Siku 3459 Lanz Bulldog Testbericht

Siku-3459-lanz-bulldog
ab 7,39
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Summe aller Bewertungen
  • Qualität & Verarbeitung:  sehr gut
  • Reinigung & Pflege:  unkompliziert

Erfahrungsbericht von danysahne123

Ein Fest für die Freunde alter Traktoren

5
  • Qualität & Verarbeitung:  sehr gut
  • Reinigung & Pflege:  durchschnittlich

Pro:

Muss man einfach gesehen haben !

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ein Fest für die Freunde alter Traktoren

Das kleine Oderbruchdorf Friedrichsaue hat es in den letzten Jahren zu regionaler Berühmtheit gebracht. Schuld sind die alle zwei Jahre stattfindenden Bulldogtreffen. Nicht um Kampfhunde geht es dabei, sondern um stählerne Arbeitstiere. In der ersten Jahrhunderthälfte waren die robusten Traktoren der Marke Lanz Bulldog auf allen Feldern Deutschlands zu Hause. Heute rollen die Bauern in satellitengesteuerten vollklimatisierten Stereoanlagen über die Felder. Zum alten Bulldog jedenfalls hatten die Leute meist ein sehr persönliches Verhältnis. Und manche pflegen dies noch immer...

Am 23. Juli war es nun wieder mal so weit. Rund 5500 Zuschauer zog es an diesen Sonnabend ins Oderbruch zum 4. Ostbrandenburgischen Bulldogtreffen. Ich war einer davon. Rund 150 selbst fahrende historische Landmaschinen waren zu bestaunen, zu beklettern und zu fahren. Obwohl Petrus am Tag zuvor Unmengen an Regen runter geschickt hat und der Festplatz einer Schlammwüste glich, ließ sich keiner davon abhalten. Viele kamen vernünftiger Weise gleich mit Gummistiefeln. Die vereinzelten Sonntagsausflügler, die mit feinen Schuhen und hellen Hosen ankamen, haben dies sicher ganz schnell bereut. Keiner beschwerte sich darüber, die meisten lachten darüber. Ich habe Gott sei Dank auf meinen Mann gehört und mir eine dunkle Jeans und dunkle robuste Schuhe angezogen. Wie recht er doch hatte. Als wir am Vormittag um 10 Uhr in Friedrichsaue ankamen, waren die Wiesen ja noch erkennbar. Aber je dichter man an die Traktoren kamen, um so mehr Matsch war da...

Angereist waren die Teilnehmer ja bereits schon einen Tag vorher. Mit einer Disko am Abend wurde der Auftakt gefeiert. Richtig los ging es dann am Samstag früh. Bis halb Zehn sind dann auch die letzten Teilnehmer mit ihren Traktoren und Oldtimern angelassen. Ja, auch Oldtimer waren dort vertreten. Tolle alte Motorräder und Jeeps waren zu bewundern. Zusammen mit den alten Traktoren versetzten sie jeden Gast zurück in die Vergangenheit.

Um 10 Uhr wurde dann das Bulldogtreffen offiziell eröffnet und die Traktoren und Oldtimer angeheizt. Bei dem Lanz-Bulldog ist dies eine recht komplizierte Angelegenheit. Mit einer Lunte oder einem Brenner wird vorgeglüht. Ist die Temperatur dann erreicht, wird mit dem Lenkrad der Motor angekurbelt. Dazu nimmt man das Lenkrad aus der Lenkvorrichtung heraus und steckt es auf die Vorrichtung zum Kurbeln. Bei neueren Modellen gab es dann dafür schon eine extra Kurbel. Es verlangt so oder so sehr viel Geschick und Fachwissen, diese alten Traktoren zum Laufen zu bringen.

Als dann alle Motoren laut knatterten, wurden die Verdampfermotoren zum Einsatz gebracht. Überall fuhren die Traktoren herum und zeigten sich stolz. Viele von ihnen wurden von ihren Besitzern aus Wracks in liebevoller Kleinarbeit zu wahren Schmuckstücken gemacht. Wichtig ist ihnen dabei neben originalgetreuen Aussehen vor allem die Funktionalität. Einige von ihnen arbeiten noch heute auf ihren Feldern damit. Kaum zu glauben, dass so alte Technik derart langlebig ist. Das älteste Modell, das ich gesehen habe, war Baujahr 1932. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: ein Traktor, der 63 Jahre alt ist und auch noch funktioniert!

Am Nachmittag sollte es eigentlich auch noch eine Erntevorführung mit Dreschkasten, Getreidequetsche und Strohschneider im Einsatz geben, aber durch die nasse Witterung wurde dieses leider abgesagt. Eine kleine Entschädigung bot das Schaupflügen am Nachmittag. Alle Traktoren, die mit einem Pflug angereist waren, durften dort ihr Können zeigen. Wie durch Butter liefen die Pflüge hinter den laut knatternden Motoren. Unter den Gästen waren einige Großbauern aus dem Oderbruch. Allesamt zogen sie den Hut vor den alten Maschinen. Besser können es die neuen Hightech-Traktoren auch nicht.


