Sieben (DVD) Testbericht

D
Sieben-dvd-thriller
ab 17,80
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von SpaceCow

Liturgie des Horrors! Bestialischer Kreuzzug gegen die Sünde

5
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  sehr spannend
  • Altersgruppe:  ab 12 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  Kino-Version

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Jedes Mal, wenn die Police-Detectives William Somerset (Morgan Freeman) und David Mills (Brad Pitt) an den Ort des Verbrechens gerufen werden, bietet sich ihnen ein Bild des Grauens: bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Körper, teils von Maden zerfressen und bei lebendigem Leib verfault.
Der Klarheit halber hinterläßt der Täter in blutroter Graffitischrift auf Böden und Wänden regelmäßig seine Botschaft. Denn er ist nicht etwa einer von diesen irrsinnigen Serienkillern, wie Hollywood sie immer wieder gerne produziert, sondern ein selbsternannter Racheengel im Auftrag des Allmächtigen. Nur ein gewaltiges Fanal, so seine Überzeugung, könne die durch und durch verdorbene Gesellschaft befreien.

Sterben muß, wer sich einer der sieben Todsünden, als da sind Maßlosigkeit, Habgier, Trägheit, Wollust, Hochmut, Neid und Zorn, schuldig gemacht hat. Von der ersten Tat an serviert der religiöse Fanatiker der Polizei täglich ein zur jeweiligen Sünde passendes Opfer. In seinem barbarischen Treiben akzeptiert der Ritualmörder offenkundig keinerlei Ekel-Grenzen. Schweißausbrüche, Herzrasen und Übelkeit stellen sich beim weniger hartgesottenen Betrachter fast von selbst ein. Bis zum überraschend-bizarren Finale, das die schockierende Mission des Größenwahnsinnigen auf verstörende Weise beendet, läßt David Fincher keine Zeit zum Verschnaufen.

Nein, appetitlich geht\'s weiß Gott nicht zu in seinem deprimierenden Sadisten-Opus. Aber warum wird es eigentlich nie richtig hell? Wieso müssen Somerset und Mills mit ihren Taschenlampen (eindeutig das wichtigste Requisit!) immer im Halbdunkel herumstochern, sobald sie - neuer Tag, neue Tat - an eine der grauenvollen Hinrichtungsstätten gerufen werden? Wenn es einem vor Angst schlotternd nicht längst die Kehle zugeschnürrt hätte, möchte man spätestens nach dem zweiten Mord am liebsten schreien: \"Kann denn nicht endlich mal einer das Licht anschalten?\" Aber Fincher kennt kein Erbarmen. Er will verunsichern, k onsequent und kompromißlos - bis in die Optik. Niemand soll sich seiner Bilder, die unter die (Gänse-)Haut gehen und schmerzen, entziehen können.

Für die visuelle Umsetzung des urbanen Alptraums fand er in dem jungen Kameramann Darius Khondji, dem es düstere Welten seit langem angetan haben (\"Delicatessen\", \"Die Stadt der verlorenen Kinder\"), einen kongenialen Partner.

Gefilmt wurde an durchweg heruntergekommenen Locations, fast ausschließlich mit Schatten, Sichtblenden (bloß kein optimistischer Sonnenstrahl!) und immer wieder Regen, Regen, Regen. Die im wahrsten Sinn zwielichtige Atmosphäre der namenlosen Großstadt steht bei Fincher für den sittlichen Verfall der modernen Gesellschaft. Und in diesem verrotteten Sündenbabel startet der geheimnisvolle Ripper seinen bestialischen Kreuzzug.

Morgan Freeman und Brad Pitt sollen Licht in diesen dunklen Morast bringen. Müde und ausgebrannt der eine, allzu stürmisch und türeneintretend der andere, entsprechen die so grundverschiedenen Typen so gar nicht dem coolen \"Miami Vice\"-Image sprücheklopfender Supercops. Es bleibt Mills Ehefrau Tracy (Gwyneth Paltrow) überlassen, geschickt die Wogen zwischen den beiden Männern zu glätten. Sie ist die einzige Lichtgestalt, die mit ihrer menschlichen Art Wärme in die ansonsten hoffnungslose Tristesse bringt.

Weniger durch actiongeladene Stunts - Fincher zeigt fast keine Gewalt, immer \"nur\" ihr Resultat - sondern durch kriminalistische Feinarbeit kommen sie schließlich auf die Spur des abartigen Testamentsvollstreckers.

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