September (DVD) Testbericht

D
September-dvd-drama
ab 4,44
Auf yopi.de gelistet seit 05/2012

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Erfahrungsbericht von catmother

Dreiecks-Liebeswirrungen im September

Pro:

hervorragende Darstellung, für Fans sehenswert, typisch Woody Allen

Kontra:

langweilig, besteht nur aus Dialogen, typisch Woody Allen

Empfehlung:

Ja

In den letzten Wochen des vergangenen Jahres fanden im deutschen Fernsehen die Woody Allen-Wochen statt anläßlich seines Geburtstages statt. Da wurden auch Stücke gezeigt, die man sonst selten zu sehen bekommt, unbekannte und wenig gespielte.
Obwohl ich sonst kein unbedingter Fan der Psychospielchen von Woody Allen bin - schon „Hannah und ihre Schwestern“ fand ich eher langweilig - schaue ich mir aber gelegentlich doch hin und wieder eines an in der Hoffnung, ich möge mich irren und sich die neurotischen Streifen doch noch als Kunstwerk herausstellen.


** Die Geschichte **
Es ist ein schöner Spätsommertag irgendwo auf dem Lande, irgendwo in Amerika. Lane (Mia Farrow), die sich nach einem Selbstmordversuch in das Landhaus ihrer Eltern zurückgezogen hat, will gemeinsam mit Besuch aus der Stadt ein wenig feiern. Ihre Mutter Diane (Elaine Stritch) ist gekommen auf der Durchreise nach Florida, zusammen mit ihrem jetzigen Lebensgefährten Loyd (Jack Warden). Dazu noch ein alter Freund der Familie, Howard (Denholm Elliott), und ihre beste Freundin Stephanie (Dianne Wiest).

Der wichtigste Gast für Lane ist jedoch Peter (Sam Waterston), ein verhinderter Autor, der seit Jahren an einem Buch über seinen Vater bastelt und sich nun mit dem Gedanken trägt, statt dessen eine Biographie über Lanes Mutter zu schreiben, die vor Jahren mal ein berühmter Star war.

Gleich zu Beginn der kleinen Party bricht ein Unwetter aus. Das Gewitter tobt heftig und ein weiteres geladenes Paar sagt sein Kommen ab, weil das Haus unter Wasser steht. Also feiert die kleine Gesellschaft ohne sie. Sie führen philosophische Gespräche über Gott und die Welt und über deren Zerstörung. Und in diesem Zusammenhang über „Stiefvater“ Lloyd, der einst in der Kernforschung gearbeitet hat, aber nicht an der Atombombe, wie seine Frau Diane immer behauptet.

Während ein Stromausfall das Haus in Dunkel taucht, tauchen in der anfangs so gelösten Gemeinschaft jede Menge Konflikte auf, die keiner so ahnen konnte.
Lane liebt Peter. Peter indes liebt Stephanie, die beste Freundin von Lane. Und Howard schließlich liebt Lane. Ganz unglücklich, denn die hat ja bekanntlich nur Augen und Gedanken für Peter.

Anfangs wehrt sich Stephanie noch gegen das heftige Werben von Peter, aber gleichzeitig genießt es die verheiratete Frau und Mutter von zwei Kindern, die sich endlich mal für dieses Treffen von ihrer Familie frei gemacht hat, wieder einmal begehrt zu werden.
Zu später Stunde fangen sie dann schließlich doch noch ein Verhältnis an.

Noch ein Konflikt schwelt unter der Oberfläche: die immer unterdrückten Gefühle von Lane, die mit dem gewaltsamen Tod ihres Vaters nie zurecht gekommen ist, der angeblich einst von der Mutter erschossen wurde.

Nun will sie endlich ihr Leben ändern: sie plant, das Haus zu verkaufen und nach New York zu gehen, wo auch Peter lebt, mit dem sie einst eine Beziehung hatte, als es ihm schlecht ging.

Dann erwischt Lane an dem Abend auch noch Peter und Stephanie, als sie sich küssen.


** Darsteller **
Mia Farrow wurde zwischen 1964 und 1968 durch die Fernsehserie "Pexton Place" bekannt, ehe sie zum Film kam. Eine ihrer ersten Rollen ist wohl auch die bekannteste, nämlich die in "Rosemaries Baby" (1967) von Roman Polanski. Die Tochter der Schauspielerin Maureen O'Sullivan und des Regisseurs John Farrow spielt vor allem zerbrechlich wirkende, verletzliche Frauen, meist Opfer.
Nach ihren schlagzeilenträchtigen Ehen mit Frank Sinatra (1966 - 1968) und dem Musiker André Previn (1970 - 1978) war sie seit 1981 die Lebensgefährtin des "Stadtneurotikers" Woody Allen, mit dem sie 1982 den ersten Film machte, nämlich "Eine Sommernachts-Sexkomödie". Es folgten weitere gemeinsame Projekte, so "The Purple Rose Of Cairo" (1985), "Hannah und ihre Schwestern" (1986), "Verbrechen und andere Kleinigkeiten" (beide 1989), "Alice" (1990), "Schatten und Nebel" (1991), "Ehemänner und Ehefrauen" (1992). Ihre Trennung sorgte 1992 für viel schmutzige Wäsche in den Medien.
Zuletzt sah man sie in "Stille Helden" (1998), und "Der Schrecken des Vergessens" (1999).


