Sommersturm (DVD) Testbericht

Auf yopi.de gelistet seit 05/2011
Erfahrungsbericht von Divalein
Kann man nur in seiner eigenen Welt schwul sein?
Pro:
menschliche Probleme pur!
Kontra:
etwas klischeelastig
Empfehlung:
Ja
------------------------------------------------
SOMMERSTURM
------------------------------------------------
"Kann man nur in seiner eigenen Welt schwul sein?"
Verehrte Community,
wagt es ja nicht, meine sich im Moment häufenden Filmkritiken und Produktberichte als Indiz dafür herzunehmen, dass ich zuviel Zeit haben könnte.
Leider ist dem nämlich ganz und gar nicht der Fall.
Bevor ich aber wieder verstresst und angespannt weiterstudiere und mich dem Diktat der Massenkulturalisierung unterwerfe, möchte ich den ein oder anderen Film noch gesehen haben - und mich auch ein wenig darüber auslassen.
Diesmal habe ich mir "Sommersturm" vorgenommen, und das hat gute Gründe:
Neulich empfahl mir eine Freundin diesen Film und merkte an, dass sich auch gute Musiktöne darin versteckten. Ich, als Dauer-Geliebte guter Musik, sperrte natürlich sofort die Lauscher offen, gleichwohl wie ich die Pranken ausfuhr, um den Film zu erhaschen. Doch Vorsicht, folks! Der Film ist auf DVD noch relativ teuer. Beim Amazon.de, meinem Lieblings-Film-Laden kostet er noch 20,95 EUR (aber es gibt ja weiß Gott noch genügend andere Bestellfirmen wie etwa JPC.de, Froeschl.de oder gar eBay... und zur Not noch den schnöden Laden umme Ecke, woll? - BZW: Mittlerweile sind dort nur noch 9,95 EUR dafür zu löhnen!). Ich rate eh zum Gebrauchtkauf - DVDs sind auch gebraucht noch eine wahre Augenweide...
So, nun aber wieder zum Film selbst:
Das Thema Schwulsein interessierte mich. Ich hatte zu "Sommersturm" im vergangenen Jahr bereits eine kurze Reportage gesehen und war zu jener Zeit schon begeistert von Robert Stadtlober. Bislang hatte ich ihn aber nur in eher leichten Filmen und vor allem mit jüngerem Äußeren gesehen. In "Sommersturm" wirkte Stadtlober äußerlich anders, reifer, erwachsener, muskulöser... ernster - für mich alles gute Gründe, Lust auf einen Film zu bekommen.
Und er hat auch allen Grund etwas ernster und erwachsener als sonst herüberzukommen, denn die
STORY
................................
ist keine einfache:
Der noch adoleszente Tobi (Stadlober) ist ein ambitionierter Ruderer. Er gilt in seinem Team als Kapazität, die Mannschaft schaut zu ihm hinauf. Zusammen mit seinem Team und Coach ("Hausmeister Krause"-Vorgesetzter Jürgen Tonel) fährt Tobi in diesem Sommer in ein Trainingslager, um gegen zwei andere Mannschaften anzurudern - unter anderem gegen die homosexuellen "Queer Schläger").
Dieses von einem Sommersturm zerrüttete Trainingslager wird Tobi nie vergessen, denn mehr und mehr nimmt er für seinen besten Freund und Teamkollegen Achim (Kostja Ullman) zärtliche Gefühle wahr, die er irgendwann nicht mehr verstecken kann. Dabei schießt es ihm quer, dass Achim im Trainingslager die ersten romantisch-sexuellen Begegnungen mit seiner Freundin ausleben will. Als sich Tobi schließlich eindeutig an Achim annähert, stößt dieser ihn entsetzt zurück.
Kein Wunder also, dass der vor Emotionen fast berstende verliebte Junge nun erste homosexuellen Kontakte mit einem der gegnerischen "Queer Schläger" sammelt.
Doch damit hat es sich noch nicht: Tobi, der immer noch mit größter Verliebtheit für Achim angereichert ist, seine Homosexualität aber dennoch nicht eingestehen will, ist hin und hergerissen zwischen dem leichteren, aber selbstnegierten Leben als Stillschweigender und dem schwierigeren, aber befreiterem Dasein als Coming-Outler.
Schließlich strengt er, aus dem großen Gefühlsfrust heraus, einen Auseinandersetzung im Wald an, wobei es zu einer Schlägerei zwischen seinem Team und den "Queer Schlägern" kommt. Achim und seine Freundin haben sich derweil versteckt, um an ruhiger Stelle zum ersten Mal miteinander schlafen zu können.
Ist die tiefe Freundschaft von Tobi und Achim ein für alle Mal entzwei gebrochen? Und: Wird sich Tobi für die wahren Klänge seines Herzens entscheiden und sie nach außen schallen lassen?
