Sony Ericsson T68 Testbericht

Das Kommunikations-Talent T68

Das Ericsson-Handy T68 in allen Details zu beschreiben, ist ein sehr aufwändiger Job - Du solltest Dich also auf einen längeren Bericht einstellen... Mir ist tatsächlich noch kein Handy untergekommen, das derartig vielfältige Features bietet und im Grunde nichts auslässt, was derzeit in diesem Bereich möglich ist.

Das Design
Auffällig am T68 ist zunächst das Design. Es ist erstaunlich klein und mit 84g deutlich leichter als das Siemens S45, das ich vorher hatte. Die geschwungenen Formen sind Geschmacksache, aber zumindest ungewöhnlich. Unter dem Bildschirm sitzt ein kleiner Joystick-Nippel, in Ericsson-Blau gehalten. Die silbrigen Tasten wirken irgendwie billig, der Aufdruck scheint aber soweit abriebfest zu sein.
Ein sehr sinnvolles Design-Detail ist der gummierte Gehäuserücken. Dadurch liegt das Handy gut in der Hand und rutscht auf glatten Tischoberflächen nicht. Mein S45 konnte ich noch über den Tisch jagen, wie ein Barkeeper seine Whiskeys - das geht mit dem T68 nicht mehr, was man auch als \"lebensverlängernde Maßnahme\" verstehen kann.
Unten am Handy sind die Ericsson-üblichen Verbindungsbuchsen für Netzteil und Freisprecheinrichtung. Ich halte dieses Verbindungssystem für äußerst filigran und unpraktisch - im Dunkeln das Netzteil anzuschließen, ist nur mit sehr viel Übung möglich - dafür ist es aber mit einem kurzen Ruck nach vorne wieder (auch versehentlich) abgezogen...

Der Farb-Bildschirm
Ebenfalls ein echter \"Hingucker\". Die Farben sind sehr leuchtend - wesentlich besser, als damals beim Siemens S25, dem lange Zeit einzigen Farbhandy. Siemens baute danach (vorläufig) kein Farbhandy mehr, weil die Auflösungen der Farbdisplays nicht mit den Anforderungen an WAP und ähnliches mitkamen. Technologie und Auflösung haben sich in der Zwischenzeit natürlich stark verbessert - das T68 ist der Beweis. 256 Farben bei 101x80 Pixel bieten allerhand Darstellungsmöglichkeiten.
Die Bildschirmoberfläche ist übrigens erfreulich widerstandsfähig, was Kratzer angeht. Mein S45 war schon nach kurzer Zeit völlig zerkratzt, das T68 ist bisher komplett kratzerfrei. Die Oberfläche wirkt auch wesentlich härter.

Der Akku
Ich lade das Handy alle 2 bis 3 Tage auf, wobei ich es 24 Stunden am Tag eingeschaltet lasse und in dieser Zeit im Schnitt etwa 2 Stunden telefoniere. Eine erstaunlich lange Standby-Zeit, wenn man die helle Hintergrundbeleuchtung des Displays, die ständige GPRS-Bereitschaft und - während Autofahrten - das aktivierte Bluetooth bedenkt. Lauter echte Stromfresser, die Konstrukteure von Ericsson dürften aber ihre Hausaufgaben erledigt haben. Mein S45 war übrigens, was die Standby-Zeit angeht, keineswegs besser.

Das Handling
Wer das Handy nur kurz testet, wird zunächst mäßig begeistert sein - aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten wirkt das Menü auf den ersten Blick umständlich. Nach ein paar Tagen der Gewöhnung und wenn man die publizierten Tricks anwendet (Shortcuts, Menübutton u.ä.), dann kommt man aber bald recht gut klar. Ich hätte sicher Verbesserungsvorschläge (etwa wie beim Siemens die Möglichkeit, Funktionen auf die Zifferntasten zu legen), im Großen und Ganzen bin ich aber zufrieden und komme immer rasch ans Ziel, zumindest in punkto Handy-Bedienung...

Blinkender LED-Terror
Solange ich Ericsson kenne, blinkt bei jedem Handy links oben eine grüne LED. So auch beim T68. Die LED blinkt, solange eine Verbindung zum Handy-Betreiber besteht - in der Tiefgarage ist also Ruhe. Bei einem reinkommenden SMS blinkt sie schneller, allerdings nur für kurze Zeit, was die Sache als \"SMS-Warnung\" reichlich sinnlos macht.