Der weithin bekannte Lanz-Bulldog begann seinen Erfolgszug 1921. Er war weltweit der erste Schlepper, der mit billigem Schweröl betrieben werden konnte. Der Einsatz eines Verbrennungsmotors in der Landwirtschaft war damals revolutionierend. Allerdings konnte erst zwei Jahre später ein Lanz angeboten werden, der auch ackertauglich war. Dieses Modell hatte Allradantrieb und Knicklenkung. Ein Schaltgetriebe gab es noch nicht, und so musste zur Rückwärtsfahrt der Motor umgesteuert werden. Der Preis lag damals bei etwa 7000 Mark.

Ab 1929 wurde die Verdampfungskühlung durch eine Kühlung nach dem Konvektorprinzip ersetzt. Zu dieser Zeit gab es dann auch schon ein Schaltgetriebe mit einem Rückwärtsgang. Nachdem die schwierige Zeit der Weltwirtschaftkrise überwunden war, entwickelte sich die Lanz AG Mitte der 30er Jahre wieder zum erfolgreichstem Schlepperproduzenten in Deutschland. Dem Lanz-Bulldog folgten über die Jahre viele verschiedene Exemplare. Mit ca. 200.000 verkauften Bulldogs war der Lanz über lange Zeit der erfolgreichste Schlepper auf dem Markt. 1960 wurde die Produktion der Bulldogs eingestellt.

Gerade deshalb ist der Lanz Bulldog auch heute heiß begehrt. Er verkörpert eine Generation heile Welt. Das Knattern der Motoren übt eine große Anziehungskraft auf viele aus. So auch auf mich. Ich bin zwar in der Landwirtschaft aufgewachsen und Traktoren gehören für mich zum Alltag. Aber trotzdem - oder gerade deshalb - bin ich fasziniert von diesen alten Traktoren. Der ohrenbetäubende Lärm und der Dieselgeruch in der Luft betören meine Sinne komplett. Ich merke gar nicht, wie ich mit meinen Schuhen im Schlamm versinke. Egal!

Neben den Traktoren gab es auch noch ein Rahmenprogramm. Dabei wurde an alle gedacht. Neben Diskothek und nächtlichem Feuerwerk zeigte ein Zauberer sein Können, trällerte eine Berliner Göre Altberliner Melodien, bliesen die Ziltendorfer Blasmusikanten kräftig in ihre Instrumente und entführte eine Countrysängerin ins amerikanische. Kinderunterhaltung mit Hüpfburg, Bungee-Run, Zuckerwatte, Glücksrad, Bastelstraße, Kinderschminken und vieles mehr säumte die Bühne. Außerdem gab es Unmengen von Imbissständen, die neben Ochse und Schwein am Spieß, Erbsensuppe aus der Gulaschkanone, Würstchen und Steak vom Grill auch exotische Gerichte anboten. Kaffee und Kuchen gab es auch, außerdem Zuckerwatte, Eis und Süßes für die Kleinen. Trödelmarkt gab es auch. Dort konnte eigentlich alles angeboten werden. So konnte man dort mit Sicherheit einen Kotflügel für ein altes Motorrad oder einen Keilriemen für den Traktor zu Hause bekommen. Spielzeug, Gewürze und Honigspezialitäten gab´s auch.


Das nächste Bulldogtreffen wird es im Juli 2007 geben. Wer interessiert ist, wird den genauen Termin auf entsprechenden Seiten im Internet finden. Friedrichsaue ist recht einfach zu finden. Wer von Berlin kommt, fährt auf der B1 bis zur Ortsabfahrt Golzow und dann nach links durch Golzow auf der L 33. Man kann den kleinen Ort Friedrichsaue dann gar nicht verfehlen. Wer von Frankfurt/Oder aus nach Friedrichsaue fahren will, fährt auf der B 112 bis Manschnow und fährt dann einfach geradeaus auf die L 33. In Gorgast bleibt man dann auf der Hauptstraße und kommt so geradewegs nach Friedrichsaue. Von Bad Freienwalde aus fährt man bis Wriezen auf der B 167 und biegt dann auf die L 33, die wieder geradewegs nach Friedrichsaue führt. Eigentlich zum Bulldogtreffen kaum zu verfehlen. An normalen Tagen aber leicht zu übersehen, denn dieser kleine Ort hat nur ca. 250 Einwohner.


Mein Fazit
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Wer wie ich von alter Technik fasziniert ist, darf das Lanz-Bulldog-Treffen in Friedrichsaue auf keinen Fall verpassen. Man muss es einfach selbst erlebt haben, um meine Begeisterung verstehen zu können. Ich vergebe auf jeden Fall volle Punktzahl und eine unbedingte Empfehlung für jedermann und natürlich auch jederfrau. Aber zieht euch am besten Gummistiefel an. Wer das Oderbruch kennt, weiß warum....

Der Eintritt kostete übrigens regulär 3 Euro. Ein kleiner Preis, verglichen mit dem, was man geboten bekommt.

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