Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod (Taschenbuch) / Bastian Sick Testbericht

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Erfahrungsbericht von topfmops

Pflichtlektüre für Schreiberlinge

Pro:

Für viele amüsant

Kontra:

Für einige unverständlich

Empfehlung:

Ja

Bei manchen Berichten fällt es mir echt schwer, ruhig zu bleiben.
Das ‚echt’ nehme ich sofort wieder zurück, denn genau das ist, was mich so stört. Dieser ‚krasse’ Gebrauch von Adjektiven und Adverbien, die ohne Sinn und Verstand sind, die eine pseudo-jugendliche Sprache signalisieren sollen, die jedoch nichts als Gewäsch sind. Dieser ungehemmte Missbrauch von Syntax, Orthografie, Interpunktion und Logik in der Sprache, oder besser hier in der ‚Schreibe’. Von einem Schreibstil will ich erst gar nicht reden.
Es wird fröhlich von Etiketten abgeschrieben, ohne zu wissen, was eine einzelne Aussage bedeuten soll, um die Erklärungen irgendwelcher Inhaltsstoffe sollen sich gefälligst die Chemiker kümmern.
Allerdings hat in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts mal jemand geglaubt, sie habe einen wohlerzogenen Enkel, deshalb enthalte ich mich meistens der Verbalinjurien, die bei einigen angebracht wären.
Denn ich habe eine üble Angewohnheit: Ich lese die Berichte, die Mitmenschen hier veröffentlichen; sicher nicht alle, aber bei denen, die ich lese, habe ich dem Schreiber Respekt entgegen zu bringen, weil die meisten sich doch Mühe gegeben, bestimmte Dinge auszuformulieren; das bin ich ihm ganz einfach schuldig. Dieser – eigentlich selbstverständliche – Respekt fehlt bei manchen Lesern. Und bei einigen Schreibern erst recht. Es ist ungemein schwierig einen Text zu lesen, geschweige denn zu verstehen, der von Fehlern nur so strotzt.
Manchmal erdreiste ich mich, dem Schreiber den kleinen Hinweis zu geben, seine Texte in ‚word’ zu editieren und vor der Veröffentlichung mal ein Rechtschreibprogramm zur Hilfe zu nehmen. Die häufigste Reaktion ist dann beleidigtes Schweigen. Oder:
„Selbst der Gross-und Kleinschreibung nicht mächtig, und dann die anderen Rechtschreibfehler anmahnen.“
Ende des Zitates.
Diesen Satz möchte ich nicht weiter kommentieren.
(In diesem kleinen Satz sind zwei orthografische und ein syntaktischer Fehler.)

Sicher mache ich Fehler, manche sind sogar beabsichtigt; ich schreibe Kommentare meistens durchgehend in Kleinschrift. Manche haben mir den Vorwurf gemacht, ich beherrsche die deutsche Sprache nicht. Das ist richtig. Deutsch ist nicht meine ‚Muttersprache’, ich hab’ das erst mühsam lernen müssen. Allerdings glaube ich, die einzige Existenzberechtigung eines Fehlers besteht darin, dass er gemacht wird.
Aber stur mit penetranter Dummheit, den gleichen oder gar denselben Fehler immer wieder zu machen, das bedeutet, der Schreiber hat das nicht begriffen, worüber er schreibt, oder er will die Leser mit seiner Ignoranz beleidigen.
Und beides ist unerträglich und nicht zu dulden.
Manche Berichte kann ich ganz einfach nicht ‚sehr hilfreich’ oder auch nur ‚hilfreich’ bewerten, denn dann tue ich den Anderen Berichterstattern Unrecht und das Management erwartet von mir, meine persönliche Meinung zu Bericht kundzutun.

All denen sei ein kleines Büchlein von Bastian Sick empfohlen. Es hat 229 Seiten, ist als KiWi Paperback 2004 erschienen, hat die ISBN – Nummer 3-462-03448-0, kostet 8,90 € und heißt:
DER DATIV IST DEM GENITIV SEIN TOD
Mit dem Untertitel: Ein Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache.