Die grüne LED blinkt also vor sich hin, aber das stört wenigstens nicht - viel schlimmer ist da die blaue LED!
Diese blaue LED (rechts oben) blinkt, solange Bluetooth (s.u.) aktiviert ist. Tagsüber geht das ja, aber Nachts im Auto blitzt das Ding derart aufdringlich hell, dass jedesmal der ganze Innenraum ausgeleuchtet wird. Da das Handy ja sinnvollerweise im Sichtbereich montiert ist, ist dieses Blitzen während Nachtfahrten extrem störend. Ich habe mir daher eine Lasche aus Karton angefertigt, die ich oben über das Handy stecke, so dass dieser Bereich abgedeckt ist. Die grüne LED ist mit dieser HiTec-Lösung nicht mehr sichtbar, die blaue LED schimmert sogar durch den Karton(!), was aber zum Glück nicht mehr stört.
Eine völlig bescheuerte Einrichtung, diese blaue LED - fahren die Schweden denn niemals nachts Auto? Ich hoffe sehr, dass in diesem Punkt irgendwann ein \"Sohn von Eric\" Erbarmen hat und das Ding abschaltbar macht.


Die weiteren Features:

WAP, Email und SMS
der gut auflösende Bildschirm stellt bis zu 7 Zeilen dar und macht das WAPen dadurch recht übersichtlich. Nett ist auch, dass der WAP-Browser des T68 Farbbilder darstellen kann - damit beginnt dieses Medium allmählich Spaß zu machen, vor allem auch dank GPRS, der schnellen Datenübertragung.
Ein eingebauter POP3-Client erlaubt es, Email-Konten einzurichten, wie man es vom PC her kennt. Per GPRS wird man von einkommenden Mails auch sofort verständigt. Eine nette Sache, auch mobil per Mail erreichbar zu sein, bzw. Mails versenden zu können!
SMS, auch solche mit Überlänge, werden natürlich voll unterstützt. Für die einfachere Eingabe steht T9 zur Verfügung, die Eingabe der Sonderzeichen halte ich für ausgesprochen übersichtlich gelöst. Abspeichern kann man offenbar so lange, bis der Speicher voll ist, zumindest ist meine Liste schon reichlich lang.

GPRS, HSCSD
Zwei Datenübertragungsmodi, die im Vergleich zum üblichen Einkanal-Betrieb sehr flott sind. Da GPRS nach Datenvolumen verrechnet wird und nicht nach Online-Zeit, kann man jetzt auch in Ruhe die WAP-Seiten lesen, ohne ständig an den tickendenden Gebührenzähler denken zu müssen. Wieder ein Argument, WAP doch genauer anzusehen...

Tri-Bander
Das Gerät arbeitet auf den beiden europäischen Frequenzen 900MHz und 1800MHz und zusätzlich auf den US-amerikanischen 1900MHz. Damit kann es auch jenseits des Atlantik eingesetzt werden. In den USA fällt das Handy übrigens richtig auf - dort sind immer noch recht altertümlich wirkende \"Riesendinger\" üblich.

Infrarot
Bei meinem Windows XP-Notebook reicht es, das T68 mit aktiviertem Infrarot einfach in den Empfangsbereich des Notebook-Auges zu legen und schon wird das Handy vom System erkannt. Eine gute Sache - man kann so ganz einfach Hintergrundbilder und Sounds draufspielen, aber auch das Telefonbuch auf der Platte abspeichern und eine GPRS-Datenverbindung aufbauen, um unterwegs per Notebook ins Internet einsteigen zu können. Das alles funktioniert prächtig - auf der Ericsson Homepage finden sich auch allerhand Programme und Treiber, die diesen Datenaustausch unterstützen. Das T68 hat selbstverständlich auch ein eingebautes Modem, um jederzeit online gehen zu können.

Bluetooth
Eine sehr interessante Entwicklung ist Bluetooth, das das T68 souverän beherrscht. Mit dieser Technologie lassen sich unterschiedlichste Geräte im Nahbereich (ca. 10m) vernetzen. So kann zum Beispiel ein Bluetooth-fähiger Drucker kabellos an den PC angeschlossen werden oder mein Compaq-IPaq tauscht Daten mit dem Notebook. Im Fall des T68 ist Bluetooth vor allem in Verbindung mit einem speziellen Headset interessant - eine drahtlose Freisprecheinrichtung, die einfach ans Ohr geklemmt wird und ganz ohne lästiges Kabel zum Handy auskommt. Siehe dazu auch meinen Bericht zum Thema Motorola Headset!

