Soulfly 3 - Soulfly Testbericht

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Erfahrungsbericht von Ophidicism

Der Absturz

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Soulfly - eine Band, die zwar nicht weltbewegendes auf die Steine gestellt hat, aber mit dem Debüt \"Soulfly\" 1998 und dem Nachfolger \"Primitive\" 2000 zwei unterhaltsame Nu Metal veröffentlicht hat. Vielleicht hat sie sogar die Entwicklung dieses verpönten Stils maßgeblich beeinflusst. Denn Soulfly sind eigentlich Sepultura - und die haben mit \"Roots\" 1996 einen Klassiker eingespielt, auf den sich viele Bands immer noch berufen. Der Rest dürfte bekannt sein: Max Cavalera streitet sich mit seinen Bandkollegen (Diese wollten sich von Managerin Gloria trennen - zufällig nunmal auch die Ehefrau von Max) und steigt beleidigt aus. Sepultura verschwinden in der Versenkung (anders kann man den Zustand, den die beiden Alben \"Against\" und \"Nation\" auslösten, wohl nicht nennen) - während Max mit Soulfly weltweite Erfolge feiert. Sepultura machten ihren Thrash-Roots wenig Ehre, indem sie den Cro-Mags nacheifern - Max zieht sich geschickter aus dem Schlammassel: Er führt den \"Roots\"-Stil fort. Das passt zwar den alten Sepultura-Fans nicht, doch zieht viele neue Fans an. Schließlich wurden Soulfly im Zuge der Welle richtig Hip.

Das erste Album klang noch ein wenig unkoordiniert - aber es wartete mit einer ungezügelten Energie auf (was sicherlich auch ein wenig dem Produzenten Ross Robinson (Korn, Slipknot) zu verdanken war), die Soulfly in dieser Form nie mehr erreichten. Mit \"Bleed\" war außerdem der Soulfly-Hit schlechthin vertreten. Das Album wirkte vielleicht auch aufgrund seiner vielen Gastbeiträge etwas zerpflückt. Unter anderem gaben sich Dino und Burton (beide Ex-Fear Factory), Fred Durst (den damals noch kein Schwein kannte), Benji (Ex-Dub War, heute Skindred), Chino (Deftones) und viele andere mehr die Klinke in die Hand. \"Primitive\", strukturierter als der Vörganger, aber ohne den früheren Charme, endete ebenfalls in einem Gastmassaker, hier konnte man unter anderem Tom Araya (Slayer), Corey (Slipknot), Asha Rabouin (eine Soul-Sängerin, die das göttliche \"Fly High\" veredelte), Grady Avenell (Will Haven - eine der Lieblingsbands von Max) zu hören bekommen. Bei \"3\" hat Max die Gastauftritte auf ein Minimum beschränkt. Asha darf nochmal ran, sein Stiefsohn Ritchie, Christan Machado (von den Soulfly-Soundalikes Ill Nino), sowieso Greg Hall und Wiley Arnett von den aufgelösten Sacred Reich (denen Max eine Coverversion gespendet hat). Diesen beschränken aufs Minimum ist vielleicht auch für \"3\" etwas bezeichnend, denn...

...irgendwie hört sich die Scheibe an, wie wenn Max nicht so recht gewusst hätte, wo er mit dem Album hinsoll. Einerseits wollte er Soulfly treu bleiben - andererseits andere Dinge versuchen und machen. Ein Ziel war wohl die Beschränkung auf das Wesentliche, denn \"3\" klingt abgespeckter als die beiden Vorgänger, weniger Percussion hier, mehr Gitarren da. Aber da er sich wohl nicht sicher war, ob die Soulfly-Fans nicht vielleicht gerade diese Elemente mögen, hat er trotzdem versucht ihnen soviel Platz wie möglich einzuräumen. Man liest es schon heraus: Das kann gar nicht gut gehen. Man nicht versuchen, die Suppe einerseits salzfrei zu halten und sie anderseits tortzdem versalzen wollen. Ergo: Wo auch immer diese Tribal-Elemente auch auftauchen, sie wirken entweder deplaziert oder künstlich - etwas, dass auf den drei Vorgängern \"Roots\", \"Soulfly\" und \"Primitive\" nicht der Fall war. Weiterhin ist das Album wieder härter - mehr in Richtung \"Chaos A.D.\", dem 1993-Output von Sepultura. Mehr Thrash-Elemente, weniger Nu Metal. Aber: 90% der Soulfly-Fans sind Nu Metal-Fans. Also wieder soviel Nu Metal wie möglich rein. Und das Spiel beginngt von vorn. \"3\" wirkt wie nichts von allem und dabei ist doch alles dabei, wobei es eigentlich nichts ist. Doch das wäre wohl alles nicht so schlimm, wenn Max nicht derart unsicher gewesen wäre, dass er die Songs ganz vergessen hat. Denn Songwriterische Elemente hört man auf \"3\" nur schwerlich heraus. Irgendwie wirkt alles einfach irgendwie aneinander geklebt und wenig homogen. Frei nach dem Motto: \"Ich hab 346 Riffs für die Scheibe - und die spiel ich einfach mal hintereinander runter, fertig sind die Songs\". Außerdem musste Max sich die Riffs nichtmal groß ausdenken, denn jedes Riff auf \"3\" ist derartig Standard, dass es im Lexikon unter \"stinknormales Nu Metal-Riff, welches jede moderne, unerfahrene Newcomer-Band mindestens einmal pro Song benutzt\" aufgeführt sein konnte. Da verwundert es auch nicht sonderlich, dass Max den Soulfly-Song \"Eye For An Eye\" einfach nochmal aufgenommen hat, natürlich hier und da ein wenig umgestellt, und als \"Downstroy\" auf die Scheibe gepackt hat.

