Antigone (Taschenbuch) / Sophokles Testbericht

...und sogst mein Blut im Stillen. (Kreon zur Antigone)



Liebe Leserinnen und Leser,

in der Schule habe ich bereits im letzten Schuljahr das Vergnügen mit Sophokles\' ANTIGONE gehabt. Es geht darum, dass ein Mensch, in dem Fall Antigone, dafür bestraft wird, weil sie ihren toten Bruder nach all den Sitten und Riten begrabt, obwohl dies von ihrem Onkel Kreon, der König von Theben ist, strikt untersagt worden ist. Wieso ist der Bruder tot? Nun, um genau zu sein, hatte Antigone zwei Brüder gehabt und es ging darum, wer der Nachfolgekönig von Theben wird. Da nun beide ziemlich heiß auf den Chefsessel waren *g*, bekriegten sie sich, dabei kamen beide um - und da deren Onkel der nächste Verwandte der Familie war, wurde dieser zum König von Theben.

Im Buch geht es nun um Recht und Gerechtigkeit, um das Schicksal der Antigone und die Folgen ihres Handelns. Das Besondere an der Tragödie ist das Verhalten der Beteiligten: Kreon zeigt keine Gefühle für seine eigene Familie, beharrt auf seinen Befehl, begründet dies, weil er ja im Namen des Staates gehandelt habe. Antigone sieht das natürlich anders, denn jeder habe eine ehrenvolle Bestattung verdient. So entsteht eben dieser Konflikt und es geht hin und her, es wird spannend und man weiß nicht, wie die \"Geschichte\" ausgehen wird. Aber, da es nun mal eine Tragödie ist, kann man wohl kaum mit einem Happy End rechnen.

Wie ist nun der Schreibstil von Sophokles? Natürlich ist das nun kein zusammenhängender Text, denn ANTIGONE besteht ausschließlich aus Versen und Strophen. Ein wichtiges Instrument im Buch stellt der Chor dar, der manchmal wie eine Art Kommentator handelt, in anderen Situationen aber als direkter Berater des Königs ins Stück eingreift. Auch versucht er dem Zuschauer bzw. hier Leser (früher war das ja ein Theaterstück, was in den antiken Theaterhäusern vorgetragen wurde!) immer zu informieren, was denn passiert ist, etwa am Anfang, als man nicht genau weiß, was passiert ist und der Chor die Geschichte der beiden Brüder erzählt, die sich gegenseitig umbringen.

Sicherlich ist das Buch nicht leicht zu reden, nicht umsonst wird es als Lektüre in der Oberstufe am Gymnasium behandelt. Hat man aber eine gewisse Routine im Lesen von solchen antiken Büchern, dürfte das hier nicht allzu schwer werden. Vieles versteht man zwar nicht gleich auf Anhieb, aber man versteht es. Klar, in der Schule wird auch viel interpretiert (meiner Meinung nach zu viel...) aber genau das macht das Stück so interessant: es gibt viele Wege, bestimmte Situationen zu charakterisieren, zu beschreiben und zuzuordnen. Aber ich will mal bezweifeln, dass sich Sophokles allzu viele Gedanken dazu gemacht hat, wie tiefgehend sein Stück werden würde.

Nun, ich habe das Buch nicht ganz mit Freude gelesen, ich wurde ja dazu genötigt, aber letzten Endes fand ich es nun doch ein wenig spannend, vor allem die Handlung hat mir sehr gut gefallen, weil sie eben so tragisch ist und der Leser fast schon ein Ohnmachtsgefühl wahrnimmt und sich frägt: \"Gottchen, ist Kreon \'ne dumme Nuss!\" Aber gut, man muss sich hineinversetzen können und dann eröffnen sich einem neue Interpretationsweisen, neue Erklärungen, aber gut, ich will nicht vom Thema abschweifen...

Mein Fazit fällt heute also recht positiv aus, ich kann das Buch jedem empfehlen, der in der Schule viel Lektüre lesen muss und Interpretationen üben will, denn dazu eignet sich das Buch auch besonders gut...

Das Buch ist im Reclam-Verlag erschienen, hat 64 Seiten und ein potthässliches Cover (so ein grässliches Nichts in Gelb...), aber bei einem Preis von € 1,60 kann man gut und gerne ein Auge zudrücken - ins Regal würde ich es mir aber trotzdem nicht stellen.

4 Sterne + Empfehlung.


Vielen Dank für\'s Lesen,
euer Christo



Dieser Bericht ist auch auf ciao.com erschienen.