Der Wanderchirurg (Taschenbuch) / Wolf Serno Testbericht

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ab 7,65
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Erfahrungsbericht von knopfi

Ein Arzt auf Wanderschaft

Pro:

schön lesbar, leicht verständlich geschrieben, etwas für Lateinfans

Kontra:

zu viele Wunder geschehen

Empfehlung:

Ja

Hallo ihr Leseratten,

wieder einmal habe ich mich aufgerafft, um mich meinen Lesekünsten zu widmen. Dieses Mal ist meine kleine Schwester schuld daran, dass ich mich wieder einmal einem Genre widme, welches ich absolut nie als mein Interessengebiet angesehen habe.


=== „…Für mich sind diese Dinger „Gähn – Romane“…“ ===

Es geht um Wolf Sernos Roman „Der Wanderchirurg“, einem satten Wälzer der sich über 810 Seiten erstreckt. Meine Schwester schwärmte mir von dem Buch vor, dass es mörder - spannend sei, sie hätte es innerhalb einer Woche durchgelesen und war fasziniert. Na so was aber auch! Nicht, dass mich die Schnelligkeit ihrer Lesekünste faszinierte, nein, denn meine Schwester kapert jedes Buch, liest es sorgsam durch und sortiert diese dann nach Spannungsgrad. Aussortierte Fibeln gelangen irgendwie ins Kellerexil, der Rest muss einfach noch mal gelesen werden. Tja, so sind sie, die Kleinen! „Es spielt im sechzehnten Jahhundert“ war schon ein Satz, der mich bei ihrer Buchempfehlung alles andere als beeindruckte. Eher im Gegenteil – es gibt nix Schlimmeres als die verkitschten Romane aus Tausend und einer Nacht, wo man mit Schwert und Degen seinen Konkurrenten zersäbelt. Für mich sind diese Dinger „Gähn – Romane“ – die beste Methde, einem Langeweiler eine Freude zu bereiten, oder im Kamin Feuer zu entfachen. Doch die Kleine ließ nicht locker. Auch nicht, als ich ihr mit meiner „Langweilig – Geste“ (einem gespielten Gähnen) zu verstehen hoffte, dass mich nichts, aber auch rein gar nichts an dem Schinken interessierte. „Glaub mir, es ist echt spannend, du wirst davon nicht wegkommen! Weißte was? Ich schenk dir das Buch zum Geburtstag!“

Und so geschah es dann auch. Ohne dass ich es wirklich wollte, hatte ich den Schinken dann an meinem Geburtstag aus dem Geschenkpapier ausgewickelt. Tja, was soll ich sagen? Es gibt ja keine bescheuerte Situation als die, in der man seiner kleinen, wissbegierigen Schwester nach einem halben Jahr verklickern muss, dass man ihr Geschenk noch nicht mal ansatzweise durchgeblättert hat. Für alle die meinen, Quark, das hat was mit Offenheit zu tun, nein! Glaubt mir, da kennt ihr meine Schwester nicht. Sie weiß eben, wie man mit cleverer, enttäuschter Miene einen Mann herum kriegt. Also, gut! Um dieser Situation zu entgehen, habe ich, nachdem mir der Roman immer wieder aus dem „Regal für ausgelesene Bücher“ herunter winkte, ein Herz gefasst und „Den Wanderchirurgen“ zum abendlichen Lesestoff erkoren….


