Sony MDR-EX70 Testbericht

Sony-mdr-ex70
ab 54,86
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Erfahrungsbericht von expansin

So klein und doch so groß

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Große Hörer sind out, kleine Hörer sind in! Mit der wachsenden Mobilität der Gesellschaft wächst auch die Anforderung an die Portabilität von Geräten. Die Uhr, das Handy und der MD-Player: Alles muß immer kleiner werden und am besten gleichzeitig mehr können.

Bei den sogenannten Inohrhörern ist jetzt wohl mit dem dem Sony MDR-EX 70 LP das Ende der Fahnenstange erreicht. Neben der Größe ist nämlich auch der Klang sehr wichtig. Können sich solche Winzlinge hier behaupten? Hat Herr Sonie hier ein winziges Gerät mit großem Klang geschaffen?


Die Technik/Handhabung

Frequenzgang: 6-23000 Hz
Maximale Eingangsleistung: 100 mW
Kabel: 1,2 m Länge
Gewicht: 4 g
Zubehör: drei verschiedene Größen "Ohrzapfen", Schutzbox

Um trotz der sehr geringen Größe, die Membran mißt nur 9 mm, einen guten Klang zu erreichen, geht die Firma Sony bei diesem Produkt neue Wege und kreirt den ersten geschlossenen Inohrhörer-Stereohörer. Er sitzt dabei wie ein Propfen im Gehörgang und verschließt diesen völlig.

Damit einher geht ein ähnlicher Effekt wie bei Ohropax: Man hört von der Umwelt so gut wie nichts mehr. Der Umgekehrschluß ergibt einen interessanten Vorteil dieser Technologie, die Umwelt hört nichts mehr vom eigenen Musikgeschmack. Vorbei die Zeiten diffusen Klanggewirrs bei der morgentlichen Bahnfahrt!

Wegen des Ohropaxeffekts sollte man diesen Hörer niemals im Straßenverkehr (z.B. Joggen) benutzen! Durch das geschlossene Bauprinzip sollte man zudem genauestens auf die Wiedergabelautstärke achten. Der Schall wirkt direkt auf das Trommelfell und das ist ein empfindlich Ding. Die Abhörlautstärken mancher Zeitgenossen führt direkt zum Ohrenarzt! Spätestens wenn die Bahn mitsingt wissen sie: Ich höre zu laut!

Um den Hörer an verschiedenen Ohrgrößen anzupassen, sind drei verschiedene "Ohrzapfenpaare" aus weichem Kunststoff beigelegt. Hat man sich einmal für die richtige Größe entschieden, so geht das Ganze wirklich angenehm ins Ohr und das dünne, leichte Kabel hat man ebenfalls schnell vergessen. Die abnehmbaren Ohrenzapfen lassen sich regelmäßig mit milder Seifenlauge säubern. Danach kann man die Hörer bequem in der mitgelieferten Schutzbox verstecken, welche allerdings die Kabel nicht mit aufnimmt.


Der Klang

Im Baß wagt sich der geschlossene Winzling in nicht gekannte Tiefen vor und hämmert die Luftsäule gnadenlos ans Trommelfell. Dabei tritt bei manchen Live-Aufnahmen Gerumpel und Gegrolle so kräftig ans Ohr, das es einem Angst und Bange wird. Mehrmals schon habe ich die Wiedergabe angehalten, um vor einem imaginären Erdbeben unter den nächsten Türrahmen zu flüchten.

Es ist geradezu als würde Herr Sonie in der Art der alten Samurai eine Attacke gegen das Trommelfell reiten! Im Interesse der eigenen Sicherheit sollte man alle Bassverstärkungsschaltungen, etwa bei Minidisc, aus- oder auf einen niedrige Stufe schalten.

Den tiefen Tönen wollen die Höhen natürlich nicht nachstehen und das tuen sie auch nicht. Sie dringen klar und dynamisch auf die Reste des Trommelfells ein, die der Bass gelassen hat. Jedes noch so kleine Rauschen wird gnadenlos aufgespürt und hörbar gemacht. Auf einigen Aufnahmen habe ich so schon Sachen gehört, von deren Existenz ich vorher noch nichts wußte.

Leider gehört zu einem ausgewogenen Klang auch nach der für das Ohr so wichtige mittlere Frequenzbereich. Die Mitten eilen verzweifelt ihrem hoch zu Roß sitzenden Herren zu Fuß hinterher, wenn er auf das Ohr zustürmt. Dabei geraten sie so aus der Puste, das es schnell klirrt und verzerrt.

Jeder noch so kleine S-Laut wird dem Hörer unbarmherzig entgegengeschleudert. Auch ein Schlagzeug kann zu einem echten Problemfall werden. Ich würde mir weichere und natürlichere Mitten und vor allem Stimmwiedergabe wünschen. Der Sony reagiert sehr empfindlich auf schlechte Aufnahmen und davon gibt es leider viel zuviele.

Abmildern kann man den Effekt durch das Herunternehmen der Lautstärke. Für meinen Geschmack kommt man dabei aber schnell an die Grenze der Hörbarkeit: Wenn keine Verzerrungen mehr auftreten, ist dann einfach zu leise. Etwas mehr Belastbarkeit wäre wünschenswert, für Lauthörer ist dies ein Fehlkauf!

Das Hören bspw. von Oldies kann geradezu zur Qual werden! Bei klassischen Hit "Mr. Tambourine Man" von den Byrds etwa (ist auf einer Sampler MD, die es gratis zu einem 10 Pack Leer-MDs gab. Danke Herr Sonie!), hat man das Gefühl, das Tambourine sollte einem ins Hirn gerammt werden. Das tut doch weh!


Fazit

Dieser Edelhörer bietet mehr als seine vergleichbaren offenen Kollegen, die man sich einfach in die Hörmuscheln klemmt. Mit dem Teil kann man wahre Tiefbassorgien feiern! Bei exzellenten Aufnahmen überrundet er die Konkurrenz locker, bei miesen, älteren Produktionen und größeren Lautstärken kann es aber wahrlich gruselig werden. Dieser Sproß von Herrn Sonie ist ein Freund gemäßigter Töne, deshalb nur *** und eine durchschnittliche Klangbewertung von mir.

Hohe Abhörlautstärken sollte man sich allerdings mit Blick auf das Hörvermögen sowieso lieber verkneifen. Dann ist der kleine schon eine gute Alternative zur großen Konkurrenz der Bügelhörer. Gewöhnungsbedürftig ist die Dämpfung von Umgebungsgeräuschen. Vor dem Kauf unbedingt probehören!

13 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Netti1982

    24.02.2002, 12:30 Uhr von Netti1982
    Bewertung: sehr hilfreich

    wie immer sehr gut, Kompliment von Netti