Secretary (DVD) Testbericht

Secretary-dvd-komoedie
ab 17,14
Auf yopi.de gelistet seit 04/2011

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Erfahrungsbericht von Realjackass

Das Büro als S/M-Spielwiese

Pro:

Heikle Thematik richtig umgesetzt, erotisch, gefühlvoll und amüsant, eine großartige Maggie Gyllenhaal

Kontra:

Im Grunde nichts von Belang

Empfehlung:

Ja

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+STORY+
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Lee Holloway (Maggie Gyllenhaal) leidet schon seit vielen Jahren am Borderlinesyndrom und muss sich regelmäßig selbst verletzen, um ihre Gefühle kompensieren oder besser verarbeiten zu können. Als einer ihrer Schnitte eines Tages zu tief geht, vermutet ihre Familie einen Selbstmordversuch und lässt Lee in eine Klinik einweisen. Die dortige Behandlung schlägt bei der jungen Frau jedoch nicht an, so dass sie bereits am Tag ihrer Entlassung erneut zu einem spitzen Gegenstand greift. Angesichts dieser Situation überaus verzweifelt, ist Lee fest entschlossen, ihrem Leben eine Wendung zu geben und macht sich auf die Suche nach einer Arbeit.

Da kommt der jungen Frau ein Stellenangebot als Sekretärin im Büro des Rechtsanwalts Mr. Grey (James Spader) gerade recht. Aufgrund ihrer hervorragenden Tippfähigkeiten ist Lee für diesen Posten nicht nur ausnehmend gut qualifiziert, sondern erhält ihn letztendlich auch. Ihr neuer Arbeitgeber erweist sich jedoch schon nach kurzer Zeit als regelrechter Kontrollfreak mit höchst eigenwilligen Vorlieben, dessen Charme Lee sich schon bald nicht mehr entziehen kann. Unversehens findet sie sich alsbald in einer sadomasochistischen Affäre mit ihrem Chef wieder, in der Begriffe wie Dominanz und Unterwürfigkeit eine völlig neue Bedeutung für die gehorsame Frau bekommen. Von diesen Gefühlen vollkommen überwältigt, verliert Lee ihren Drang nach Selbstverletzung fortan gänzlich und verliebt sich sogar in Mr. Grey. Doch dann erreicht sie eines Tages die Kündigung...


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+DATEN ZUM FILM+
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Originaltitel: Secretary
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2002
Laufzeit: ca, 107 Min.
Freigabe: FSK 16

Regie: Steven Shainberg
Buch: Erin Cressida Wilson, Steven Shainberg, Erin Cressida Wilson
Produzent: Andrew Fierberg, Amy Hobby, Steven Shainberg
Kamera: Steven Fierberg
Schnitt: Pam Wise
Originalmusik: Angelo Badalamenti
Casting: Ellen Parks

Darsteller:
Maggie Gyllenhaal.....Lee Holloway
James Spader.....Mr. Grey
Jeremy Davies.....Peter
Lesley Ann Warren.....Joan Holloway
Stephen McHattie.....Burt Holloway
Patrick Bauchau.....Dr. Twardon
Jessica Tuck.....Tricia O'Connor
Oz Perkins.....Jonathan
uvm.


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+BEZUGSMÖGLICH KEITEN+
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"Secretary" erschien hierzulande in zwei unterschiedlichen Versionen im Vertrieb des Labels Sunfilm. Während die Erstauflage im hübschen Schuber mit Hochglanzapplikation daherkommt, präsentiert sich die zweite Veröffentlichung als reguläres Amaray-Case. Inhaltlich sind die DVDs jedoch identisch und legen den Film in punkto Bild und Ton in ordentlicher Qualität vor. Auch an den Extras hat man nicht gespart, so dass dem Käufer hier die Wahl zwischen Interviews, Behind the Scenes, Trailern und einige Bio- und Filmografien bleibt.