=== „…wer zum Geier ist Wolf Serno?“ ===

Wolf Serno, wer zum Geier ist Wolf Serno? Hmm…laut meiner Schwester, der Auto schlecht hin. Merkwürdig, das meinereiner aber überhaupt nichts von dem mega haypen Schriftsteller vernommen hat. Wissenslücke?
Das Internet weiß mehr! Hmhm… aha… aja…1944 in Hamburg geboren, hat sich der Meister als Elektriker, Theaterbeleuchter und Messegestalter verdingt und diente bei der Luftwaffe – schon mal sehr sympathisch…grins… Nachdem Serno seinen Abschluss des Kommunikationsstudiums vollzog, arbeitete er als Werbetexter in dementsprechenden Agenturen. Außerdem lehrte er an der Werbefachschule in Hamburg. Bis er - 1997, um genau zu sein – keine Lust mehr hatte, seine Ideen für andere umzusetzen. Und siehe da, der Lieblingsautor meiner Schwester hat schon einige Romane herausgebracht, die er als Krimis outet. Zum Beispiel „Die Hexenkammer“, „Tod im Apothekenhaus“ und der „Puppenkönig“. Uuuund natürlich, last but not least, insgesamt drei Romane über den Wanderchirurgen. Nun denn, jetzt, wo ich etwas mehr über den Schriftsteller Wolf Serno erfahren habe (Quelle: www.krimi-couch.de) fällt es mir wesentlich leichter diesen Roman zu durchforsten…

„Im Jahre 1576 stirbt im nordspanischen Kloster Campodius der alte Abt.Kurz vor seinem Tod gesteht er seinem Lieblingsschüler Vitus, dass dieser ein Findelkind ist. Vitus läßt dieses Geständnis nicht mehr los: Er will das Geheimnis seiner Identität lüften….Auf seinem Weg quer durch Spanien muss er zahlreiche Abenteuer bestehen…“ Boh, bereits die Vorschau auf dem Buchrücken lässt mich schon erschaudern. Ich ahne Böses. Ein gähnend langweiliger Schinken, der über irgendeinen Mönch namens Vitus berichtet, der irgendwann anno Knips zig spannenden Abenteuer besteht. Ich schmelze dahin.
Auch das Cover des Taschenbuchs lässt nichts Besseres vermuten. Ein dunkelroter Hintergrund, auf dem sich zwei Bildchen befinden. Eine Flotte von alten Fregatten auf hoher See und einen jungen Typen, der ernst aber zufrieden in die…ähm…Kamera schaut. Gut, vielleicht handelt es sich hier eher um ein Portrait, das dieses jungen Mann darstellt, der sich zum Abportraitieren in der freien Natur befindet. Ein Barett auf dem Haupt, aus dem eine lange Matte an Locken ragt. Na ja, wahrscheinlich handelt es sich hier um den Star des Buches: Vitus. In weißen Lettern ist der Autor und darunter, in einer leicht abgewandelten Hand – Druck – Schrift, der Titel des Romans vermerkt: „DER WANDERCHIRURG“.

Oh Schwesterherz, was hast du mir angetan??? Bist du das wirklich wert? Ja, das ist sie, also los Knopfi, überwinde dich endlich und fang an! So schlimm wird es wohl nicht werden!


=== „…Der 34-seitige Prolog ist nicht unbedingt von Dramatik ausgeschöpft…“ ===

Stimmt, das wird es nicht. Die ersten acht Seiten habe ich schon mal hinter mich gebracht. Und dies in Rekordzeit. Ich habe mal gestoppt…grins… Satte neun Sekunden für acht Seiten…was bin ich nur für ein geiler Macker!
Gut, vielleicht sollte ich erwähnen, dass dieses Seiten mit einem Haufen Widmungen für Sernos Bekannten und Freundeskreis beschrieben sind. Außerdem wird vor dem Nachahmen der Operationsbeschreibungen gewarnt. Ein Lichtblick, auch bei „Jackass“ wird vor Nachahmern gewarnt. Kann man hier wirklich etwas lernen?

Und weiter im Text. Zugegeben, die wenigsten Schriftsteller schaffen es, die ersten zwanzig bis dreißig Seiten spannend zu gestalten. Hier geht’s um Menschen und Orte, alles wichtig für die spätere Handlung. Ist ja auch kein Problem. Ähnlich verhält es sich beim „Wanderchirurgen“. Der 34-seitige Prolog ist nicht unbedingt von Dramatik ausgeschöpft, dennoch hält mich diese erste Story gefangen. Warum? Ich weiß es nicht. Möglicherweise ist es die gute Beschreibung der Figuren? Oder die leicht lesbare Redensart der Charaktere? Vielleicht ist es aber auch einfach nur die in der Vorschau vorprophezeite Handlung: Die Geburt eines hochadligen Kindes auf hoher See, irgendwann im 16ten Jahrhundert. Eines dieser Dinge hat mich zumindest davon abgehalten, mich von irgendwelchen Ausreden zu verleiten, nicht weiter zu lesen. Ich gestehe es nur ungern, aber das war gut so!


