Sieben (DVD) Testbericht

D
Sieben-dvd-thriller
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von JimPanse1986

Fincher und die Todsünden

5
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  sehr spannend
  • Altersgruppe:  ab 16 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  Kino-Version

Pro:

Schauspieler, Atmosphäre, David Fincher

Kontra:

---

Empfehlung:

Ja

Sieben Todsünden…Sieben…Se7en…

\"Hast du schon 7 gesehen?\" \"Sieben was?\" \"Na 7, den Film!\" \"Öhm…ja klar!\" Puh noch mal Glück gehabt ;) Also ab in die Videothek!
Wer kennt ihn nicht? Oder hat zumindest mal von ihm gehört? Die Referenz Fincher\'s unter allen kranken Seriemörder-Kriminal-Filmen- Kurz gesagt (ich weiß das ich einen großen Fehler mache wenn ich das Fazit voran ziehe aber es muss leider sein!):
Wer diesen Film bisher verpasst hat, ist selber schuld und sollte sich schämen! Los ab in die Ecke! Ein Geniestreich der besonderen Sorte. Nun muss ich wohl, wie aus dem Deutschunterricht bekannt, beweisen, wie ich zu der Annahme komme. Naja ich als geneigter Cineast will dann mal loslegen. Auf geht\'s *Ärmel hochkrempel* *Kaffee eingieß und überzeugend guck*

Sieben? (Achtung nur Spoiler der Schauspieler, nicht das Ende!)
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Sommerset (Morgan Freeman) und sein hitzköpfiger Partner Mill (Brad Pitt) sind seit dem Beginn einer mysteriösen, abartigen Mordserie Partner. Sommerset ist mit seinen Gedanken schon in Pension. Bis dahin bleibt ihm aber noch eine Woche, genauer gesagt: Sieben Tage. Er stellt den fall zwar zurück bzw. gibt ihn ab, hilft seinem Partner aber bei den Ermittlungen. Die Mordopfer haben nix gemeinsam, die Morde an sich werden aber immer schlimmer und seltsamer. Durch einen Zufall kommen sie dem Sinn der Morde und damit dem Killer auf die Schliche.
Der Mörder (Kevin Spacey) will dabei die Menschen nach den 7 Todsünden bestrafen (Maßlosigkeit, Habsucht, Trägheit, Hochmut, Wollust, Neid, Zorn). So sind seine Opfer in seinen Augen schlechte Menschen, z.B. ein Drogendealer oder eine kranke Hure, die weiter gesunde Menschen ansteckt. Gegen Ende stellt sich der Mörder zwar der Polizei, jedoch hat er noch ein Ass im Ärmel was an dieser Stelle nicht verraten werden soll. Soviel sei gesagt: Das ende des Films ist eines der schlauesten und durchdachtesten Auflösungen der Neuzeitlichen Filme und bietet noch eine große Überraschung. Es ist ganz klar einer der Höhepunkte des Films.

Sieben!
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Auf den ersten blick scheint die Geschichte eine normale 08/15 Kriminalgeschichte zu sein. Polizisten jagen Mörder, Mörder wird gefasst, Ende gut alles gut. Doch weit gefehlt. Was David Fincher aus dem Filmstoff gemacht hat ist schier unglaublich. Ein Adjektiv das bei diesem Film öfters gebraucht werden müsste. Unglaublich spannend, unglaublich verwirrend, unglaublich genial. Zwar ist die Grundstruktur des Films eher durchschnittlich, das Resultat aber weiß zu überzeugen.