Bastian Sick (* 1965 in Lübeck) ist ein deutscher Journalist, Lektor, Übersetzer und Sachbuchautor.
Er studierte Geschichtswissenschaft und Romanistik mit dem Abschluss Magister Artium. Seit 1995 ist er in verschiedenen Funktionen beim Spiegel-Verlag beschäftigt, von 1995 bis 1998 als Dokumentationsjournalist, seit 1999 als Mitarbeiter der Redaktion des Magazins Spiegel Online.
Er ist u.a. verantwortlich für die ‚online’-Kolumne ‚Zwiebelfisch’ des ‚Spiegels’.
Wir haben jetzt die 19. Auflage 2005 geschenkt bekommen

Behandelt wird viel Absurdes und noch mehr Abstruses. Es werden Fragen aufgeworfen – und auch beantwortet – wie:
Die oder der Nutella – diese Frage hat schon sehr viele Gemüter am Frühstückstisch bewegt. Der, die, das – wieso, weshalb, warum? Ob Nutella nun weiblich oder sächlich ist, ist sicherlich keine Frage auf Leben und Tod, aber eine Antwort hätten wir doch schon gerne. Wir? Ja, wir hilflos Verlorenen im Labyrinth der deutschen Sprache. Wir, die wir unsere liebe Not mit der deutschen Sprache haben. Und leichter, verständlicher oder zumindest nachvollziehbarer ist es nach der Rechtschreibreform auch nicht geworden.
In seiner hinreißend komischen und immer klugen Kolumne bringt Bastian Sick Licht ins Dunkel der deutschen Sprachregelungen und sortiert den Sprachmüll. Ist der inflationären Verwendung von Bindestrichen noch Einhalt zu gebieten, angesichts von Spar-Plänen und Quoten-Druck? Versinken wir sprachlich gesehen nicht längst im Hagel der Apostrophe, wenn Känguru’s plötzlich in den Weiten Australien’s leben.
Derlei Unsinn scheint nicht mehr aufhaltbar, wenn es nicht dieses Buch gäbe.
Darauf zwei Espressis!!
Einige Formulierungen dieses Absatzes sind dem Klappentext entnommen.

Auf die Spitze getrieben hat es neulich ein Schreiber in einem Bericht über ‚Tee’, der sich nicht entblödete, den Plural und den Genitiv von ‚Tee’ stur so zu schreiben: Tee’s, aber immerhin konsequent.
Sicher gibt es landsmannschaftliche Abweichungen, besonders dann, wenn versucht wird, einen Dialekt in eine schreibbare Fassung zu bringen.
Es gibt zum Beispiel eine Form des Genitivs, der wirklich mit einem Apostroph-S geschrieben wird, den sächsischen Genitiv, aber der kommt nur im Englischen vor.
Dafür gibt es z.B. in Köln die hochangesehene und ehrbare ‚Akademie för uns kölsch Sproch’, an der jeder Imi, die einzige Sprache, die auch trinkbar ist oder umgekehrt, in Wort und Schrift erlernen kann.
Nun haben Regeln den eigentlichen Sinn und Zweck, das Zusammenleben und das Verständnis untereinander einfacher zu gestalten.
Die deutsche Sprache kennt zwar nur vier Fälle, dafür aber über tausend Zweifelsfälle. Heißt es Pizzas oder Pizzen? Gewinkt oder gewunken? Wann schreibt man Storys und wann Stories? Hat der Genitiv noch eine Chance – trotz des Dativs oder dem Dativ zum Trotze?
Dieses Buch präsentiert die Großartige SPIEGEL-ONLINE-Kolumne „Zwiebelfisch“, die Woch für Woche Leser amüsiert, schockiert, belehrt und begeistert.
Verbunden mit allen zur Verfügung stehenden Sternen und Bestnoten, noch eine Frage und ein Angebot zum Schluss:
Was ist überhaupt ein Zwiebelfisch? Googlen ist unfair, wikipedia erst recht. Und:
Gibt es einen deutschen Satz, in dem der, die, das ohne Kommas – oder Kommata – getrennt, hintereinander vorkommen?
Jetzt nicht ins Koma fallen, wer im GB nachfragt, bekommt Antwort. Und wer mir den Satz nennt, den schließe ich in meine Gebete ein.

topfmops, der auch auf anderen Plattformen zu Gange ist, bedankt sich für’s Lesen und Bewerten und freut sich auf lesenswerte Kommentare.

