Sieben (DVD) Testbericht

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Sieben-dvd-thriller
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von suppengirl

Krank aber genial

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Vorwort:
*******

Brad Pitt scheint in den letzten Jahren vorzugsweise in Filmen mitzuwirken, die mich über meinen psychischen Zustand grübeln lassen. Nicht etwa, dass ich kurz davor von zum Serienmörder zu mutieren, aber zuletzt "Snatch - Schweine und Diamanten" und schon einige Jahre früher "Sieben" verursachten mir ein wenig Bauchgrimmen. Denn ich fand beide Streifen - zwar recht unterschiedlich, doch beide brutal und grausam - nicht nur gelungen, sondern auf ihre Weise sehr unterhaltsam. "Snatch" (wie berichtet) fand ich gar amüsant (*blutspritz*) und ich musste mehrmals hellauf lachen (*knochensplitter*).
Nun zielt "Sieben" natürlich nicht auf Lacher ab. Im Gegenteil: Einen derart düsteren Film mit durchgehend depressiver Atmosphäre habe ich selten gesehen. Doch hielten mich all die perversen, detailiert geschilderten (nicht immer gezeigten) Verbrechen nicht davon ab, für "Sieben" eine bis heute nicht nachlassende Begeisterung zu entwickeln. Vielleicht ist es wieder dieses Tier in mir, das im Kino seine Blutgelüste wenigstens auf optische Weise stillt (so wie ich es schon bei "Snatch" beschrieben habe). Vielleicht ist es aber einfach die Tatschae (und das hoffe ich), dass David Finch mit "Sieben" nicht nur ein sphärisch dichtes, sondern auch ein an Genialität grenzend logisches und in sich schlüssiges Meisterwerk geschaffen hat.

Story:
*****

Der Inhalt kann und muss auch bei "Sieben" in aller Kürze wiedergegeben werden. Zwei sehr unterschiedliche Polizisten werden als Partner auf einen Mordfall angesetzt. Detective William Somerset ist ein erfahrener desillusionierter Cop, der junge Detective David Mills sein motivierter teils etwas unkontrollierter Gegenpart. Der Mordfall ist bizarr: Ein dickleibiger Mann wurde augenscheinlich dazu gezwungen sich zu Tode zu fressen. Innerhalb kurzer Zeit folgen weitere Verbrechen und schon bald erschließt sich den beiden der Hintergrund und der Zusammenhang dieser Fälle: Der Täter, der sich John Doe nennt (was übrigens ein allgemein gebräuchliches Pseudonym für Menschen ist, die unerkannt bleiben wollen), möchte exemplarisch für jede Todsünde (Maßlosigkeit, Gier, Lust, Stolz, Trägheit, Neid und Zorn) einen Menschen, der sich ihrer schuldig gemacht hat, "standesgerecht" bestrafen.
Bevor John Doe gefasst wird, sind nur noch Neid uns Zorn "ungesühnt", und plötzlich liegt es an jemand anderem, ob sein Werk vollendet wird...

Charaktere und Darsteller:
*********************

Perfekt besetzt sind alle Hauptrollen:
Kevin Spacey stellt den mordenden, hoch intelligenten selbsternannten Erlöser John Doe in erschreckend intensiver Weise dar. Er beweist damit einmal mehr seine ungeheure Wandlungsfähigkeit, die alles vom braven Familienvater bis zum übergeschnappten Psychopathen abdeckt.
Morgan Freeman - einer der wenigen als Charakterdarsteller anerkannten Schwarzen Hollywoods - ist der erfahrene desillusionierte Cop William Somerset, der trotz aller Übersicht die Katastrophe nicht verhindern kann. Man kann regelrecht in seinen Augen lesen, wie viel Grauen er in seinem Beruf schon erlebt hat. Und man kauft ihm auch die väterliche Fürsorge ab, die er für seinen neuen Kollegen und seine junge Frau entwickelt.
Und nicht zuletzt Brad Pitt als dessen junger unkontrollierter Partner David Mills. Er hat mich zugegebenermaßen bei "Sieben" erstmals auch optisch angesprochen (bis dahin war ich immer der Meinung, er sieht aus wie ein Affe, aber diese Wuschelfrisur hatte was *g*). Abgesehen davon war diese Rolle DER Meilenstein in seinem Schaffen, der mich gemeinsam mit anderen Leistungen davon überzeugt hat, dass mehr in ihm steckt, als nur ein Waschbrettbauch. Seine Zerissenheit - zum Einen die Überzeugung, dass er als Polizist die Welt ein wenig zum Guten ändern kann, zum Andern die Hoffnungslosigkeit seines Daseins und das Wissen darum, dass seine geliebte Frau durch seinen Job zutiefst unglücklich ist - kommt in jeder Szene zum Ausdruck und gipfelt schließlich im "Show-Down".
Ja, und nicht einmal die von mir heiß gehasste Gwyneth Paltrow als eben jene Gattin stört in "Sieben" nicht weiter und fügt sich ideal in die Szenerie ein.

Umsetzung/Regie:
***************

Bei "Sieben" handelt es sich nicht um einen konventionellen Krimi oder Thriller. Es geht nie darum, herauszufinden, wer der Mörder ist. Der Zuschauer ist trotzdem gefesselt, denn es stellt sich die Frage, wie der psychopathische "Vollstrecker" die übrigen Todsünden zelebrieren wird. Vor allem Neid und Zorn, denn das sind die Sünden, die kurz vor Schluss, als der Täter eigentlich schon gefasst ist, noch offen sind. Das Finale ist entsetzlich grausam, aber wie gesagt passend und schlüssig. Die Linie bei "Sieben" bleibt bis zum Schluss erhalten und birgt doch Überraschungen, jedoch nur solche, die nachvollziehbar sind.
David Fincher setzt die Story in konsequent grauen, düsteren Bildern um. Bezeichnend ist, dass es in dem Film durchwegs entweder Nacht ist oder regnet. Erst ganz zum Schluss, wenn im großen Finale alles klar wird, scheint die Sonne und bestrahlt, wie der Kreis sich schließt.

Fazit:
****

"Sieben" ist wohl einer der kränkesten Filme, die ich je gesehen habe. Gleichzeitig aber auch einer der besten. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Die Story ist in sich so dermaßen schlüssig und logisch, ich habe das Kino selten zuvor derart zufrieden verlassen. Und ein paar Wochen später nutzte ich die Gelegenheit nochmals und habe ihn mir noch einmal im Kino angesehen, denn dieser Film gehört zweifelsohne zu denen, die man im Kino gesehen haben muss. Nur dort wirkt die düstere Atmosphäre so richtig.

Eine kleine Warnung zum Schluss (für alle, die "Sieben" noch nicht gesehen haben und etwas schreckhaft sind, wie eine gute Freundin von mir, die monatelang unter dem "Viktor-Schock" litt *g*): Passt bei der Szene auf, bei der es um die Todsünde "Trägheit" geht, nicht erschrecken!

(c) Suppengirl

26 Bewertungen, 1 Kommentar

  • JustOliver

    07.04.2002, 12:04 Uhr von JustOliver
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich kann mich noch gut dran erinnern, als ich ihn ztum ersten Mal gesehen habe. Fand die ein oder andere Szene schon echt heftig. Aber genial ist der Film dennoch, Geb ich dir recht. Gruß und schönen Sonntag, Oliver