, fördert die Verdauung, kurbelt die Blutbildung an, lindert Magenschmerzen und Blähungen, ist leicht abführend und harntreibend. In Verbindung mit salzarmer Nahrung kann er zu hohen Blutdruck senken.

Seine ätherischen Öle, vor allem das Senföl, wirken sich positiv auf die Schleimhäute der Atemwege aus und verhindern unangenehmen Mundgeruch. Mit 100 g Schnittlauch ist der gesamte Tagesbedarf von 75 mg Vitamin C bereits abgedeckt.\" Weiß www.ecowellness.de

Der Nachteil:
Er eignet sich nicht zum Dichten. Wenn ich mir das Bein verstauch, riech ich nicht gern nach Schnittlauch ist eigentlich nur affig.