Sophie Scholl - Die letzten Tage (DVD) Testbericht

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ab 7,51
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Erfahrungsbericht von Branne

Sophie Scholl: Gesetz vs Gewissen

Pro:

ein gefühlvoller Film, der auch dank der außergewöhnlichen schauspielerischen Darstellung zum Nachdenken anregt

Kontra:

Kinokarten mußten rechtzeitig bestellt werden

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich euch etwas über einen Film erzählen, den ich letzten März mit meinem Praktikumsgeschichtsleistungskurs im Rahmen eines Kurstreffens gesehen habe.

>>Die Entscheidung<<
Anfangs war ich skeptisch, schließlich hatte ich vor Ewigkeiten im Religionsunterricht die \"Weiße Rose\" als Film gesehen. Das wird bestimmt nur ein billiger Abklatsch habe ich mir gedacht und die auf der Berlinale ausgezeichnete Julia Jentsch war mir bis dahin auch noch nicht bekannt. Außerdem habe ich bei Filmen, deren Inhalt mir schon bekannt ist, Angst, daß es mir langweilig wird. Den letzten Ausschlag hat eigentlich mein Praktikumkurs gegeben, der für den damaligen Abend ein Kurstreffen im Kino anberaumt hatte.


>>Sophie Scholl - Wer war das?<<
Als Bürgermeistertochter am 9.Mai 1921 in Forchtenberg geboren, tritt Sophia Magdalena Scholl zunächst in den BDM ein. Als 19-jährige beginnt sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin, die im Arbeitsdienst erste negative XX zum Nationalsozialismus entwickelt. 1940, nach Aufnahme ihres Biologie- und Philosophiestudiums in München kommt sie durch ihren Bruder, den Medizinstudenten Hans Scholl, in Kontakt zu denjenigen, aus denen sich später die Mitglieder der \"Weißen Rose\", einer studentischen Widerstandgruppe, rekrutieren. 1943 -und hier setzt der Film ein- ist sie erst mal an aktiv an den Flugblättern beteiligt, die am 18.Feburar 1943 in der Uni verteilt werden. Noch am gleichen Tag verhaftet, wird ihr binnen 3 Tagen nach einigen Verhören der Prozeß gemacht, von Freisler wird sie zusammen mit Hans Scholl und Christoph Probst zum Tod verurteilt und am gleichen Tag hingerichtet.


>>Die Atmosphäre im Kino<<
Viele werden ja sicherlich fragen, warum ich etwas über die Atmosphäre schreibe. Für mich ist es allerdings recht wichtig, schließlich wird man in der Wahrnehmung des Films auch von seinen Nachbarn beeinflußt. Der Kinosaal war bis auf den letzten Platz ausverkauft, womit ich eigentlich nicht gerechnet hatte, schließlich redet man ja recht häufig von der Geschichtsverdrossenheit der Jugend. Die war - und zu ihr zähle ich mich mit 20 Jahren auch noch- im Kino recht stark vertreten und schaute gebannt auf die Leinwand. Bis auf das Handy eines älteren Zuschauers gab es eigentlich keine besonderen Vorkommnisse, die Atmosphäre war konzentriert-ruhig, an einigen Stellen -so z.B. wenn der Hitler recht ähnlich sehende Assistent Sophia Magdalena Scholl, wie sie im Film genannt wird, bewacht. Kollektiv strafende Blicke gab es auch, als einige Mitvierziger das Kino verließen, vielleicht waren ihnen die knapp zwei Stunden Film ja zu anstrengend.