Erste Leseprobe gefällig? Klar, et voila, hier ist sie:

„Das Wimmern der Frau drang durch die Decksplanken hinauf bis zum Achterkastell der großen Galeone. Es war ein Wimmern, wie Kapitän Hippolyte Taggart es noch nie gehört hatte: lang gezogen, klagend, immer wieder unterbrochen, von einem kurzen, keuchenden Stöhnen. Es erinnerte Taggart an die Laute, die mache Huren ausstießen, wenn sie dem Freier höchste Lust vorgaukeln wollten. Doch Taggart wusste, dass hier nicht ein Akt der Fleischeslust stattfand, sondern vielmehr die Folge davon:
Im Unterdeck wurde ein Kind geboren.
Taggart wandte sich um und blickte mit grimmiger Miene achteraus. Sein Gesichtsausdruck rief bei manchem seiner Männer noch immer eine Gänsehaut hervor, obwohl jeder wusste, dass Taggart nicht anders dreinblicken konnte. Dafür hatte vor drei Jahren ein spanisches Schwert gesorgt, das ihm die linke Gesichtshälfte gespalten hatte. Die Wundränder hatten sich beim Zusammenwachsen verzogen, wodurch ihm fortan der linke Mundwinkel herabhing….
…Eine Frau an Bord! Dachte Taggart zornig. Er bildete sich zwar ein, nicht abergläubisch zu sein, aber er hatte trotzdem ein ungutes Gefühl dabei. Frauen an Bord zogen nichts als Ärger nach sich. Und die Frau, die da unten ihrer schwersten Stunde entgegensah., war dafür der beste Beweis.
Abermals das Wimmern.
Taggart musste zugeben, dass die Frau ausgesehen hatte wie eine richtige Lady, als sie vor wenigen Tagen an Bord gekommen war, auch wenn sie, wie Lord Pembroke betont hatte, weder seine Gattin war noch sonst irgendwie mit ihm verwandt. Aber wer war die Lady dann? Eigentlich eine krasse Unhöflichkeit des Lords, sie ihm nicht vorgestellt zu haben! Und schwanger war sie auch noch! Taggart zuckte mit den Schultern und beschloss, sich wieder seinen Pflichten zu widmen. Aus steifen Böen war in der letzten halben Stunde ein ausgewachsener Sturm geworden. Ihm davonzusegeln schien aussichtslos. Jetzt durfte keine Zeit mehr vergeudet werden.
„Mister Gordon! Mister Loom!“
„Sir?“ Zwei Männer, die in respektvollem Abstand an der Querreling gestanden hatten, eilten herbei und nahmen Haltung an. Sie wussten, dass Taggart auf strenge Disziplin achtete und niemals ein Fehlvergehen durchgehen ließ, auch bei Offizeren nicht. Gordon, der Erste Offizier, war der Kleiner von beiden, ein drahtiger Mann mit flachsblondem Haarschopf und hektischen Bewegungen. Loom, der Segelmeister, war das genaue Gegenteil: groß, schwer, mit gewaltigen Brustkorb, über dem sich ein salzfleckiges Lederwams spannte…“


Das war ein Stück des Prologes, eine Einleitung des Ganzen. Ich muss gestehen, dass Wolf Serno zielsicher und humorvoll auf seine erste Station zurollt: Den Leser auf Weiteres neugierig werden zu lassen. Erste innerliche Fragen tauchen auf: Wer ist die Dame, die auf hoher See ein Kind bekommt? Dass es sich bei dem Kind um die zukünftige Hauptfigur Vitus handelt, wird im ersten Augenblick klar. Doch unklar ist, wieso ist der nun ein Findelkind? Hat der Sturm etwas mit der Sache zu tun? Ich werde das ungute Gefühl nicht los, dass ich von der Geschichte schon mehr gefesselt bin, als mir lieb ist!


