Schüleraustausch Testbericht

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Erfahrungsbericht von Rini05

Sexualkunde auf Französisch....

Pro:

s. Text

Kontra:

Wenn man Pech mit dem Austauschschüler hat...

Empfehlung:

Nein

Unsere Schule veranstaltet jedes Jahr einen Schüleraustausch mit unserer Partnerschule in Frankreich, an dem Schüler, die Französisch angewählt haben, teilnehmen können. Und dies schon seit 26 Jahren!
Unsere Partnerschule ist das Collège Pablo Neruda in Brétigny sur Orge, das ist ein kleiner Vorort von Paris.
Auch ich beschloss, hieran teilzunehmen um meine Sprachkenntnisse mal praktisch anwenden zu können.


VORBEREITUNG Teil I
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Zunächst mussten wir ein Blatt ausfüllen mit unseren Hobbies und so, damit die Lehrer uns einen passenden Schüler zuordnen konnten.
Wenige Wochen später bekamen die Meisten von uns Post von den Franzosen, was meist ganz lustig war, weil man teilweise raten musste, was dies und das bedeutet!
Wir SOLLTEN uns möglichst viel schreiben… wie gesagt: sollten. Entweder lag es an uns oder auch an den Franzosen. Viele bekamen jedenfalls nur ein oder zwei Briefe.

Zunächst sollten die Franzosen uns besuchen und zwar im Dezember, pünktlich zur Weihnachtszeit. Franzosen kennen z.B. kein Nikolaus und keinen Weihnachtsmarkt, von daher war die Zeit also gut gewählt.
Einige Tage vor der Ankunft fand noch mal ein Info-Treffen statt, wo uns alles gesagt wurde…
Dann sollten die Franzosen kommen!


ANKUNFT DER FRANZOSEN[/]
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Ganz aufgeregt standen wir mit unseren Eltern gegen 17h am Schulhof und warteten. Als der Bus schliesslich kam, gab es erst mal ein durcheinander, weil die Franzosen ihr Gepäck aus dem Bus holen wollten und zwei Lehrer verzweifelt versuchten, die Partner zusammenzuführen ;)
Meine Austauschpartnerin hieß übrigens Elodie… Ich wusste nicht so recht, was ich mit ihr auf dem Weg nach Hause reden sollte, so dass meine Mum sich etwas mit ihren Rest-Französischkenntnissen versuchte.
Zuhause angekommen, liess ich sie erst mal zuhause anrufen, dann zeigte ich ihr unser Haus und es gab etwas zu essen. So langsam lernten wir uns auch näher kennen.
Kleine Geschenke hatte sie übrigens auch mitgebracht. Für mich ein Parfum. Ich fand’s nicht so toll, mir gefiel der Duft nicht so, aber egal!

Am nächsten Morgen war Schule angesagt. Kaum waren wir dort angekommen, stürmte Elodie auch schon zu ihren Freunden und wir Deutschen waren wieder unter uns.
Am Nachmittag gingen wir mit unseren Austauschpartnern in die Stadt, zum Weihnachtsmarkt. Die Franzosen waren ganz angetan!
Die Verständigung klappte recht gut: ich sprach französisch und sie deutsch, wobei man schon merkte, dass sie Schwierigkeiten hatte, sich zu verständigen und es manchmal auf Englisch versuchen wollte.
Viele meiner Freunde sprachen mit ihren Austauschpartnern englisch, aber das war ja nicht Sinn und Zweck der Sache!

Ich will jetzt nicht jeden Tag beschreiben, kurz gesagt: mal mussten die Franzosen mit in die Schule und hatten ihren eigenen Unterricht (natürlich auf Deutsch) und mal hatten sie Ausflüge z.B. nach Münster oder Köln. Langweilig wurde es nie, aber irgendwann wollte ich dann auch mal wieder Zeit für mich haben!
Am Tag vor der Abreise – die Franzosen blieben übrigens neun Tage – fand eine Abschiedsfete statt. Hierzu musste jeder etwas zu essen mitbringen und dann wurde getanzt… Der DJ war nicht so doll, aber die Franzosen schienen begeistert!
Am nächsten Morgen hieß es dann: küsschen rechts, küsschen links, küsschen rechts und „Au revoir!“
Die neun Tage waren doch ganz schön anstrengend…



VORBEREITUNG Teil II
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Etwa ein halbes Jahr später, also im Mai, sollte es dann nach Brétigny gehen. Hierzu gingen wir erst einmal Geschenke für unsere Austauschpartner und deren Eltern bzw. Geschwister kaufen.
Der Briefwechsel sollte auch weitergehen… er hielt sich jedoch in Grenzen, weil die meisten von uns einfach nicht wussten, was sie schreiben sollten und das Deutsch der Franzosen nicht verstanden.


ANKUNFT IN BRÉTIGNY
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Gegen fünf Uhr kamen wir vor dem Collège an und waren total aufgeregt!
Elodie holte mich mit ihrem Vater ab und ich verstand sogar das meiste, was er sagte! :)
Das Haus war klein und süss, typisch Vorstadt halt ;) Aber es war schon anders als bei uns, viel kleiner.
Mein Zimmer war auch sehr spärlich eingerichtet: Zimmer, Schrank, Tisch… aber mehr brauchte ich ja auch nicht.
Dann gab es Abendessen und die erste Begegnung mit der Mutter. Übrigens kochte ihr Vater! (Mein Vater tut’s nie ;))
Elodie hatte noch eine zehn Jahre ältere Schwester, die aber nie zuhause war und mit der ich so auch nie gesprochen habe.

