Simson Schwalbe Testbericht

Hallo liebe Leser!


Ach ist das Leben nicht schön? Ja, das denke ich mir (fast) jedes Mal wenn ich mich auf mein gutes Moped schwinge und in das weite Land fahre, sofern meine Schwalbe denn rein technisch mit macht. Und um dieses Gefährt, meinen Schatz, soll es heute gehen. Meine Eindrücke; Erlebnisse und Erfahrungen, die ich seit letztem Sommer zusammen mit meiner lieben Schwalbe machen konnte, möchte ich heute einfach mal mit euch teilen.


~~~ Wie alles begann ~~~

Die Ursprünge für meine heutige Leidenschaft liegen ein paar Jahre zurück. Damals an einem schönen frühlingshaften Samstag Morgen befanden wir uns in der Garage und räumten auf. Da fiel mein Augenmerk auf ein etwas verstaubtes großes Stück Blech, so will ich es mal bezeichnen. Später stellte sich heraus, dass man damit ganz gut fahren kann ;). Damals war ich 14 Jahre alt, aber ich bin nie mit der Schwalbe gefahren bevor ich das rein rechtlich durfte ;-).

Nachdem ich dann meine ersten Erfahrungen mit der Schwalbe machen durfte, hat mein Enthusiasmus schlagartig nachgelassen, denn immerhin lagen noch 2 Jahre ohne Moped vor mir, doch schon damals war ich überzeugt: Ja Marcel, du machst deinen Mopedführerschein!


~~~ Der Countdown läuft ~~~

„Passt oof isch gomm“, doch davon war ich noch zahlreiche Theorie- und Praxisstunden entfernt, denn vorerst stand die Fahrschule auf dem Programm. Und auch meine anfängliche Moped-Begeisterung kam allmählich wieder auf und riss mich in Ihren Bann. Da ich leider viel Pech mit meiner praktischen Prüfung hatte, verschob sich mein Start in die große weite Welt um einige Wochen, doch die machte ich mir zum Nutzen, denn es waren Sommerferien und da hat man bekanntlich etwas Zeit für sich und seine Freuden.

Gut, Moped fahren durfte ich noch nicht, aber die Schwalbe etwas zu verschönern war mich nicht vorenthalten und so machte ich mich auch bald ans Werk. Eine Neue Lackierung musste her, denn das markante original DDR gelb mochte ich nicht und etwas besonderes zu haben ist ja auch schön. Deshalb ging es schnurstracks zum ATU, wo ich alle nötigen Utensilien für das Lackieren kaufte. Filterhaftgrund, Spraydosen und Klarlack- ich war bereit. Zunächst hieß es alles auseinander zu bauen. Klar, da war ich schon immer gut. Nur das zusammenbauen machte mir meist Schwierigkeiten; ob es auch bei der Schwalbe so sein sollte?

Lackieren schön und gut, doch zunächst stehen zahlreiche Stunden harte Arbeit an. Sehr viel Unterstützung erhielt ich damals von meinem Bruder, der selbst mit viel Freude an die Sache ging und zu zweit macht es ja eh mehr Spaß. Mein Mathelehrer sagt immer „Vor dem Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt“- und das sollte sich bewahrheiten. Die Arbeitsschritte waren klar geregelt: Lack abschleifen- grundieren- Grundierung anschleifen- Lackieren- Klarlack sprühen. Es war anstrengend, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Ich behaupte einfach mal es war die schönste Schwalbe im ganzen Ort; War!?


~~~ Passt oof isch gomm ~~~

Ende der Sommerferien, genau am ersten Schultag, war es endlich soweit. Juhu ich konnte endlich fahren. Die nächsten Wochen waren bestimmt vom Moped fahren. Meist Freitag nach der Schule, schwang ich mich aufs Moped und fuhr hinaus ins Land; Abschalten und das Leben genießen. Was für manche purer Stress ist, war für mich Spaß- Fahren in der Stadt zur Rush-Hour.

Es war eine schöne Zeit!

Doch jeder Traum hat ein Ende und ich machte mit der Realität am 20.12 um ca. 16 Uhr Bekanntschaft. Bei schönem Wetter und guter Laune machte ich mich an diesem Samstag auf den Weg zum Mediamarkt um noch einen Einkauf zu tätigen. Eine weitere Person mit dessem Auto ich noch Bekanntschaft machen sollte, war in gleicher Absicht wie ich.
Ich fuhr meine vorschriftsmäßigen ~50 km/h in der Stadt und kam an eine Kreuzung. Ich wollte rechts einbiegen; von links kam Verkehr und da ich es nicht eilig hatte, bremste ich, denn wäre ich doch noch gefahren, hätte das gefährlich werden können, da die Straße nass war und ich zu schnell.

Rumssss!

Da lag ich! In Gedanken schon beim Mediamarkt wurde ich auf einmal von meinem Moped mit einem starken Ruck gestoßen und mit mir mein Moped. Wenige Meter weiter lag ich auf einmal, der Blinker meines Mopeds ging noch, Glas zersplitterte und ... alles kam mir so komisch vor. Erst Sekunden später realisierte ich was passiert war, mir ist ein Auto aufgefahren. Mein Moped hatte einen Totalschaden, doch viel verwunderlicher war- mir ist nichts passiert. Nichts! Neben einem Schock erlitt ich oder eher meine Jacke nur einen kleinen schwarzen Streifen...

Das Aus!

Totalschaden! Und ich konnte noch nicht mal was dafür! Zahlreiche Stunden Arbeit im Sommer waren dahin. Und doch hatte ich nur Grund zu Freude.