=== „…Spätestens jetzt geschieht wieder etwas fast Unerwartetes: …“ ===

Nach dem Prolog also, geht es ins Eingemachte:
Vitus, absolut kein Mönch, sondern tatsächlich nur ein zwanzigjähriger Schüler eines spanischen Mönchsklosters, wird vom Abt Hardinius an sein Sterbebett gerufen. Er erfährt, dass Hardinius ihn eines Tages vor den Toren des Klosters vorgefunden hat, in einer Wiege, eingebettet in einem samtroten Tuch, welches mit einem ominösen Symbol bedruckt ist.
Es lässt Vitus absolut keine Ruhe, dass niemand weiß, wer seine Eltern sind und was mit ihnen geschehen ist. Einziges Zeichen ist das Symbol auf dem Babytuch, dass Vitus immer noch besitzt. Recherchen zufolge scheint es sich um ein englisches Zeichen aus gutem Hause zu handeln. Vitus bricht seine Zelte bei den Mönchen ab und beginnt die Suche nach seiner Herkunft. Unbedingt muss er wissen, welcher Abstammung er entstanden ist.
Aber wie beschreibt man Vitus, der sich im Laufe der Geschichte mit „Vitus von Campodius“ vorstellt (dies rührt daher, dass er seinen Nachnamen nicht kennt)? Er ist sehr gelehrig, fasst sehr schnell neue Dinge auf und setzt sie perfekt um. Beste Vorraussetzungen, dass man ihm im Kloster Medizin beibringt, die Chirurgie, um genau zu sein. Die Mönche geben ihm ein Lehrbuch mit auf den Weg, das die wichtigsten Kniffe der Medizin enthält, zusammengefasst von den wichtigsten Gelehrten der bisherigen Weltgeschichte. Ein Buch, was Vitus teilweise Lebensnotwenig werden lässt.

Vitus möchte nach England. Vorerst beginnt er seinen Weg zu Fuß durch Spaniens Ländereien zu begehen. Auf seinem Weg lernt er einen Zwerg namens „Enano“ kennen. Ein gewitzter kleiner Mann aus Deutschland, der mit List und Tücke seinen Opfern das Geld aus der Tasche zieht. Enano besitzt Kenntnisse über Giftkräuter und braut aus ihnen Tränke, die den Menschen Einschlafen oder sogar sterben lassen können. Durch ihn gelangt Vitus in die Fänge der Kirche. Die sieht in Vitus einen Ketzer und möchte ihn zu einem Geständnis zwingen. Der hat aber nichts zu gestehen und landet im Kerker. Hier lernt er Ramiro Garcia, kurz Magister, kennen, einen Rechtsgelehrten, der im Laufe der Geschichte sein bester Freund und Wegbegleiter werden soll. Auch der Magister Garcia steht bei der Inquisition der katholischen Kirche in Verdacht, einem anderen Glauben anzugehören. Über Monate teilen sich Vitus und der Magister ihren Platz im spanischen Kerker, lernen sich kennen und werden dicke Freunde. Sie schwören sich, alle schwierigen Abenteuer gemeinsam durchzustehen. Besonders mit Vitus kann sich die Kirche nicht anfreunden und drängt ihn mit brutalen Foltermethoden zu einem Geständnis, was er wiederum nicht leistet. Bis sich eines Tages die Gelegenheit der Flucht ergibt, was die beiden Freunde nutzen. Mit Hilfe eines Freundes und den Mönchen aus dem Kloster Campodius gelingt es sogar dem Bereich der Inquisition zu entkommen….