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+KRITIK+
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Onanie und Spanking im Büro erfüllen wohl ebenso die Fantasien vieler gelangweilter Chefs wie eine Sekretärin, die ihnen die Post devot auf allen vieren an den Schreibtisch trägt. Was nun an dieser Stelle tatsächlich an schmutzige Fantasien oder die Handlung eines beliebigen S/M-Pornos erinnert, ist vielmehr der Inhalt des 2002 erschienen Films "Secretary". Dieser müsste, wenn er denn nun in ein Genre geschoben werden sollte, wohl irgendwo zwischen Erotikkomödie und Drama Platz nehmen und beweist ganz nebenbei eindrucksvoll, dass eine S/M-Romanze durchaus auch Stoff für ebenso romantische wie anspruchsvolle Unterhaltung bieten kann. Fernab aller erdenklichen platten Späße und sexistischen Albernheiten ist "Secretary" ein Film geworden, der derartig interessante Themen wie Autoaggression, (sexuelle) Selbstfindung und S/M zusammenmischt und sogar noch eine sehr spezielle und besondere Lovestory hinzugibt. Alleine schon deshalb ist "Secretary" sicherlich ein Film, wie man ihn auch als Liebhaber der individuellen Filmkunst nicht jeden Tag zu sehen bekommt und der sich seinen Status als Unikat verdient hat.

Die Story des Streifens beruht auf einer Kurzgeschichte von Mary Gaitskill und gibt im Grunde einen kleinen Einblick in das Leben einer jungen Frau, die erst noch zu sich selbst finden muss, bevor sie sich dem Glück öffnen kann. Lee Holloway ist ungemein attraktiv, nichtsdestotrotz aber mit sich und ihrem Leben unzufrieden. Von ihrem trinkenden Vater und ihrer überfürsorglichen Mutter hat sie nur wenig Verständnis zu erwarten, weshalb sie sich schon früh in selbstverletzendes Verhalten flüchtet und nur dadurch mit sich ins Reine zu kommen scheint. Unverhofft tritt dann Mr. Grey in ihr Leben, der nach außen hin den selbstsicheren und einschüchternden Rechtsanwalt verkörpert, tatsächlich aber auch mit Problemen zu kämpfen hat. Vor der Kulisse einer kleinen Anwaltskanzlei treffen diese Figuren nun aufeinander und Lee erfährt, dass es zum Glücklichsein manchmal recht unkonventioneller Methoden bedarf.
Der Aufbau des Films ist mehr ruhig denn humorvoll angelegt, lässt seinen Darstellern den größten Freiraum, ohne ständig eine unangebrachte Komik in den Mittelpunkt drängen zu wollen. Natürlich darf ein gewisser, schwarzer Grundhumor bei einer solchen Geschichte nicht fehlen, doch dass der Drive, der sich zwischen Lee und Mr. Grey entwickelt, keiner großartig-übertriebenen Inszenierung fernab jeder Glaubwürdigkeit bedarf, das war Regisseur Steven Shainberg scheinbar bewusst. "Secretary" ist selbst in seinen erotischen Momenten ein wunderbar natürlicher Film, der beispielsweise auch dann nicht abgehoben oder reißerisch wirkt, wenn Mr. Grey Lee zum ersten Mal über seinen Schreibtisch beugt und ihr daraufhin genüßlich den Hintern versohlt, was von dieser regelrecht ekstatisch aufgenommen wird. Fortan entwickelt sich daraus ein leidenschaftliches S/M-Spiel, dem auch das Publikum jederzeit gespannt und erheitert folgt. Von ihren neuen Empfindungen überwältigt, lässt Lee keine Gelegenheit mehr aus, das Missfallen ihres Chefs zu erregen, nur um danach auf eine erneute Bestrafung zu hoffen. Für prüde Geister ist "Secretary" sicherlich alleine seiner Thematik wegen schon ungeeignet, auch wenn hier absolut natürlich mit nackter Haut, Sex und Verlangen umgegangen wird und das Gezeigte zu keinem Zeitpunkt einen voyeuristischen oder selbstzweckhaften Charakter offenbart.