>>Wer spielt mit<<
Hauptrollen
Sophie Scholl - Julia Jentsch
Hans Scholl- Fabian Hinrichs
Robert Mohr - Alexander Held
Else Gebel - Johanna Gastdorf
Roland Freisler - André Hennicke

Nebenrollen
Christoph Schmorell - Johannes Suhm
Willi Graf - Maximilian Brückner
Robert Scholl - Jörg Hube
Magdalena Scholl - Petra Kelling
Werner Scholl - Franz Staber
Gisela Schertling - Lilli Jung


>>Gesetz vs Gewissen (Inhalt)<<
Im Atelier eines befreundeten Künstlers, der sich zur Zeit in Polen aufhält, treffen sich regelmäßig die Mitglieder der Weißen Rose, so auch im Februar 1943. In Abendlichen Extraschichten werden Flugblätter gedruckt, die meist verschickt werden. Als jedoch einige Flugblätter übrig sind, beschließt Hans Scholl, diese in der Uni zu verteilen. Zusammen mit seiner Schwester Sophie macht er sich am Morgen des 18.Februar auf den Weg in seine Uni, obwohl viele seiner Mitstreiter dieses Unterfangen als zu gefährlich einstufen. Er nehme alle Schuld allein auf sich beteuert Hans, und läßt sich davon nicht abringen. Seine Schwester Sophie -ein \"Mädchen von nebenan\"- die zu Beginn des Films mit ihrer besten Freundin Musik hört, hat eine Erklärung parat, falls sie erwischt werden sollen. Schließlich wollte sie nach Ulm fahren, um neue Wäsche bei ihren Eltern zu holen, wie dies Studenten nun mal machen. Das Erklärt sie später auch im Verhör mit Robert Mohr. Erst mal muß sie aber verhaftet werden. Nachdem die beiden nämlich kurz vor Ende einer Vorlesung die Flugblätter verteilt haben, geraten sie an den Hausmeister, der alles beobachtet hat und die beiden ihrem Schicksal überläßt. Im Folgenden wird eine Schilderung der letzten fünf Tage der Sophie Scholl- wie der Untertitel des Films schon vermuten läßt- gezeigt, zwischen Hoffen und Bangen, zwischen Gesetz und Gewissen. Während Sophie Anfangs noch ihre Unschuld beteuert und kurz vor der Freilassung steht, gibt ihr Bruder schließlich alles zu. Und auch Sophie sagt aus. Obwohl ihr der Vernehmungsbeamte Robert Mohr eine Brücke baut, die sie vor dem sicheren Tode rettet, steht sie zu sich selbst und ihrem Handeln, was auch ihre Zellengenossin Else Gebel, eine Kommunistin, die aufpassen soll, daß Sophie keinen Selbstmord begeht, beeindruckt. Während Sophie zu Beginn des Films bzw. das unpolitische junge Mädchen spielt, entwickelt sie sich im Verhör zu einer selbstbewußten Frau. Sie steht zu ihrer Überzeugung und legt diese auch fundiert ihrem Gegenüber, der mit den üblichen Naziparolen (Versailler Diktat, Scheiß Demokratie) etc. kontert, dar. Sie erklärt sie, daß sie nach ihrem Gewissen gehandelt hat, schließlich könne man dieses im Gegensatz zum Gesetz nicht ändern, die Brücke lehnt sie ab, Schließlich möchte sie ihre Mitstreiter aus der Weißen Rose schützen ...
Zum Schauprozeß, der 5 Tage später abgehalten wird, kommt Richter Roland Freisler extra aus Berlin. Der cholerisch wirkende Mann, der Sophie, Hans und Christoph allesamt als schmarotzende Studenten auf Staatskosten darstellt, handelt nach der Devise: Wer schreit, hat Recht und somit ist auch, klar, daß er die drei wegen Hochverrat zum Tode verurteilt.
Ohne die sonst üblichen 99 Tage Aufschub werden die drei hingerichtet, unter der Guillotine, kurz zuvor ist ihnen jedoch eine letzte gemeinsame Zigarette vergönnt...


