Schwangerschaft Testbericht

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Erfahrungsbericht von Stellaluna

Eine helfende Hand - Hebammen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Tja, nun wird meine erste Zwergnase bald schon zwei Jahre und die zweite Zwergnase ist ja nun auch unterwegs, sprich ich bin wieder im 5. Monat schwanger . . . wie die Zeit vergeht, man glaubt es kaum.

Da mir in den nächsten Wochen ein Umzug von 360 km bevorsteht und ich noch ziemlich viel im Bezug auf meine neue Schwangerschaft zu erledigen habe, wie eine neue Hebamme in meinem neuen Zuhause Ostfriesland zu finden, habe ich die letzten Nächte ziemlich schlecht geschlafen (wie blöd eigentlich) und ziemlich viel von meiner erster Schwangerschaft geträumt.

Ich bin damals unerwartet aber nicht ungewollt schwanger geworden. Wir haben es mehr oder weniger darauf angelegt und die Freude war auch gross. Mein grösstest Problem war nicht einmal, trotz der Horrorgeschichten der lieben Verwandtschaft und Freunde, vor den Schmerzen der Geburt, sondern ich hatte eine ausgeprägte Angst vor dem ausgeliefert sein. Fast die ganze 1. Hälfte der Schwangerschaft kreisten meine Gedanken um ein Thema . . . wie soll ich es schaffen, wenn es denn soweit ist, einfach ins Kh zu fahren und mich wildfremden Menschen, in der für mich aufregendsten Zeit meines jungen Lebens auszuliefern ?

Das mag nun vielleicht etwas pathetisch klingen, aber ich muss gestehen ich habe nun wirklich ein Problem, mich fremden Menschen anzuvertrauen. Auch durch das Lesen vieler Bücher, wurde meine Angst nur bestätigt, dass vielleicht im wichtigsten Moment meines Lebens, Entscheidungen, die mich betreffen, über meinen Kopf hinweg geschehen könnten. Seien es nun diverse Schmerzmittel oder ein Dammschnitt oder dergleichen. Ich wollte zumindest ein Mitspracherecht haben, denn letzten Endes ging es ja um meinen Körper und ich musste mit den möglichen Folgen leben . . .

Leider Gottes habe ich mich so sehr in diese Gedanken verbissen, dass ich unter schwersten Schwangerschaftsdepressionen litt. Ich hatte immer das Bild vor Augen von kahlen Entbindungssälen, fremden Schwestern und Ärzten, die meinten zu wissen, was gut für mich ist und ich im schönsten Moment meines Lebens vor Angst sterbe . . . Meine Verwandtschaft, machte es mir da auch nicht leichter . . . Immer wieder bekam ich Sprüche zu hören wie, "Du bist so zimperlich, wie willst Du ein Kind gebären . . ." Sicherlich nicht böse gemeint, aber auch nicht gerade hilfreich. Zu allem Übel, schuftete mein Mann zu dieser Zeit auch noch wie ein verrückter, da er als Betriebsleiter, eine gerade übernommene Firma aus den roten zahlen holen musste und so sein Tagespensum bei circa 14 Stunden Arbeit lag :-( Aber ich schweife vom Thema ab . . .

Mit all diesen Ängsten und Depressionen und vor allem Ungewissheiten alleine gelassen, verbiss ich mich also immer mehr in meine Horrorvorstellungen und Abneigungen ins Kh zu gehen. Mein Mann tat dann aber doch das einzig richtige und organisierte mir in einer "Monster-Telefonaktion" noch im 6. Monat eine Hebamme. Er musste circa 20 Hebammen durchtelefonieren, bevor er eine fand, die bereit war mich auch noch im 6. Monat aufzunehmen und vor allem eine zu finden, die mit mir ins Kh ging. Er vereinbarte mit Soraya einen Termin für ein persönliches Treffen und bereits am nächsten Nachmittag kam sie vorbei.

Soraya ist ca. Ende vierzig. Eine kleine liebenswürdige Perserin, die ihren Beruf in Deutschland gelernt, aber lange Zeit in Persien gearbeitet hat. Gerade ihre dadurch sehr humane Einstellung haben sie mir so sympathisch gemacht. Im ersten Moment sah ich sie zwar als meinen Feind, doch nach einem kurzen Gespräch mit meinem Mann über meine Ängste sprach sie ganz offen und ehrlich mit mir und beantwortet mir im Gegensatz zu meinem Frauenarzt alle meine Fragen. Sie bestand allerdings darauf, dass ich an ihren Schwangerschaftsvorbereitungen teilnehmen sollte. Diese wurden von der Krankenkasse übernommen und mein Mann durfte wann immer er wollte mitkommen. Die Vorbereitungsabende fanden bei ihr Zuhause mit immer ca. 5-8 Frauen statt. Es war angenehm und man konnte sich gut unterhalten.