Das erste Mal als ich \"3\" in den Player schob, war ich einfach ratlos. Klar, die Offenbarung habe ich sicherlich nicht erwartet - aber das ?!? Mein Verdacht, nachdem ich die Single \"Seek´n`Strike\" vorab gehört hatte, bestätigte sich also: \"3\" ist ein knapp 60 Minuten langer Griff ins Klo. Von allen guten Geistern verlassen zockt sich Max in die musikalische Balanglosigkeit. Nach dem Opening-Trio \"Downstroy\", besagtes \"Seek`n´Strike\" und \"Enterfaith\" (bei die letzten 2 Minunten aus dumm klingendem Singsang besteht) hatte ich eigentlich schon die Nase voll - Drei völlig identitätslose Songs, die gern irgendwie eine Kreuzung zwischen Nu Metal und alten Sepultura wären. Fasznierend: Es bleibt kein einziger Ton hängen. Es ist einfach so, wie wenn es die Songs gar nicht gäbe. Natürlich wird es auch nicht besser: \"One\" ist wohl das langweiligste Stück, dass Max je aufgenommen hat. Christian Machado kämpft sich mit seiner von Chester (Linkin Park) geklauten Stimme durch die Strophen, während Max den Refrain schreibrüllt: \"Come Around, Come Around\" (der Satz muss wohl auf jede Soulfly-Platte drauf). Untermalt wird der Refrain von einem unglaublich ideenlosen Riff. Nee - das kann doch wohl nicht ernst gemeint sein ? Und muss man diese Langweilernummer (die übrigens nicht aus dem Strophe/Refrain-Muster ausbricht - nur kurz als irgendwelche Percussion reingequetscht werden musste, damit der Song auch nach Soulfly klingt) auf fünfeinhalb Minuten strecken ? Dann endlich der Lichtblick, \"L.O.T.M\" ist eine coole Up-Tempo Symbiose aus Old-School Thrasher und Nu Metal, der stellenweise sogar richtig groovt (Die Lyrics hat Max allerdings wieder mal aus den Texten der ersten zwei Scheiben gebastelt) - leider dauert der Spass nur 2 Minuten, die letzten 30 Sekunden bestehen wieder als Tribe´schen Buschgesängen. Wie erwartet steigt das Niveau nach diesem kurzen Aufschwung natürlich natürlich nicht: \"Brasil\" - musikalisch wieder völlig öde (Strophe mit viel Percussion - Bridge und Refrain mit irgendwelchen Standardriffs) und textlich komplett portugiesisch gehalten, wie man es teilweise von den Vergängern auch schon kennt. Natürlich hat Max mal wieder komplette Zeilen übernommen, so dass einem die ganzen Textpassagen, auch wenn man sie nicht versteht seltsam vertraut vorkommen. Eine Sprache hat sicherlich mehr als ein paar dutzend Wörter, oder ? Natürlich hat sie das. Und das führt uns auch zum nächsten Kritikpunkt: Max hat einfach nichts neues zu erzählen. Die Themen sind immer die gleichen. Seine Heimat Brasilien, seine tiefster Glauben zu Gott und sein ermordeter Stiefsohn D-Low, alias Dana Wells. Wundersam, aber Max will mir anscheinend Recht geben: Das folgende \"Tree Of Pain\" handelt (natürlich) vom Verlust geliebter Menschen, klar, dass da Dana ebenfalls eine große Rolle spielt. Über diese Nummer wurde im Vorfeld am meisten getuschelt. Mit über acht Minuten der längste Song, den Max je verbrochen hat. Und natürlich: Wenn ein Musiker einen lang Song aufnimmt, dann gilt dieser automatisch als reif (sowohl der Musiker als auch der Song). Reif ist hier allerdings gar nix, der Song zeigt vielmehr wie unreif und unentschlossen Max eigentlich ist. Nach dem gelungenen und höchst atmosphärischen Beginn, untermalt von Ashas bezaubernder Stimme, nimmt