Angefangen bei den Schauspielern. Niemand in dem film ist auch nur mittelmäßig. Neben den beiden oder eher drei Hauptrollen bauen sogar die Nebendarsteller in ihren kurzen Auftritten eine Atmosphäre auf, die zu überzeugen weiß. Nicht das man noch viel mehr von ihnen hätte wissen wollen aber sie erfüllen ihren Zweck und gehen noch etwas durch ihre Klasse darüber hinaus.
Ganz große Klasse in \"Sieben\" ist Morgan freeman. Selten hat er mir so gut, souverän und einfühlsam zu gleich gefallen. Ständig muss er seinen aufgeweckten Partner unter Kontrolle halten und die Vernunft bei den Ermittlungen in den Vordergrund stellen. Immerhin gilt er als der Routinier. In jedem Moment bleibt er ein Gentleman und behält seinen überlegenen Status. Im Prinzip gibt es neben Kevin Spacey niemanden, der ihm hier die Show stehlen könnte. Sogar Brad Pitt muss da zurück stecken.
In einer Szene wird er von der Frau seines Partners Mill zum essen eingeladen. Er hält sich dabei vornehm zurück, faltet seine Serviette ordentlich und trinkt gemütlich Wein statt Bier. Dabei gewährt er dem Zuschauer einen tiefen Einblick in die Rolle des Mannes, die er nahezu perfekt und mitfühlend rüberbringt (Schaut euch zum Vergleich das Ende an, dann versteht ihr, was ich meine).
Das Gegenteil zu Sommerset bzw. Morgan Freeman stellt Brad Pitt da. Jung, dynamisch und ein typischer Hitzkopf, der gleich mit dem Kopf durch die wand will. Allein durch seine Ausstrahlung ist seine Rolle hervorragend anzuschauen und glaubhaft gespielt. Er bringt in das ganze Grau des Films noch einen Funken Hoffnung (was auch an seiner Familie liegt). Er will den fall, als Sommerset ihn abgeben will, unbedingt alleine lösen, macht immer mehr als er wirklich kann und wird immer wieder von Freeman zurückgehalten. Doch Pitt gibt nicht auf und ähnelt mit seinen dauernden Aktionen an einen Hund beim Stöckchen-Holen (diesen Vergleich musste ich einfach einbauen). Da er der junge Part des Duos ist, muss er sich im Mittelteil des Films eine mehr als spannende Verfolgungsjagd mit dem Killer liefern. Dabei wären wir wieder bei einem Höhepunkt des Films ;) Brad Pitt und Morgan Freeman ergänzen sich hervorragend. Was der eine an körperlichen Eigenschaften mit sich bringt, macht der andere durch seine Erfahrung und Intelligenz wieder gut.
Nun bleibt da noch der Mörder. In diesem fall ist er keine dumme Nebenfigur die wie ein schlechter Michael Myers einfach Leute umbringt. Er modernisiert und perfektioniert das Gesamtbild des wahnsinnigen Geisteskranken. Hier sind wieder Genie und Wahnsinn dicht beieinander!
Gespielt von Kevin Spacey (und mal ehrlich: Wer den Film gesehen hat kann sich kaum jemand besseren für die Rolle vorstellen, oder?) gilt er als das missverstandene Genie des Films. Er übertrifft durch seine Rolle und Coolness sogar die beiden eigentlichen Hauptrollen und tritt meiner Meinung nach stark in den Vordergrund. Ähnlich wie schon Hannibal Lecter in \"Das Schweigen des Lämmer\" ist seine Intelligenz für die beiden Polizisten ein großes Problem. Seine Cleverness erklärt sich allerdings erst gegen ende des Films und da ich diesen Höhepunkt erstmal außer Acht lassen wollte müsst ihr leider den Film anschauen. Klingt jetzt so ein bisschen wie ein billiger Erstlingsbericht aber das ließ sich nicht verhindern! *zwinker* Aber so viel sei gesagt: Der Mörder ist ein \"Fan\" von Mill (Brad Pitt).

\"Sieben?!\" oder: Was sonst noch bleibt
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Die Stimmung des Films macht neben den Schauspielern die anderen 50% aus. Depressiv, verregnet, gräulich-gelblich, negativ. Die Straßenschluchten, in denen sich der Dreck, der Abschaum sammelt. Die Opfer sterben in verrotteten Gegenden, in Häusern oder Wohnungen die kaum noch als solche zu bezeichnen sind. Verdreckt, der Putz bröckelt von den Wänden, voll geschmierte Tapeten und Matratzen, alles ist dunkel, traurig, hoffnungslos.
Fincher verzichtet bei den Morden darauf, zu zeigen, wie der Killer ans Werk geht und überlässt diesen abartigen Punkt unserer Fantasie. Man sieht lediglich die Leichen und bekommt von Zeugen zu hören, was passiert ist, oder die beiden Ermittler geben selbst Auskunft über die Tat. Dies macht einen ganz besonderen Punkt des Films aus. Durch die Tatsache, dass sich das Schlimmste im eigenen Kopf abspielt, regt er die Fantasie des Zuschauers an und lässt den Film zwar hart rüber kommen (zweifellos wäre eine FSK Einstufung ab 18 gerechtfertigt gewesen), jedoch vermeidet er so eben die drastische Darstellung und klaut somit seinem Film nicht die Atmosphäre. Es bleibt jedem selbst überlassen, wie weit seine Fantasie geht, um sich aus den Konsequenzen das Schlimmste auszumalen. Es bleibt nur noch das WIE(ist es geschehen) im Kopf zurück und es will da auch nicht so schnell wieder heraus.
Dabei werden die Ermittlungen zu keiner Zeit langatmig. Sie sind zum teil sehr spannend, durchdacht und zweckdienlich. Man wünscht den beiden in jeder Minute, dass sie ihm auf die Schliche kommen sollen. Dabei wird der Film an keiner Stelle unlogisch. Natürlich das das reine Fiktion aber die Geschichte hätte durchaus in einer schmutzigen Stadt in einem weit, weit entfernten Staat so passieren können.

