Schule (DVD) Testbericht

ab 72,16
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  sehr humorvoll
  • Spannung:  langweilig

Erfahrungsbericht von Bjoern.Becher

JUGENDERINNERUNGEN!!!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Es gibt Zeiten im Leben jedes Menschen, an die erinnert man sich gerne aber auch mit Wehmut zurück: Großartige, unvergessene Zeiten. Meine Studentenzeit wird später sich zu diesen Zeiten gehören, jetzt schon ist es hauptsächlich aber die Zeit rund um mein Abitur, an welche ich sehr gerne, aber auch mit viel Wehmut zurück denke. Die letzten Tage Schule, die letzten Tage täglich meine Freunde sehen, die mich jahrelang begleitet haben und von da an durch Zivildienst, Bundeswehr, freiwillige soziale Jahre, Reisen und Studium über die halbe Welt verstreut sein sollten. Diese Zeit war einfach toll.

Im Jahr 2000, also ein Jahr nach meinem Abitur, drehte der junge Regisseur Marco Petry einen Film über diese Zeit, ein Film, der völlig an mir vorbei ging, weil ich ihn für eine nicht sehenswerte Jugendklamotte hielt.

Anlässlich einer TV-Ausstrahlung holte ich das jetzt nach, und das eigentlich auch nur, weil der aktuelle deutsche Shooting-Star Daniel Brühl (wobei ich den Begriff „Shooting-Star“ eigentlich für verfehlt halte, da Brühl schon lange vor „Goodbye Lenin“ gezeigt hat, was für ein großartiger Schauspieler er ist) dort mitspielt und ich bis auf das aktuelle Werk „Goodbye Lenin“ (welches aber für die nächste Woche auf meinem Kinoplan steht) und eben diesen Film „Schule“ alle nennenswerten Filme mit Brühl gesehen habe (sogar ältere wie „Der Pakt“) und diese Lücke natürlich ergänzen wollte.

Gespannt machte ich mich also an das Schauen des Films und hoffte, dass dieser in mir wieder einmal Jugenderinnerungen wecken kann.

I N H A L T
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Noch 16 Tage sind es für Markus (Daniel Brühl) dann steht sein Abitur an und 13 Jahre Schulzeit sind vorbei! Doch genau dieser Tag, der sechstzehntletzte Tage seiner Schulkarriere beginnt für ihn peinlich. Übers Radio macht ihm seine 15jährige Freundin Sandra (Jasmin Schwiers) eine Liebeserklärung, in die sie auch Markus Kosenamen Schluppi einbaut. Da ist natürlich klar, dass dieser Name Markus die letzten Tage seines Schullebens begleiten wird.
So ist er auch leicht angesäuert, als er Sandra wie jeden morgen zur Schule abholt und dann auch noch von ihrer Anhänglichkeit genervt.
So hält er während des Schultages erst einmal Distanz zu ihr und verbringt den Morgen mit seinen Freunden, unter diesen auch Andre (Tim Egloff), der mit Sandras Schwester Melanie (Mina Tander) liiert ist und ebenfalls Zoff mit ihr hat.
Mit seinen besten Freunden will er auch noch einmal den Abend verbringen: Am See, an dem sie unzählige Abende verbracht haben, wollen sie sich wieder treffen, Feiern, Saufen und Kiffen, alle zusammen: Markus, Andre, Melanie, Dirk (Axel Stein), der dauerbekiffte Steven (Christian Näthe), der Türke Nabil (Denis Moschitto), Sascha (Aaron Hildebrandt) und Teresa (Lavinia Wilson). Überraschend auch dabei ist der Stufenstreber Michael (Sebastian Kroehnert).
Seine Freundin Sandra will Markus an diesem Abend nicht dabei haben, denn dieser Abend soll noch einmal nur ihm und seinen Freunden gehören und darüber ist Sandra natürlich enttäuscht, wollte sie doch am Abend mit Markus auf einer Party einer Freundin gehen. Und so sträubt sie sich auch nicht gerade, als der 22jährige Frauenschwarm Stone (Niels-Bruno Schmidt), der vor 3 Jahren von der Schule flog, ihr Avancen macht und wählt diesen als Begleitung für die Party.
Markus erfährt dies natürlich und ist hin- und hergerissen zwischen dem letzten Abend mit seinen Freunden und dem Kampf um seine Freundin!

M E I N U N G
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Schule ist ein fast episodenartiger Film. Im Vordergrund stehen dabei natürlich 2 Geschichten, einmal die Geschichte rund um Markus und Sandra, die Lovestory und dann natürlich die Geschichte rund um die letzten Tage von Markus und seinen Freunden in ihrer Schülerkarriere, aber auch für die anderen Nebenfiguren wird viel Zeit verwendet.