Max dem Song alle Stärken. Anstatt einen langsamen, melancholischen Song daraus zu stricken, kreischbrüllt Max wie am Spieß und brettert betont hardcorige Rhythmen ins Nirgendwo. Dann darf sein Stiefsohn Ritiche bekunden, wie sehr ihm sein Bruder D-Low doch fehlt. Wirklich schade, dass das ganze in einen unspektakulären Wutausbruch gepackt wurde. So berührt den Hörer höchstens das versönliche Ende, dass wieder von Asha veredelt wird, emotional. Reif ? Das ich nicht lache. Die drei Parts aus denen der Song besteht passen genauso gut zusammen, wie ein 3-Gänge Menü aus Marmelade, Fischsuppe und Motoröl. Anschließend demontiert die Band die Legende von Sacred Reich. Ich würde mir nach \"One Nation\" jedenfalls keine Sacred Reich-CD mehr kaufen. Arm, wenn man es nichtmal auf die Reihe bekommt einen guten Song anständig zu interpretieren. Noch viel ärmlicher finde ich allerdings, dass gleich zwei Sacred Reich-Musiker kräftig mithelfen ihren Status zu zerstören. Passend zur Thematik des Textes von \"One Nation\" dann der Tiefpunkt: Eine Schweigeminute für den 11. September. Gehts dümmer ? - Wetten, dass sich der gute Max damit nicht nur meine Sympathie verspielt hat. Egal, weiter im Text: \"Call To Arms\" ist eine 1:23-Minütige Hardcorenummer (so schnell sie gekommen ist, geht sie auch wieder - Besser ist das), \"Four Elements\" ist im Anschluss vielleicht noch die typischste Nummer auf \"3\", so dass ich dem Song sogar etwas abgewinnen kann. Allerdings wäre der Song wohl auf den ersten beiden Scheiben kaum als Highlight aufgefallen - natürlich hat in dem Gebolze noch einen Sitar/Perc-Part untergebracht). Danach kommt das dicke Soulfly-Ende: Der dritte Teil der \"Soulfly\"-Reihe, eine Coverversion von Chico Science (der ums Leben kam und auch auf jeder Soulfly-Scheibe bisher beweint wurde...) und ein reines Percussion-Stück \"Zumbi\" (Das Wort man auch schon von der ersten Scheibe). \"Soulfly III\" bietet wenig spannendes (die Magie des Stückes war allerdings auf \"Primitive\" schon verflogen), das Cover \"Sangue De Bairro\" bietet wiederrum viel Percussion und überzeugt wenig - im Abschluss \"Zumbi\" hat ein Bekannter von mir anscheinend die \"pefekte Vertonung der Freiheit\" rausgehört. Wenn er meint. Ich höre da nur stinkweiliges, weil völlig uninspiriertes Buschgetrommel raus, welches weder Atmosphäre versprüht noch packend inszeniert ist, geschweige denn unterhält. Ein wenig besinnlich wirds dann doch noch bei Hidden-Track, der angenehme Melancholie versprüht. Bezeichned, dass diese kleine Geplänkel als Hidden Track gewählt wurde und nicht als \"Zumbi\"-Ersatz...

Ich bin enttäuscht. Auf ganzer Linie. Auf \"3\" hat wirklich jede noch so unspektakuläre Passage Platz gefunden. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Mr. Cavalera diesmal selber produziert hat. Der Sound ist durchaus fett und gut, doch es gab eben keine Person, die ihn in seiner Euphorie bremsen konnte, um ihm nahezulegen über den einen oder anderen Part nochmal nachzudenken. Tja. Was will man machen ? Viele Fans mögen die Scheibe ja trotzdem (auch wenn mir das völlig unerklärlich erscheint) und solange das der Fall, hat \"3\" sein Ziel ja nicht unbedingt verfehlt. Ich kann schließlich auch ohne Soulfly leben...

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