MEINE MEINUNG
.....................................................
zu "Sommersturm" kann ich nur kurz andeuten, denn wollte ich sie komplett ausformulieren und dabei jedes wichtige Detail in Betracht ziehen, so bräuchte ich mehr Seiten, als mir irgendein Meinungsforum dieser Welt zur Verfügung stellen könnte...
Das Thema ist ein einerseits einfaches und andererseits doch so komplexes:
Die eigene Sexualität. Das Leben mit dieser eigenen Sexualität. Das AUSleben eben jener.
Es ist beeindruckend, wie glaubhaft Robert Stadlober den inneren Zwang zur Unterdrückung der homosexuellen Gefühle darstellt, noch beeindruckender ist aber, dass man stets merkt, dass sie trotzdem jederzeit da sind.
Stadlober, den ich sonst eher in Womanizer-Rollen gesehen habe, verkörpert den schmachtenden Verliebten absolut glaubhaft, man möchte geradezu mit ihm leiden.
Problematischer ist da schon die Grundeinstellung:
Warum muss sich Tobi von Anfang an selbst verleugnen? Warum kann er Achim nicht schon viel eher sagen, was Sache ist?
Gehörte sich das unter besten Freunden nicht so?
Und überhaupt, müsste sich Achim nicht von vornherein wundern, dass Tobi so an ihm hängt, ihn immerzu gerne berührt, ihn mit sanften Blicken umschmeichelt - und Erektionen bekommt, wenn er mit ihm balgt?
In welche blinde, generell sehr intolerante Welt wurde der Film hineingeschmissen? Bzw. was ist das für eine Welt, die einerseits dem Sportler Tobi die Offenbarung der wahren Neigung untersagt, andererseits aber ein gesamtes schwules Team (!) aus dem Boden stampft (und es übrigens von "In aller Freundschaft"-Biest Alexa-Maria Surhold trainieren lässt)?
Was für eine seltsam ambivalente Welt ist das, die einerseits ein Team voller (scheinbar) Schwulenfeindlicher aufbaut und andererseits aber ein eigenes Schwulen-Team etabliert (von denen sich wiederum manche wie "Heten-Feinde" benehmen)?
Nun, so seltsam mir diese Welt erscheinen mag, ganz so weit von der Wahrheit wird sie wahrscheinlich nicht entfernt sein.
Schlimm ist überhaupt, dass Sexualitäten in eigenen, separierten Welten zelebriert werden müssen - wie es Rosenstolz in ihrem Titelsong "Willkommen (in unserer Welt)" ja schon trefflich ankündigen. Rosenstolz' Lied ist übrigens wunderschön. Stimmungsvoll und schön selbstbewusst macht es Mut auf das Thema - genauso wie der Rest der filmischen Musikuntermalung.
Ich bin weiß Gott kein Musikgenie und kann mir leider auch keine konkreten Musiktitel merken, doch kommt die Stimmung des Filmes, die zwischen melancholisch, rotzig und aufbegehrend dank treffender Stücke noch besser zur Geltung.
Auch die Initalhymne, die in ihrem Refrain etwas wie "Cats and Dogs" führt, haut mächtig rein und macht schon so richtig Lust, sich den Film anzuschauen.
Wenngleich "Lust" ein völlig falsches Wort zu sein scheint, wenn man die ernste Grundstimmung des Films betrachtet. Zwar erzählt der Film durchaus sehr viel von den Freuden des Jungseins, doch gibt er gleichwohl mindestens so viele Denkanstöße dazu, wie es ist, sich ab einem gewissen Punkt von der Masse abheben zu müssen - um sich selbst zu bewahren und nicht im Meer des Gleichstroms zu versinken.
Regisseur Marco Kreuzpaintner hat dieses schwierige Thema schon recht gut in Szene gesetzt. Was ihm höchstens vorzuwerfen ist, sind die wilden Salven von Klischees, mit denen sowohl die Hetero- als auch die Homosexuellen alle paar Minuten herumjonglieren. Es ist wohl eher unwahrscheinlich, dass es heutzutage noch viele Menschen gibt, die jeden Schwulen als "feminine Tucke" und Heteromänner allesamt als "harte Machos" sehen. Da hilft es auch nichts, wenn man die Klischees einfach umdreht und einen wahnsinnig gut aussehnenden Homosexuellen mit Machomanieren und gestähltem Body hinstellt, damit dieser einen Hetero-Mann nach dem anderen vernaschen will...
Na ja, Klischee-Aufwärmung hin oder her: Der Film ist sehr sehenswert, mit wunderschöner Musik und großen, sehr menschlichen Gefühlen!
Ach ja, ich berichtete ja bereits, dass die DVD relativ teuer ist. Immerhin kommt sie aber mit einigen Extras daher. Unter anderem kann man sich darauf einen Audiokommentar vom Regisseur und Robert Stadlober reinziehen und zudem in Biografien, Fotogalerien und einer Dokumentation "Hinter den Kulissen", einem TV-Spot sowie in einem Making-Of herumstöbern. Auch DVD-ROM-Features sind enthalten, diese kann man sich aber nur auf einem PC ansehen. Wer Freude an Musik hat, der kann sich auf die Musik-Clips zu Gemüte führen (unter anderem von Rosenstolz). Ich selbst habe immer besondere Freude an den nicht verwendeten bzw. den verpatzten Szenen, die auf dieser DVD auch vorhanden sind.