Einige der Frauen hatten mit Soraya bereits ihr erstes oder zweites Kind zur Welt gebracht und ich fand immer mehr Vertrauen zu ihr. Da Soraya grosse Erfahrung mit Hausgeburten hat und wohl im Großraum Bonn, eine der letzten Hebammen ist, die diese auch begleiten, kamen wir schnell überein, dass, wenn es möglich wäre, ich gerne Zuhause entbinden wollte. Mein Mann war nicht begeistert, aber Soraya winkte nur ab und meinte "Machen wir schon".

Nun ich kürze mal ab . . . nichtsdestotrotz besuchte Soraya mit mir ihre Belegklinik in Köln Porz. Sie zeigte mir alles, machte ein CTG (Herztöne abhören) und machte mir eindringlich klar, dass ich mich aber keinesfalls auf die Hausgeburt versteifen sollte und wir im Falle eines Falles hierhin fahren würden. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir schon sicher, dass ich ihr voll vertrauen kann. Sie war stets ehrlich zu mir und Fragen und Probleme wurden, egal wie klein sie waren, immer ausdiskutiert und ernst genommen. Auch ihre kleinen Hausmittelchen gegen z.B. meine anhaltende Übelkeit waren immer hilfreich.

Nun denn, der errechnete Tag der Entbindung verstrich ohne, dass etwas passierte. 5 Tage nach dem Termin hatten wir vereinbart, dass ich am nächsten Morgen den sogenannten Hebammencocktail nehmen sollte um die Geburt hoffentlich einzuleiten. Doch es kam wieder einmal anders als man denkt . . . In der nacht bekam ich heftige Wehen. innerhalb von 3 Stunden kamen die Wehen in 6 Minuten Abständen, so dass mein Mann Soraya anrief, die auch umgehend kam. derweil hatte ich es mir in der Badewanne "gemütlich" gemacht. Ich hatte seltsamerweise nicht die üblich beschriebenen Wehen á la Regelschmerzen, sondern mehr Steissbeinschmerzen, die schier unerträglich waren. Was in den nächsten zwei Stunden geschah, daran erinnere ich mich nur noch schemenhaft und irgendwie kommt es mir vor, als ob ich in Trance war.

Auf jeden Fall verfrachtete mich Soraya und mein Mann irgendwann aus der Badewanne in unser Bett und schickte meinen Mann das Geburtsbesteck abkochen. Doch genauso schnell wie sie dies veranlasst hatte, verfrachteten sie mich nach einer weiteren Untersuchung des Muttermundes auch in Kh. Ich verstand nur noch Bahnhof. Im Auto dann erklärte mir Soraya, dass sich unser Krümel über Nacht nochmals gedreht hatte und nun mit dem Popo voran lag, daher auch die Steissbeinschmerzen. Nungut, vom lesen in Büchern, wusste ich was mir nun bevorstand, ein Kaiserschnitt. Zumindest ist dies die Regel bei einer sogenannten Steissgeburt . . .

Im Kh wollte eine etwas zu ambitionierte Assistenzärztin auch flugs in den Op verfrachten . . . Doch vorher holte Soraya den Oberarzt, der mich untersuchte. Nur mit Blicken verständigten sich Soraya und er und waren sich scheinbar einig, dass sie es auch so schaffen würden. Das ganze Szenario im Kh zu schildern würde es nun vielleicht doch zu weit treiben (habe ich ausserdem bereits an anderer Stelle geschildert :-) Fakt ist aber, dass meine Hebamme und der Oberarzt unseren Krümel auch so zur Welt brachten und ich trotz Steissgeburt und Erstgebärende die Geburt in nichtmal 6 Stunden geschafft hatte . . . Übrigens für alle Wissenden OHNE Dammschnitt oder irgendwelche Narkose- oder Schmerzmittel . . .

Heute, wo unser Krümel nun schon fast 2 Jahre alt ist und der zweite unterwegs, werde ich um so mehr daran erinnert, was meine Hebamme damals für mich getan hat, denn wie der Oberarzt richtig betonte "war das nicht die Regel und eine absolute Ausnahme :-)" Mir schiessen heute noch Tränen in die Augen, wenn ich daran denke, dass eine Assistenzärztin über mich bestimmen wollte, denn nichtmal über die
Narkose wurde ich gefragt . . .