Spätestens jetzt geschieht wieder etwas fast Unerwartetes: Ich bin regelrecht an den Roman gefesselt worden und konnte meine Nase nicht mehr von dem Buch lassen. Es ist dermaßen interessant beschrieben, wie sich die Insassen eines Kerkers fühlen, vertragen und nach Erlösung betteln, das geht schon fast gar nicht mehr. Der Leser fühlt regelrecht mit den nun mittlerweile zwei Helden mit und hegt die Hoffnung, dass das eigentlich schon Bekannte, nämlich die Flucht, geschehen möge. Der Aufenthalt Vitus´ in spanischen Kerkergefilden spannt sich über fast zweihundert Seiten, bis hin zur Buchmitte, was allerdings von Nöten ist, denn der Leser muss wissen, welchem Schicksal sich besonders der Magister hingeben musste, damit sich die beiden Freunde treffen konnten. Zugegeben, Vitus hat auch mehr Glück, wie der Zufall im damaligen waren Leben vielleicht eigentlich erlaubt hätte. Zu oft gelingt es ihm, meiner Meinung nach, sich vor den Fragen der Inquisition zu drücken; die Foltern gehen teilweise zu leicht von statten und die Flucht ist schon recht gutgläubigen Wachen zu verdanken. Ach was soll’s, es ist halt nur eine Geschichte…


=== „…Es kommt zur ersten Liebenszene…“ ===

Vitus und der Magister lassen ihren Schwur wahr werden und meistern alle Situationen zu zweit. Heute würde man sagen, sie gehen durch Dick und Dünn. Wie der Zufall es so möchte, treffen sie auf den Zwerg Enano, der wieder einmal dabei ist, einen Mann um sein Geld zu bringen, dabei aber in einen Kampf verwickelt wird. Vitus rettet ihn aus seiner Not und verzeiht Enano. Dieser zeigt wiederum Reue und schört Vitus eine ewige Freundschaft. Er schließt sich den beiden Freunden an und leistet auf dem weiteren Weg rettende Arbeit.