Jeder wird dabei mit seinen Facetten dargestellt, und dabei ist auch alles aufgeführt, der Streber, der Dicke mit den schlechten Noten, der durchgeknallte Kiffer und der Frauenheld. Und in der Mitte natürlich Markus, sozusagen der normale, der einzige nicht überzeichnete. Aber trotz der Überzeichnung der Figuren, habe ich die Figuren sofort mit Leuten aus meiner Schulzeit assoziieren können. Gerade z.B. die Geschichte mit dem Streber, der nur für die Schule gelebt hat, und dann plötzlich an dem einen Abend säuft, kifft und auch noch eine hübsche gerade mal vorbeikommende Frau durchpoppt, hat sich fast genauso in unserer Stufe auch ereignet, bloß war es da bei einer der Feiern nach dem Abi und nicht bei einer davor.

Aber diese Assoziation der Filmfiguren mit Personen aus dem eigenen Leben, die sich so schnell einstellt, sorgt dann natürlich auch dafür, dass die Jugenderinnerungen mal wieder wach werden und ich fühlte mich, wie mitten in den Film gezogen. Ich war plötzlich wieder in dieser Zeit, in den vielleicht großartigsten und traurigsten Wochen meines Lebens, welche der Film allerdings auf 24 Stunden dargestellt in 98 Minuten zusammenstaucht. Aber man sieht wieder die Bilder der eigenen wilden Partys vor sich, aber auch die Bilder des Abschiedsschmerzes, die Bilder von Leuten, die man seitdem nur noch ganz selten gesehen hat, weil sie nun in Hamburg, München, Berlin oder New York leben.

Diese traurigen Momente treten gerade gegen Ende des Films immer deutlicher zu Tage, nämlich dann, wenn auch Markus immer stärker erkennen muss, dass er seine besten Freunde, mit denen er sein ganzes Leben verbracht hat, bald nicht mehr so oft sehen wird. Sie werden in alle Winde verstreut sein, und keiner wird mehr in diesem jämmerlichen Kaff, in dem sie jetzt wohnen, leben müssen.

Besonders deutlich wird dies in der Person des Stone. Anfangs wird dieser Stone nur als Aufhänger für die Liebesgeschichte benutzt, um dem Zuschauer einen Rivalen für Markus bieten zu können, doch Regisseur und Drehbuchautor Marco Petry hat diesen Stone ganz geschickt instrumentalisiert: Er ist das Symbol für den Abschiedsschmerz! Er hängt jeden Tag vor der Schule rum, und baggert sich an die 15jährigen Mädels ran, aber nicht wie der Zuschauer und auch Markus anfangs glaubt, weil er ein Versager ist, und nur dort landen kann, nein für ihn gibt es einfach keine Alternative: Er ist in diesem Scheiß Kaff hängen geblieben, er hat die Schule nicht geschafft, seine Freunde sind alle weg. Für ihn bietet sich nur die Möglichkeit sich an die jüngeren ranzumachen.

Dies zeigt auch noch das in der Jugend heut weit verbreitende Streben in die Ferne (mit mir haben in der gleichen Schule ca. 130 Leute Abitur gemacht, von denen fast alle irgendwo hingezogen sind, und nur die wenigsten zu Hause geblieben sind). Man will nicht mehr dort bleiben, wo man immer war, sondern neues kennen lernen. Dieser Aspekt wird aber nur gegen Schluss kurz angerissen, hauptsächlich in der Person von Stone und durch eine Rede von Markus.

Meine Befürchtungen einer platten Teenie-Komödie wurden also überhaupt nicht bestätigt, ganz im Gegenteil. Ich würde sogar soweit gehen und den Film nicht einmal als Komödie bezeichnen. Er hat sicher viele witzige Elemente, aber alles komplett ohne großen Klamauk, in erster Linie ist der Film aber in meinen Augen ein großartiges Portrait im Zeitabschnitt einer Gruppe von jungen Menschen, und ich denke viele Menschen in meinem Alter, oder auch etwas älter, oder auch etwas jünger, können in diesem Film Elemente aus der Zeit rund um ihren Schulabgang (sei es nun nach Abi, Realschule oder Hauptschule) erkennen und werden sich mit Freuden und auch wehmütig an diese Zeit erinnern können.

Dadurch muss man aber vielleicht eine Einschränkung für das restliche Publikum machen. Ich weiß nicht, ob ein noch jüngeres Publikum, ein Publikum das noch zur Schule geht und noch ein Stück vom School-out entfernt ist oder ein Publikum, bei dem diese Zeit schon sehr lange zurück liegt, so viel wie ich mit dem Film anfangen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass diese von dem Film vielleicht eher enttäuscht sind, da sie mehr Witz und Pepp erwartet hätten, diesen aber nicht bekamen und ihnen vielleicht die großartigen Erinnerungen fehlen, die bei mir dazu geführt haben, dass sich während des Schauens des Films immer mehr die Ereignisse des Films mit den von mir erlebten Ereignissen zu dieser Zeit vermischt haben.