83 Bewertungen, 24 Kommentare

  • Zora_6829

    26.03.2007, 23:30 Uhr von Zora_6829
    Bewertung: sehr hilfreich

    :-)) sehr schön und gut's nächtle!

  • anonym

    26.03.2007, 14:53 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Edith und Claus

  • blackangel63

    26.03.2007, 04:06 Uhr von blackangel63
    Bewertung: sehr hilfreich

    ╔╩╦╝ SH & LG ANJA ╔╩╦╝

  • Misslady

    18.03.2007, 16:57 Uhr von Misslady
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Misslady

  • angela1968

    17.03.2007, 14:12 Uhr von angela1968
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh - es lebe dem dativ ;-) - und ich werd nicht arbeitslos.

  • Binki

    16.03.2007, 14:17 Uhr von Binki
    Bewertung: sehr hilfreich

    °°° liebe Grüße von der Binki °°°

  • LadySimara

    11.03.2007, 15:19 Uhr von LadySimara
    Bewertung: sehr hilfreich

    ~°~Liebe Grüße Steffi~°~

  • anonym

    10.03.2007, 21:48 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wie recht Du hast!

  • katze370

    10.03.2007, 18:46 Uhr von katze370
    Bewertung: sehr hilfreich

    Leider werden die Leute, die dieses Buch am Meisten brauchen, weder das Buch noch deinen Bericht lesen.

  • angi3000

    10.03.2007, 12:24 Uhr von angi3000
    Bewertung: sehr hilfreich

    Suuuper Bericht!

  • Diva24

    03.01.2006, 12:52 Uhr von Diva24
    Bewertung: sehr hilfreich

    Echt krasser bericht, ey! *gg*

  • marina71

    28.12.2005, 17:03 Uhr von marina71
    Bewertung: sehr hilfreich

    Danke für den Tip. lg

  • Barbara01

    28.12.2005, 15:36 Uhr von Barbara01
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schönes Buch.

  • Miss_Piper

    28.12.2005, 15:02 Uhr von Miss_Piper
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich liebe die Kolumnen von B. Sick, daher muss ich mir dieses Buch endlich mal kaufen. Obwohl ich ja eigentlich schon auf meine Formulierungen achte, ertappe ich mich auch immer wieder bei grausigem Deutsch ...

  • Fluetie

    28.12.2005, 15:01 Uhr von Fluetie
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich danke dich für das Bericht :-) <br/>:-) Dirk

  • NancyNoack

    28.12.2005, 13:21 Uhr von NancyNoack
    Bewertung: sehr hilfreich

    Auch wenns dich wundert, das hab ich auch schon gelesen :-)

  • Tweety30

    28.12.2005, 10:54 Uhr von Tweety30
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ja, solche Bücher mag ich... ;o) LG, Tweety30!

  • gitty_goes_shopping

    28.12.2005, 09:39 Uhr von gitty_goes_shopping
    Bewertung: sehr hilfreich

    Mea Culpa !!!

  • Lotosblüte

    27.12.2005, 23:44 Uhr von Lotosblüte
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich hasse die Mör der, die das immer fragen.... <br/>lg <br/>Bete für mich.

  • Astarte

    27.12.2005, 22:00 Uhr von Astarte
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich hätte ja instinktiv auf "das Nutella" getippt...

  • Woelfchen4

    27.12.2005, 21:58 Uhr von Woelfchen4
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht!

  • morla

    27.12.2005, 21:55 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    wie immer sehr hilfreich

  • Lidlefood

    27.12.2005, 21:53 Uhr von Lidlefood
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • try_or_die87

    27.12.2005, 20:53 Uhr von try_or_die87
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller bericht. LG