Und die Moral von der Geschichte ? Nun ich möchte gerne mit dieser Geschichte einfach wieder Mut machen, sich Hebammen anzuvertrauen und die Geburt als das zu verstehen, was sie ist. Ein natürlicher Vorgang, bei dem man am besten auf seinen eigenen Körper hört. Man selbst weiss aus der Intuition im richtigen Moment, was gut für einen ist. Man sollte sich auf sein Körpergefühl einlassen, aber sich auch kompetente Hilfe in Form einer Hebamme leisten. leider geraten Hebammen auch durch die ambulante aber auch durch die wiederkehrenden langen Kh-Aufenthalte in Vergessenheit, zumindest die Beleghebammen. Diese aber begleiten einen vor, während und nach der Schwangerschaft und Geburt. Man findet in ihnen meist eine Vertrauensperson, die im optimalen Fall für einen selbst einsteht und meist durch ausgiebige im Vorfeld, weiss wo die Probleme und Ängste liegen.

Ich bin vielleicht ebenso sensibel wie temperamentvoll, aber ich hätte mich niemals in fremde Hände begeben könne, auch wenn ich keineswegs verklemmt bin . . . Hochachtung vor jeder Frau, die das kann, aber jede die dies auch nicht möchte, kann und soll sich auch die Freiheit nehmen, andere Wege, wie z.B. auch ein Geburtshaus aufzusuchen . . . Ich habe die Geburt meines ersten Sohnes keineswegs als Horrorerlebnis in Erinnerung, auch wenn vieles "schief ging". Heute scherzen wir darüber, dass er meinte mit dem Po voran, das Licht der Welt zu erblicken . . . Er wollte uns gleich mal zeigen, was er von der Welt hält :-)

Ich bin natürlich todtraurig, dass ich nun aussgerechnet während meiner zweiten Schwangerschaft soweit weg ziehen muss und Soraya mich nicht auch bei der zweiten geburt begleiten kann, zumal es eben nicht einfach ist im 5./6. Monat eine Hebamme zu finden. Aber ich bin guter Dinge und versuche das positive zu sehen :-) Wir haben auch schon Kontakt mit mehreren Hebammen in der Umgebung, in die wir ziehen und so lasse ich mich überraschen . . . wie sagte meine Grossmutter immer so schön "Jedes Kind ist bis heute noch rausgekommen :-)".

Nichtsdestotrotz bin ich unendlich dankbar, was meine Hebamme für mich getan hat und habe einen heiden Respekt, welches Vertrauen sie innerhalb kürzester Zeit in mir aufbauen konnte. Ich bin überzeugt davon, eine Vertrauensperson ist bei einer Geburt mit das wichtigste und eine Hebamme bekleidet diesen Job seit Jahrhunderten doch sehr gut. Ich hoffe mit meinem vielen privaten Geklöne und meinen Erfahrungen doch ein wenig interessantes für euch geschrieben zu haben und an einem lebhaften Beispiel gezeigt zu haben, dass Beleghebammen auch heute noch eine wichtige Rolle spielen.

So long yours Laura :-)


P.S: Kurz noch zur Erklärung, ist vielleicht untergegangen . . .

Hebammen gibt es natürlich in jedem Kh und diese sind immer bei einer Geburt anwesend, doch eine Beleghebamme ist eine unabhängige Hebamme, die meist ein oder zwei Belegkrankenhäuser geht. Sie begleitet eine Frau während der Schwangerschaft und bei und nach der Geburt. Ihre Leistung wird zu 90-100% von der Krankenkasse bezahlt und kann oftmals sogar den Frauenarzt ersetzen. Sie geht bei der Geburt mit ins Kh und leitet im besten Fall die Geburt. Andere Hebammen oder ein Arzt werden nur auf ihren und der Frau Wunsch hinzugezogen. Sie übernimmt auch die Nachsorge, wenn die Frau direkt nach der Geburt oder dem Wochenbett im Kh nach Hause geht.

26 Bewertungen, 2 Kommentare

  • GiniX

    16.04.2002, 12:44 Uhr von GiniX
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toll, habe es grade selbst in Deinem Profil gelesen *g*... LG Gina

  • corneliahoefig

    11.04.2002, 15:19 Uhr von corneliahoefig
    Bewertung: sehr hilfreich

    Richtig schöner Bericht