>>Umsetzung<<
Der Film von Marc Rothemund wirkt zeitlos, viele der im Kino anwesenden hatten das Gefühl, sich mit Sophie oder Hans identifizieren, nein sage ich lieber sie verstehen zu können. Allein schon die Kleidung, die sie trug wirkte, als würde sie wie viele im H&M einkaufen, genau so zeitlos sind die Details. Einzig und allein die Hakenkreuze -die aber nur ab und an als Fahne an Gebäuden auftauchen-, uniformierten Männer und ein Gespräch über Lebensmittelkarten lassen uns erkennen, daß wir uns in den \'40ern befinden. Natürlich auch die Einblendungen des jeweiligen Tages. Erwähnen möchte ich noch die Schlußszene, man sieht Sophies Kopf in der Guillotine, doch ehe diese fällt wird das Bild schwarz, man hört nur noch Schritte, Schritte und andere Geräusche, die oftmals im Film mit Trommeln den Takt angeben und den Spannungsbogen untermalen.


>>Ideen<<
Im Film wird viel mit Bildern und Symbolen gearbeitet, so spielt zum Beispiel die Sonne eine wichtige Rolle, die \"Sonne scheint\" sagt Sophie, bevor sie
getötet wird, die Sonne vielleicht als Hoffnung für ihre Idee? Kurz vor ihrem Tod hat Sophie auch einen Traum, sie sieht sich als eine Schwangere, die an
einer Klippe steht, während sie das Kind bekommt. Sie kann das Kind noch retten, ist aber dann selbst nicht mehr in der Lage sich zu retten. Als Sophie dann -kurz vor ihrer Hinrichtung- in eine kleine Zelle kam, um ihre letzten Worte abzufassen, hatte ich das Gefühl, das Sophie gerade ihre Idee „geboren\" hat, die Schreie, die sie von sich gegeben hat, erweckten zumindest den Eindruck.


>>Die Lacher<<
Zumindest bei dieser Vorstellung wurde im Film gelacht. An bestimmten Stellen, so z.B. als Vernehmer Mohr seinen Hitler äußerst ähnlichen sehen Assistenten in sein Zimmer bat, um Sophie zu bewachen. Das dieser Assistent dann noch einen Österreichischen Akzent hatte tat sein übriges. Das war dann so zu sagen auch der Runiggag in diesem sonst sehr gefühlvoll-ernsten Film. Immer wenn Mohr seinen Assistenten, bei denen viele sicherlich \"Hatler der Butler\" aus der Wixxer in Erinnerung kam, kam eine kurze aufheiternde Welle. Aber auch der leicht cholerisch wirkende Richter Freisler, dem einige eine Ähnlichkeit –zu mindest im Gesicht- mit Joseph Goebbels rumsprachen, seine Parolen abließ, kam es zur Erheiterung, ebenfalls als Mohr seine Naziparolen á la Versailler Vertrag abließ und meinte, daß die Demokratie in Deutschland keine Chance habe. Das war dann eher ein *tztz* Aufstoß, der durchs Kino ging.


>>Schauspieler<<
Da wäre natürlich allen voran Julia Jentsch als Sophie Scholl zu nennen. Auf Sophie ist der Film zugeschnitten, wir begleiten sie durch den ganzen Film,
durch die Verhöre etc., während zwar Hans Scholl das gleiche widerfährt, er jedoch in den Situationen nicht gezeigt wird, schließlich heißt der Film ja
Sophie Scholl. Julia Jentsch gelingt es, Sophie Scholl überzeugend darzustellen, obwohl sie die ganze Zeit lang im Focus ist. Besonders während des Verhörs fand ich ihre Darstellung gelungen, als sie es schaffte, den von Alexander Held ebenfalls gut verkörperten Durchschnittsnazi Robert Mohr \"an die Wand zu spielen.\" Julia alias Sophie gelingt es, den Durchschittsnazis einen Spiegel vorzuhalten, denn im Gegensatz zu diesen hatte Sophie Scholl eine Idee, eine Überzeugung, für die sie eingetreten ist, und das kauft man Julia Jentsch auch ab, als sie „Ich habe es getan und ich bin stolz darauf” sagt, bevor sie ihr bzw. Sophies Todesurteil unterschreibt. Auch gefühlvoll-überzeugend spielt Johanna Gastdorf die Else Gebel, Sophies Mitinsassin im Gestapogefängnis. Fabian Hinrichs als Hans School war nicht nur gut aussehend, sondern überzeugte auch wie Julia Jentsch dadurch, daß er die Message vertrat: Wir sind eigentlich ganz normale Jugendliche, wie du und ich, die aber ein Zeichen setzten wollten und eine Überzeugung hatten, die Sophie anfangs im Verhör verleugnete. Besonders jugendlich-keck fand ich dann ihre Antwort auf Mohrs Aussage \"Dann sind ja alle entweder Nazis oder Unpolitisch\" - >>Das ist ja genau was sie wollen<<. Auch eine Erwähnung Wer ist André Hennicke als grotesker cholerischer Richter Roland Freisler. Auch wenn die letzten Szenen total lächerlich-überzogen wirken, stellen sich noch viele heute die Nazis so vor: Wer schreit hat recht, und was ich sage ist Gesetz.