Der Weg führt Vitus, den Magister und Enano zu einem Gauklerzirkus. Chef – Gaukler Arturo nimmt die drei Freunde herzlich auf und bringt Vitus sogar das Fechten bei. Vitus kann sich wiederum mit seinen ärztlichen Künsten revanchieren. Bei den Gauklern lernt unser Held seine erste große Liebe kennen: die Zigeunerin Tirzah, die seine Liebe erwidert. Es kommt zur ersten Liebenszene…

~~~ Leseprobe II ~~~


Welch verwerflichen, sündigen Gedanken gab er sich da hin! Andererseits, träumen durfte man. Und die Gedanken gehörten nur ihm, sie waren seine eigenen, er würde sie mit niemandem teilen – am allerwenigsten mit Tirzah, die wahrscheinlich gar nichts von ihm wissen wollte. Er spürte wie sein Glied hart wurde und sich emporreckte. Der Trank begann zu wirken. Das Verlangen brannte lichterloh in ihm. Wenn Tirzah jetzt hier wäre, würde ich ihr sagen, ja, was würde ich ihr sagen?
„Ich habe dich gesehen“, würde ich ihr sagen, „deinen süßen Schoß, den ich mit meinem Glied durchbohren möchte, den ich in seiner ganzen Tiefe ausloten will, der micht umschlingen soll, mich packen soll, mich nie wieder loslassen soll…“
Alles Unsinn. Aber träumen durfte man.
„Ich wusste, dass du mich gesehen hast“, antwortete sie mit leiser Stimme. „Ich habe es sehr genossen.“
Träume.
Er griff zu seinem Schaft, der Prall und hart war und vor Verlangen pulsierte; er wollte sich Erleichterung verschaffen, doch eine andere Hand war dazwischen und schob die seine beiseite.
Träumte er oder war das Wirklichkeit?
„So, wie du mich geheilt hast, so will ich dir höchste Lust schenken“, sagte Tirzah mit ihrer melodiösen Stimme. Er hörte das Knistern des Stoffs, als sie ihren Rock hob und sich langsam, ganz langsam auf ihn setzte…

Hola die Waldfee! Da wird einem schon ganz anders. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast sagen, dass Meister Serno sich auch einer Ausbildung als Erotikschriftsteller unterzogen hat. Ihr habt es selbst gelesen, man fühlt hier richtig mit Vitus mit…grien…


=== „…Unglaublich! 800 Seiten in Rekordzeit!“ ===

Doch auch die beste, erste Liebe scheitert irgendwann, zu mindest hier im Buch, und Vitus macht sich mit seinen Gefährten wieder auf den Weg. Durch einen Trickbetrug gelangen sie auf eine spanische Galeone, die ihre Matrosen durch Kopfgeldjäger verdingt. Das Schiff ist zu den spanischen Kolonien unterwegs, um dort die habhaften Schätze zurück ins Mutterland zu schiffen. Doch die Pein dauert nicht lange an, denn die Galeone wird siegreich von einem englischen Kriegsschiff angegriffen. Die neue Macht hat (wie der Zufall es so will) ein gewisser Kapitän Taggart, der die drei Freunde aus der kniffligen Sklaverei befreit. Unter der Bedingung, dass sie bei ihm als Arzt, Arztgehilfe und Koch anheuern, was man auch tut. Vitus und der Magister werden sogar in den Offiziersrang befördert. Auf einem Dinner erfährt Vitus von einer merkwürdigen Überfahrt Taggarts, als eine adlige Frau, auf seinem Schiff ein Kind bekam. Vitus schöpft sofort Verdacht. Er bekommt heraus, dass das Symbol auf seiner Decke das Emblem der englischen Adelsfamilie Collincourt ist.
Auf der Fahrt gen England bemerkt Taggarts Crew, dass im Horizont ein kleines, englisches Segelschiff angegriffen wird. Taggart eilt dem Schiff zu Hilfe und rettet es. Unter der geretteten Crew befindet sich auch eine gut aussehende Frau namens Arlette. Mit ihr beginnt Vitus eine Affäre und schläft mit ihr. Im Morgengrauen entdeckt er in ihrer Kajüte eine Kiste, worauf das Collincourt – Emblem ist. Er möchte wissen, was sich dahinter verbirgt und öffnet die Kiste. In diesem Moment kommt Arlette herein und verdächtigt Vitus, ein Betrüger zu sein. Sie verlässt wütend das Schiff, ohne sich von ihm zu verabschieden. Vitus ist entsetzt und sein Herz gebrochen.

Angekommen in England kommen die Gefährten zum Gut der Collincourts. Es gelingt Vitus, den Lord Collincourts zu überzeugen, dass er kein Betrüger ist. Dieser glaubt ihm und erzählt ihm die wahre, endgültige Geschichte der Collincourts. Auch Arlette kommt darin vor, die das Gut vor Jahren wegen eines Streits verlassen und sich auf den Weg nach Habana gemacht hat, auf der Suche nach ihrem Cousin. Auch Vitus ist ein Cousin von ihr….