Am nächsten Tag gab es für die Deutschen und die Franzosen französisches Frühstück in der Kantine des Collège: Croissants mit Marmelade und Tee oder Kaffee; danach hatten wir Unterricht.
Hattet ihr schon mal Biologieunterricht auf Französisch?! Das Beste war ja das Thema: Sexualkunde!! Total lustig, weil die Lehrerin so komisch drauf war. Jaja…
Ein negativer Punkt war die Ausländerfeindlichkeit bzw. der Deutschenhass der Franzosen auf dem Collège! Während der Pausen wurden wir beschimpft und zwar auf das Übelste... Zudem haben sie sich über uns lustig gemacht und fragt mich nicht, warum! Naja, ein Collège ähnelt hier der Gesamtschule. Ich will ja nichts gegen Gesamtschüler sagen... aber ihr könnt euch wohl denken, was ich gerade schreiben wollte.
Das Wochenende verbrachten wir in den Familien. An einem Tag sind wir zu viert, also mit ner Freundin und deren Austauschpartnerin nach Disneyland gefahren und am anderen Tag nach Paris. Abends trafen wir uns oft auf der Strasse; die Franzosen spielten Badminton oder Fussball und wir standen meist herum und haben geredet bzw. gelästert ;)
Zu erwähnen wäre noch der Besuch in Versailles (beeindruckend!), der 3D-Film in der Géode, von dem ich NICHTS verstanden hab, eine Promenade en bateau mouche, also eine Bootsfahrt auf der Seine sowie die Fête d’adieu! Diese war übrigens nicht so doll, weil der DJ zu 90% Musik gespielt hat, die wir Deutschen nicht kannten!

Die Meisten von uns waren froh, als es hieß: Au revoir!



NACHBEREIUNG
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Ihr denkt doch nicht wirklich, dass es das war?! Nein, es muss ja noch einen Lerneffekt geben… was Pädagogisches: eine Nachbereitung! *g*
Diese sah folgendermaßen aus: zum einen mussten wir ein „Carnet de voyage“ anfertigen, also so ein Büchlein, was wir ausfüllen mussten. Was wir uns erwartet hatten, etwas über unsere Familie, wie man zur Bank geht in Frankreich, wie die Einkaufspreise sind und all so ein Unfug ;) „Was heißt Schokoladencroissant auf Französisch?“ Solche Fragen halt.
Zum zweiten mussten wir eine kleine Ausstellung mit Plakaten in unserem Französischraum machen. Hierzu wurden wir vorher in kleinen Gruppen nach Themen eingeteilt. Z.B. Collège, Versailles, Pablo Neruda etc. Benotet wurde dies jedoch nicht, da ja nicht alle aus meinem Kurs mitgefahren sind!


FAZIT
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Gute Frage…
Ich habe Einiges dazugelernt, was die Sprache betrifft und ich habe gemerkt, dass ich mich zusehends besser mit Elodies Eltern unterhalten konnte! Die Kommunikation zwischen ihr und mir ließ eher zu wünschen übrig; wir lagen halt nicht auf derselben Wellenlänge. Man muss sehr viel Glück mit seinem Partner haben! Zwei Freundinnen von mir haben heute noch ein wenig Kontakt zu ihren ehemaligen Austauschpartnern, was ich echt toll finde! Ich hätte auch gerne noch Kontakt zu meiner, aber das passte einfach nicht, weil sie zu anders war.
Ich war auch etwas enttäuscht von ihr, da ich mir mit ihr sehr viel Mühe gemacht habe als sie in Deutschland war und mich viel um sie gekümmert habe. Als ich dagegen in Frankreich war, hat sie mich oft links liegen lassen, was ich nicht gut fand.
Wenn man es will, so kann man dazulernen! Doch dazu muss man die Sprache sprechen und nicht englisch… ich habe teilweise sogar auf Französisch geträumt und gedacht!

Entgegen vielen Vorurteilen war auch das Essen völlig okay und ich musste nie etwas essen, was ich nicht mochte!
Es war interessant, das etwas andere Leben kennenzulernen. Elodies Eltern waren den ganzen Tag nicht da und gingen bereits gegen halb neun ins Bett weil sie morgens früh aufstehen mussten. Das war für mich anfangs ungewohnt.
Auch das Leben ist doch etwas einfacher….

Ich kann so einen Austausch nur empfehlen weil man

a) die Sprache auch praktisch anwenden lernt
b) vielleicht seine Liebe zur Sprache entdeckt?!
c) seine Sprachkenntnisse verbessert
d) sine etwas andere Lebensweise kennenlernt
e) ebenso ein anderes Land
f) und eventuell neue Freunde gewinnt!

Man muss es nur wollen!
Auch wenn ich nicht so eine tolle Austauschpartnerin hatte, so hat es mir doch im Großen und Ganzen gefallen, weil man doch viel unternimmt, viel Neues sieht und ich es einfach mochte, mit „echten“ Franzosen zu sprechen, wo ich auf mein Französisch angewiesen war.


PS: Wieviel ich bezahlt habe, weiss ich nicht mehr genau... 200-300DM dürften es etwa gewesen sein, weil wir ja in Gastfamilien wohnten und so nur die Busfahrt und die Ausflüge bezahlt werden mussten!



Noch einen schönen Feiertag und einen lieben Dank für’s lesen, bewerten und kommentieren,


RINI2oo3

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