Hintergrundbildchen und Klingeltöne
Eine hübsche Spielerei sind die ladbaren Hintergrundbildchen, natürlich in Farbe und mit ansehnlicher Auflösung. Photos sind sehr gut erkennbar - ich verwende zum Beispiel derzeit ein (mittlerweile leider historisches) Photo der \"Twin Towers\" oder manchmal auch die \"Mona Lisa\" in erstaunlicher Qualität.
Selbstverständlich lassen sich auch eigene Klingeltöne komponieren und per SMS, Infrarot oder Bluetooth empfangen und senden. Leider gibt es am T68 keine polyphonen Töne - es bleibt also beim handytypischen Gepiepse. Der Vibrationsalarm ist etwas schwach ausgefallen, hält aber ebenfalls wieder dem Vergleich mit dem S45 stand.

Adressbuch, Termine und mehr
Neben dem obligaten Adressbuch (auch mit Sprachwahl!) bietet das T68 recht umfangreiche Kalender und Terminfuktionen, die ich aber nicht nutze, weil ich dafür meinen Palmtop habe. Praktisch ist der Wecker, den man zB so einstellen kann, dass er nur an Arbeitstagen weckt, ein bedienungsfreundlicher Rechner und anderes.
Ausgesprochen brauchbar ist \"Codememo\". Hier kann man die unterschiedlichsten Usernamen und Passworte eingeben, die sich im Laufe einer Online-Präsenz so zusammensammeln (diverse Email-Konten, Serverpassworte, Yopi-Passwort, Bankomat-Code und vieles mehr). All das wird mit einem einzigen Passwort geschützt, das man sich praktischerweise aber merken sollte. Gibt man nun das richtige Passwort ein, erhält man die Liste der gespeicherten Codes. Gibt man ein falsches Passwort ein, erhält man ebenfalls diese Liste - aber mit völlig falschen Codes! Ein eventueller Dieb hat also kaum Freude damit.


Spiele
Klar gibt es jede Menge Spiele, die durch den Farbbildschirm zT richtig nett aussehen. Das einzige, das ich mir bisher näher angesehen habe und zeitweise verwende, ist \"Schifferl versenken\". Eine grafisch sehr hübsch gemachte und recht unterhaltsame Version. Offenbar läßt es sich über Telefon auch mit einem menschlichen Gegener spielen - mangels weiterem T68 im Bekanntenkreis habe ich das aber noch nie ausprobiert.


Ach ja - und man kann damit sogar telephonieren!
Und das mit sehr guter Sprachqualität, hoher Lautstärke und problemloser Mikro-Verständlichkeit. Im direkten Vergleich mit meinem alten S45 hat sich auch gezeigt, dass die Empfangs- und Sendeleistung ganz brauchbar ist. Beim damaligen Vergleich Siemens/Nokia hat das finnische Teil deutlich schlechter abgeschnitten - ich gehe daher davon aus, dass das T68 in diesem Punkt ebenfalls den Nokias überlegen ist.

Neues Betriebssystem
Beim Kauf meines T68 war damals noch die Erstversion des Systems drauf. Inzwischen hat es einige Updates gegeben - wie üblich in der Computerbranche, sind solche Updates meist ausgesprochen sinnvoll und wichtig. Angeblich gibt es mittlerweile die Möglichkeit, mein altes T68m auf den Stand des aktuellen T68i zu bringen. Damit wird GPRS noch etwas flotter und es gibt so \"wichtige\" Dinge wie ein \"Bildtelefonbuch\" - bei Anruf wird, wenn vorhanden, das Photo des Anrufers am Display gezeigt. Darüber hinaus bietet das Update aber auch Sinnvolles, wie eine verbesserte Standby-Zeit, höhere Stabilität und mehr.
Die Updates werden meist kostenlos im entsprechenden Service-Center durchgeführt. In Wien gehe ich zu diesem Zweck in die Wienerbergstrasse - auf den untenstehenden Homepages finden sich die jeweiligen Adressen.

Fazit
Das T68 ist für einen Technikfreak wie mich das derzeit beste Handy am Markt. Es bietet jede Menge Features, ist klein, leicht und qualitativ ausgezeichnet. Der Preis ist mit rd. 500,-- Euro ganz ordentlich, liegt aber im Bereich der Spitzenmodelle anderer Hersteller.

Das S45 war ein sehr gutes, aber relativ einfallsloses Handy. Nach ein paar Stunden kennt man alle Funktionen - besondere Ideen und Liebe zum Detail wird man kaum entdecken.
Ganz anders das T68. Hier ist die Funktionsvielfalt derart groß, dass ich auch nach Monaten noch auf praktische Details stoße, die ich vorher zu erforschen nie die Zeit hatte. Das Ding macht einfach rundum Spaß - dazu trägt natürlich auch der Farbbildschirm bei, der dem ganzen optische Freundlichkeit verleiht.