Und so vergehen die Zeichen der Zeit wie im Fluge! Krass! Nie im Leben hätte ich es für möglich gehalten, dass ich diesen Schinken verschlinge. Unglaublich! 800 Seiten in Rekordzeit. In jeder freien Minute wollte ich es wissen. Was passiert mit Vitus und seinen Gefährten? Fällt auch heute wieder jemand Herzensgutes zum Opfer von bloßer Gewalt? Wie weit erstreckt sich das Glück vom Helden Vitus noch weiter aus?


=== „Lesen, lesen, lesen!“ ===

„Denn Gott hatte es gut mit ihm gemeint. Er hatte ihm gute Freunde an die Seite gestellt. Und er hatte ihm den Weg zu seinem Zuhause gewiesen. Seinem Ratschluss wollte er sich beugen. Auch auf die Gefahr hin, Arlette vielleicht nie wieder zu sehen. Alles lag in seiner Hand!“
Fünf letzte Sätze, die dem Buch ein endgültiges Ende setzen. Doch nicht, ohne weitere Fragen zu entblößen, die wohl unbeantwortet bleiben werden… Oooooder, Stoff für ein Nachfolgebuch ergeben. Und siehe da! „Der Chirurg von Campodius“ begibt sich tatsächlich im gleichnamigen Buch erneut auf eine lange Reise, um seine Geliebte Arlette zu finden. Und wisst ihr was? Ich habe den Schinken schon neben mir liegen – lesebereit!

Anfangs habe ich es nicht gedacht, dass mich ein Buch so faszinieren kann wie „Der Wanderchirurg“. Einen Roman zu durchforsten, der irgendwann anno Knips, in spanischen Gefilden spielt und sich mit irgendwelchen hölzernen Kriegs- und Liebesszenarien abkämpft wäre in vorheriger, absehbarer Zeit niemals von statten gegangen. Ich wäre schier eingeschlafen vor Vorurteilen. Tja, und Unglaublicherweise hat es ausgerechnet meine kleine Sister geschafft, mir so was aufs Auge zu drücken. Krass, oder?

Autor Wolf Serno schafft es mit seinem Erstwerk „Der Wanderchirurg“ eine Grundbasis zu setzen, die es zu einem kleinen Meisterwerk schafft. Bereits der Prolog wirkt auf den Leser recht einprägsam. Obwohl die Vorahnung besteht, um welche Szenerie es sich handelt, ist man doch wieder fasziniert, welche Gegebenheiten sich so auf einem Schiff im 16ten Jahrhundert verbergen. Im Allgemeinen, Serno rückt seine Hauptfigur „Vitus“ ins rechte Licht. Vitus ist immer der Held, egal, ob er gerade eine Nebenfigur darstellt oder gar keine Rolle spielt.
„Der Wanderchirurg“ wird in mehrere Kapitel aufgeteilt, die nach handelnden Personen benannt sind. In diesen Kapiteln schlägt der Autor zwei Fliegen mit einer Klappe, denn der Benannte wird beschrieben, ins Leben der Hauptfigur integriert, die Abenteuer des Vitus gehen trotzdem weiter. Jede Kapitelfigur hat irgendeine Bewandtnis, die sich auf den Suchenden Vitus beruht. Bestes Beispiel wären der Zwerg Enano und der Magister. Nicht zu vergessen, Kapitän Taggart.

Leicht merkwürdig finde ich die vielen Glückssträhnen, die den Hauptheld Vitus beglücken. Keine Ahnung, ich war zwar nicht dabei, aber hatten die Reisenden um Fünfzehnhundert wirklich soviel Glück im Leben, dass sie immer wieder an ihre beschlagnahmten Klamotten kamen, die wichtigsten Menschen kennen lernten oder die beschwerlichsten Foltern überstehen, die man sich wohl in der damaligen Epoche so ausgedacht hatte? Hmm…hier kamen mir doch leichte Zweifel auf. Hier hat sich Wolf Serno nicht unbedingt die Mühe gemacht, die Umstände etwas genauer und verträglicher zu beschreiben.
Unglaublich auch die ungemeine Sprachgewandtheit der Personen. Man ist in Spanien, aber eine Sprachbarriere gibt es nicht. Vitus, der gebürtig Engländer ist, aber in Spanien aufgewachsen ist kann sich in Latein und Spanisch verständigen. Auch der Magister ist spanischen Geblüts. Doch als man sich in England befindet, gibt es absolut keine Schwierigkeiten. Selbst von Akzenten keine Spur. Eigens Zwerg Enano spricht sein eigenes Welsisch, was dennoch jedermann versteht. Toll, das nenne ich mal eine einheitliche EU!

Trotzdem, das Buch ist sehr leicht und verständlich geschrieben. Von überheblichen Gesprächsfetzen á la Renaissance keine Spur. Sämtliche Sätze sind pflegeleicht eingedeutscht, der Satzbau einfach und verständlich. Sehr fein auch die vielen lateinischen Begriffe und Sprachfetzen, die die vielen Wissbegierigen unter uns interessieren wird. So einiges erkennt man aus dem täglichen Leben, anderes ist dann doch eher ein kleines Ratespiel. Serno hat allerdings dafür gesorgt, dass sämtliche lateinischen Sätze durch die Personen übersetzt werden.

