Desperados Testbericht

„Guten Morgen, meine kleine Kotztüte!“
Mit diesem liebevollen Gruss werde ich von meinem Freund geweckt, und seine sonst angenehm tiefe Stimme klingt unerträglich kreischend wie eine Kreissäge und verursacht ein quälendendes Inferno in meinem dröhnenden Kopf....aaaah....mein KOPF! Meine Augen gehen nicht mehr auf..ich bin blind....mein Magen dreht sich....und die Silhouette meines Süssen erinnern mich an den Sensemann, der gekommen ist um mich zu holen....ist mir SCHLECHT!

Ich versuche meinen leidenden Körper aufzurichten und mich zu setzen...warum tut mir bloss mein Hintern so furchtbar weh? „Weil Du auf dem Heimweg in ‚ne Dornenhecke gefallen bist und partout nicht mehr aufstehen wolltest, ich musste Dich huckepack nach Hause tragen, warst ja voll wie’n Eimer!“ klärt mich mein Hase schadenfroh auf.

Oh Mann – und das alles wegen zwei, drei Flaschen Desperados? Im Leben nicht!

„Zwei, drei Flaschen, Du machst Witze? Du hast das Zeug abgepumpt, als wenn’s morgen nix mehr geben würde!“ berichtet der Hase mit hämischem Grinsen – anstatt mich zu bedauern und zu pflegen, wie’s eigentlich seine Aufgabe wäre! Leider kann ich mich nicht wirklich an den gestrigen Abend erinnern, ein alkoholbedingter Amnäsie-Schleier ist über mein Erinnerungsvermögen gefallen....

Dabei fing alles ganz harmlos an – wir wollten bloss ein paar Bierchen mit ein paar Freunden im Irish Pub trinken, und weil ich kein Guiness mag, bestellte ich eben Desperados (DAS mag’ich nämlich!)

Eigentlich ist Desperados ja ein richtiger Lügenbaron.....“Bier“ steht auf der Flasche, dabei ist es eigentlich gar kein Bier, zumindest nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot....eher ein Biermixgetränk – und obwohl Desperados einen auf mexikanisch macht, kommt das Gesöff schlicht und einfach aus Fronkreisch, genauer gesagt aus der

Brasserie Fischer
67300 Schiltigheim – France (klingt dazu auch noch recht unfranzösisch!)

Wohl ein jeder wird die Glasflasche mit dem grün-roten Aufdruck, in dem 0,33 ml des goldgelben, klaren „Biermischgetränkes“ locken, schon mal irgendwo gesehen haben? In Kneipen oder Bars wird die Flasche mit einem Zitronenschnitz im Hals (der Flasche) serviert, ursprünglich dazu gedacht, den Flaschenhals damit abzuwischen und vom Staub u. Rost des langen Weges nach Deutschland zu befreien – aber weil wir Deutschen ja etwas begriffsstutzig sind, hat es sich wohl so eingebürgert, die Zitronenscheibe in die Flasche zu stopfen.

In Kneipen kostet eine Flasche zwischen 3,50 € und 4,00 €, an der Tankstelle muss man zwischen 2,00 € und 2,50 € hinlegen und im Supermarkt hab ich das Gesöff noch nicht gekauft!

Der Geschmack des Getränks ist eben...ja...GESCHMACKSSACHE, ich persönlich finde ihn sehr erfrischend, süffig, leicht säuerlich und LECKER halt! Nur – warum ist mir jetzt so fürchterlich schlecht?

Neben meiner Schlafstätte finde ich eine leere Flasche, und nach mehreren unkoordinierten Versuchen gelingt es mir, selbige zu greifen und die verschwommene Aufschrift zu studieren (also, EIGENTLICH ist sie nicht verschwommen....liegt wohl an meinem getrübten Blick) und was muss ich lesen:?
BIER AROMATISIERT MIT TEQUILA
Zutaten: Wasser, Malz, Mais, Glukosesirup, Kohlensäure, Aroma (Tequila, etherische Öle, Pflanzenextrakt), Säuerungsmittel Zitronensäure; E330, Hopfenextrakt, Antioxidatonsmittel Ascorbinsäure E300 – AUTSCH, das klingt ja nach einem hübschen Gepansche!

Zucker, Glukosesirup und etherische Öle...na, kein Wunder, das mir der Schädel brummt!

Hinzu kommt, das Desperados mit 5,9% vol. Alkoholgehalt doch deutlich besser bestückt ist als gewöhnliche, reine Biere....das heisst: KNALLT GUT INNE BIRNE REIN!

Aber soviel hab ich doch gar nicht getrunken....oder doch? Ich versuche, mich zu erinnern, als mein Magen auf einmal „Brechalarm“ meldet....schwindelnd taumele ich gen Toilette....also....so richtig bekömmlich ist das Gebräu nun irgendwie auch nicht, muss wohl an der abenteuerlichen Zutatenliste liegen....oder doch an der Menge?

Und heiser bin ich auch.....“Du hast doch mit dem Bruder vom Barkeeper „Say a little prayer“ gesungen, kein Wunder!“ vermeldet mein Herzblatt....schamesrot vergrabe ich mich wieder in den Kissen und hoffe, das mein Erinnerungsvermögen NICHT wiederkommt...“Say a little prayer“...und JEDER hat’s gehört....Sensemann, ich bin bereit, komm und hole mich!

Leider tut mir der olle Tod den Gefallen nicht, und so muss ich leidend ausharren, bis die Symptome der Desperados-Überdosis abklingen....abends um 20.00 Uhr entleert sich dann noch mal mein Magen, nachdem ich den ganzen Tag auf der Couch geschwächelt habe, begleitet von den schadenfrohen Spässen des Mannes, den ich liebe – was kann’s schöneres geben?

Fazit – Desperados ist lecker, Desperados ist erfrischend.....und ein, zwei Flaschen sind auch voll im Rahmen – aber wer vorhat, sich mit Freunden bis zum Verlust der Muttersprache zu betrinken, sollte das doch mit einem anderen Getränk zelebrieren, denn bekömmlich ist Desperados aufgrund der abenteuerlichen Zutatenliste NICHT! Und „Say a little prayer“ hätte ich sonst auch NIE gesungen!
Ich SCHWÖRE!