Nachdem ich soviel dazu geschrieben habe, wie der Film auf mich gewirkt hat, möchte ich noch ein paar Worte zu den Schauspielern verlieren, die mit ihrer großartigen Leistung dazu beigetragen haben, dass dieser Film so authentisch auf mich wirkte und ich mich in meine Abi-Zeit versetzt sah.
Das Daniel Brühl in der Hauptrolle des Markus eine großartige Figur abgibt, muss man eigentlich kaum noch erwähnen, doch es sollte hier gesagt werden, denn er agiert einfach mal wieder umwerfend. Gerade dadurch, dass er der „normalste“ der Gruppe ist, hat er es in meinen Augen besonders schwer gehabt, nicht blass oder unauffällig zu wirken. Dies gelang ihm aber sehr gut.
Neben ihm agiert die noch relativ unbekannte Jasmin Schwiers (u.a. auch in Tattoo zu sehen), die in meinen Augen nicht ganz das Niveau von Brühl erreichen kann, aber gerade in den Gefühlsintensiveren Szenen doch recht überzeugend spielt.
Etwas sagen möchte ich auf jeden Fall noch zu Axel Stein, den ich eigentlich überhaupt nicht gerne sehe, der aber in diesem Film erfreulich zurückhaltend spielt, und nicht zu sehr den Clown herauskehrt, und damit nicht die gute Stimmungen des Films zerstört.
Erwähnenswert ist noch, dass in Nebenrollen mit Markus Knüfken und Bettina Zimmermann zwei prominentere Schauspieler zu sehen sind, die allerdings während ihrer Kurzauftritte nicht groß gefordert sind, aber ein paar gute Szenen in den Film einbringen.
Die restliche größtenteils relativ unbekannte Darstellerriege macht ihre Sache gut, erwähnenswert ist dabei vielleicht noch Nicolas Kantor, der in einer ganz kleinen Nebenrolle agiert. Nicolas wer? Nicolas Kantor ist ein ziemlich hoffnungsvoller Jungschauspieler, der zur Zeit vor allem in einem McDonalds-Werbespot fast dauerhaft auf den TV-Bildschirmen präsent ist.

Erwähnenswert ist noch, dass der Ex-Selig Sänger Jan Plewka, der sich z.B. auch bei „Was tun wenn’s brennt“ für den Soundtrack verantwortlich gezeigt hat, für eine sehr gute aber zurückhaltende Hintergrundmusik gesorgt hat. Im Gegensatz zu ähnlichen Filmen über diese Generation wirkt hier die Musik doch sehr dezent im Hintergrund, was bei solchen Filmen eigentlich nicht so mein Fall ist, hier aber sehr gut funktioniert!

F A Z I T
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Ich war von Schule sehr angenehm und positiv überrascht. Schule hat sehr viele Jugenderinnerung in mir wach gerufen und ich habe dadurch den Film genossen. Mit dieser Intention sollte man sich in meinen Augen aber auch den Film anschauen und nicht auf ein Komödie mit einem Gag-Feuerwerk von der ersten bis zur letzten Minute hoffen.

Bei meiner Bewertung habe ich lange geschwankt. 8 Punkte oder 9 Punkte und damit 4 oder 5 Sterne! Aber der Film hat mich über 1,5 Stunden so wunderbar an eine schöne Zeit aus meinem Leben erinnert und dabei mich auch sehr berührt, so dass ich mich doch ganz knapp für die höhere Punktzahl entscheide.

Ganz knapp 9 leicht bekiffte, verliebte und auch den alten Zeiten nachtrauernde Punkte auf meiner 10er Skala!

D A T E N
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Originaltitel: Schule
Genre: offiziell: Komödie, meiner Ansicht nach: Gesellschaftsportrait ;)
Deutschland 2000, FSK 12, Laufzeit: 98 Minuten

Darsteller: Daniel Brühl (Markus Baasweiler), Jasmin Schwiers (Sandra), Niels Bruno Schmidt (Stone), Mina Tander (Melanie), Tim Egloff (André), Lavinia Wilson (Teresa), Christian Näthe (Steven), Axel Stein (Dirk), Sebastian Kroehnert (Michael Karbrüggen), Denis Moschitto (Nabil), Aaron Hildebrandt (Sascha), Bettina Zimmermann (Nadine), Markus Knüfken (Polizist), Michael Hanemann (Strotkoetter), Hubert Mulzer (Lehrer König), Elsa Schulz Gambard (Eva), Natalie Spinell-Beck (Yvonne), Antonia Reß (Jessica), Nicolas Kantor (Tobi)

Regie: Marco Petry

Produzentin: Uschi Reich
Drehbuch: Marco Petry, Stefan Wood
Musik: Jan Plewka
Kamera: Axel Block
Schnitt: Barbara von Weitershausen
Kostüme: Ursula Welter
Make Up: Stefanie Hilke, Tatjana Krauskopf
Ton: Abi Schneider


W E I T E R F Ü H R E N D E * I N F O R M A T I O N E N
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Internet Movie Database: http://german.imdb.com/Title?0248409

Online Filmdatenbank: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=2654


© Björn Becher 2003

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