© knopfi.de´07

74 Bewertungen, 30 Kommentare

  • XXLALF

    15.06.2010, 10:17 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    und ganz liebe grüße

  • tk7722

    05.02.2009, 10:58 Uhr von tk7722
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr interessanter Bericht, liebe Grüße

  • Iris1979

    03.02.2009, 18:00 Uhr von Iris1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht. Liebe Grüße Iris

  • Jerry525

    12.12.2008, 21:14 Uhr von Jerry525
    Bewertung: sehr hilfreich

    prima dein Bericht lg vom JERRY

  • ingoa09

    05.08.2008, 01:26 Uhr von ingoa09
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eine gute Buchbesprechung! Liebe Grüße, Ingo

  • frankensteins

    14.07.2008, 22:39 Uhr von frankensteins
    Bewertung: besonders wertvoll

    liebe Grüße Werner

  • sandraberg

    14.04.2008, 17:37 Uhr von sandraberg
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich! glg sandra

  • mrwong

    03.02.2008, 20:50 Uhr von mrwong
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh liebe grüße felix ;-)

  • Striker1981

    22.01.2008, 18:36 Uhr von Striker1981
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH ..mfg STRIKER

  • Turbotisl1

    18.01.2008, 13:28 Uhr von Turbotisl1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Informativer, ausführlicher bericht--SH--LG

  • anonym

    09.01.2008, 16:52 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • LittleSparko

    24.12.2007, 13:57 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela

  • Baby1

    22.12.2007, 06:46 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • sindimindi

    18.12.2007, 03:14 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eine Operation durch so einen Chirurgen, war damals gleichbedeutend mit dem Tod - angesichts fehlender Hygiene und sterilem OP-Besteck...;-) LG, Roland

  • papaonline

    16.12.2007, 23:40 Uhr von papaonline
    Bewertung: sehr hilfreich

    rot hat, toll nur weiter so, der dirk ( papa ) wünscht ein frohes Fest lange gedauert, kennt keiner , aber lg papa, was schreibst denn marcus, lange nix gefragt sagt sabine , lg benn hat nix dagegen, aber wenn dann hat die sprache einen , lg tomm, kann du

  • gerrhosaurus1978

    15.12.2007, 00:20 Uhr von gerrhosaurus1978
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG, Daniela

  • Mondlicht1957

    14.12.2007, 23:19 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH LG Pet

  • paula2

    14.12.2007, 02:19 Uhr von paula2
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße

  • Markusgeiger86

    13.12.2007, 14:51 Uhr von Markusgeiger86
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wunderbar!

  • anonym

    12.12.2007, 17:29 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Perfekt...Lg Chrissy

  • esposa1969

    12.12.2007, 13:48 Uhr von esposa1969
    Bewertung: sehr hilfreich

    gaaaanz liebe Grüße!

  • panico

    11.12.2007, 11:40 Uhr von panico
    Bewertung: sehr hilfreich

    Dein Bericht ist natürlich wie immer 1. Sahne,aber das Buch selbst ist wohl eher nix für panico...... smile.....

  • anonym

    11.12.2007, 11:36 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super ich liebe Romane grins . lg pidi

  • morla

    10.12.2007, 23:19 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    l.g. petra

  • Miraculix1967

    10.12.2007, 23:19 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr interessanter Bericht! Schönen Wochenstart wünsche ich! SH und LG Miraculix1967:-)

  • sweetsixty

    10.12.2007, 21:26 Uhr von sweetsixty
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Martina

  • anonym

    10.12.2007, 21:10 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    wow sh

  • doelau

    10.12.2007, 19:53 Uhr von doelau
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh vom Gegenleser doelau

  • Clarinetta2

    10.12.2007, 19:40 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    beste Lesempfehlung

  • DOMMEL

    10.12.2007, 19:15 Uhr von DOMMEL
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöönn, auch ein sh von mir