Konsequenterweise darf auch eine dramatische Wendung in einer solchen Geschichte nicht fehlen, doch selbstverständlich ist es letztendlich die Liebe, die sich über alle Widrigkeiten hinwegsetzt und dem Zuschauer das Gefühl gibt, dass er soeben, trotz einiger ungewohnter sexueller Vorlieben, der normalsten Sache der Welt beiwohnen durfte. "Secretary" geht sehr Tolerant mit seiner S/M-Thematik um und erlaubt dadurch auch seinem Publikum einen ebenso toleranten Blick, der sicherlich mit einigen Vorurteilen aufräumen sollte. Dies alles gelingt dem Streifen mit einer sehr zurückhaltenden Inszenierung, der offensichtlich nicht das größte Budget zu Grunde lag, wie man es aus vielen anderen Hollywood-Romanzen kennt. Derartiges vermisst man hier jedoch überhaupt nicht, denn alleine schon das grandiose Spiel der Darsteller macht ein paar unwesentliche Schwächen locker wieder wett. Maggie Gyllenhaal überzeugt in der Rolle der unterwürfigen Sekretärin derart, dass es den Zuschauer nur freuen kann, dass sie zuletzt mit Rollen in "World Trade Center" oder "The Dark Knight" auch beim breiten Publikum für Begeisterung gesorgt haben dürfte. Mit einer Mischung aus jugendlicher Unschuld und leidenschaftlicher Erotik beherrscht Gyllenhaal beinahe jede Szene in "Secretary", weshalb es sicherlich von Vorteil war, ihr mit James Spader einen derartig starken Gegenpart zur Seite zu stellen. Spader gibt Mr. Grey seine ganz eigene Note und lässt diesen ebenso dominant wie verzeifelt erscheinen, was der Figur auch ohne viel Charaktereinführung eine ganz eigene Tiefe verleiht. Für eine weitere, nennenswerte Leistung sorgt letztendlich noch Jeremy Davies ("Dogville", "Der Soldat James Ryan") in der Rolle des treudoofen Peter, der in seiner innigen Liebe zu Lee garnicht erkennen kann, dass sie sich überhaupt nicht für ihn interessiert.


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+FAZIT+
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"Secretary" ist in so mancher Hinsicht ein sehenswerter Film. Er belohnt ein offenes und tolerantes Publikum mit einer erotisch-amüsanten Liebesgeschichte, die auch ohne Vorurteile, Klischees oder überzogene Witze unterhalb der Gürtellinie bestens unterhält und vor allem dafür großen Respekt verdient. Wo andere Filme die S/M-Thematik genutzt hätten, um daraus jede Menge platter Albernheiten zu beziehen, bleibt "Secretary" sich, seiner Geschichte und seinen Figuren treu und serviert dem Publikum eine ehrliche und herzliche Außenseiterromanze, die konstant bodennah bleibt und sexuelle Machtspiele letztendlich fast schon als die normalste Sache der Welt erscheinen lässt. Sympathisanten erotischer und ehrlicher Lovestorys riskieren hier einen Blick, Freunde plumper Späße sollten allerdings fern bleiben, diese laufen ansonsten Gefahr, bei "Secretary" mit so etwas wie Anspruch konfrontiert zu werden .

7 von 10 Punkten.
Mfg
Realjackass

36 Bewertungen, 13 Kommentare

  • Regan

    04.04.2009, 18:44 Uhr von Regan
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüsse, Nadine

  • tk7722

    02.04.2009, 22:33 Uhr von tk7722
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr interessanter Bericht, liebe Grüße

  • LiFo

    02.04.2009, 20:33 Uhr von LiFo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schön geschrieben! Liebe Grüße, Lifo

  • CharlieRuncle

    02.04.2009, 18:19 Uhr von CharlieRuncle
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gute Kritik, sehr hilfreich!

  • mima007

    02.04.2009, 13:55 Uhr von mima007
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hat mir auch gut gefallen:-) VG, mima

  • anonym

    02.04.2009, 09:12 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Saludos Negerle ;-))

  • ingoa09

    02.04.2009, 02:42 Uhr von ingoa09
    Bewertung: besonders wertvoll

    Ein feiner Bericht! Liebe Grüße, Ingo

  • Lale

    02.04.2009, 01:01 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    ... Inforeich berichtet. Es grüßt die Lale.

  • droehn

    02.04.2009, 00:03 Uhr von droehn
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht, lg droehn

  • giselamaria

    01.04.2009, 23:13 Uhr von giselamaria
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein super-toller Bericht!! Wow! interessantes Buch, interessantes Thema LG Gisela

  • timecode001

    01.04.2009, 22:38 Uhr von timecode001
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Testbericht! Liebe Grüsse. timecode001

  • minasteini

    01.04.2009, 22:34 Uhr von minasteini
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr hilfreicher Bericht.

  • carmaxx

    01.04.2009, 22:13 Uhr von carmaxx
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schöner Bericht! Freue mich über Gegenlesung!