~~~ Der Kämpfertyp ~~~

Okay ich war nun ohne fahrbaren Untersatz, aber aufgeben wollte ich nicht. Aufgeben tu ich so gut wie nie, wenn es auch manchmal Not tun würde. Aber ich war entschlossen „den Totalschaden“ aufzubauen. Mit viel Arbeit und finanzieller Unterstützung von der Versicherung baute ich das Teil wieder auf. Besorgte neue Teile, lackierte es neu und heute steht es wieder da- 100% funktionstüchtig.


~~~ Die Schwalbe allgemeines ~~~

Um allen denjenigen gerecht zu werden, die sich in diesem Bericht etwas allgemeines zur Schwalbe- meinen Erfahrungen- erhoffen, möchte ich das natürlich auch noch erwähnen.

Meine Schwalbe ist Baujahr 1983 und hatte vor meiner Benutzung nur knapp 7.000km auf dem Buckel, woraus bis heute fast 11.000km geworden sind. Sie verbraucht- je nach Fahrstil- ca. 2 bis 4 Liter pro 100km, wobei man im Normalfall mit 2,5 Liter rechnen sollte. In den Tank passen ca. 5 Liter- reicht also für 200km Fahrt. Der Motor ist original und hat 4 Gänge, läuft einwandfrei und schafft auf der graden- je nach Windverhältnissen- 60 bis 68 km/h und das ganz ohne Tuning. Besonders gut ist, dass sie sofort bei nur einem mal Antreten anspringt und sehr gut läuft. Nachteile gibt es eigentlich nicht außer das die Hupe manchmal Aussetzer hat und sie- zum Nachteil meiner lieben Nachbarn- sehr laut ist, aber das gehört dazu ;-)


~~~ Passt oof isch gomm ~~~

Es besteht eine aktuelle Verkehrswarnung für den Bereich Zwickau und Umgebung, sowie für den Raum Lichtenstein, Glauchau und Umgebung. Ein Mopedfahrer mit 16 fährt mit einer metallblauen Schwalbe Baujahr 83 ungehindert durch das gesamte Gebiet. Wiederstand ist Zwecklos. Zu erkennen ist der Fahrer an einem blauen Crosshelm und einer beigen Winterjacke. Bitte halten Sie sich rechts und wagen Sie es nicht ihn auf ein Rennen herauszufordern- er wird gewinnen!


Somit verabschiede ich mich aus dem schönen Sachsen und wünsche allen gleichgesonnten einen schönen Motorrad-Sommer und allen anderen natürlich auch. Ach ja und an alle Motorrad-Fans: Motorrad fahren ist nicht alles- es gibt auch noch Freunde und Frauen!!! :)


Euer Freak,

Marcel Klitzsch
... passt oof isch gomm!

PS: Sprachunterricht für den sächsischen Dialekt gebe ich gern. Aber auch Berlinerisch, Bayrisch, Chineserisch und Amerikanisch gebe ich immer gern.


© Marcel Klitzsch; Februar 2004
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