>>FSK 12<<
Zwar wirkt der Film auf den ersten Blick recht harmlos und oberflächlich, wenn man sich jedoch weiter mit ihm auseinandersetzt, so z.B. mit dem Thema Gewissen und Gesetz, so finde ich es doch leicht verfrüht, 12-jährige ohne Begleitung ins Kino zu lassen, zumal 12-jährige kaum einen Bezug bzw. eine Vorstellung zur damaligen Zeit haben, da der Nationalsozialismus –zumindest in NRW- meist erst im Geschichtsunterreicht der Klasse 10 behandelt wird, wenn auch Gebiete herausgegriffen werden, als die die hier im Film gezeigt werden. Wenn ich bedenke, daß auch ich als 20-jährige schon heftigste Probleme beim Verarbeiten habe, dann frage ich mich, wie es ein 12-jähriges Kind, meist ohne Begleitung der Eltern, mit denen man sich evtl. über den Film austauschen könnte, schaffen soll, mit dem Film fertig zu werden. Was ich allerdings lobend erwähnen muß, ist, daß auf der zum Film gehörigen Website ein Download als begleitendes Material für den Filmeinsatz im Schulunterricht beiliegt.


>>Was habe ich mitgenommen<<
Ich habe schon während des Films darüber nachgedacht, wie Sophie sich gefühlt haben muß, beim Verhör habe ich mir vorgestellt, wie es wäre, solch einem Druck ausgesetzt zu sein, erst konsequent zu lügen, und dann die Sache mit Herzblut zu verteidigen. Zum Nachdenken gebracht -und damit habe ich noch nicht aufgehört- hat mich allerdings die Einlassung über Gewissen und Gesetz. Ich habe den Film so verstanden, daß der Film in gewisser Weise den Anspruch hat, zeitlos zu sein und zum Nachdenken über Zivilcourage, Ehrlichkeit und Treue zu sich selbst bringen möchte. Ich kann den Film eigentlich jeden ans Herz legen, der 2 Stunden einen Einblick in die letzten Stunden des kurzen Leben der Sophie scholl bekommen möchte und vergebe deshalb 5* für einen Film, der mich Positiv überrascht und zum Nachdenken gebracht hat.

23 Bewertungen, 4 Kommentare

  • bea1502

    26.10.2007, 20:34 Uhr von bea1502
    Bewertung: sehr hilfreich

    super... toller bericht! lg bea

  • frankensteins

    22.07.2007, 19:33 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    den Fillm kenne ich noch nicht, denke aber das ich ihn mir bei Gelegenheit kaufen werde, kenne nur Bücher von den Geschwister Scholl lg

  • Buehli

    01.12.2006, 05:48 Uhr von Buehli
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein interesanntes Thema

  • anonym

    20.03.2006, 18:47 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    und hab ihn immer noch nicht gesehen