Links rund um das T68:
http://www.sonyericsson.com/
http://www.t68m.info/
http://www.tsixtyeight.com/Index.asp
http://www.esato.com/logos/colour/
http://members.shaw.ca/shawn.y/

Was ist MMS?
http://www.heise.de/mobil/tests/2002/06/03/mms/



UPDATE 1.6.2002
Ich habe gestern das seit kurzem lieferbare System-Update zum T68i durchführen lassen. Wer das ebenfalls vorhat, möge gewarnt sein: Auf jeden Fall vorher das Adressbuch auf den PC sichern! Es ist danach komplett leer und muss wieder von der SIM-Card herunterkopiert werden. Einträge, die nur im internen Speicher gestanden sind, gehen verloren.
Die WAP-Einstellungen werden ebenfalls gelöscht - also am besten vorher rausschreiben.
Der Rest bleibt, soweit ich das bisher beurteilen kann, erhalten (also zB die mühsam gefundenen Einstellungen für GPRS).

Was bringt's?
Üblicherweise bringt ein Update die Bereinigung zahlreicher kleinerer Bugs, einige Detailverbesserungen und das eine oder andere neue Feature.
Ähnlich hier: angeblich ist die Standby-Zeit jetzt besser und einige Fehler sind draussen, die mir in der letzten Version aber nicht weiter aufgefallen sind.

- Neu ist MMS, das allerdings von meinem Provider (ONE in Österreich) noch nicht unterstützt wird. Ich kann deshalb derzeit nichts dazu sagen.

- Neu ist auch, dass man jetzt viele Bilder ganz einfach draufspielen und wahlweise als Hintergrundbild verwenden kann. Bisher war nur ein eigenes Bild möglich. Der Bildbrowser mit Ausschnittsansicht, der jeweils 6 Bildsegmente anzeigt, ist nett und übersichtlich.

- Neu ist das Bildtelefonbuch - einer Nummer wird eines dieser Bilder, zB das Farb-Photo der Person, zugewiesen und bei Anruf angezeigt.

- Neu ist, dass man die Klingeltöne nicht bloss sehr nett editieren, sondern auch mit "optischen Effekten" versehen kann. So kann ein eigener Klingelton zB das Display blinken lassen oder die grüne LED. Ausserdem ist die Tonlänge und - innerhalb der Melodie - auch die Lautstärke variierbar.

- Neu sind "animierte Bildschirmschoner". Da diese Bildchen nur kurz erscheinen, bevor dann die Standard-Uhr kommt, ist mir der Sinn der Sache (noch?) nicht klar.

- Neu sind diverse Detailänderungen und Umstellungen im Menü. So wird die Tastensperre jetzt nicht mehr durch langen Druck auf C und YES aktiviert, sondern durch Menü-YES. Das geht etwas schneller, braucht aber Umgewöhnung.

- Neu ist die softwaremäßige Unterstützung der CommuniCam, die unten ans Handy gesteckt wird. Habe ich aber nicht und werde ich mir so bald auch nicht zulegen, denke ich.

Viele Spielereien, einiges Praktisches - auf jeden Fall macht das Update, wie ich meine, Sinn. Schließlich wird dadurch der "Spaßfaktor" erhöht...


UPDATE 20.8.2002
Eine wichtige Erkenntnis musste ich kürzlich gewinnen:
Das T68 ist _nicht_ wasserdicht. Zumindest das leicht salzige Wasser des Neusiedlersees hat unangenehme Auswirkungen auf die Funktion des Handys, wenn man es in der Tasche der Badehose vergisst...

Mein T68 funkt nun also in den ewigen Jagdgründen - und ich habe mir ein neues T68i zugelegt. Eine gute Gelegenheit, die Unterschiede hautnah mitzuerleben:

- Das Gehäuse ist von der Form her weitgehend identisch, aber das Material liegt angenehmer in der Hand.

- Die Farbgebung des Gehäuses wirkt wesentlich freundlicher (hellblauer Einsatz oben). Die Tasten haben ein gefälligeres Design und sehen nicht mehr so "billig" aus.

- Die Tastatur-Beschriftung leuchtet nun blau, was optisch zwar zunächst gut aussieht, aber die Lesbarkeit nicht gerade erhöht.

- Den praktischen, gummierten Akku-Rücken (rutschfest) gibt es leider nicht mehr.

- liegt es am Bluetooth des T68i oder eher an den aktuellen Treibern meines 3Com-USB-Bluetooth Adapters - aber jetzt kann ich endlich problemlos mit dem Notebook per Bluetooth und GPRS mobil ins Internet.

Mehr Unterschiede konnte ich nicht feststellen - Sony Ericsson beteuert ja auch, dass ein "altes" T68m mit dem Update zum vollwertigen T68i mutiert. Abgesehen von den optischen Details kann ich das weitestgehend bestätigen.