Dianne Wiest gehört zu den Schauspielerinnen, die ebenfalls eng mit Woody Allen verbunden sind. Sie spielte immerhin in fünf seiner Filme mit.
Zunächst trat sie hauptsächlich im Theater auf und war mit der American Shakespeare Company auf Tournee. 1980 konnte man sie mit Michael Douglas in "It's My Turn - Ich nenn' es Liebe" im Kino sehen, schon zwei Jahre später in dem erfolgreichen Tanzfilm "Footloose".
Dann begann ihre Zusammenarbeit mit Woody Allen und sie bekam ihren 1985 ersten Oscar als beste Nebendarstellerin bekam sie für "Hannah und ihre Schwestern“. Den zweiten erhielt sie 1995 für die Rolle der Bühnendiva Helen Sinclair in "Bullets Over Broadway" (1994).
Zu ihren bekanntesten Filmen gehört "Das Wunderkind Tate", "Wer ist Mr. Cutty?" (1996), "Zauberhafte Schwestern" (1998) und "Das Leben ist was Wunderbares" (1999).


Sam Waterston ist vermutlich eher unbekannt. Er spielte bereits in „Hannah und ihre Schwestern“ mit und ist in der momentan laufenden Rechtsanwaltsserie „Law and Order“ als Staatsanwalt Jack McCoy. Für „The Killing Fields“ wurde er für den Oscar nominiert.


** Filmkritik **
Wie ich schon sagte, Filme von Woody Allen sind eher von der Sorte, bei denen man am Ende ganz erstaunt fragt: Äh, und was sollte das jetzt? War’s das schon?
Genauso ging es mir bei diesem Film und ich gestehe, ich mußte das eine oder andere Mal genüßlich gähnen.

Der ganze Film besteht nur aus Dialogen, aus philosophischen, weinerlichen, boshaften oder verliebten Dialogen. Je nachdem, wer gerade mit wem spricht.
Zunächst sieht es ja aus wie ein echtes Drama, wenn z. B. die Dialoge (na ja, eher sind es Monologe, denn bei dem Gequassel der Mutter kommt Lane nicht zu Wort.) zwischen Mutter und Tochter regelrecht boshaft werden („Dieses Kleid, das du heute anhast... Ich weiß nicht, aber Blau hat dir ja noch nie gestanden.“, „Schade, daß du so verhärmt aussiehst, aber dein Teint war ja schon immer etwas käsig.“) Da möchte man als Hauptdarstellerin einfach nur ein Messer ergreifen. Immerhin hat die arme Tochter vor nicht allzu langer Zeit einen Selbstmordversuch hinter sich und die Mutter denkt an nichts anderes als an ihre gut sitzende Frisur und ihre Florida-Bräune. Typisch Diva.
Diese Details erinnerten mich ein wenig an die eigene Familie, in der so mancher unausgesprochener Konflikte schlummert und die Dialoge gelegentlich auch so ablaufen.

Wenig später bemerkt man dann als Zuschauer die Verirrungen und Verwirrungen hinsichtlich der Emotionen und der Sehnsüchte der Beteiligten. Lane liebt Peter, Peter liebt Stephanie, Stephanie ist verheiratet und Howard liebt vergeblicherweise Lane. Erinnert euch das nicht an was? Shakespeares „Sommernachtstraum“, in der es auch eine ähnliche Dreiecksverstrickung gibt, die aber doch etwas heiterer aufgelöst wird. Zu dem Zeitpunkt hatte ich Hoffnung, daß aus dem Melodram doch vielleicht eine Komödie werden könnte. Aber Woody Allen steht zu seinen Neurotikern.

Der einzige, der einigermaßen unbeschadet aus dieser Geschichte herausgeht, ist Peter. Er ist der typische Mann, der am liebsten zwei Frauen hätte, eine, die er des Nachts anrufen kann, um ihn zu retten, und eine, die er attraktiv findet und lieben kann. Wie die Frauen damit zurecht kommen, ist weniger sein Problem. Allerdings – in diesem Fall steht er am Ende doch allein da.

Musik und Kameraführung passen zur melodramatischen Stimmung des Films, dahingehend ist er schon stimmig. Aber eben eher langweilig.


** Meine Meinung **
„September“ ist ein melancholisches Kammerspiel mit einer überschaubaren Zahl von – zugegeben hervorragenden – DarstellerInnen, das vollkommen mit Woody Allens Tradition übereinstimmt, neurotische, innerliche verunsicherte und unglückliche Menschen zu porträtieren.
Allerdings finde ich es lediglich geeignet für wirkliche Fans.


** Daten **
USA 1987
Genre: Drama
Originaltitel: September
Regie: Woody Allen
FSK 12


** Die DVD **
Bildformat: Widescreen (1.85:1 - anamorph)
Tonformat: Dolby Digital 1.0 in Deutsch, Dolby Digital 1.0 in Englisch, Dolby Digital 1.0 in Spanisch, Dolby Digital 1.0 in Französisch
Sprache: D, E, F, Sp
Darsteller: Dianne Wiest, Jack Warden, Mia Farrow, Sam Waterston, Elaine Stritch, Denholm Elliott, Ira Wheeler, Jane Cecil, Rosemary Murphy
Regie: Woody Allen
Bonusmaterial: - Trailer
Untertitel: Französisch, Spanisch, Niederländisch, Dänisch, Schwedisch, Norwegisch

37 Bewertungen, 4 Kommentare

  • chapikra

    22.02.2006, 23:12 Uhr von chapikra
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebste Grüße aus dem Hessenland - Sandra

  • WINNIE24

    22.02.2006, 15:04 Uhr von WINNIE24
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH! GLG WINNIE :-)

  • WreckRin

    22.02.2006, 14:25 Uhr von WreckRin
    Bewertung: sehr hilfreich

    guter Bericht! würd mich auch über Gegenlesungen freuen <br/>LG Sandra

  • morla

    22.02.2006, 13:12 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich <br/>