(c) Eminencia / Divalein, 23.03.2006
89 Bewertungen, 32 Kommentare
-
31.01.2009, 13:09 Uhr von frankensteins
Bewertung: sehr hilfreichganz liebe Grüße Werner
-
17.08.2008, 11:05 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichschönen sonntag
-
11.08.2008, 12:00 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichSH - Liebe Grüße Simone
-
10.06.2008, 22:38 Uhr von bambie34
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich,lg Tanja
-
04.03.2007, 15:18 Uhr von hjid55
Bewertung: sehr hilfreichSh & lg Sarah
-
19.12.2006, 03:07 Uhr von Baby1
Bewertung: sehr hilfreich~~ * LG Anita * ~~
-
25.11.2006, 09:50 Uhr von junior33
Bewertung: sehr hilfreichSH und liebe Grüße, Ingo !
-
02.11.2006, 00:26 Uhr von Zuckermaus29
Bewertung: sehr hilfreich:o) liebe Grüße Jeanny
-
07.10.2006, 02:50 Uhr von swissflyer
Bewertung: sehr hilfreich°+° SH °+°
-
19.07.2006, 16:42 Uhr von panico
Bewertung: sehr hilfreichlg panico :-)
-
18.07.2006, 14:02 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße Edith und Claus
-
31.03.2006, 14:35 Uhr von Django006
Bewertung: sehr hilfreichsh & *lg* Alan :o))))
-
30.03.2006, 10:37 Uhr von Ilka123
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüsse, Ilka :-))
-
26.03.2006, 20:04 Uhr von Suggababe2
Bewertung: sehr hilfreichsh :-) lg Micha
-
25.03.2006, 02:09 Uhr von yerusha
Bewertung: sehr hilfreichklasse bericht!
-
24.03.2006, 20:20 Uhr von Volker111
Bewertung: sehr hilfreichecht gut ;-)
-
24.03.2006, 13:04 Uhr von Naffy
Bewertung: sehr hilfreich<b><u><i>Gruß Naffy</i></b></u>
-
24.03.2006, 12:59 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichUnd schon gegengelesen!! LG, Marianne ;-)
-
24.03.2006, 12:29 Uhr von Herzenspiratin
Bewertung: sehr hilfreichWo sonst als in der eigenen Welt
-
24.03.2006, 10:16 Uhr von Doro1975
Bewertung: sehr hilfreichsh+LG Doro
-
23.03.2006, 19:22 Uhr von topfmops
Bewertung: sehr hilfreich'Dauer-Geliebte* von Herrn Musik?? Komischer Zuname. Na ja, wenn er denn gut ist.
-
23.03.2006, 19:14 Uhr von schlabbersack
Bewertung: sehr hilfreichsh <br/>Gegenlesung wäre nett
-
23.03.2006, 19:01 Uhr von misscindy
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich, Gegenbesuch ist herzlichst willkommen. LG Sylvia :-))
-
23.03.2006, 18:34 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichWow, super hilfreicher Bericht! Den Film muss ich mir auf jeden Fall merken! LG
-
23.03.2006, 18:26 Uhr von lemsi
Bewertung: sehr hilfreichDein Bericht ist sehr gut gegliedert und sehr ausführlich, ich gebe dir gerne dafür ein sehr hilfreich und hoffe auf eine Gegenlesung :-) In diesem Sinne einen schönen Tag. lg lemsi
-
23.03.2006, 18:20 Uhr von Sayenna
Bewertung: sehr hilfreichsh........:-) LG Ela
-
23.03.2006, 18:15 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
-
23.03.2006, 18:10 Uhr von sindimindi
Bewertung: sehr hilfreichEs lebe das Klischee! - Massenkulturalisierung...das hab' selbst ich noch nicht gehört...;-) <br/>RS
-
23.03.2006, 18:05 Uhr von pannsen
Bewertung: sehr hilfreichsh ... würde mich über gegenlesungen freuen ;-)
-
23.03.2006, 18:00 Uhr von Salsaloco
Bewertung: sehr hilfreichWie immer super bericht freu mich auf rückbewertung
-
23.03.2006, 17:58 Uhr von star87
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreicher Bericht... Würde mich freuen wenn du auch bei mir lesen würdest!! <br/>Suche noch Leser für all meine Berichte. Ich lese dann natürlich zurück :) LG Jenny
-
23.03.2006, 17:57 Uhr von Kranich
Bewertung: sehr hilfreichsh - *danke für gute rückbewertungen* :-))
Bewerten / Kommentar schreiben