Das 2. Fazit
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Nicht zuletzt dadurch, das ich das Fazit schon vorweg genommen habe, ist meines Erachtens deutlich geworden, das mir dieser Film durchaus gefallen hat ;) Ich musste das Fazit leider vorweg nennen, da dieser Bericht dem Film sonst nicht gerecht werden konnte. Ok, einige unter euch werden sicher denken, dass er es auch so nicht geworden ist aber ich gebe mein Bestes ;)
Im Prinzip könnte man ihn die \"Mutter alles Kriminalfilme der Neuzeit\" nennen. Die Atmosphäre ist so dicht, bedrückend und auf eine komische Art und Weise anziehend, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Man kann sich dem Film eigentlich kaum entziehen, sollte man sich dazu durchgerungen haben.
Ein großer Pluspunkt ist die Tatsache, dass die Morde in unseren Köpfen stattfinden und somit die größte Atmosphäre erhalten bleibt. Auch die Darstellung der Gegenwart in dem Film, also die Schauplätze, das Denken und Handeln der Protagonisten wirkt auf eine gewisse Weise hoffnungslos. In einer Welt, in der der Abschaum regiert, bleibt nicht mehr viel übrig. Perspektivlos trifft es vielleicht schon ganz gut.
Die Detailverliebtheit bei den Leichen und bei den Charakterzeichnungen übertrifft fast alles, was ich bisher gesehen habe. Allein die Rolle des alternden Sommersets ist perfekt durchdacht und mitfühlend gestaltet. Die Kreativität der Morde könnte man noch in Frage stellen. Allerdings nicht negativ. Vielmehr würde ich die Autoren fragen, wie krank man sein muss um sich so was auszudenken. Ich hoffe damit habe ich nicht Einigen den Spaß am Film genommen. Trotz der zugegebenermaßen ekligen Stimmung (aber unglaublich mitfühlend und spannend erzählt) bleibt der Film großes Kino.
Eigentlich ist die Geschichte nichts für Leute, die sowieso nix mit Kriminalgeschichten zutun haben und nur blanke, sinnlose Action sehen wollen. Es ist endlich mal wieder ein Film zum Nachdenken und vielleicht zum späteren \"Drüber Reden\", so wie ich das mit einigen Freunden auch manchmal zu tue pflege.
Was bleibt Abschließend über den Film zu sagen außer das David Fincher wie schon bei \"Fight Club\" ein Meilenstein des modernen Films gelungen ist, den wirklich jeder mal gesehen haben sollte, der dem Thema etwas abgewinnen kann. Er gilt für mich als Referenz unter den Kriminalfilmen und ist weitaus besser, als das \"Schweigen der Lämmer\", auch wenn ich mir damit wieder böse Kommentare einfangen werde ;)

Filminfos
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Schauspieler:

Morgan Freeman, Brad Pitt, Gwyneth Paltrow, Kevin Spacey, R. Lee Ermey

Regie: David Fincher

Musik: Howard Shore

Laufzeit: ca. 121 Minuten



Bis dann
Man liest sich sicher bald wieder

Euer JimPanse1986

15 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Schneeflittchen

    22.09.2005, 21:01 Uhr von Schneeflittchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    also ich finde den film nicht so prickelnd... habe 3 mal versucht ihn mir anzugucken und irgendwie bin ich bei jedem versuch fast weggepennt... kA, fand ihn langweilig. :/